Musik ist ein fester Bestandteil des menschlichen Lebens und aus unserer Welt nicht wegzudenken - und deshalb auch nicht aus unseren Schulen. Besonders innerhalb der Sonderpädagogik kommt der Musik eine bedeutende Rolle zu. Jedoch wird sonderpädagogische Musikerziehung nicht umhinkommen, auch stark therapeutische Züge zu entwickeln. Deshalb ist die Betrachtung musiktherapeutischer Konzepte mit Bestandteil dieser Arbeit.
Je nach den individuellen Erfordernissen kann man Musik auf äußerst vielfältige Weise pädagogisch einsetzen. So soll z. B. in der Suggestopädie stressfreies Lernen ermöglicht werden, indem die Schüler einer emotional positiven Stimulierung durch ästhetische Mittel wie Musik, Tanz und darstellende Kunst ausgesetzt werden. Speziell auch dem Tanz kommt innerhalb der Musikerziehung eine bedeutende Rolle zu, gerade in der Sonderpädagogik.
Musik kann einen Menschen mitreißen und seine Kräfte entfesseln; ebenso kann sie ihm seine innere Ordnung wiedergeben (oder sie erst ermöglichen). Selbst jedem Einzelton wohnt eine mathematische Ordnung inne.
Als Mittel zur nonverbalen Kommunikation, als Mittel zur Schulung von Kreativität, als ein Bereich, in dem harmonisches Miteinander eingeübt und das eigene Selbstwertgefühl trainiert werden kann: die Einsatzmöglichkeiten von Musik sind schier unerschöpflich. Ebenso zahlreich sind auf diesem Gebiet unterschiedliche Auffassungen und Denkkonstrukte. Das Konstrukt der „Unmusikalität“ ist eines davon. Heinrich Jacoby, ein Musikpädagoge des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, hat sich viele Jahre lang mit diesem Denkkonstrukt und seinen Folgen befasst. Laut Jacoby gibt es keine Unmusikalität – lediglich eine tiefe Verunsicherung gegenüber dem Medium der Musik, die durch frühkindliche Einflussnahme der Bezugspersonen zustande kommt. Dass und auf welche Weise diese „Unmusikalität“ sogar in späteren Jahren wieder behoben werden kann, das erläutert und belegt Jacoby sehr eindrücklich.
Was Musik ist, inwiefern sie uns Menschen beeinflusst, worin ihre Heilkraft liegt, ja ob sie gar gefährlich werden kann… es gibt vielerlei Aspekte, die es im Rahmen einer gewissenhaften Auseinandersetzung mit diesem Medium zu beachten gilt. Insgesamt ist die Welt der Musikerziehung, gerade auch in der Sonderpädagogik, eine äußerst spannende Angelegenheit.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Was ist Sonderpädagogik?
- 1.1 Begriffe und Definitionen
- 1.1.1 Pädagogik und Sonderpädagogik
- 1.1.2 Behinderung
- 1.1.3 Einzelne Behinderungsarten
- 1.1.3.1 Lernbehinderung
- 1.1.3.2 Teilleistungsschwächen
- 1.1.3.3 Geistige Behinderung
- 1.1.3.4 Verhaltensbehinderungen
- 1.1.3.5 Weitere Behinderungsarten
- 1.1.4 Mehrfachbehinderungen
- 1.1.5 Orte der Beschulung „behinderter“ Kinder
- 2. Grundgedanken um die Musik
- 2.1 Musik\" Versuch einer Definition
- 2.2 Wo die Musik herkommt
- 2.3 Wie und wo man Musik erlebt
- 2.4 Kann Musik gefährlich sein?
- 3. Musik und Sonderpädagogik
- 3.1 Was sagt“ der Lehrplan\"?
- 3.1.1 Der Lehrplan der Allgemeinen Sonderschule
- 3.1.1.1 In welchem zeitlichen Ausmaß soll Musikerziehung erfolgen?
- 3.1.1.2 Didaktische Grundsätze für den Musikunterricht
- 3.1.1.3 Überblick über Lernziele und Lehrstoff die einzelnen Grundstufen betreffend
- 3.1.2 Der Lehrplan für Schwerstbehinderte
- 3.2 Musikpädagogische Ansätze
- 3.2.1 Die Musikdidaktik
- 3.2.2 Die Suggestopädie
- 3.3 Musikpädagogik und Kreativität
- 3.3.1 Was ist Kreativität?
- 3.3.2 Die Basis der Kreativität
- 3.3.3 Die Rolle der Kreativität im Musikunterricht
- 3.3.4 Beispiel für die Einbeziehung der Kreativität in eine Unterrichtseinheit
- 3.4 Zwischen Pädagogik und Therapie: Die Rolle der Musiktherapie in der Sonderpädagogik
- 3.5 Grundsätzliches über Musiktherapie
- 3.5.1 Definitionen
- 3.5.2 Kategorien
- 3.5.3 Ziele und Möglichkeiten der Musiktherapie
- 3.5.4 Musiktherapeutische Verfahren in der Behindertenarbeit
- 3.5.4.1 Das Orff-Schulwerk
- 3.5.4.2 Die rhythmisch-musikalische Erziehung
- 3.5.4.3 Die anthroposophisch ausgerichtete Musiktherapie
- 3.5.4.3.1 Das anthroposophische Menschenbild
- 3.5.4.3.2 Gestörte Kommunikation der Teilbereiche des Organismus
- 3.5.4.3.3 Die Heileurythmie
- 3.5.4.3.4 Die Wahl der Instrumente im Rahmen der anthroposophisch ausgerichteten Musiktherapie
- 3.5.5 Verschiedene Aspekte der Musiktherapie
- 3.5.5.1 Der kommunikative Aspekt
- 3.5.5.2 Der Weg nach innen
- 3.5.5.3 Der Tanz als Brücke zwischen Körper und Geist
- 3.5.5.3.1 Beispiel für eine „tänzerische“ Unterrichtsstunde
- 3.5.5.4 Der Aspekt der Kreativität in der Musiktherapie
- 3.5.6 Ordnung und Entfesselung
- 3.5.6.1 Die Ordnung im Einzelton
- 3.5.6.2 Ekstase und Ich-Verlust
- 3.5.6.3 Die Bedeutung des Rituals für die innere Ordnung
- 3.5.7 Die Wahl der „richtigen“ Musiktherapie
- 3.6 Die schöpferische Musikerziehung des Heinrich Jacoby
- 3.6.1 Zur Person Jacobys
- 3.6.2 Zum Problem der „Unmusikalität“
- 3.6.3 Die Entstehung von „Unmusikalität“
- 3.6.4 Gezielte Förderung „unmusikalischer\" Schüler
- 3.7 Musikalische Ausdrucksmöglichkeiten für behinderte Kinder
- 3.7.1 Die Stimme
- 3.7.2 Musikinstrumente für Behinderte
- 3.7.2.1 Das Farbklavier
- 3.7.2.2 Das Klavier
- 3.7.2.3 Das elektronische Orgelpedal
- 3.7.2.4 Die Mundharmonika
- 3.7.2.5 Das Stylophon
- 3.7.2.6 Die Gitarre
- Zusammenfassung
- Die Definition von Sonderpädagogik und Behinderung im Kontext der Musikerziehung
- Die Rolle der Musik im Leben von Menschen mit Behinderungen
- Der Einsatz von Musik als pädagogisches und therapeutisches Instrument im sonderpädagogischen Kontext
- Die Entwicklung kreativer Fähigkeiten und Ausdrucksformen durch die Musik
- Die Bedeutung der Musiktherapie in der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen
- Das erste Kapitel erläutert grundlegende Begriffe und Definitionen der Sonderpädagogik. Es werden verschiedene Behinderungsarten sowie ihre Auswirkungen auf die Entwicklung und das Lernen beschrieben. Der Fokus liegt auf dem Verständnis der besonderen Herausforderungen, denen Menschen mit Behinderungen im Bildungssystem begegnen.
- Das zweite Kapitel widmet sich dem Phänomen Musik und betrachtet es aus verschiedenen Perspektiven. Es geht um die Definition von Musik, ihre kulturelle Bedeutung und die vielfältigen Möglichkeiten, wie Menschen Musik erleben und mit ihr umgehen. Darüber hinaus werden auch mögliche negative Aspekte der Musik beleuchtet.
- Das dritte Kapitel widmet sich der Rolle der Musik in der Sonderpädagogik. Es werden verschiedene Lehrpläne und musikpädagogische Ansätze vorgestellt, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen abgestimmt sind. Besonders hervorgehoben wird die Rolle der Musiktherapie, die in der Arbeit mit schwerstbehinderten Menschen eine zentrale Rolle spielt. Verschiedene musiktherapeutische Verfahren werden vorgestellt und deren Einsatz in der Praxis erläutert.
- Im vierten Kapitel wird die schöpferische Musikerziehung des Heinrich Jacoby beleuchtet. Es wird gezeigt, wie Jacoby die Förderung von „unmusikalischen“ Schülern durch gezielte musikalische Übungen und Experimente fördert und ihre musikalischen Potenziale entfaltet.
- Das fünfte Kapitel beleuchtet verschiedene musikalische Ausdrucksmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen. Es werden verschiedene Instrumente vorgestellt, die speziell für Menschen mit Behinderungen geeignet sind und deren Einsatzmöglichkeiten im Unterricht und in der Therapie beschrieben.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Stellung und Bedeutung der Musikerziehung innerhalb der Sonderpädagogik. Sie zielt darauf ab, die vielfältigen Möglichkeiten und Aspekte der Musikerziehung für Menschen mit Behinderungen aufzuzeigen und ihre Bedeutung für die Entwicklung und Förderung dieser Personengruppe zu beleuchten.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Sonderpädagogik, Behinderung, Musikerziehung, Musiktherapie, Kreativität, Ausdrucksmöglichkeiten, Integration, Inklusion, Lernbehinderung, Geistige Behinderung, Verhaltensbehinderung, Orff-Schulwerk, Rhythmisch-musikalische Erziehung, Anthroposophie, Heileurythmie, Heinrich Jacoby, Farbklavier, Klavier, elektronisches Orgelpedal, Mundharmonika, Stylophon, Gitarre.
- Citar trabajo
- Ulrike Dinauer (Autor), 1995, Stellung und Bedeutung der Musikerziehung innerhalb der Sonderpädagogik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23455