Merkmale der Fachsprache in deutschen und spanischen Texten

"La Hispanofonía, la Lingüistica hispánioca y las academias de la lengua" von Klaus Zimmermann


Hausarbeit (Hauptseminar), 2013

17 Seiten


Leseprobe


Inhalt

1. Präliminarien

2. Fachsprachentexte
2.1 Fachtexte
2.2 Gemeinsamkeiten und Unterschiede: deutsche und spanische Fachtexte
2.3 Gliederung von Fachsprachentexten

3. Untersuchung auf Fachsprachlichkeit
3.1 Lexikalische Ebene
3.2 Syntax
3.3 Kohärenz und Kohäsion
3.4 Stil
3.5 Semantische Kontiguität
3.6 Zitat

4. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Präliminarien

Ziel dieser Arbeit ist es, das Textfragment La Hispanofonía, la Lingüistica hispánioca y las academias de la lengua: Propuestas para una nueva cultura lingüistica von Klaus Zimmermann der Universität Bremen aus dem Jahr 2010, erschienen in der Sammlung Nuevos hispanismos interdisciplinarios y trasatlánticos, Julio Ortega, Nuevos Hispanismos, auf Fachsprachlichkeit zu überprüfen. Vorangestellt werden kann die Vermutung, dass es sich bei einem spanischen Fachsprachentext um einen Text handelt, welcher eine erhöhte Frequenz von Latinismen aufweist. Dies mag nicht nur an der eigentlichen Fachsprachlichkeit, sondern an der spanischen Sprache liegen. Im Gegensatz zu deutschen Fachtexten, welche durch höherfrequentierten Einsatz von Latinismen eher als solche identifiziert werden können, müssen Lexeme im Spanischen besonders auf ihre Alltags- bzw. Fachtextrelevanz überprüft werden.

Im ersten Teil dieser Arbeit möchte ich auf Fachsprachentexte im Allgemeinen und daraufhin auf deutsche und spanische Texte im Speziellen eingehen. Bei dieser Untersuchung sollen die markanten Merkmale beider Sprachen im Hinblick auf Fachsprachentexte aufgezeigt werden. Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden untersucht und Fachsprachentexte werden untergliedert.

Im zweiten Teil dieser Arbeit wird der oben genannte Text auf Fachsprachlichkeit unter folgenden Aspekten untersucht: Textilluktion, Isotopie, semantische Kontiguität, Kohärenz und Kohäsion, Syntax, Stil, Textualität und schließlich die lexikalische Ebene. Im Schlussteil dieser Arbeit wird ein Fazit aus den gewonnen Erkenntnissen gezogen und zur Eingangsfrage Stellung genommen.

2. Fachsprachentexte

Wie bereits angemerkt, kann davon ausgegangen werden, dass nichtfachsprachliche spanische Texte eine Häufung von Latinismen aufweisen. Aus einer nicht romanischen Perspektive könnten diese Texte, eben durch den Gebrauch dieser aus dem Lateinischen stammenden Wörter Grundlage einer Fachsprachentextannahme sein. Im Folgenden möchte ich allgemeine Merkmale von Fachtexten vorstellen um im Anschluss deutsche und spanische Fachtexte zu vergleichen.

2.1 Fachtexte

Eine allgemeingültige Definition von Fachtexten ist, ob der zahlreichen Ausnahmen und Manigfaltigkeit, eher schwierig. Es kann sich lediglich mit weitgefassten Definitionen wie der folgenden zufrieden gegeben werden: „El lenguaje técnico es la totalidad de los recursos lingüisticos que usan las personas que trabajan en un área profesional limitada para la comunicación entre ellas“ (Kocourek, 1991, S. 53).

Eine weitere Möglichkeit der Kategorisierung von Fachtexten ist die Funktionalstilistik. Durch deduktives Vorgehen, ausgehend von allgemeinen Begriffen wie „Präzision, Kürze, Objektivität, fehlende Expressivität und Emotionalität“ (Hoffmann, 1982, S. 19f.), werden Fachsprachentexte in einzelne Stile untergeordnet. Mit Hilfe einer solchen Einteilung lassen sich fachspezifische Stile leichter identifizieren und helfen eine Regelmäßigkeit in Fachtexten einer Fachsprachengruppe festzustellen. Fachtexte streben immer nach größtmöglicher Präzision, Unmissverständlichkeit, Eindeutigkeit, Sprachökonomie, Objektivität und Neutralität (siehe Spillner). Wie bereits beschrieben unterscheiden sich Realisationen dieser Bestrebungen massiv in den einzelnen Disziplinen: juristische, mathematische oder linguistische Fachsprachentexte weichen in der Tipographie, der Kohärenz, Syntax und Lexik massiv voneinder ab. Dennoch streben sie eine bessere Kommunikation in ihrer eigenen Fachdisziplin an.

Fachsprachentexte sind nicht alle gleich! Es muss festgehalten werden, dass sich Fachsprachentexte verschiedener Wissenschaften in ihrer Struktur, im Satzbau und vor allem in der Kohärenz unterscheiden. Generell werden Texte als „kommunikative Okkurenz“ (Beaugrande & Dressler, 1981, S. 3) definiert, welche die sieben Kriterien der Textualität erfüllen (müssen): Kohäsion, Kohärenz, Intentionalität und Akzeptabilität, Informativität, Situationalität, Intertextualität. Sollte einer dieser Kriterien nicht erfüllt sein, handelt es sich nicht um einen Text (cf. 1981, S. 3)! Da das geschriebene Wort mit dem gesprochenen zusammenhängt und sie sich gegenseitig bedingen, wird nun die verbal produzierte Form der Sprache diskutiert: Sprache, nach ihrem kommunikativen Zweck, lässt sich in Funktiolekte unterteilen: Alltagssprache, Pressesprache, Literatursprache, Verkehrssprache etc. Fachsprachentexte lassen sich folglich als Unterkategorie von Texten verstehen, welche besondere Merkmale aufweisen: sie weisen eine Sprache auf, „ die sich vor allem durch Fachausdrücke von der Gemeinsprache unterscheidet“ (Dudenredaktion, 2011: 566; Stichwort Fachsprache). In Meyers Lexikon lesen wir:

„Sondersprachen, die für bestimmte Fachgebiete gelten und eine genaue Verständigung und exakte Bezeichnungen auf einem bestimmten Gebiet ermöglichen (…) Die F. stehen in enger Wechselbeziehung zur Gemeinsprache, sie beziehen Wörter aus ihr und geben Wörtern der Gemeinsprache eine bes. Bedeutung…“ (Lexikon, 1973, S. 438; Stichwort Fachsprache)

Ziel und Funktion eines Fachsprachentextes ist es, die Kommunikation innerhalb eines Fachgebietes unter Fachkräften (oft auf internationaler Ebene) zu gewährleisten und zu sichern (Schmitt, 1992, S. 295). Die Signifikanz eines Fachsprachentexts besteht im „enfoque funcional orientado hacia el proceso comunicativo" (Hahn, 1983, S. 71). Folglich ist eine Fachsprache oder ein Fachsprachentext zwar hilfreich bei der Kommunikation auf internationaler Ebene, schließt jedoch gleichzeitig (ausschließlich) Fachkräfte dieses bestimmten Fachgebiets ein. Dieser (Fach-) Jargon führt zu einer verstärkten Gruppenbildung der Rezipienten, abhängig von Beruf oder sozialer Herkunft (Schmitt, 1992, S. 297). Deshalb sind Fachsprachentexte für den Nicht-Fachmann oft unverständlich und schwer zu erfassen. Ein solcher Jargon besteht aus Fachtermini, welche einen Sachverhalt präzise, prägnant und eindeutig beschreiben. Die Fachsprache gehört Kluto zufolge (vgl. Kluto 1977) zur Gemeinsprache, zu denen auch die Dialekte und die Gruppensprachen gehören. Die Fachsprache wird charaktirisiert durch ein Verb ohne Zeitbezug, d.h. es tritt meist in der 3. Person Singular oder im Passiv auf. Reflexivkonstruktionen treten höherfrequentiert auf. Weiterhin spielt das Verb im gesamten Text eine untergeordnete Rolle, da das meist im Singular auftretende Substantiv dominiert. Pronomen treten selten auf. Adjektive kommen häufig vor und unterstützen und spezifizieren die Substantive.

Neben der lexikalischen Ebene gilt die grammatikalisch-syntaktische Ebene als überaus (auf Fachsprache) normiert: auf autosemantische Verben, hin zu verstärkter Nominalisierung, wird verzichtet (Schmitt, 1992, S. 302). Verstärkt wird die Monosemierung. Antike, ältere Fachsprachenforschungen gingen davon aus, dass ein Wort nur eine Bedeutung habe und diese eine Bedeutung lediglich in einem Wort Gestalt annehme. Die Realität allerdings sieht anders aus: Polysemiee und Synonymie sind keine Seltenheit. Des Weiteren entstehen in Fachsprachentexten Neubildungen, es ist eine Tendenz zum Präsenz und Verzicht auf personale Subjekte zu verzeichnen. In der Syntax entsteht eine Parallelität des Satzbaus. Abkürzungen treten in Fachtexten höherfrequentiert auf und beeinflussen die Tipographie eines Fachtextes so massiv, dass die Kohärenz scheinbar nicht mehr gewährleistet ist: Kostenaufstellungen, Rechnungen, Bedienungsanleitungen, juristische Texte, bürokratische Texte etc…

2.2 Gemeinsamkeiten und Unterschiede: deutsche und spanische Fachtexte

Wie bereits beschrieben müssen Fachsprachentexte bestimmte internationale Standards erfüllen, welche sich aus den generell akzeptierten Charakteristika ergeben, um die Kommunikation unter Fachwissenschaftlern über nationale Grenzen hinaus zu sichern. Es wird deshalb in spanischen und deutschen Texten vorwiegend darauf geachtet, sich Fachtermini zu bedienen, welche eindeutig sind. Die so genannte Eineindeutigkeit von Wörtern, also nur eine Bedeutung für ein Wort und nur ein Wort für einen Begriff zu haben, stellt sich in der Praxis als schwierig heraus.

Erst in den letzten zwei Dekaden scheint es eine Tendenz vom Fachwortschatz zur Fachsprachengrammatik zur Beurteilung von Fachsprachentexten gegeben haben: Grammatik der Fachsprachen weist gegenüber der allgemeinsprachlichen Grammatik kaum qualitative, sondern ausschließlich quantitative Unterschiede auf; d.h. es existieren grammatische Muster, die mehr oder weniger häufig aufzufinden sind. Hier wird der Bereich der Morphologie besonders untersucht, den man in den „analytischen“ und den „synthetischen“ Sprachbau unterscheidet. Unter einer synthetischen Bauweise ist die Einzelwortkonstruktion zu verstehen, unter analytischer die Mehrwortkonstruktion. Man kann beispielsweise sagen: „der Sieg Lance Armstrongs“ oder „der Sieg von Lance Armstrong“. In der deutschen Fachsprache gegenüber der Allgemeinsprache wird bis auf wenige Ausnahmen der synthetische Sprachbau verwendet! Im Spanischen ist es umgekehrt; in Fachsprachentexten werden sehr häufig analytische Konstruktionen wie „la población totál de España = die Gesamtbevölkerung von Spanien, die spanische Gesamtbevölkerung“ verwendet.

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Details

Titel
Merkmale der Fachsprache in deutschen und spanischen Texten
Untertitel
"La Hispanofonía, la Lingüistica hispánioca y las academias de la lengua" von Klaus Zimmermann
Hochschule
Universität Rostock  (Romanistik)
Veranstaltung
Lenguas especializadas Fachsprachen Spanisch
Autor
Jahr
2013
Seiten
17
Katalognummer
V232751
ISBN (eBook)
9783656497738
ISBN (Buch)
9783656497974
Dateigröße
522 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
untersuchung, textefragments, hispanofonía, lingüistica, propuestas, klaus, zimmermann, fachsprachlichkeit
Arbeit zitieren
Vincent Spitzer (Autor:in), 2013, Merkmale der Fachsprache in deutschen und spanischen Texten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232751

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