Der amerikanische Tänzer und Choreograph William Forsythe (*1949) ist einer der bekanntesten zeitgenössischen Choreographen. Einst als enfant terrible des Balletts bezeichnet, genießt er heute Ruhm und Anerkennung in Europa und der ganzen Welt. (Vgl. Gaby von Rauner, S.7).
1979 entstand am Stuttgarter Ballett jedoch das Stück „Love Songs“, für das William Forsythe später eine spezielle Fassung für das Fernsehen ausarbeitete. Er ließ das Stück also nicht einfach bei einer Aufführung abfilmen, sondern studierte mit den Tänzern eine ganz neue Version ein, in der mit filmischen Mitteln bewusst gearbeitet und gespielt wird. Aufgrund dessen und auch aufgrund der Tatsache, dass „Love Songs“ eine eher frühe Choreographie ist, kann man es nicht unbedingt als ein typisches Forsythe-Werk bezeichnen. Dass das klassische Ballett und dessen Bewegungssprache der Ausgangspunkt und das Reflexionsgebiet für Forsythe darstellen, ist an diesem Stück noch sehr deutlich zu erkennen In dieser Arbeit sollen zwei Lieder bzw. Tänze aus diesem Stück – jeweils ein Solo von einer Tänzerin – analysiert und miteinander verglichen werden. Der Schwerpunkt der Analyse liegt auf der spezifischen Raumausnutzung und den dynamischen Qualitäten der Bewegungsaktionen im Zusammenspiel mit den anderen Merkmalen, durch die die Emotionen der Liedtexte visualisiert werden. Dabei werde ich unter anderem auf die Besonderheiten der Fernsehfassungen eingehen, also darauf, inwieweit verschiedene Kameraeinstellungen und -positionen sowie andere filmische Mittel eine Rolle spielen.
Ich werde das Vokabular und die Analysemethode benutzen, die Peter M. Boenisch in seinem Buch körPERformance 1.0 : Theorie und Analyse von Körper- und Bewegungsdarstellungen im zeitgenössischen Theater im "Kapitel 3: Ein Modell zur Analyse von Körperzeichen" (S.88-152) vorstellt. Boenisch wiederum stützt sich hauptsächlich auf Rudolf von Labans Vokabular, Notations- und Analysemethoden, u.a. aber auch auf Janet Adshead und Claudia Jeschke.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Stück „Love Songs“
- 2.1. Besonderheiten der Fernsehfassung
- 2.2. Struktur und Aufbau
- 2.3. Kostüme und Raum
- 3. Bewegungsanalyse Nr.1: If You Gotta Make a Fool of Somebody
- 3.1. Liedtext
- 3.2. Raumskizze
- 3.3. Tabellarisches Bewegungsprotokoll
- 3.4. Erste Beobachtungen
- 3.5. Analyse der Konstitution von Körperzeichen
- 3.5.1. Basisanalyse der Körperzeichen
- 3.5.2. Räumliche Qualität der Körperzeichen
- 3.5.3. Dynamische Qualität der Körperzeichen
- 3.6. Die Konkatenation und Signifikation von Körperzeichen
- 3.6.1. Basisprinzip der syntagmatischen Organisation
- 3.6.2. Relationen: Raum - Basismerkmale – dynamische Qualitäten – filmische Mittel
- 4. Bewegungsanalyse Nr.2 : Make it Easy on Yourself
- 4.1. Liedtext und Inhalt
- 4.2. Raumskizze
- 4.3. Tabellarisches Bewegungsprotokoll
- 4.4. Erste Beobachtungen
- 4.5. Analyse der Konstitution der Körperzeichen
- 4.5.1. Basisanalyse der Körperzeichen
- 4.5.2. Analyse der räumlichen Qualität der Körperzeichen
- 4.5.3. Analyse der dynamischen Qualität der Körperzeichen
- 4.6. Konkatenation und Signifikation der Körperzeichen
- 4.6.1. Basisprinzip der syntagmatischen Organisation
- 4.6.2. Relationen: Basismerkmale - Raum - Dynamik – filmische Mittel
- 4.6.3. Wiederholungen und Spiegelungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht zwei Solotänze aus William Forsythes Choreographie „Love Songs“, mit dem Ziel, die spezifische Raumausnutzung und die dynamischen Qualitäten der Bewegungsaktionen zu analysieren. Dabei wird das Zusammenspiel dieser Elemente mit anderen Merkmalen untersucht, um die Visualisierung von Emotionen aus den Liedtexten zu beleuchten.
- Analyse der spezifischen Raumausnutzung in den Solotänzen
- Untersuchung der dynamischen Qualitäten der Bewegungsaktionen
- Beziehung zwischen Bewegungsmerkmalen und der Visualisierung von Emotionen
- Einfluss von filmischen Mitteln auf die Darstellung der Tänze in der Fernsehfassung
- Vergleich der beiden Solotänze in Bezug auf ihre Bewegungsmerkmale und Emotionalität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die William Forsythe als Choreographen und seine Tanzphilosophie vorstellt. Sie erläutert die Besonderheiten der Fernsehfassung von „Love Songs“ und die Bedeutung von Videoaufzeichnungen für die Bewegungsanalyse. Anschließend werden die zwei ausgewählten Solotänze „If You Gotta Make a Fool of Somebody“ und „Make it Easy on Yourself“ vorgestellt.
Die Kapitel 3 und 4 widmen sich jeweils der detaillierten Analyse der beiden Solotänze. Die Analyse basiert auf dem Vokabular und der Methode von Peter M. Boenisch, die auf Rudolf von Labans Notations- und Analysemethoden aufbaut. Die Analyse umfasst die Untersuchung der Raumskizze, des Bewegungsprotokolls, der Konstitution von Körperzeichen und der Konkatenation sowie Signifikation dieser Zeichen.
Schlüsselwörter
William Forsythe, „Love Songs“, Bewegungsanalyse, Körperzeichen, Raumskizze, dynamisches Bewegungsprotokoll, Fernsehfassung, filmische Mittel, Emotionalität, Körperperformance, Rudolf von Laban, Peter M. Boenisch.
- Citation du texte
- Claudia Schnurbus (Auteur), 2003, Die Choreographie "Love Songs" von William Forsythe - Eine vergleichende Bewegungsanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24034