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Für Aristoteles und Machiavelli war Korruption schließlich gleichbedeutend mit dem Verfall
von Moral und Sittlichkeit sowie dem Untergang politischer Tugenden. Dieser kurze historische
Rückgriff weist uns auf zweierlei Aspekte hin: Korruption keineswegs neu, sondern ein
uraltes Phänomen der Menschheit. Wie die verschiedenen inhaltlichen Bestimmungen der
herangezogenen „Klassiker“ zeigen, handelt es sich jedoch bei der Korruption um ein Phänomen,
das nicht völlig losgelöst von Raum und Zeit existiert, sondern immer in einen spezifischen
sozialen Kontext eingebettet ist. Auch wenn es Korruption also „schon immer“ gibt,
stellt sie einen Sachverhalt dar, der in seiner Form, seiner Bewertung sowie in seinem
Verbreitungsgrad variiert. Genau diese Varianzen stellen uns jedoch vor das Problem eine
angemessen umfassende Definition des Korruptionsbegriffs zu finden, die vorzugsweise auch
in der sozialwissenschaftlichen Forschung Anwendung finden kann. Dieses Definitionsproblem
wird in einem ausführlichen ersten Teil dieser Arbeit zur Sprache kommen. Im Zuge der
Aufarbeitung des betreffenden Forschungsstandes soll eine eigene Begriffsbestimmung erarbeitet
werden, die den nachfolgenden Kapiteln zugrunde gelegt wird. Im Anschluss an den
definitorischen Teil, soll der Frage nachgegangen werden, warum Korruption überhaupt ein
Problem darstellt. Hierzu wird ein kurzer Querschnitt des Forschungsstands zu den Ursachen
und Folgen von Korruption erstellt werden. Der hierauf folgende inhaltliche Teil, wendet sich
dann der Empirie zu. Wie korrupt ist die Bundesrepublik Deutschland? Neben einem internationalen,
wird auch ein innerdeutscher Vergleich vorgenommen. Dabei wird festzustellen
sein, dass gleich hinter den „üblichen Verdächtigen“ Berlin und Nordrhein-Westfalen, ausgerechnet
Bayern die dritthöchste Zahl an Korruptionsverfahren verzeichnet. Der letzte Arbeitsteil
wird deshalb versuchen, drei in der Literatur häufig vertretene Thesen zur Korruptionsentstehung
an Bayern zu testen. Dabei sollen zwei komplementären Fragen nachgegangen
werden. Ist Bayern korrupter als die meisten anderen Bundesländer? Und sind die
„Mainstream-Thesen“ der Korruptionsforschung derzeit überhaupt in der Lage, dieses adäquat
zu erklären?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was ist Korruption?
- Korruption als Kulturphänomen
- Anforderungen an eine Definition von Korruption
- Zeitgenössische Korruptionskonzepte in den Sozialwissenschaften
- Der Moralische Ansatz
- Der Missbrauch-Vorteil-Ansatz (Public-Office-Centered Definitions)
- Der Ökonomische Ansatz (Market-Centered Definitions)
- Der Interessenverletzungsansatz (Public-Interest-Centered Definitions)
- Mischformen
- Eigenes Korruptionskonzept
- Warum ist Korruption ein Problem?
- Folgen Politischer Korruption
- Ökonomische Folgen
- Soziale Folgen
- Politische Folgen
- Ursachen von Korruption
- Korruption in Deutschland
- Korruption in der BRD - Von Null auf Hundert?
- Eine Empirische Bestandsaufnahme von Korruption in der BRD
- (Straf) Gesetzliche Bestimmungen
- Deutschlands Korruptionsniveau im internationalen Vergleich
- Korruption innerhalb Deutschlands
- Korruptionstypen
- Sektorale Verteilung des deutschen Korruptionsvorkommens
- Regionale Verteilung des deutschen Korruptionsvorkommens
- Korruption in Bayern
- Bayern und die Wettbewerbshypothese
- Bayern und die Besoldungshypothese
- Bayern und die Kulturhypothese
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht das Phänomen der Korruption und analysiert dessen Bedeutung in der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere in Bayern. Dabei wird ein umfassendes Korruptionskonzept erarbeitet, das den Forschungsstand berücksichtigt. Die Arbeit geht der Frage nach den Ursachen und Folgen von Korruption nach und betrachtet das Korruptionsniveau in Deutschland im internationalen Vergleich. Im Fokus stehen dabei die Ursachen für das vergleichsweise hohe Korruptionsniveau in Bayern, die anhand der Wettbewerbshypothese, Besoldungshypothese und Kulturhypothese untersucht werden.
- Entwicklung eines umfassenden Korruptionskonzepts
- Analyse der Ursachen und Folgen von Korruption
- Beurteilung des Korruptionsniveaus in Deutschland im internationalen Vergleich
- Untersuchung des Korruptionsniveaus in Bayern
- Bewertung verschiedener Theorien zur Entstehung von Korruption im Kontext Bayerns
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die historische Relevanz des Themas Korruption und stellt die Bedeutung einer präzisen Definition im Kontext sozialwissenschaftlicher Forschung heraus.
- Was ist Korruption?: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition von Korruption. Es werden verschiedene Ansätze aus den Sozialwissenschaften vorgestellt und ein eigenes Korruptionskonzept entwickelt, das den nachfolgenden Kapiteln zugrunde gelegt wird.
- Warum ist Korruption ein Problem?: Das dritte Kapitel analysiert die negativen Auswirkungen von Korruption. Es beleuchtet die ökonomischen, sozialen und politischen Folgen von Korruption und geht auf die Ursachen des Phänomens ein.
- Korruption in Deutschland: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Korruptionsniveau in der Bundesrepublik Deutschland. Es werden sowohl internationale Vergleiche als auch die regionale Verteilung von Korruptionsfällen innerhalb Deutschlands betrachtet.
- Korruption in Bayern: Das Kapitel fokussiert auf das Korruptionsniveau in Bayern. Es werden verschiedene Theorien, wie die Wettbewerbshypothese, Besoldungshypothese und Kulturhypothese, zur Erklärung der Korruptionsentstehung in Bayern herangezogen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen Korruption, politische Institutionen, öffentliches Interesse, Moral, Werte, Kultur, Empirie, Deutschland, Bayern, Wettbewerbshypothese, Besoldungshypothese, Kulturhypothese. Darüber hinaus werden wichtige Konzepte wie der "Moralische Ansatz", "Missbrauch-Vorteil-Ansatz", "Ökonomische Ansatz" und "Interessenverletzungsansatz" der Korruptionsforschung beleuchtet.
- Quote paper
- Patricia Becker (Author), 2004, KORRUPTION in der Wissenschaft in Deutschland und in Bayern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23741