Brüssel - ein geographisches Stadtportrait


Referat (Ausarbeitung), 2003

20 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Allgemeine geographische Informationen

3. Brüssel - Historische Stadtentwicklung
3.1. Über die Anfänge und mittelalterliche Zusammenhänge
3.2. Eine Zeit der Besatzung
3.3. Aktuelle Entwicklungen und Ereignisse im 20. Jahrhundert

4. Brüssel heute
4.1. Besonderheiten im Stadtgrundriss
4.2. Verwaltung
4.3. Flamen und Wallonen – Ein geopolitisches Problem

5. Bevölkerung
5.1. Bevölkerungsentwicklung
Exkurs: Entwicklung der ausländischen Bevölkerung in Brüssel
5.2. Bevölkerung heute
5.3. Räumliche und soziale Bevölkerungsverteilung

6. Wirtschaft
6.1. Sekundärer Sektor
6.2. Tertiärer Sektor

7. Verkehr
7.1. Schienenetz
7.2. Luftverkehr

8. Fazit

9. Bibliographie

10. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Brüssel – die Hauptstadt Belgiens und die „(heimliche) Hauptstadt Europas“ (Gaigl 1993, S.243). Eine Stadt charakterisiert durch ihre internationale Funktion: Als wichtige Schaltzentrale der Europäischen Union, Sitz der politischen Zentrale des nordatlantischen Verteidigungspaktes NATO und verschiedenen anderen nationalen und internationalen Organisationen und Unternehmen ist Brüssel ein wichtiges Zentrum, das durch eine multikulturelle Gesellschaft geprägt ist.

In dieser Arbeit wird die Stadt Brüssel verstärkt aus einer geographischen Perspektive betrachtet und portraitiert. Nach einigen allgemeinen geographischen Informationen zur Lage Brüssels (Kapitel 2), wird im folgenden Kapitel die historische Entwicklung der Stadt fokussiert. Besondere Schwerpunkte werden hier auf die Anfänge der Besiedlung, die Zeit der Besatzung, die noch heute für eine Zerrissenheit in der Stadt verantwortlich ist, und auf die aktuelleren Entwicklungen gelegt.

Im vierten Kapitel wird das heutige Stadtbild mit Stadtgrundriss und seiner Verwaltung beschrieben. In diesem Zusammenhang wird der Streit zwischen den Flamen und Wallonen in Brüssel näher betrachtet.

Im Anschluss daran liegt der Blickpunkt auf der Bevölkerung der Stadt (Kapitel 5). Nach einer kurzen Erläuterung ihrer Entwicklung (mit besonderer Beachtung der ausländischen Einwohner), wird ihre demographische, räumliche und soziale Struktur und Verteilung präsentiert.

Bei der im sechsten Kapitel besprochenen Wirtschaft von Brüssel, fällt auf, dass der primäre Sektor – die Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei – keine Beachtung findet, da dieser zur Brüsseler Wertschöpfung weniger als 1% beiträgt. Hervorgehoben wird dagegen vor allem der im Stadtbild allgegenwärtige tertiäre Sektor bzw. der Dienstleistungssektor. Abschließend wird die gute verkehrlich Anbindung Brüssels durch Straße, Wasser, Schiene und Luft dargestellt.

Insgesamt hat die Arbeit einen allgemeinen Charakter und ermöglicht durch diese thematische Unterteilung einen umfassenden Überblick über das Profil der Stadt Brüssel.

2. Allgemeine geographische Informationen

Die Stadt Brüssel (französisch: Bruxelle; flämisch: Brussel) ist die Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Belgien und Verwaltungssitz der Provinz Brabant. Mit 136 000 Einwohnern in der Kernstadt und 948 000 Einwohnern in der Agglomeration ist Brüssel die größte Stadt des Landes Belgien (Zahlen nach www.sdrb.irisnet.be/gb/bxl1.htm). Neben Flandern und Wallonien ist Brüssel-Hauptstadt (Bruxelles-Capitale), die dritte eigenständige Region des Landes.

Mit 50°50' nördlicher Breite und 4°20' östlicher Länge ist die Stadt ungefähr im Mittelpunkt der politischen Grenzen des Staates Belgien angesiedelt und innerhalb von Europa sehr zentral gelegen. Der Stadtkern selbst liegt etwa 15 - 75 m ü. d. M. am Fluss Senne, einem Nebenfluss der Schelde. Dieser Fluss kennzeichnet eine Landschaftsnaht zwischen dem Brabanter Lößlehmplateau und dem flandrischen Tiefland. Das Klima der Stadt Brüssel ist stark durch die relative Nähe zur Nordsee bestimmt: Es herrscht ein feucht-gemäßigtes Klima, das durch starke Westwinde dominiert wird (nach Baedeker 2002, S. 10).

3. Brüssel - Historische Stadtentwicklung

3.1. Über die Anfänge und mittelalterliche Zusammenhänge

Erste urkundliche Erwähnung findet die Stadt Brüssel im Jahre 966 n. Chr.. Kaiser Otto I spricht in einem Dokument von "Broucsella". Die Nähe zum flämischen Wort "de Brugsels", was soviel wie "Brückchen" heißt, liefern einen ersten Ansatz zur Bedeutung des heutigen Namen Brüssel (nach Gaigl 1993, S. 83).

Anfang der Besiedlung war nicht der Grand-Place, der heute den Mittelpunkt der Stadt darstellt, sondern eine von der Senne umflossene Insel - der Place St. Géry. Von hier aus fand seit der Jahrtausendwende eine rasante Entwicklung von der Siedlung zu einer Stadt statt: Im Jahre 1300 besaß Brüssel bereits 30 000 Einwohner (nach Gaigl 1993, S.83). Es entwickelte sich Handwerk und Handel und besonders bedeutend wurde die Tuchindustrie, die sich im 12. Jahrhundert entwickelte.

Im 13. - 14. Jahrhundert erreichte Brüssel einen ersten wirtschaftlichen Höhepunkt: Durch die Kontrolle des Handelsweg von Maastricht bis Brügge und nach der Versandung Brügges bis Antwerpen, besaß Brüssel eine günstige Ausgangsposition erlangte viel politische und wirtschaftliche Macht (nach Gaigl 1993, S. 99).

Im 15. Jahrhundert ist Brüssels Aufstieg zum Zentrum der Niederlande verbunden. Diese Zeit wird heute gerne als Glanzzeit Brüssels bezeichnet.

3.2. Eine Zeit der Besatzung

Es folgte eine Zeit der Konflikte zwischen den Landesherren und der Fremdherrschaft im belgischen Raum. Für Brüssel bedeutete dies eine Zeit der Unsicherheit: Nach einer Zeit der spanischen Besetzung im 16. Jahrhundert, folgte Anfang des 18. Jahrhunderts die österreichische Herrschaft. Danach wurde die Stadt 1795 – 1814 von Napoleon unter französische Herrschaft gebracht. Im Anschluss gewann der heutige belgische Raum immer noch keine Eigenstaatlichkeit, sondern wurde mit den heutigen Niederlanden zum sogenannten Königreich der Vereinten Niederlande (nach Lepszy 1985, S. 10 – 11) .

Im Jahre 1830 brach die Revolution los. Am 04. Oktober dieses Jahres wurde schließlich das unabhängige Königreich Belgien mit Brüssel als Hauptstadt proklamiert.

Weitere Besatzungen musste Brüssel im 20. Jahrhundert erleben, als Belgien zunächst im 1. Weltkrieg (1914 - 1918) sowie später auch im 2. Weltkrieg (1939 – 1944) von Deutschland übermächtigt und eingenommen wurde.

Diese unterschiedlichen Besatzungszeiten haben das Land sehr stark geprägt und sind sicherlich ein entscheidender Faktor für die fehlende belgische Identität und Einigkeit, die das Land zusammenschweißen könnte.

3.3. Aktuelle Entwicklungen und Ereignisse im 20. Jahrhundert

Im 20. Jahrhundert rückte Brüssel vermehrt international ins Rampenlicht: Nach einer erfolgreichen Weltausstellung von 1958 (von der das 102 m große Atomium als Wahrzeichen Brüssels immer noch zeugt), wurde 1959 der Sitz der neugegründeten EWG und der EURATOM nach Brüssel verlegt. Mit dem Baubeginn der cité adminitrative bereitet sich die Stadt auf die administrative Aufgabe für Europa vor (nach Baedeker 2003, S. 43).

Insgesamt bewirkte Brüssels Bestimmung als „(heimliche) europäische Hauptstadt“ (Gaigl 1993, S. 243) und Sitz vieler nationaler und internationaler Einrichtungen einen Wandel im Stadtbild: Das Innere der Stadt ist durch Erwerbstätigkeit gekennzeichnet, wohingegen die Peripherie der Agglomeration vielmehr der Wohnfunktion dient (nach Gaigl 1993, S.243). Für die Stadt bedeutete das einen immensen Ausbau des Straßennetzes und der Metro als Verkehrsmittel, um dem Verkehrsaufkommen gerecht zu werden.

In Brüssels kultureller Entwicklung sind die Sprachgesetzte von 1962 und 1963, die die Stadt offiziell ein zweisprachigen Raum ausweisen, ein entscheidendes Ereignis. Ein Gemeinschaftsgefühl der verschiedenen Bevölkerungsgruppen innerhalb der Stadt wurde dadurch nicht unbedingt unterstützt (nach Alen 1995, S. 28, S.31). Mit der 1963 folgenden Neugliederung der Verwaltungseinheiten werden im Großraum Brüssel 19 zweisprachige Gemeinden zum Verwaltungsbezirk Brüssel-Hauptstadt zusammengefasst. 1971 entstand daraus die Agglomeration Brüssel, in der sich die einzelnen Gemeinden teilweise autonom verwalten können (nach Van der Haegen 1986, S. 372).

1980 begann allmählich die Föderalisierung in Belgien: Wallonien und Flandern erhielten den Status von Regionen und Brüssel einen Sonderstatus. Eine gleichberechtigte Einteilung des Landes in die drei Regionen, die zusammen einen Bundesstaat bilden, wurde erst 1993 realisiert (nach Baedeker 2002, S. 43 – 44).

4. Brüssel heute

4.1. Besonderheiten im Stadtgrundriss

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Stadtgrundriss von der Kernstadt Brüssel deutet auf eine bedeutende mittelalterliche Siedlung hin. Nicht zuletzt der große alte Stadtkern mit dem organisch gewachsenen Straßenverlauf und dem Grand-Place als Marktplatz und Mittelpunkt der Stadt zeigen dies deutlich auf. Auch die Befestigungsanlagen sind noch teilweise im Stadtbild zu erkennen. Der zweite Verteidigungswall, der Mitte des 14. Jahrhunderts zur Stadterweiterung um einen ersten Wall aus dem 11. Jahrhundert gebaut wurde, ist als innerer Boulevardring, der seit den 1950er Jahren einen Straßenring in Form eines Fünfecks um das Zentrum bildet, immer noch im Stadtbild sichtbar (vgl. Abb. 1) (nach Gaigl 1993, S. 103).

In Anbetracht der Stadtstruktur fällt auf, dass es in Brüssel eine Grenze zwischen Ober - und Unterstadt gibt. Während des späteren Mittelalters entwickelte sich in der Oberstadt, auf einem Hügelkamm im Osten, die Residenz mit Stiftskirche und den entsprechenden aristokratischen Vierteln. In der Unterstadt siedelte sich hingegen der Handel und das Handwerk an (nach Gaigl 1993, S. 106). Der Kontrast zwischen den politischen Herrschern in der Oberstadt und dem Bürgertum in der Unterstadt entwickelte sich fortan. Auch heute ist diese Grenze noch sichtbar: In der Unterstadt symbolisieren die Zunfthäuser, der Markt und das Rathhaus die bürgerliche Macht, wohingegen die Oberstadt durch das königliche Schloss, den Justizpalast und andere herrschaftliche Gebäude eindeutig gekennzeichnet ist (nach Gaigl 1993, S. 106 – 107). Auch heute ist die Oberstadt als Standort für exklusive Boutiquen und Geschäfte beliebt.

Als weitere Besonderheit hat sich oberhalb der Kernstadt in den letzten Jahrzehnten das administrative Zentrum der Europäischen Union angesiedelt – in der sogenannten cité européenne. Hier sind die entsprechenden Verwaltungsgebäude in einem Viertel erbaut worden, das seither durch eine sehr hohe Bürodichte und eine sehr geringe Wohndichte auffällt.

Des weiteren fällt im Stadtbild der Kernstadt auf, dass der Fluss Senne im Innenstadtbereich überbaut wurde. Im Jahre 1955 wurde der Fluss im Rahmen einer Baumaßnahme für die Metro unter die darüber errichteten Straßenzüge hergeleitet (nach Gaigl 1993, S. 170). Der einstige Siedlungsgrund ist somit dem aktuellen Stadtbild nicht mehr zu entnehmen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Brüssel - ein geographisches Stadtportrait
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Geographisches Institut)
Veranstaltung
Seminar
Note
sehr gut
Autoren
Jahr
2003
Seiten
20
Katalognummer
V24040
ISBN (eBook)
9783638270168
Dateigröße
824 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Brüssel, Stadtportrait, Seminar
Arbeit zitieren
Janine Ketering (Autor:in)Anna Lena Alfter (Autor:in), 2003, Brüssel - ein geographisches Stadtportrait, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24040

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