In ihrem zunächst 1945 in der englischsprachigen American Sociological Review erschienenen Beitrag „Einige Prinzipien der sozialen Schichtung“1 legen die beiden US-amerikanischen Autoren Kingsley Davis und Wilbert E. Moore ihre Ansicht dar, „[…] dass jede Gesellschaft eine ungleiche Verteilung von Belohnungen […] entwickeln wird, da sie Menschen in Positionen zur Befriedigung grundlegender Erfordernisse des Überlebens bringen muss.“2 Diese These einer funktionalen – und somit notwendigerweise immer aufkommenden – Schichtung wurde seinerzeit heftig hinsichtlich eines Für und Wider diskutiert und im Zuge dessen teilweise auch kritisiert, insbesondere aus dem Blickwinkel der Konflikttheorie, aber ebenso außerhalb dieses. Auch Talcott Parsons äußerte sich in seinem ursprünglich 1940 in den USA veröffentlichten Werk „Ansatz zu einer analytischen Theorie der sozialen Schichtung“3 zu diesem Thema, allerdings spielte für ihn in erster Linie der soziale Aspekt, nämlich das soziale Prestige, in der gesellschaftlichen Schichtung eine Rolle. Seiner Meinung nach waren materielle Faktoren in der Erklärung dieser Schichtung nachgeordnet. Im begrenzten Rahmen dieser theoretischen Hausarbeit werde ich zu anfangs das entsprechende Prinzip der funktionalistischen Schichtung mit dem Schwerpunkt auf Davis’ und Moores aber zur Vervollständigung auch Parsons’ Idee nach deren jeweiligen schon oben genannten hierfür zentralen Werken erläutern und daran anschließend verschiedene Kritikpunkte anderer Strömungen und soziologischer Theoretiker zu Davis und Moore anbringen. Hierzu werde ich mich vor allen Dingen der amerikanischen Konflikttheoretiker Melvin M. Tumin und George A. Huaco und ebenfalls einiger grober Aspekte der deutschen Soziologin Renate Mayntz bedienen. Abschließend werde ich in einem kurzen Resümee versuchen, das bis dahin Dargelegte kritisch zu beäugen und Pro und Contra hinsichtlich der Stichhaltigkeit der jeweiligen Thesen gegeneinander abzuwägen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die funktionalistische Schichtungstheorie
- 2.1. Kingsley Davis und Wilbert E. Moore
- 2.2. Talcott Parsons
- 3. Kritikpunkte
- 3.1. Melvin M. Tumin und George A. Huaco
- 3.2. Renate Mayntz
- 4. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die funktionalistische Schichtungstheorie nach Davis/Moore und Parsons. Ziel ist es, die zentralen Argumente dieser Theorie darzulegen und ihre wichtigsten Kritikpunkte zu beleuchten. Die Arbeit konzentriert sich auf die Darstellung der Theorie, die Analyse ihrer zentralen Mechanismen und die kritische Auseinandersetzung mit verschiedenen soziologischen Perspektiven.
- Die funktionalistische Schichtungstheorie nach Davis und Moore
- Parsons' Beitrag zur funktionalistischen Schichtungstheorie
- Kritikpunkte an der funktionalistischen Schichtungstheorie aus konflikttheoretischer Perspektive
- Analyse der Kritik von Tumin, Huaco und Mayntz
- Abwägung der Argumente für und gegen die funktionalistische Schichtungstheorie
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der funktionalistischen Schichtungstheorie ein und skizziert den Aufbau der Arbeit. Sie stellt die zentralen Autoren Davis, Moore und Parsons vor und benennt die wichtigsten Kritikpunkte, die im weiteren Verlauf der Arbeit behandelt werden.
2. Die funktionalistische Schichtungstheorie: Dieses Kapitel erläutert das Kernargument der funktionalistischen Schichtungstheorie, wie es von Davis und Moore (und ergänzend von Parsons) dargestellt wird. Es wird dargelegt, dass jede Gesellschaft ein System sozialer Schichtung entwickelt, um wichtige Positionen mit fähigen Individuen zu besetzen. Dies geschieht durch die Bereitstellung von Anreizen (Belohnungen) für die Ausübung dieser Positionen, wobei die Höhe der Belohnung von der funktionalen Bedeutung und der benötigten Qualifikation abhängt. Davis und Moore argumentieren, dass diese Ungleichheit funktional notwendig ist, um das Überleben der Gesellschaft zu sichern. Parsons' Ansatz wird in diesem Zusammenhang ebenfalls behandelt, wobei sein Fokus auf dem sozialen Prestige liegt.
3. Kritikpunkte: Dieses Kapitel präsentiert die Kritik an der funktionalistischen Schichtungstheorie. Die Perspektiven von Melvin M. Tumin und George A. Huaco sowie Renate Mayntz werden vorgestellt. Diese Kritiker argumentieren, dass die Theorie die Machtstrukturen und die ungleiche Verteilung von Ressourcen nicht ausreichend berücksichtigt und dass die funktionale Notwendigkeit von Ungleichheit überbewertet wird. Es wird deutlich, dass die Theorie nicht alle Aspekte sozialer Schichtung umfassend erklären kann und dass alternative Erklärungsansätze notwendig sind.
Schlüsselwörter
Funktionalistische Schichtungstheorie, Davis/Moore, Parsons, soziale Schichtung, soziale Ungleichheit, Belohnungssystem, funktionale Bedeutung, Kritik, Konflikttheorie, Tumin, Huaco, Mayntz, soziale Ordnung, Prestige, Positionen.
Funktionalistische Schichtungstheorie: Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die funktionalistische Schichtungstheorie, insbesondere die Ansätze von Davis/Moore und Parsons. Sie erläutert die zentralen Argumente der Theorie, untersucht deren Mechanismen und setzt sich kritisch mit verschiedenen soziologischen Perspektiven auseinander. Der Fokus liegt auf der Darstellung der Theorie, der Analyse ihrer zentralen Punkte und der kritischen Auseinandersetzung mit Einwänden.
Welche Theorien werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die funktionalistische Schichtungstheorie nach Davis und Moore und den Beitrag von Talcott Parsons dazu. Sie untersucht die Kernargumente dieser Theorie, wie die Notwendigkeit sozialer Schichtung zur Besetzung wichtiger Positionen durch qualifizierte Individuen mittels Anreizen (Belohnungen).
Welche Kritikpunkte werden an der funktionalistischen Schichtungstheorie geäußert?
Die Arbeit beleuchtet die Kritik an der Theorie aus konflikttheoretischer Sicht. Die Perspektiven von Melvin M. Tumin, George A. Huaco und Renate Mayntz werden ausführlich dargestellt. Diese Kritiker bemängeln die unzureichende Berücksichtigung von Machtstrukturen und ungleicher Ressourcenverteilung sowie die Überbewertung der funktionalen Notwendigkeit von Ungleichheit. Die Kritik zeigt, dass die Theorie nicht alle Aspekte sozialer Schichtung umfassend erklären kann.
Wer sind die wichtigsten Autoren, die in der Arbeit behandelt werden?
Die wichtigsten Autoren sind Kingsley Davis, Wilbert E. Moore, Talcott Parsons, Melvin M. Tumin, George A. Huaco und Renate Mayntz. Davis und Moore entwickelten die Kernargumente der funktionalistischen Schichtungstheorie, Parsons erweiterte diese. Tumin, Huaco und Mayntz liefern wichtige Kritikpunkte an der Theorie.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für das Verständnis der Arbeit?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Funktionalistische Schichtungstheorie, Davis/Moore, Parsons, soziale Schichtung, soziale Ungleichheit, Belohnungssystem, funktionale Bedeutung, Kritik, Konflikttheorie, Tumin, Huaco, Mayntz, soziale Ordnung, Prestige und Positionen.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur funktionalistischen Schichtungstheorie (inkl. Davis/Moore und Parsons), ein Kapitel zur Kritik an der Theorie (inkl. Tumin, Huaco und Mayntz) und ein Resümee. Ein Inhaltsverzeichnis bietet einen strukturierten Überblick.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit hat zum Ziel, die zentralen Argumente der funktionalistischen Schichtungstheorie darzulegen und ihre wichtigsten Kritikpunkte zu beleuchten. Sie analysiert die Theorie, ihre Mechanismen und setzt sie in Beziehung zu verschiedenen soziologischen Perspektiven.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Studierende der Soziologie, Politikwissenschaft und verwandter Disziplinen, die sich mit sozialer Schichtung, sozialer Ungleichheit und den damit verbundenen Theorien auseinandersetzen. Sie eignet sich auch für alle, die sich für die kritische Auseinandersetzung mit soziologischen Konzepten interessieren.
- Citation du texte
- Harry Körner (Auteur), 2009, Die funktionalistische Schichtungstheorie nach Davis/Moore und Parsons. Ein Diskurs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232766