Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gehören Zusammenschlüsse von Staaten zu regionalen Integrationsräumen zu einem der signifikantesten Beobachtungen der internationalen Staatenwelt. Allein zwischen 1990 und 1995 wurden weltweit mehr als 30 neue Integrationsräume geschaffen (vgl. Kaiser 1999: 1). Dieser Prozess der internationalen, wirtschaftlichen Integration steht in einem engen Zusammenhang mit dem Prozess der immer schneller fortschreitenden Globalisierung. Aufgrund des „interdependenten Welthandelssystems steigern regionale Integrationszonen [...] die Exportchancen der Mitgliedstaaten“ (Kaiser 1999: 2) und führen zu einer Verbesserung des Welteinkommens.
Die wirtschaftlich stärksten Integrationsräume sind die Europäische Gemeinschaft und die Nordamerikanische Freihandelszone NAFTA (North American Free Trade Agreement). Die NAFTA und ihr südamerikanisches Pandon, der MERCOSUR (Mercado Común del Cono Sur – Gemeinsamer Markt des Südens), sind Freihandelszonen. Als Freihandelszonen werden Zusammenschlüsse von Staaten bezeichnet, zwischen denen Güter oder bestimmte Güterbündel ohne die Auferlegung von Zöllen bzw. Handelsvorschriften gehandelt werden dürfen (vgl. Müller 1999: 10f). Es finden also Exporte und Importe ohne tarifäre und je nach Abkommen auch nicht-tarifäre Handelshemmnisse statt. Diesem Wirtschaftssystem liegt die Freihandelstheorie zu Grunde, welche besagt, „dass eine grenzübergreifende Freihandelszone zur Entwicklung eines tatsächlich „freien“ Marktes mit internationaler Arbeitsteilung, maximaler Produktion und maximalem Wohlstand führt“ (Müller 1999: 11).
Der Unterschied zwischen einer Freihandelszone und der nächst höheren Stufe, einer Zollunion, besteht darin, dass bei einer Freihandelszone „jedes Mitgliedsland weiterhin die Möglichkeit hat, eine autonome Handelspolitik gegenüber Drittländern zu verfolgen“ (Stock 2000: 4).
Diese Arbeit widmet sich speziell den zwei Freihandelszonen von NAFTA und MERCOSUR und wirft einen Blick auf Entstehung, Funktion und Aufgaben dieser beiden Integrationsräume auch im Hinblick auf den Paradigmenwechsel in der amerikanischen Außenpolitik von Clinton und Bush jr. Letztlich werden Gemeinsamkeiten und fundamentale Unterschiede von NAFTA und MERCOSUR mit der Europäischen Union diese Arbeit abrunden.
Inhaltsverzeichnis
- Integrationsräume und ihre Kennzeichen
- Die NAFTA: Das größte Freihandelsgebiet der Welt
- Entstehung der NAFTA: von bilateralen Handelsabkommen zum wirtschaftlichen Integrationsraum
- Motivation zum Beitritt zur NAFTA und wirtschaftliche Daten der Mitgliedstaaten
- USA
- Kanada
- Mexiko
- Aufgaben und Ziele der NAFTA und ihrer Mitglieder
- Instrumente der NAFTA
- Die Freihandelskommission
- Das NAFTA-Sekretariat
- Außenpolitischer Paradigmenwechsel: von Bush über Clinton zu Bush und von Militarisierung über Globalisierung zu Regionalisierung
- Der MERCOSUR: Der Gemeinsame Markt des Südens als Gegenpart zur NAFTA
- Geschichte des MERCOSUR: von diktatorischen Regimes zur liberalen Wirtschaftspolitik
- Funktionen, Ziele und Besonderheiten des MERCOSUR
- Wirtschaftliche Daten der MERCOSUR-Mitglieder
- Argentinien
- Brasilien
- Paraguay und Uruguay
- Die institutionelle Struktur: Organe des MERCOSUR
- Der Rat des gemeinsamen Marktes und die Parlamentarische Kommission
- Die Gruppe des gemeinsamen Marktes und die Handelskommission
- Nach zwölf Jahren Mercosur: eine ernüchternde Bilanz
- NAFTA, MERCOSUR und EU: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entstehung, Funktion und den Aufgaben der beiden Freihandelszonen NAFTA und MERCOSUR. Sie beleuchtet die wirtschaftlichen Hintergründe und Ziele der Integrationsräume sowie die relevanten politischen und wirtschaftlichen Daten der Mitgliedstaaten. Im Fokus steht insbesondere der Vergleich mit der Europäischen Union und die Analyse des außenpolitischen Paradigmenwechsels der USA in Bezug auf die beiden Freihandelszonen.
- Die Entstehung und Entwicklung der NAFTA und des MERCOSUR
- Die wirtschaftlichen Ziele und Strategien der Integrationsräume
- Die Rolle der USA im Kontext der NAFTA
- Der Einfluss von Globalisierung und Regionalisierung auf die amerikanische Außenpolitik
- Der Vergleich von NAFTA, MERCOSUR und der Europäischen Union
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel legt die Grundlagen für die anschließende Analyse und definiert die wichtigsten Kennzeichen von Integrationsräumen. Es wird erläutert, wie diese mit dem Prozess der Globalisierung zusammenhängen und welche ökonomischen Vorteile sie bieten. Kapitel 2 widmet sich der NAFTA, dem größten Freihandelsgebiet der Welt. Es wird auf die Entstehungsgeschichte und die Rolle der USA, Kanadas und Mexikos eingegangen. Kapitel 3 behandelt den MERCOSUR und beschreibt die Geschichte des Zusammenschlusses sowie die wirtschaftlichen Daten der südamerikanischen Mitgliedstaaten.
Schlüsselwörter
NAFTA, MERCOSUR, Freihandelszone, Integration, Globalisierung, Regionalisierung, Amerikanische Außenpolitik, Wirtschaft, Politik, Europäische Union, USA, Kanada, Mexiko, Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay.
- Citar trabajo
- Sebastian Grasser (Autor), 2004, NAFTA und MERCOSUR im Kontext des außenpolitischen Paradigmenwechsels der USA und im Vergleich mit der Europäischen Union, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23661