„Niemand ist weiter von der Wahrheit entfernt als derjenige, der alle Antworten weiß.“ Chuang Tsu
Nach dem Ende des Kalten Krieges beanspruchten viele Wissenschaftler und Gelehrte eine Wahrheit für die neue Welt zu kennen. Die einen sprachen von der Rückkehr traditioneller Rivalitäten der Nationalstaaten und andere vom Ende der Nationalstaaten durch Globalisierungsprozesse.
Francis Fukuyama meinte, das Ende der Geschichte sei gekommen. „Das westliche Modell der liberalen Demokratie hatte seinen Konkurrenten im Wettkampf der Systeme besiegt und konnte nun das Ende der Geschichte ideologischer Auseinandersetzungen einleiten.“ 1 Mit dem Ende der realsozialistischen Diktaturen gab es keine historischen Alternativen mehr, die, wie Nationalsozialismus, Faschismus und Kommunismus, das 20. Jahrhundert zu einem Zeitalter der Extreme hatten werden lassen. Die liberale Demokratie mit der freien Marktwirtschaft hatte als einzige Idee überlebt und gesiegt.
Samuel P. Huntington stellte 1993 in der Zeitschrift „Foreign Affairs“ seine Wahrheit über die neue Weltordnung dar - den Kampf der Kulturen. Quellen der Konflikte auf der Welt seien nicht mehr in ideologischen oder ökonomischen Gründen, sondern in der Kultur zu finden. Huntington behauptete, dass zukünftige Hauptkonflikte zwischen Nationen oder Gruppen unterschiedlicher Zivilisationen stattfinden würden.
Mit dieser Theorie löste er eine hitzige politische Debatte auf der ganzen Welt aus, erhielt Zustimmungen, traf aber auch auf harte Kritik. Um seine Theorie vom Kampf der Kulturen zu präzisieren und Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, veröffentlichte Huntington 1996 das Buch „Kampf der Kulturen“ zum zuvor erschienenen Aufsatz. Es stellen sich nun folgende Fragen: Warum kommt es zum Kampf der Kulturen? Können wir diese Zivilisationskonflikte verhindern? Gibt es Alternativen zum Kampf der Kulturen? Zur Beantwortung der Fragen betrachte ich zunächst Huntingtons Theorie vom Kampf der Kulturen, den Konflikt „The West against the Rest“ und Huntingtons Vorschläge zur Eindämmung eines Zivilisationskonfliktes.
Stellvertretend für die weltweiten Reaktionen auf Huntingtons Theorie stelle ich die Auseinandersetzung Bassam Tibis, Harald Müllers und Roman Herzogs mit dem Thema vor, die teilweise zustimmen, einschränken oder Widerspruch anzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Samuel P. Huntington
- Kurzbiographie
- Politisches Umfeld
- The Clash of Civilization
- Historischer Kontext – Kultur als Quelle für Konflikte
- Der Kampf der Kulturen
- Der Westen gegen den Rest
- Maßnahmen zur Vorbeugung eines Kampfes der Kulturen
- Reaktionen auf Huntington
- Bassam Tibi – Krieg der Zivilisationen
- Harald Müller – Das Zusammenleben der Kulturen
- Roman Herzog – Wider den Kampf der Kulturen
- Schlussfolgerung
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich mit der Theorie des „Kampfes der Kulturen“ von Samuel P. Huntington auseinander. Ziel ist es, diese Theorie zu analysieren und in ihren historischen und politischen Kontext einzuordnen. Dabei werden auch die Reaktionen verschiedener Autoren auf Huntingtons These beleuchtet.
- Huntingtons Theorie des „Kampfes der Kulturen“ und ihre Begründung
- Der Konflikt zwischen dem Westen und dem Rest der Welt
- Die Rolle der Kultur als Quelle für Konflikte
- Mögliche Maßnahmen zur Verhinderung eines Zivilisationskonfliktes
- Kritische Auseinandersetzung mit Huntingtons Theorie durch verschiedene Autoren
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema des „Kampfes der Kulturen“ ein und stellt Huntingtons Theorie als einen Beitrag zur Debatte über die neue Weltordnung nach dem Ende des Kalten Krieges vor. Sie beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf die Zukunft der Welt und stellt die wichtigsten Fragen, die sich im Zusammenhang mit Huntingtons Theorie ergeben.
Samuel P. Huntington
Dieses Kapitel stellt Samuel P. Huntington vor und beleuchtet seine Biografie sowie sein politisches Umfeld. Huntington wird als Vertreter des Neorealismus vorgestellt, der die Struktur des internationalen Systems als anarchisch begreift und die Sicherheit von Nationalstaaten als zentrales Thema sieht.
The Clash of Civilization
Dieses Kapitel befasst sich mit Huntingtons Theorie des „Kampfes der Kulturen“ und analysiert seine Argumentation. Huntington sieht die Kultur als zentrale Quelle für Konflikte in der neuen Weltordnung und prophezeit zukünftige Konflikte zwischen verschiedenen Zivilisationen. Das Kapitel beleuchtet den historischen Kontext der Theorie und zeigt, wie Huntington die Entwicklung des internationalen Systems von den Konflikten zwischen Monarchen über den Aufstieg der Nationalstaaten bis zum Konflikt der Ideologien im Kalten Krieg verfolgt.
Reaktionen auf Huntington
Dieses Kapitel stellt verschiedene Reaktionen auf Huntingtons Theorie vor, insbesondere die von Bassam Tibi, Harald Müller und Roman Herzog. Die Reaktionen reichen von Zustimmung über Einschränkungen bis hin zur Ablehnung Huntingtons These.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen „Kampf der Kulturen“, „Zivilisationen“, „Kultur als Quelle für Konflikte“, „Neorealismus“, „Weltordnung“ und „Internationale Beziehungen“. Sie analysiert Huntingtons Theorie und beleuchtet die Debatte um die Zukunft der Welt nach dem Ende des Kalten Krieges.
- Citar trabajo
- Anne Piegert (Autor), 2004, Kampf der Kulturen?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23735