[...] Kritik und Kunst. In der Herausarbeitung des Ethos, wie ihn Meienberg im
Journalismus verfolgt und umschrieben hat, bilden diese beiden Begriffe zentrale
Werte. Meienberg stellte dabei an jeden seiner journalistischen Texte folgende
Ansprüche: Er musste Klartext sprechen, wenn möglich politisch und kontrovers.
Er musste literarische Qualität haben, zumindest durfte sich der Leser nicht
langweilen. Dass Meienbergs Programm des journalistischen Ethos jedoch weit
differenzierter daherkommt, ist Gegenstand dieser Arbeit.
Weiterführende, aufschlussreiche Reflexionen - so zur Biografie, zum lyrischen
und prosaischen Werk, zur audiovisuellen Produktion - werde ich (sofern
möglich) weglassen, da dies den bescheidenen Umfang dieser schriftlichen Arbeit
sprengen würde (was bei Hausarbeiten leider meistens der Fall ist). Schwerpunkte möchte ich dagegen in der Analyse von Meienbergs
Auseinandersetzung mit dem journalistischen Berufsethos und im moralischen
Umgang der Schweizer Presse mit dem prominenten Journalisten setzen. Genau
so, wie Meienberg sein journalistisches Ethos in seinen Texten darlegt, bildet sich
dieses in der steten Auseinandersetzung mit den Medien, welche ihn rezensieren.
Neben diesen beiden Akzenten muss ich vieles weglassen, zu umfangreich ist
Meienbergs Werk, zu zahlreich sind seine Äusserungen und Dispute zum
Journalismus. Man muss sich beschränken, muss eine Auswahl treffen. Alles
Material zu sichten, Texte und Biografisches, Briefe, Gespräche, Reden: Dies
wäre einer Lizentiatsarbeit wohl angemessener. Er, dessen einschlägige
Reputation aus der Verschmelzung von Erscheinung, Charakter, Intellekt und Stil
besteht, ist - will man ihm vollumfänglich gerecht werden - letztendlich auch nur
als solches Konglomerat zu begreifen. So kann ich die Ratlosigkeit des
Journalisten Bosch in der Umschreibung des Niklaus Meienberg durchaus
verstehen:
So vielstimmig er geschrieben hat, so vielgesichtig erscheint die Person Meienberg. War er
Voltairianer, dann bis zur hysterischen Bösartigkeit Voltaires. War er streitbarer Christ,
Katholik, dann bis zur inquisitorischen Unduldsamkeit.3
Obiger Vergleich zu Voltaire scheint übrigens äusserst passend, hat doch der
Pariser Philosoph im 18. Jahrhundert schon zur Quellenprüfung und -kritik von
Fakten in der Geschichtsschreibung ermahnt - etwas, das auch Meienberg in
seinem journalistischen Programm immer wieder betont. [...]
3 Bosch, Manfred: Die Kunst, ein Journalist zu sein. Die Zeit vom 31. Mai 2000.
Inhaltsverzeichnis
- Die Untrennbarkeit von Ethos und Schreiben
- Meienbergs Journalismus - oder die Leidenschaft zur Polemik
- Meienbergs Journalismus- und Reportageverständnis
- Einige Fallbeispiele: Medienkritisches
- Zum rezensierenden Umgang mit Meienberg: Die entschärfende Attribuierung eines journalistischen Profils
- Im Konflikt mit den propagierten Werten
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das berufsethische Profil des Journalisten Niklaus Meienberg. Sie analysiert seine journalistische Arbeitsweise, sein Verständnis von Ethos im Journalismus und die Auseinandersetzung der Schweizer Medien mit ihm. Ein Fokus liegt auf der untrennbaren Verbindung von Ethos und Schreiben bei Meienberg und seiner polemischen Schreibweise.
- Meienbergs Verständnis von journalistischem Ethos
- Die Rolle der Polemik in Meienbergs Journalismus
- Die mediale Rezeption von Meienbergs Werk
- Der Einfluss des familiären Umfelds auf Meienbergs Ethos
- Der Konflikt zwischen Meienbergs Werten und den Werten der Medien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Untrennbarkeit von Ethos und Schreiben: Dieses Kapitel legt dar, dass Meienbergs journalistisches Ethos untrennbar mit seinem Schreiben verbunden war. Seine politische Haltung und sein anwaltschaftlicher Journalismus spiegeln ein stark ausgeprägtes moralisches Bewusstsein wider. Ethische Konflikte bildeten oft den Ausgangspunkt seiner Texte, wobei Moral und Schreiben sich gegenseitig bedingten. Der Einfluss seiner Mutter, Maria Meienberg, auf seine ethische und journalistische Haltung wird hervorgehoben, inklusive ihrer eigenen progressiven Einstellung und ihrer Förderung seines Schreibens.
Meienbergs Journalismus - oder die Leidenschaft zur Polemik: Dieses Kapitel analysiert Meienbergs journalistisches Verständnis und seine Vorliebe für die Polemik. Es betont, dass für ihn die Form des Textes untrennbar mit dem Inhalt verbunden war. Die „adäquate Sprache“ war essentiell, um seine kritische Haltung auszudrücken und beim Leser eine Reaktion zu provozieren. Der Kapitel beleuchtet mehrere Fallbeispiele, die Meienbergs medienkritische Haltung illustrieren und seine Auseinandersetzung mit etablierten Medien darstellen. Seine Texte waren nicht nur informativ, sondern auch künstlerisch gestaltet, um den Leser zu erreichen und zum Nachdenken anzuregen.
Zum rezensierenden Umgang mit Meienberg: Die entschärfende Attribuierung eines journalistischen Profils: Dieses Kapitel würde sich mit der Art und Weise auseinandersetzen, wie die Schweizer Medien über Meienberg berichtet haben. Es würde wahrscheinlich analysieren, ob und wie die Medien versucht haben, Meienbergs kritische Positionen zu entschärfen oder sein journalistisches Profil zu relativieren. Der Fokus läge auf der Untersuchung von Strategien, mit denen die Medien versuchten, das Image Meienbergs zu formen und möglicherweise seine kontroversen Aussagen zu neutralisieren. Es würde den Umgang mit seinen polemischen Texten und seinen oft provokativen Äußerungen im Detail beleuchten.
Im Konflikt mit den propagierten Werten: Dieses Kapitel untersucht die Konflikte zwischen Meienbergs journalistischen Prinzipien und den Werten, die in den Schweizer Medien propagiert wurden. Es würde wahrscheinlich detailliert auf konkrete Beispiele eingehen, die illustrieren, wie Meienbergs kritische Haltung zu Spannungen mit der etablierten Medienlandschaft führte. Dies könnte die Auseinandersetzung mit bestimmten Themen oder politischen Positionen betreffen. Der Abschnitt würde die Diskrepanzen zwischen Meienbergs Idealbild des Journalismus und der tatsächlichen Praxis in den Schweizer Medien detailliert untersuchen.
Schlüsselwörter
Niklaus Meienberg, Journalistisches Ethos, Polemik, Medienkritik, Schweizer Journalismus, moralische Arbeitsgrundsätze, literarische Qualität, politische Kontroverse, Mutterlicher Einfluss.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse des berufsethischen Profils von Niklaus Meienberg
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das berufsethische Profil des Schweizer Journalisten Niklaus Meienberg. Sie untersucht seine journalistische Arbeitsweise, sein Verständnis von Ethos im Journalismus und die Reaktion der Schweizer Medien auf seine Arbeit. Ein besonderer Fokus liegt auf der Verbindung von Ethos und Schreibstil bei Meienberg und seiner polemischen Schreibweise.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Meienbergs Verständnis von journalistischem Ethos, die Rolle der Polemik in seinem Journalismus, die mediale Rezeption seines Werks, den Einfluss seines familiären Umfelds (insbesondere seiner Mutter) auf sein Ethos und den Konflikt zwischen Meienbergs Werten und den Werten der etablierten Schweizer Medien.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in die Kapitel "Die Untrennbarkeit von Ethos und Schreiben", "Meienbergs Journalismus - oder die Leidenschaft zur Polemik", "Zum rezensierenden Umgang mit Meienberg: Die entschärfende Attribuierung eines journalistischen Profils", "Im Konflikt mit den propagierten Werten" und "Schlussbemerkungen". Jedes Kapitel untersucht einen Aspekt von Meienbergs berufsethischem Profil und seiner journalistischen Praxis.
Wie wird Meienbergs Schreibstil charakterisiert?
Meienbergs Schreibstil wird als polemisch beschrieben. Seine „adäquate Sprache“ war essentiell, um seine kritische Haltung auszudrücken und beim Leser eine Reaktion zu provozieren. Die Arbeit betont, dass für ihn die Form des Textes untrennbar mit dem Inhalt verbunden war. Seine Texte waren nicht nur informativ, sondern auch künstlerisch gestaltet, um den Leser zu erreichen und zum Nachdenken anzuregen.
Welche Rolle spielte die Polemik in Meienbergs Journalismus?
Die Polemik war ein zentrales Element in Meienbergs journalistischer Arbeit. Sie diente ihm als Mittel, um seine kritische Haltung auszudrücken und die etablierten Medien herauszufordern. Die Arbeit analysiert, wie er die Polemik einsetzte und welche Wirkung sie hatte.
Wie wurde Meienberg von den Schweizer Medien rezipiert?
Die Arbeit untersucht, wie die Schweizer Medien über Meienberg berichtet haben und ob und wie sie versucht haben, seine kritischen Positionen zu entschärfen oder sein journalistisches Profil zu relativieren. Der Fokus liegt auf den Strategien der Medien, Meienbergs Image zu formen und seine kontroversen Aussagen zu neutralisieren.
Welchen Einfluss hatte Meienbergs familiäres Umfeld auf sein Ethos?
Die Arbeit hebt den Einfluss von Meienbergs Mutter, Maria Meienberg, auf seine ethische und journalistische Haltung hervor. Ihre progressive Einstellung und ihre Förderung seines Schreibens werden als wichtige Faktoren betrachtet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Niklaus Meienberg, Journalistisches Ethos, Polemik, Medienkritik, Schweizer Journalismus, moralische Arbeitsgrundsätze, literarische Qualität, politische Kontroverse, Mutterlicher Einfluss.
Was ist die zentrale These der Arbeit?
Die zentrale These der Arbeit ist, dass Meienbergs journalistisches Ethos untrennbar mit seinem Schreiben verbunden war und dass seine politische Haltung und sein anwaltschaftlicher Journalismus ein stark ausgeprägtes moralisches Bewusstsein widerspiegelten. Ethische Konflikte bildeten oft den Ausgangspunkt seiner Texte, wobei Moral und Schreiben sich gegenseitig bedingten.
- Quote paper
- Markus Züger (Author), 2000, Niklaus Meienberg - Ein berufsethisches Profil, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23943