Scientology und der Irakkrieg


Essai, 2013

27 Pages


Extrait


Inhalt

Vorbemerkung

1. Die Scientology-Ideologie

2. Der Irakkrieg – ein Scientology-Komplott?
2.1 Apokalyptische Science-Fiction-Kriege
2.2 "Integrität" und "Ehrlichkeit"
2.3 Exemplarische Bestrafung
2.4 Allmachtsfantasien
2.5 "Konfrontieren"
2.6 Ausforschung
2.7 Selbstbezichtigung
2.8 Die "Ups-and-downs" des Lebens
2.9 Fair Game
2.10 Informationskontrolle
2.11 Redefinition von Wörtern
2.12 Geheime Sonderakten
2.13 Wie man eine Machtperson manipuliert
2.14 Verhaltenskontrolle
2.15 Rumsfelds Lebensregeln
2.16 "Aktionszyklus Zerstörung"

3. Ausblick

Quellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

Vorbemerkung

In den USA wird Scientology als eine unbedeutende Randerscheinung gesehen, eine "verrückte Sekte" ("crazy cult"), die hin und wieder durch bizarre Fernsehauftritte ihres Hauptpropagandisten Tom Cruise von sich reden macht, aber im übrigen nicht sehr ernst genommen wird. In der öffentlichen Wahrnehmung gilt die Gruppierung als geldgierig und machthungrig, aber politisch irrelevant – dementsprechend gering ist das Medieninteresse. Dass Scientology jemals entscheidenden Einfluss auf die Regierung der Vereinigten Staaten nehmen könnte, scheint abwegig und ist für viele nicht vorstellbar. In der vorliegenden Analyse wird jedoch aufgezeigt werden, dass es sich hier um eine gravierende Fehleinschätzung handeln dürfte, die bereits zu einem außenpolitischen Fiasko größten Ausmaßes – dem Irakkrieg – geführt hat

Scientology kann definiert werden als gewaltbereite apokalyptische Sekte, die eine totalitäre Weltherrschaft ("Clear Planet") durch Umsetzung eines fundamentalistischen Heilsplans anstrebt. Der Science-Fiction-Autor und Scientology-Gründer L. Ron Hubbard (1911 – 1986) schuf einen Machtkult mit einer pseudo-religiösen Science-Fiction-Ideologie, die unter anderem ein angeblich in naher Zukunft drohendes endzeitliches Armageddon zum Inhalt hat. Das ehemalige Scientology-Mitglied Bent Corydon beschreibt in seinem Buch "L. Ron Hubbard – Messiah or Madman" den Scientology-Guru Hubbard als machtbesessenen und unter Verfolgungswahn leidenden Psychopathen. Wie Corydon berichtet, war Hubbard Mitglied der satanistischen Geheimloge "Ordo Templi Orientis“ (O.T.O.), bevor er 1954 die "Scientology-Kirche" gründete (1)

Die derzeit von David Miscavige geführte Sekte ist eine mafiöse Organisation, die in den Vereinigten Staaten von Amerika mit absoluter Entschlossenheit jahrelang einen unerbittlichen Kampf um Anerkennung als Religion und um Steuerbefreiung führte, der 1993 mit einem Sieg von Scientology endete. In der New York Times wurden seinerzeit Vorwürfe laut, Scientology habe dem Leiter der amerikanischen Steuerbehörde Internal Revenue Service (IRS) mit der Veröffentlichung belastender Details aus dessen Privatleben gedroht und ihn damit zu seiner Entscheidung genötigt, der Organisation Steuerfreiheit zu gewähren. Die New York Times stützte sich bei ihrer Darstellung auf die Aussagen von Privatdetektiven, die im Auftrag der Sekte an der Durchführung des Komplotts beteiligt waren (2)

Angesichts dieser Vorwürfe ist es befremdlich, dass Scientology in den 1990er Jahren erhebliche Unterstützung durch amerikanische Politiker wie Bill und Hillary Clinton erhielt, insbesondere was die Aktivitäten der Sekte in solchen europäischen Ländern betraf, die das Agieren von Scientology durch behördliche Maßnahmen zu behindern versuchten. Diese Unterstützung dürfte wohl nur zum Teil auf die Unkenntnis der betreffenden Politiker über die von Scientology ausgehenden Gefahren zurückzuführen sein – auch andere Gründe sind denkbar. Nach Aussagen des ehemaligen zweithöchsten Scientology-Funktionärs Mark Rathbun, der 2004 aus der Organisation ausstieg, wurden durch die Sekte erhebliche Geldsummen an namentlich nicht genannte amerikanische Politiker gezahlt: "Wir haben ein Problem mit Deutschland gehabt, [...] und das haben wir in Washington geregelt – mit sehr viel Geld" (3). Es gab bisher allerdings keinerlei Berichte darüber, dass Mitglieder US-amerikanischer Regierungen selbst Scientologen gewesen sein und den amerikanischen Rechtsstaat von innen her zu zerstören versucht haben könnten

Nach Ansicht des Verfassers ist es Scientology jedoch sehr wahrscheinlich gelungen, zur Zeit der Präsidentschaft von George W. Bush die amerikanische Regierung an der Spitze insgeheim zu infiltrieren und im Sinne der Organisation maßgeblich zu steuern oder zumindest zu beeinflussen. Wenn die Vermutung des Verfassers zutrifft, hat Scientology den Vereinigten Staaten von Amerika und der Weltgemeinschaft durch verdecktes Einfädeln des Irakkrieges bereits großen Schaden zugefügt, und es ist nicht auszuschließen, dass die Sekte auch in Zukunft beträchtliche Zerstörungen anrichten könnte, wenn man ihr nicht rechtzeitig Einhalt gebietet

Der Politologe Stephan Bierling widerlegt in seinem Buch "Geschichte des Irakkriegs" überzeugend die oft gehörten Behauptungen, der Irakkrieg sei in erster Linie durch die amerikanischen Neokonservativen, amerikanische Erdöl-Interessen oder die Israel-Lobby in den USA ausgelöst worden. Der Hauptgrund für diesen Krieg war nach Einschätzung Bierlings vielmehr eine Überreaktion der Bush-Regierung auf die Terroranschläge vom 11. September 2001, das heißt, die US-Regierung habe sich "in einer Mischung aus Alarmismus, Selbsttäuschung und Allmachtsphantasien" selbst in diesen Krieg hineingetrieben (4)

Dies alles ist richtig. Es fragt sich aber, ob in dieser Mischung aus Alarmismus, Selbsttäuschung und Allmachtsfantasien lediglich ein psychologisches Trauma der amerikanischen Regierungsmitglieder zum Ausdruck kam, oder ob möglicherweise für den damaligen Vizepräsidenten Dick Cheney und den damaligen Verteidigungsminister Donald Rumsfeld der 11. September nicht nur einen persönlichen Schock darstellte, sondern die Erfüllung einer apokalyptischen Prophezeiung war, die in ihrem ideologischen Weltbild eine maßgebliche Rolle spielte. Für den Verfasser spricht vieles dafür, dass die destruktive scientologische Ideologie die eigentliche Triebfeder für Cheney und Rumsfeld war, mutwillig einen verbrecherischen Krieg ins Werk zu setzen, der entscheidend zur Destabilisierung des gesamten Nahen Ostens und Nordafrikas beitrug

1. Die Scientology-Ideologie

Nach Einschätzung der Journalisten Frank Nordhausen und Liane von Billerbeck macht der apokalyptische Kern der Scientology-Ideologie diese extremistische Organisation so gefährlich: "Sie kann zu einem Nachfolger von Terrorkulten wie der japanischen Giftgas-Sekte Aum Shinrikyo oder den Davidianern von Waco werden. Auch die Scientologen erwarten den Weltuntergang – die Invasion aus dem All, die Machtübernahme der Psychiater. Sie glauben, nur sie könnten den Wahnsinn auf der Erde überleben. Als die Apokalypse nicht kam, fühlte sich Shoko Asahara, der Chef von Aum Shinrikyo, dazu berufen, sie selbst herbeizuführen – um die Erde zu retten. Es gibt Aussteiger, die diese Eskalation auch dem Science-Fiction-Kult Scientology zutrauen" (5)

Es fehlte in der Vergangenheit auch nicht an Hinweisen von wissenschaftlichen Scientology-Kritikern auf die ideologischen Gewalttendenzen von Scientology. So erklärte 1996 der Politikwissenschaftler Hans-Gerd Jaschke in einem Gutachten, das er im Auftrag des Innenministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen erstellte, dass das Gewaltpotenzial als ein bedeutsamer Faktor fest im ideologischen System von Scientology verankert sei (6)

Von amtlicher Seite wurden der aggressiv-kämpferische Charakter und die latente Gewaltbereitschaft der Sekte ebenfalls hervorgehoben. Das Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg stellte 1999 die Gefährlichkeit von Scientology fest: "Eine besondere Gefahr für die freiheitliche Demokratie liegt im Gewaltpotential totalitärer Gruppierungen. Die klassischen Beispiele des Totalitarismus – Kommunismus und Nationalsozialismus – haben Gewalt nach innen und außen als defensive Maßnahme legitimiert: Man sei bedroht und umzingelt von aggressiven Feinden, deshalb stelle Gewaltanwendung einen legitimen Akt der Notwehr dar. Totalitäre Organisationen, die sich selbst unter öffentlichen Druck gesetzt sehen, tendieren oft dazu, Gewalt als zulässiges Mittel der Auseinandersetzung [...] zu betrachten" (7)

Auch das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) wies im Jahre 2003 auf die aggressiv-kämpferischen Bestrebungen von Scientology hin: "Scientology sieht sich in einem Kampf auf Leben oder Tod mit dem Rest der Welt, und hieraus wird erklärlich, weshalb dieser Kampf nach Auffassung von Scientology ohne Rücksicht, ohne Grenzen und mit allen Mitteln geführt werden muss und geführt werden darf. [...] Es ist offensichtlich, dass eine Gruppierung mit diesem Verständnis, sollte sie je bestimmenden oder gar beherrschenden Einfluss in einem Staat erringen, eine Schreckens- und Terrorherrschaft errichten würde, die auf die Unterdrückung, wenn nicht gar vollständige Vernichtung aller ihrer Gegner gerichtet wäre" (8)

Alle diese Warnungen beziehen sich auf möglicherweise in Zukunft von Scientology ausgehende Gewaltaktionen. Es ist aber nach Ansicht des Verfassers wahrscheinlich, dass die gewaltsame Auseinandersetzung der Sekte mit der Welt keine nur theoretische zukünftige Gefahr ist, sondern in Wirklichkeit unbemerkt von der Weltöffentlichkeit bereits begonnen hat. Somit wäre die apokalyptische Programmatik von Scientology keine reine Science-Fiction-Phantasmagorie, sondern teilweise bereits in die Praxis umgesetzte Tatsache. Ob dies zutrifft soll in der folgenden Analyse geprüft werden

2. Der Irakkrieg – ein Scientology-Komplott?

Der Verfasser hat den begründeten Verdacht, dass es eine geheime Scientology-Verschwörung zur Übernahme der amerikanischen Regierung gab, entsprechend der strategischen Anweisung des Sektengründers L. Ron Hubbard, Schlüsselpositionen in der Gesellschaft zu erobern: "Hit for the key spots by whatever means – the head of a women's club, the personnel director of a company, the leader of a good orchestra, the president's secretary, the advisor of the trade union – any key spot" (9)

Hauptakteure dieses mutmaßlichen Komplotts waren der frühere amerikanische Vizepräsident Dick Cheney und der ehemalige amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Scientology konnte – wenn der Verdacht zutrifft – mit Hilfe von Cheney und Rumsfeld Präsident George W. Bush durch ein gigantisches Täuschungsmanöver dahingehend manipulieren, dass er unwissentlich den destruktiven Zielen von Scientology Vorschub leistete und den Irakkrieg vom Zaun brach, mit den bekannten schrecklichen Folgen. Daher hält der Verfasser Scientology für die mit Abstand gefährlichste extremistische Organisation der Welt, unberechenbar und mit schier grenzenloser Gewaltbereitschaft. Gleichzeitig ist sie in der Sicht des Verfassers auch die Organisation mit der perfidesten subversiven Strategie, da sie amerikanische Soldaten und die "Koalition der Willigen" dazu missbrauchte, den durch ihre apokalyptischen Wahnvorstellungen und die Gier nach unbegrenzter Macht verursachten Krieg stellvertretend für sie zu führen

Dieser Verdacht stützt sich auf eine Reihe von tatsächlichen Anhaltspunkten, die im Folgenden aufgeführt werden. Es handelt sich bei diesen Verdachtsmomenten sowohl um ideologische Parallelen als auch um exakte inhaltliche oder wörtliche Übereinstimmungen zwischen Dick Cheneys und Donald Rumsfelds Weltbild einerseits und der Scientology-Programmatik andererseits

2.1 Apokalyptische Science-Fiction-Kriege

Zunächst einige kurze Erläuterungen zur wahnhaften Ideologie von Scientology. Wie bereits gesagt, ist Scientology eine apokalyptische Sekte, die in paranoider Weise befürchtet, in einem endzeitlichen Armageddon von ihren mutmaßlichen Feinden vernichtet zu werden. Dieser Endzeitkrieg wird gemäß der abstrusen scientologischen Ideologie durch Psychiater ausgelöst werden, die in Wirklichkeit verkappte außerirdische Weltraumkrieger ("Marcabians") seien. Psychiater waren für den Sektengründer L. Ron Hubbard abgrundtief böse: "The psychiatrist and his front groups operate straight out of the terrorist textbooks. The Mafia looks like a convention of Sunday school teachers compared to these terrorist groups. Setting himself up as a terror symbol, the psychiatrist kidnaps, tortures and murders without the slightest police interference or action by Western security forces" (10)

Zum Feindbild von Scientology zählen auch die so genannten "Antisozialen Persönlichkeiten" ("Antisocial Personalities") bzw. "Unterdrückerischen Personen" ("Suppressive Persons"), zu denen neben wirklichen Diktatoren wie Hitler oder Stalin (oder auch Saddam Hussein) alle diejenigen gehören, die als Feinde von Scientology gelten und denen man unterstellt, sie würden den Fortschritt der Menschheit behindern – in Deutschland beispielsweise Sektenberater der Kirchen, Verfassungsschutzbehörden sowie Politiker wie der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein oder die frühere Sektenbeauftragte des Hamburger Senats Ursula Caberta

Zur Abwehr aller dieser Feinde glaubt sich Scientology berechtigt, zur eigenen Verteidigung einen "Präventivschlag" auszuführen, nach dem Vorbild von Hubbards Science-Fiction-Roman "Battlefield Earth" (der mit John Travolta in der Hauptrolle verfilmt wurde). In zahlreichen internen Schriften von Scientology spielen solche apokalyptischen Star-Wars-Mythen und Atomkriegsfantasien eine wichtige Rolle

Welche Auswirkungen hat nun dieses wirre Gedankensystem auf die tatsächliche Tötungsbereitschaft überzeugter Scientologen? Der ehemalige Scientologe Friedrich Schuch hat in einem Erfahrungsbericht geschildert, wie er durch geistige Manipulation allmählich jeden Bezug zur Wirklichkeit verlor und in eine Wahnwelt hineingezogen wurde, in der die Ermordung von Feinden von Scientology (theoretisch) nicht nur erlaubt war, sondern sogar als erforderlich galt, um der Organisation zum Sieg zu verhelfen. Im Zuge fortgeschrittener Indoktrinierung glaubte Schuch, "ein Offizier in einer sehr weit zurückliegenden Zeit gewesen zu sein, als wir noch in anderen Galaxien lebten und den Weltraum mit Raumschiffen durchkreuzten". In dieser Science-Fiction-Welt existierten feindliche galaktische Armeen, die von Schuchs "Auditor" bzw. Scientology-Trainer als die Hauptfeinde der Scientologen, die Psychiater und Psychologen, identifiziert wurden: "Auf diesem Planeten, so wurde mir gesagt, seien wir wie in einem Gefängnis, in welchem wir die Gefangenen sind, überwacht von 'außerirdischen Invasoren', welche die unterdrückerischen Personen (= 2,5 % der Bevölkerung, hauptsächlich Psychologen und Psychiater) als Gefängniswärter verwenden." Schuch erfuhr, wie er sich gegen diese unterdrückerischen Feinde zu wehren habe: "[D]er Unterdrücker ist ein Feind und darf als solcher auch angegriffen und notfalls in Notwehr getötet werden." Schuch zitiert folgende Sätze L. Ron Hubbards, die sich ihm nach seiner Aussage besonders stark einprägten: "Selbst der Bursche, der den Knopf zum Atomkrieg drücken könnte, weiß eigentlich, daß es nur ein Leben pro Person ist, das er da in die Luft jagt, nur eine Phase in der Existenz der Erde, die er vernichtet. Daß 'wir' hier existieren, könnte ihn tatsächlich davon abhalten. Die bloße Zerstörung eines Planeten würde ihn vielleicht nicht davon abhalten, denn sie ist vorübergehend " (11)

Nicht-Scientologen dürften einen solchen Science-Fiction-Holocaust als grotesk empfinden – dem überzeugten Scientologen dagegen erscheint dieser Weltraumkrieg nach erfolgter scientologischer "Gehirnwäsche" ("Auditing") und dem damit verbundenen Realitätsverlust als vollkommen glaubhaft. So versichert der Ex-Scientologe Peter Voßmerbäumer, dass die Teilnehmer der fortgeschrittenen scientologischen Indoktrinationskurse von der Realität dieser Weltraumabenteuer fest überzeugt sind, nachdem sie nach Hunderten von "Auditing"-Stunden genügend "weichgekocht" wurden und "total abheben" (12)

Nach den Schilderungen Voßmerbäumers "gehen an die Zehntausende von erwachsenen, teilweise hochintelligenten Menschen in Scientology von dieser total verwirrten Theorie aus". Ihm selbst, erklärt Voßmerbäumer, sei es nicht anders ergangen als allen anderen Teilnehmern dieser Kurse. "Und wenn mir beim Studieren dieses Unsinns einmal Zweifel kamen, hätte ich niemals gewagt, diese zu äußern. Zu gegenwärtig waren mir die mysteriösen Todesfälle von Leuten, die ich persönlich gekannt hatte [...]." Ein enger Freund von ihm sei "unheilbar verrückt" geworden, und er selbst habe einen Moment erlebt, "in dem ich genau wußte, wenn ich an dieser Stelle nur noch einen Millimeter weiter gehe, dann werde ich wahnsinnig" (13)

Hier werden nun gewisse Parallelen zwischen der scientologischen Endzeitschlacht und dem quasi-apokalyptischen Szenario des 11. September 2001 deutlich. Ebenso wie Anhänger von Scientology durch das Durchleben apokalyptischer Space-Opera-Kämpfe in den Wahnsinn getrieben werden, führten die quasi-apokalyptischen Visionen Dick Cheneys und Donald Rumsfelds bekanntlich dazu, dass sie sich in Wahnideen hinsichtlich des Vorhandenseins von Massenvernichtungswaffen im Irak hineinsteigerten, andere mit ihren Panikvisionen infizierten und schließlich den politisch unerfahrenen Präsidenten Bush dazu brachten, den Überfall auf den Irak anzuordnen

Dieser Kampf sollte nicht auf den Irak beschränkt bleiben, sondern weltweit ausgedehnt werden. So ist bekannt, dass Donald Rumsfeld im Jahr 2002 erwog, sozusagen in einem totalen Rundumschlag "präventive" Angriffe mit taktischen Atomwaffen gegen den Iran, Nordkorea, Syrien, Libyen und den Irak zu führen (14)

Der Scientology-Gründer Hubbard empfahl seinen Anhängern gleichfalls, immer und überall aggressiv gegen Gegner vorzugehen: "Don't ever defend. Always attack. Don't ever do nothing. Unexpected attacks in the rear of the enemy's front ranks work best" (15)

Cheney und Rumsfeld sind bekanntlich gute persönliche Freunde und nach Meinung des Publizisten Barton Gellman auch enge ideologische Verbündete, die sich blind verstehen. Wie Gellman in seiner Cheney-Biographie "Angler – The Shadow Presidency of Dick Cheney" berichtet, waren sie bereits während der Zeit der Reagan-Regierung gemeinsam an einem geheimen Regierungsprogramm beteiligt, das dem Zweck diente, im Falle eines Atomkrieges mit der Sowjetunion die Arbeitsfähigkeit der US-Regierung aufrechtzuerhalten. Gellman: "They were natural partners, picking up cues that were not visible to others" (16). Seit jener Zeit wurde insbesondere Cheney von apokalyptischen nuklearen Szenarien geradezu zwanghaft umgetrieben

Die amerikanischen Autoren Lou Dubose und Jake Bernstein schildern in ihrem Buch "Vice – Dick Cheney and the Hijacking of the American Presidency" anschaulich das offensichtlich paranoide Verhalten Dick Cheneys. So reiste er als Vizepräsident der Regierung von George W. Bush stets mit einem Schutzanzug gegen befürchtete bio-terroristische Attacken im Gepäck und hielt sich häufig in geheimen Schutzbunkern der amerikanischen Regierung auf, um Übungen zur Vorbereitung auf einen apokalyptischen Atomkrieg durchzuführen ("practicing for Armageddon") (17). In den US-Medien wird Dick Cheney daher häufig als "Darth Vader" bzw. böser Science-Fiction-Führer ironisiert. (Diese Charakterisierung trifft ebenfalls zu auf den geistigen Führer von Scientology, L. Ron Hubbard, der sich als Anführer einer Weltraumarmee, der "Galaktischen Konföderation", wähnte.)

Überdies machte Cheney immer wieder durch wirre Theorien auf sich aufmerksam, die in der amerikanischen Öffentlichkeit Kopfschütteln hervorriefen, wie zum Beispiel die "One-percent-doctrine", derzufolge eine ein-prozentige Chance, dass Massenvernichtungswaffen in die Hände von Terroristen geraten sein könnten, so betrachtet werden müsse, als handele es sich um eine hundertprozentige Gewissheit. Wichtig sei nicht, dass die Analyse stimme, sondern dass man auf diese (vermeintliche) Herausforderung militärisch reagiere. Von US-Kriegsveteranen wurde Cheney daraufhin als "geisteskrank" ("insane") bezeichnet (18)

Ebenso absurd ist die von Cheney mehrfach wiederholte Behauptung, die von CIA und amerikanischem Militär angewandten Foltermethoden hätten Hunderttausende Menschen davor bewahrt, zu Terroropfern zu werden

Auch Donald Rumsfeld legte nach Darstellung politischer Beobachter häufig bizarre Verhaltensweisen an den Tag. In Pressekonferenzen gab er zuweilen derart verworrene Antworten, dass es schien, als stünde er "unter dem Einfluss starker Medikamente" oder leide unter "beginnender Demenz" (19)

Fin de l'extrait de 27 pages

Résumé des informations

Titre
Scientology und der Irakkrieg
Auteur
Année
2013
Pages
27
N° de catalogue
V233669
ISBN (ebook)
9783656518938
ISBN (Livre)
9783656518716
Taille d'un fichier
486 KB
Langue
allemand
Mots clés
scientology, irakkrieg
Citation du texte
Gunther Becker (Auteur), 2013, Scientology und der Irakkrieg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/233669

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