Ich habe in meinem Referat den Versuch unternommen, einen Ansatz der Sprechakttheorie auf die Untersuchung eines fiktiven Textes, in diesem Falle eines dramatischen Dialogs, anzuwenden. Dabei stütze ich mich auf Reinhard Schmachtenbergs (1984) Adaption der sprechakttheoretischen Theorien, insbesondere Searles (1972), auf die Analyse dramatischer Texte.
Zur Anwendung dieser Methode auf dramatische (fikitve) Texte ist grundsätzlich zu bemerken , daß sich eine Sprechaktanalyse ausschließlich auf die Interpretation der innerdramatischen Rede, also der Interaktionen zwischen den Figuren im Drama beziehen,
nicht aber zur Analyse der Wirkungsebenen außerhalb der dramatischen Handlung, so z.B. zwischen Drama und Zuschauer, dienen kann. Die sprachlichen Interaktionen im Drama unterliegen grundsätzlich nicht wesentlich anderen Regelhaftigkeiten als nicht- fiktive Sprachhandlungen , zeichnen sich aber als fiktive Handlungen durch eine Reihe von Merkmalen aus: So fehlen weitgehend Performanzphänomene wie unvollständige syntaktische oder grammatische Strukturen Weiterhin müssen deiktische Angaben (raum- zeitliche, personale Orientierung) in fiktiven Texten über die Sprachhandlungen der Figuren dem Zuschauer erst mitgeteilt werden, bzw. die Interaktionsbedingungen im Drama konstituieren sich erst über die sprachlichen Handlungen der Figuren. Außerdem treten im Drama bestimmte konventionalisierte gattungstypische Sprechakttypen mit festgelegten dramaturgischen Funktionen auf, wie z.B. das Beiseite-Sprechen (aside), das als Anrede an den Zuschauer per definitionem für die anderen Figuren auf der Bühne nicht hörbar ist, ebenso wie andere Formen des ’lauten Denkens‘, innere Monologe werden laut vorgetragen, etc. Grundsätzlich lassen sich aber sprechakttheoretische Instrumentarien, die ursprünglich für die Ana lyse ’authentischer‘ Äußerungen (Alltagssprache) entwickelt wurden, mit einigen Modifikationen auch auf dramatische Dialoge anwenden, da die Figurenrede im wesentlichen den gleichen Interaktionsregeln, Glückensbedingungen, etc. unterliegt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretischer Teil: Sprechaktklassifikation nach Schmachtenberg (1984)
- Das Textmaterial
- Hintergrund und Zusammenhang
- Analyseteil: Sprechaktanalyse
- Dialoganalyse
- Thesen zur Interpretation
- Hierarchische Überlegenheit Jupiters
- Dialogtyp: "Verbale Hetzjagd" (Verhör?)
- Scheintriumph Jupiters
- Schluß
- Anhang
- Anhang (1): Übersichten
- Anhang (2): Dialogauszug
- Anhang (3): Matrixanalyse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Referat untersucht die Anwendung der Sprechakttheorie auf einen dramatischen Dialog aus Heinrich von Kleists "Amphitryon". Der Fokus liegt auf der Analyse des Dialogs zwischen Jupiter und Alkmene und der Interpretation seiner Sprechakte im Kontext der dramatischen Handlung.
- Anwendung der Sprechakttheorie auf einen fiktiven Text
- Analyse des Dialogs zwischen Jupiter und Alkmene in "Amphitryon"
- Interpretation der Sprechakte im Hinblick auf die dramatische Handlung
- Untersuchung der hierarchischen Überlegenheit Jupiters im Dialog
- Analyse des Dialogtyps "Verbale Hetzjagd" und seine Funktion
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Sprechaktanalyse in fiktiven Texten ein und stellt die theoretischen Grundlagen des Referats vor. Im theoretischen Teil wird die Sprechaktklassifikation nach Schmachtenberg (1984) vorgestellt, die als Grundlage für die Analyse des dramatischen Dialogs dient. Das Textmaterial wird im dritten Kapitel behandelt, wobei der Fokus auf dem Hintergrund und Zusammenhang des Dialogs in Kleists "Amphitryon" liegt. Der Analyseteil beschäftigt sich mit der detaillierten Sprechaktanalyse des Dialogs zwischen Jupiter und Alkmene. Dabei werden Thesen zur Interpretation des Dialogs aufgestellt, insbesondere die hierarchische Überlegenheit Jupiters, der Dialogtyp "Verbale Hetzjagd" und der Scheintriumph Jupiters.
Schlüsselwörter
Sprechaktanalyse, dramatischer Dialog, Heinrich von Kleist, Amphitryon, Jupiter, Alkmene, Sprechakttheorie, Schmachtenberg, Searle, Dialogtyp, "Verbale Hetzjagd", Hierarchie, Interaktion, Bedeutung, Funktion, Wirkung.
- Citar trabajo
- Michael Obenaus (Autor), 1999, Sprechaktanalyse am dramatischen Dialog: Heinrich von Kleists 'Amphitryon'., Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23532