Den Hintergrund der Arbeit bildet die aktuell in den Sozialwissenschaften, den Medien und der Wirtschaft geführte Diskussion um das digitale Medium Internet und seinen Wert für die Entwicklungsländer. Millionen Fördergelder sind bereits geflossen, um beispielsweise dem Kontinent Afrika und seinen zahlreichen Staaten, die vielfach den Status von Entwicklungsländern besitzen, Zugang zum globalen Netz zu verschaffen.
Befürworter dieser neuen Kommunikationstechnologie glauben, dass das Internet Afrika die Möglichkeit eröffne, seinen Rückstand gegenüber den Industrienationen aufzuholen. Sie erhoffen sich zahlreiche Vorteile für Bildung, Wirtschaft oder Politik und loben das Internet als demokratisierendes Medium, das allen Menschen Zugang zu Informationen rund um den Globus liefern kann.
Skeptiker gehen hingegen davon aus, dass das Internet die Lücke zwischen Erster und Dritter Welt noch vergrößern werde. Es fehlt an technischen Voraussetzungen, nutzbarer Infrastruktur, politischem Willen und natürlich finanziellen Mitteln, um auch den unterprivilegierten Bewohnern des Kontinents einen Internetanschluss zu ermöglichen. Ein aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht wichtiger Aspekt sind überdies die unterschiedlichen Kommunikationskulturen, die in Afrika auf das Internet treffen. Viele afrikanische Völker sind auch heute noch orale Kulturen, ihre Sprache ist nie verschriftlicht worden. Diese Kulturen verfügen über keinerlei Schriftsysteme, weder zur Kommunikation noch zur Wissensspeicherung. Das Internet ist jedoch, zumindest bei dem heutigen Stand der Technik, ein Medium, in dem vorwiegend mittels geschriebener Sprache kommuniziert wird.
Welche Bedeutung das Internet als Kommunikationsmedium für Mitglieder oraler Kulturen hat, ob es Nutzungsmöglichkeiten bietet und wie diese aussehen könnten, ist die zentrale Frage dieser Arbeit. Ist Literalisierung Voraussetzung zur Nutzung des Netzes, oder bietet das Internet auch Mitgliedern oraler Kulturen Nutzungsmöglichkeiten? Ist es demzufolge überhaupt sinnvoll, „Internet für Afrika“ zu fordern? Um den Arbeitsrahmen einzugrenzen, liegt der Schwerpunkt der Betrachtung auf Namibia und seinen oralen Gesellschaften.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung und Problemstellung
- Vorgehensweise
- Medien - Einfluss auf Wahrnehmung und Denken
- Einleitung
- Medien zur Machterhaltung - Harold A. Innis
- The medium is the message - Marshall McLuhan
- Die Orale Kultur
- Die Skriptographische Kultur
- Die Typographische Kultur
- Die Elektronisch-Digitale Kultur
- Zusammenfassung
- Leben ohne Schrift - Orale Kulturen
- Einleitung
- Soziales Gedächtnis
- Orale Poetik
- Orale Noetik
- Homöostase / Strukturelle Amnesie
- Orale Mentalität
- Sekundäre Oralität
- Trommel und Palaver - Orale Kultur am Beispiel Namibias
- Einleitung
- Namibia – ein Überblick
- Geschichte
- Wirtschaft
- Völker
- Bildung
- Sprachenvielfalt
- Die mangelnde Literalisierung
- Die Macht des Wortes
- Das Palaver
- Die Erzählkultur
- Der Griot
- Die Trommel
- Das Radio
- Zusammenfassung
- Die kommunikativen Eigenschaften des Internet
- Einleitung
- Entstehungsgeschichte und technische Grundlagen
- Das Internet als Medium
- Die Narrative des Internet
- Cyberspace
- Information Highway
- Kommunikationsformen im Internet
- Asynchrone Kommunikation
- Synchrone Kommunikation
- Sprache im Netz
- Hypertext
- Multimedia
- Interaktivität
- Computive_
- Schlussfolgerung_
- Die Bedeutung des Internet für die orale Kultur Namibias
- Einleitung
- Orale Kultur und die Narrative des Internet
- Orale Kultur und die Kommunikationsformen im Internet
- Asynchrone Kommunikation
- Synchrone Kommunikation
- Orale Kultur und die Sprache im Netz
- Orale Kultur und Hypertext
- Orale Kultur und Computive
- Ausblick: Der Simputer
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Bedeutung des Internets für die orale Kultur Namibias. Sie setzt sich zum Ziel, den Einfluss des Internets auf die traditionelle Kommunikation und den Informationsaustausch in einer oralen Kultur zu analysieren und zu beleuchten, inwieweit das Internet sowohl Möglichkeiten als auch Herausforderungen für die Bewahrung und Weiterentwicklung der oralen Kultur darstellt. Die Arbeit betrachtet das Internet nicht nur als technische Innovation, sondern auch als kulturelles Phänomen, das die traditionellen Kommunikationsformen in Namibia beeinflusst.
- Der Einfluss des Internets auf orale Kulturen
- Die Bedeutung des Internets für den Informationsaustausch in Namibia
- Die Rolle des Internets bei der Bewahrung und Weiterentwicklung der oralen Kultur in Namibia
- Das Verhältnis von traditioneller Kommunikation und neuen Medien
- Die Chancen und Herausforderungen, die das Internet für die orale Kultur in Namibia bietet
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Problemstellung dar und erläutert den Hintergrund der aktuellen Diskussion um das Internet und seine Bedeutung für Entwicklungsländer. Sie beleuchtet die Hoffnungen und Befürchtungen, die mit dem Internet verbunden sind, und stellt die Relevanz der oralen Kultur im Kontext der digitalen Revolution dar.
- Medien - Einfluss auf Wahrnehmung und Denken: Dieses Kapitel analysiert die verschiedenen Theorien, die den Einfluss von Medien auf Wahrnehmung und Denken beleuchten. Es werden die Theorien von Harold A. Innis und Marshall McLuhan vorgestellt und die unterschiedlichen Stadien der Medienentwicklung, von der oralen Kultur bis zur digitalen Kultur, beleuchtet.
- Leben ohne Schrift - Orale Kulturen: Dieses Kapitel untersucht die Eigenschaften oraler Kulturen und beschreibt die Besonderheiten des Informationsaustauschs, der Kommunikation und des Gedächtnisses in Gesellschaften, die sich primär auf die mündliche Überlieferung verlassen. Es werden Themen wie soziales Gedächtnis, orale Poetik, orale Noetik und die Auswirkungen von Homöostase und struktureller Amnesie auf orale Kulturen beleuchtet.
- Trommel und Palaver - Orale Kultur am Beispiel Namibias: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die orale Kultur Namibias und beschreibt die historischen, kulturellen und sprachlichen Besonderheiten des Landes. Es beleuchtet die Bedeutung der Sprache und der traditionellen Kommunikationsformen, wie das Palaver und die Trommel, für die Kommunikation und den Informationsaustausch in Namibia.
- Die kommunikativen Eigenschaften des Internets: Dieses Kapitel stellt die technischen Grundlagen des Internets vor, untersucht die unterschiedlichen Kommunikationsformen, die im Internet möglich sind, und beleuchtet die Besonderheiten der Sprache und des Hypertextes im digitalen Raum. Es werden die Narrative des Internets und die Entstehung des Cyberspace und des Information Highway behandelt.
Schlüsselwörter
Orale Kultur, Namibia, Internet, Kommunikation, Informationsaustausch, Medien, Tradition, Moderne, Digitalisierung, Globalisierung, Cyberspace, Information Highway, Hypertext, Multimedia, Computive, Bildung, Entwicklung, Soziales Gedächtnis, Palaver, Trommel, Griot.
- Quote paper
- Kerstin Reichwaldt (Author), 2004, Von der Trommel zum Internet - Die Bedeutung des Internet für die orale Kultur Namibias, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24035