Südafrika spielte bis weit in das 19. Jahrhundert hinein als Objekt der deutschen Kolonialdiskussion nur eine marginale Rolle. Dies begann sich mit der Gründung von Burenrepubliken nördlich der Flüsse Vaal (Transvaal, 1852) und Oranje (Oranje-Freistaat, 1854) infolge anglo-burischer Konflikte und der wissenschaftlichen Erschließung des Kontinents zu ändern. Den wichtigsten Impetus erhielt die Burenagitation aber durch die Diamantenfunde in Südafrika (1867), die dessen enorme ökonomische Potentiale erahnen ließen, und durch die Gründung des Deutschen Reiches (1871), die ein überseeisches Engagement nunmehr realisierbar erscheinen ließ. Das Fundament für die deutsche Burenagitation legte ab Ende der Siebziger Jahre Ernst von Weber, dessen agitatorisches Erbe in den Neunziger Jahren der Alldeutsche Verband antrat. Im Rahmen der Analyse dieser Publikationen werden auch einige burenkritische Stimmen vorgestellt.
Um zu klären, ob diese Agitation im kolonialagitatorischen Elfenbeinturm erfolgte, wird im zweiten Hauptteil der Arbeit untersucht, wie sich das Verhältnis zwischen Deutschen und Buren in Südafrika gestaltete.
Hierzu werden die Arbeit der Berliner und Hermannsburger Mission in Südafrika, die deutsch-burischen Wirtschaftsbeziehungen sowie die Beziehungen zwischen deutschen und burischen Siedlern in den Burenstaaten und in Deutsch-Südwestafrika beleuchtet. Wie der zweite Hauptteil der Arbeit zeigt, entsprach die Vorstellung einer deutsch-burischen Freundschaft vor Ort selber mehr der Fantasie als der Realität.
Im dritten Hauptteil wird der Burenfaktor in der deutschen Außenpolitik dargestellt, wobei auch eine Einordnung in den gesamtpolitischen Rahmen des deutschen Imperialismus erfolgt und die innenpolitischen Implikationen berücksichtigt werden.
Die Quellenbasis dieser Arbeit bilden kolonialagitatorische Schriften, Zeitungen wie die „Deutsche Kolonialzeitung“, der „Export“ und die „Alldeutschen Blätter“, die einschlägigen Missionszeitschriften sowie die persönlichen Quellen der damaligen Entscheidungsträger in Südafrika bzw. Deutschland und die publizierten Dokumentensammlungen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Burenagitation in Deutschland
- 1. Ernst von Weber
- 1.1 Zur Person
- 1.2 Die Vision eines deutsch-burischen Südafrika
- 1.3 Weitere Agitation nach der englischen Annexion des Transvaal (1877)
- 1.4 Rassismen in der Weberschen Agitation
- 1.5 Der „,Volkscharakter“ der Buren nach Weber
- 1.6 Webers Englandbild
- 2. Gesinnungsgenossen Webers
- 2.1 Friedrich Fabri
- 2.2 Bernhard Schwarz
- 2.3 Weitere „Burensympathisanten“
- 3. Der Alldeutsche Verband
- 3.1 Die Burenagitation des Verbandes
- 3.2 Max Robert Gerstenhauer
- 3.3 Fritz Bley
- 4. Kritiker der „Burenschwärmerei“
- 1. Ernst von Weber
- II. Das deutsch-burische Verhältnis „on the spot”
- 1. Deutsche Missionen in Südafrika
- 1.1 Divergierende Sendungsideen bei Briten und Buren
- 1.2 Die Berliner Mission
- 1.3 Die Hermannsburger Mission
- 2. Deutsche Siedler in Südafrika
- 3. Die deutsch-burischen Wirtschaftsbeziehungen
- 4. Buren in Deutsch-Südwestafrika
- 1. Deutsche Missionen in Südafrika
- III. Der Burenfaktor in der deutschen Außenpolitik
- 1. Bismarcks Burenpolitik
- 2. Die Burenpolitik unter Wilhelm II.
- 2.1 Von der „,Stillen Allianz“ zum „Krüger-Telegramm”
- 2.2 Das,,Krüger-Telegramm”
- 2.3 Die Abkehr von der deutsch-burischen Allianz
- IV. Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem deutsch-burischen Verhältnis im südlichen Afrika bis zum Ausbruch des Burenkriegs (1899-1902). Das Hauptziel dieser Untersuchung ist die Analyse der Burenagitation in Deutschland, insbesondere die Rolle von Ernst von Weber und des Alldeutschen Verbandes. Zudem soll die Entwicklung des deutsch-burischen Verhältnisses an der Peripherie beleuchtet werden, um die Frage zu klären, ob die Burenagitation im kolonialagitatorischen Elfenbeinturm erfolgte oder reale Bezüge hatte.
- Die deutsch-burische "Kolonialpartnerschaft" im südlichen Afrika
- Die Burenagitation in Deutschland bis zum Ausbruch des Burenkriegs
- Die Rolle von Ernst von Weber und des Alldeutschen Verbandes
- Das deutsch-burische Verhältnis an der Peripherie
- Die Bedeutung der deutschen Missionen und Siedler in Südafrika
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den Hintergrund des Burenkriegs und führt den Leser in das Thema der deutsch-burischen Beziehungen ein. Sie stellt dar, dass die deutsche Burenagitation durch verschiedene Faktoren wie die Gründung der Burenrepubliken, die Diamantenfunde und die Gründung des Deutschen Reiches verstärkt wurde. Kapitel I fokussiert auf die Burenagitation in Deutschland, insbesondere die Rolle von Ernst von Weber und des Alldeutschen Verbandes. Kapitel II beleuchtet das deutsch-burische Verhältnis an der Peripherie, darunter die Arbeit deutscher Missionen und die Präsenz deutscher Siedler in Südafrika. Kapitel III befasst sich mit dem Burenfaktor in der deutschen Außenpolitik, insbesondere mit Bismarcks und Wilhelm II.s Burenpolitik. Das Kapitel beleuchtet die "Stille Allianz" zwischen Deutschland und den Buren, das "Krüger-Telegramm" und die Abkehr von der deutsch-burischen Allianz.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Burenagitation, Deutsch-Burische Beziehungen, Kolonialpolitik, Südafrika, Burenkrieg, Ernst von Weber, Alldeutscher Verband, Deutsche Missionen, Siedler, Wirtschaftsbeziehungen, Außenpolitik, Bismarck, Wilhelm II.
- Arbeit zitieren
- Markus Laag (Autor:in), 1999, Die deutsch-burische "Kolonialpartnerschaft" im südlichen Afrika bis zum Burenkrieg (1899-1902), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23472