Bei der Beschäftigung mit Max Weber stellt sich fast unweigerlich die folgende Frage: Warum sich im 21. Jahrhundert mit einer Persönlichkeit befassen, die bereits seit über 80 Jahren nicht mehr lebt? Diese Frage ist nur auf den ersten Blick banal: Tatsächlich ist die historische Forschung als Wissenschaft wie jede andere dem Lauf der Zeit insofern unterworfen, als dass fortwährend neue Erkenntnisse gewonnen werden, die den Blickwinkel auf die Vergangenheit verändern. Mehr als andere Forscher sind Historiker zudem alles andere als isoliert von ihrem Umfeld, von der Gesellschaft, in der sie leben. Veränderungen in der Gesellschaft bewirken auch ein verändertes Geschichtsbild, und die Erforschung des Mittelalters ist eines der besten Beispiele dafür. Abgesehen von der Tatsache, dass das „Mittelalter“ als solches sich kaum einheitlich abgrenzen lässt, hat sich das Bild, das die Menschen von dieser Epoche hatten, in den darauffolgenden Jahrhunderten immer wieder verändert. Neue wissenschaftliche Methoden führten die historische Forschung in der jüngsten Vergangenheit zu Erkenntnissen, die einem Historiker am Anfang des 20. Jahrhunderts noch verschlossen bleiben mussten. Insofern mag ihre Arbeit aus heutiger Sicht irrelevant oder gar fehlgeleitet erscheinen. Andererseits ist die Tatsache unumgänglich, dass solche Erkenntnisse ohne die von eben jenen Historikern geschaffene Grundlage auch uns heute verschlossen wären. Eine völlige Abgrenzung von den damaligen Ansätzen würde dazu führen, dass wir auf diese Grundlage verzichten müssten. Gerade in der Geschichtsforschung, die ja die Vergangenheit möglichst genau rekonstruieren und ihre Bedeutung für die Gegenwart interpretieren soll, muss eine solche Haltung hinderlich sein.
Hier liegt die Spannung, die sich aus der Beschäftigung mit Historiken der Vergangenheit ergibt: Ihre Arbeit muss als wichtige Grundlage für unseren heutigen Wissensstand gewürdigt und gleichzeitig mit kritischem Abstand betrachtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Person
- Max Webers Stadtbegriff: Definitionsversuche
- Max Webers Stadtkonzeption: Methoden und wichtige Faktoren
- Die Kulturbedeutung der okzidentalen Stadt im Mittelalter nach Max Weber
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit soll einen Überblick über Max Webers Stadtkonzeption geben und beleuchten, inwieweit er die mittelalterlichen Städte als Wegbereiter der modernen Wirtschaft und Gesellschaft sah. Ein kontrovers diskutiertes und zugleich sehr spannendes Thema, da es uns hilft, zu verstehen, wo die Ursprünge unserer heutigen Gesellschaft liegen.
- Max Webers Leben und Werk
- Definition der "mittelalterlichen Stadt" nach Max Weber
- Webers Stadtkonzeption und seine Methoden
- Die Kulturbedeutung der okzidentalen Stadt im Mittelalter nach Max Weber
- Bedeutung von Webers Theorien für die moderne Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung von Max Webers Werk für die heutige Geschichtsforschung und stellt die Spannung zwischen der Würdigung seines Beitrags und der Notwendigkeit einer kritischen Betrachtung seiner Theorien heraus.
- Zur Person: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über Max Webers Leben und sein Werk, wobei besonders seine Vorausschau und die Aktualität seiner Theorien hervorgehoben werden.
- Max Webers Stadtbegriff: Definitionsversuche: In diesem Kapitel wird Webers Definition der "mittelalterlichen Stadt" im Kontext der verschiedenen Definitionen, die in der Forschung vorliegen, erläutert.
- Max Webers Stadtkonzeption: Methoden und wichtige Faktoren: Dieses Kapitel präsentiert Webers Methoden und wichtigen Faktoren, die er in seiner Stadtkonzeption verwendet.
- Die Kulturbedeutung der okzidentalen Stadt im Mittelalter nach Max Weber: Dieses Kapitel konkretisiert Webers Thesen und beleuchtet, welche Rolle er der okzidentalen Stadt im Mittelalter für die weitere wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung zuschrieb.
Schlüsselwörter
Max Weber, Stadtkonzeption, okzidentale Stadt, Mittelalter, Moderne, Wirtschaft, Gesellschaft, Kulturbedeutung, historische Forschung, Methoden, Definitionsversuche.
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- Antje Lehmann (Autor), 2003, Die okzidentale Stadt des Mittelalters bei Max Weber, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24085