In der traditionellen Sichtweise werden gesellschaftliche Zustände auf Grundlage der
sozialen Wohlfahrt bewertet. Dies ist die wohlfahrts-theoretische Betrachtung die
zurückgeht auf den Utilitarismus des neunzehnten Jahrhunderts.1 Als Maß für die
soziale Wohlfahrt dient dabei die Befriedigung der kumulierten individuellen
Präferenzen. Diese Sichtweise wird seit einiger Zeit hinterfragt. Die Bewertung eines
gesellschaftlichen Zustandes muss nicht auf individuelle Präferenzen zurückgreifen. In
der Literatur finden sich zunehmend Ansätze, die auf die Wahlfreiheit als Maß des
gesellschaftlichen Wohls abzielen. Solche Ansätze fanden am Anfang der 80er Jahre
verstärkte Beachtung im Zuge der Debatte um verschiedene Wirtschaftssysteme und
den Markt als Mechanismus zur Allokation von Gütern.2 Insbesondere eine
marktorientierte, neoliberale Wirtschaftspolitik wurde mit persönlicher Wahlfreiheit in
Verbindung gebracht.3 Eine Bewertung von gesellschaftlichen Zuständen in Bezug auf
individuelle Freiheit im Gegensatz zur individuellen Wohlfahrt erfordert eine völlig
neue Informationsbasis.4 Es gibt unterschiedliche Konzepte Wahlfreiheit zu betrachten
und sie zu messen. Diese verschiedenen Konzepte darzustellen sowie sie kritisch zu
hinterfragen, ist Ziel dieser Arbeit.
Nach einer kurzen Einleitung werden unter Punkt 2 verschiedene grundlegende
Konzepte dargestellt. Im Anschluss werden unter Punkt 3 verschiedene Ansätze zur
Messung von Wahlfreiheit als Grundlage für die Bewertung gesellschaftlicher Zustände
untersucht. Dabei werden die jeweils zugrunde liegenden Axiome dargestellt sowie
mögliche Schwächen anhand von Beispielen verdeutlicht. Unter Punkt 4 wird ein
Ansatz dargestellt, um potenzielle Präferenzen zu messen. Dabei wird vor allem auf
Arbeiten von Arrow und Sugden zurückgegriffen. Schließlich werden unter Punkt 5 die
Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und die einzelnen Konzepte kritisch beleuchtet.
1 Vgl. Sugden (1998), S. 307.
2 Vgl. Pattanaik/ Xu (1990), S. 383.
3 Vgl. Dowding (1992), S. 301.
4 Vgl. Sen (1991), S. 15.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Gang der Untersuchung
- Grundlagen
- Individuelle Wohlfahrt und Wahlfreiheit
- Konzeption von Wahlfreiheit
- Konzeption Gerechtigkeit
- Maße für Wahlfreiheit
- Quantitative Maße
- Berücksichtigung von Präferenzen
- Potenzielle Präferenzen
- Messung von Präferenzen
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich zum Ziel, verschiedene Konzepte der Wahlfreiheit als Maßstab für die Bewertung gesellschaftlicher Zustände darzustellen und kritisch zu hinterfragen. Anstelle der traditionellen wohlfahrts-theoretischen Betrachtung, die individuelle Präferenzen als Grundlage für die Bewertung des sozialen Wohls verwendet, fokussiert die Arbeit auf die Wahlfreiheit als entscheidenden Faktor für ein gutes Leben. Sie untersucht verschiedene Ansätze zur Messung von Wahlfreiheit, wobei insbesondere die Axiome und potenziellen Schwächen dieser Konzepte beleuchtet werden.
- Wahlfreiheit als alternatives Bewertungskriterium für gesellschaftliche Zustände
- Unterschiedliche Konzepte von Wahlfreiheit (effektive Freiheit, negative Freiheit, Freiheit als Autonomie, Freiheit als Übung)
- Quantitative Maße und qualitative Aspekte der Wahlfreiheit
- Messung von Präferenzen und potenziellen Präferenzen
- Gerechtigkeit im Kontext der Wahlfreiheit
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Problemstellung der Bewertung gesellschaftlicher Zustände auf Grundlage der Wahlfreiheit dar. Sie beleuchtet die Schwächen der traditionellen wohlfahrts-theoretischen Betrachtung und führt den Leser in die Thematik ein.
- Grundlagen: Dieses Kapitel definiert die Konzepte der individuellen Wohlfahrt und Wahlfreiheit und zeigt die konzeptionellen Probleme der wohlfahrts-theoretischen Betrachtung auf. Es werden unterschiedliche Konzeptionen von Wahlfreiheit wie effektive Freiheit, negative Freiheit und Freiheit als Autonomie/Übung vorgestellt.
- Maße für Wahlfreiheit: Hier werden quantitative Maße für Wahlfreiheit wie das Kardinalitätskriterium vorgestellt. Das Kapitel befasst sich mit der Berücksichtigung von Präferenzen und der Messung potenzieller Präferenzen, die für die Bewertung von Wahlfreiheit relevant sind.
- Messung von Präferenzen: Dieser Abschnitt beleuchtet verschiedene Ansätze zur Messung von Präferenzen, wobei insbesondere auf Arbeiten von Arrow und Sugden zurückgegriffen wird.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der Entscheidungstheorie und analysiert die Bedeutung von Wahlfreiheit in der Bewertung gesellschaftlicher Zustände. Schlüsselwörter sind: Wahlfreiheit, individuelle Wohlfahrt, Präferenzen, Gerechtigkeit, effektive Freiheit, negative Freiheit, Freiheit als Autonomie, Freiheit als Übung, quantitative Maße, potenzielle Präferenzen, Messung von Präferenzen, Arrow, Sugden.
- Arbeit zitieren
- Stefan Lösch (Autor:in), 2004, Gibt es sinnvolle Methoden zur Bewertung von gesellschaftlichen Zuständen in Bezug auf Wahlfreiheit (freedom of choice)?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23547