Die Projektwoche 'Buch' an der Grundschule

Planung, Durchführung und Reflexion


Epreuve d'examen, 2004

52 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung

I. Theoretische Überlegungen zum Projektbegriff
1. Darstellung des Projektbegriffs
1.1 Beschreibung des Begriffs „Projektunterricht“
1.2 Der Projektunterricht
1.3 Begründungen für projektorientiertes Lernen
1.4 Projektformen
1.5 Ziele von Projektarbeit in der Grundschule
1.6 Methodische Überlegungen
2. Zeit- und Organisationsrahmen von Projektwochen
2.1 Zeitrahmen
2.2 Zeitliche Verankerung innerhalb eines Schuljahres
2.3 Zusammensetzung der Projektgruppen
2.4 Möglichkeiten der Integration von Elternarbeit in Projekten
2.5 Organisationshinweise zum Präsentationstag
3. Vorplanungen von Projektwochen
3.1 Aufbau und Phasen einer Projektwoche
3.2 Die Rolle des Lehrers als Projektbetreuer
3.3 Die Rolle des Schülers
4. Möglichkeiten und Grenzen von Projekten in der Grundschule
4.1 Möglichkeiten von Projektarbeit in der Grundschule
4.2 Grenzen von Projektarbeit in der Grundschule

II. Praktische Umsetzung eines Projekts
1. Planung der Projektwoche an der Grundschule Xx
1.1 Projektidee
1.2 Zeit- und Organisationsrahmen der Projektwoche „Rund ums Buch“
1.2.1 Zeitrahmen
1.2.2 Zeitliche Verankerung innerhalb des Schuljahres
1.2.3 Zusammensetzung der Projektgruppen
1.2.4 Integration der Elternarbeit in der Projektwoche
1.2.5 Organisation des Präsentationstags
1.2 Voraussetzungen für die Projekte an der Grundschule Xx
1.3 Vorplanung der Projektwoche
1.4 Ziele der Projektwoche „Rund ums Buch“ an der Grundschule Xx
1.5 Tabellarische Übersicht über das Projektangebot an der Grundschule Xx
1.6 Evaluation der Projektwoche an der Grundschule Xx durch die
Gesamtkonferenz
2. Durchführung des Projekts „Vom Papier zum Buch“
2.1 Informationen zur Sache
2.2 Lernziele für die Projektgruppe „Papier schöpfen“
2.3 Didaktische Vorüberlegungen für die Projektwoche
2.4 Organisation innerhalb unserer Projektgruppe „Vom Papier zum Buch“
2.5 Methodische Vorüberlegungen zur Gestaltung des ersten Projekttages
2.6 Reflexion über den Ablauf der Woche

III. Gesamtreflexion

IV. Literaturverzeichnis

0. Einleitung

Meine Examensarbeit beschäftigt sich mit der „Planung, Durchführung und Reflexion ausgewählter Aspekte der Projektwoche „Rund ums Buch“, durchgeführt an der Grundschule Xx“. Die Projektwoche hat vom 17. 11 - 21. 11. 2003 stattgefunden.

Die angesprochenen Aspekte beziehen sich auf den Organisationsrahmen der Projektwoche und des Projektes „Vom Papier zum Buch“.

In Teil I möchte ich dem Leser zunächst einen Einblick in das theoretische Gerüst der Projektarbeit ermöglichen, dabei werde ich vertiefend die Kriterien von Projekten und noch spezieller die der Projektwoche an sich aufgreifen.

Im zweiten Teil meiner Ausarbeitung werde ich dann die Projektwoche der Grundschule Xx und das Projekt „Vom Papier zum Buch“ vorstellen. Bereits bekannte Aspekte aus dem theoretischen Teil werden dort erneut aufgegriffen und auf die praktische Durchführung übertragen (s. Teil I Kap. 2 und Teil II Kap. 1.2).

Bei der Erarbeitung von Projekten bzw. der Arbeit in einer Projektwoche orientiere ich mich hauptsächlich an den Autoren Gudjons, Bunk, Jäger und Klippert.

Für die Begründung einer inhaltlichen Festlegung dieser Examensarbeit auf den Projektgedanken bin ich bei meiner Literaturrecherche auf folgenden Gedanken Gudjons gestoßen, der auf die Notwendigkeit einer ausführlichen Diskussion (s. meine Fragen unten) verweist:

Die gegenwärtige Entwicklung der Projektidee wird erstens durch eine erhebliche Verbreitung von Projektwochen an fast allen Schularten bestimmt – also durch „quantitative Ausbreitung“. Gudjons widerspricht der Entwicklung nicht, jedoch sieht er damit die Gefahr eines inflationären Gebrauchs des Begriffs „Projekt“ verbunden. Im Zuge von Reformbestrebungen würde jeder Versuch etwas Praktisches zu machen mit dem Begriff „Projekt“ etikettiert. Zweitens wird die „verengte“ Konzeption der Projektwoche zunehmend überwunden, indem die Projektarbeit in den Fachunterricht integriert wird (also auf didaktisch-qualitativem Wege). Zudem sieht er die Projektidee nicht als Sonderstatus unter den Unterrichtsformen, sondern als heute dringend notwendige Antwort auf gravierende Veränderungsprozesse der kindlichen Sozialisation.[1]

Die Begründungen für Projekte sind auf individuumbezogene und gesellschaftsbezogene Notwendigkeiten zurückzuführen (s. Teil I Kap. 1.3). Projekte sollen die Schüler förmlich gesellschaftsfähig machen, ihnen die Möglichkeit geben, produktive Lösungen für sich ihnen stellenden Problemen zu entwickeln (s. Teil I Kap. 4.1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Für ein Projektthema gilt, dass fächerübergreifendes und alltags-nahes Lernen vorherrscht (s. Abb.[2] links), sodass Theorie und Praxis miteinander verbunden werden. Der Schüler links in der Karrikatur möchte viel lieber den realen, frei fliegenden

Schmetterling beobachten (und wird dabei von seinem Lehrer zurückgehalten), als den trockenen, toten Falter hinter Glas zu betrachten.

Ich bin der Überzeugung, dass gerade unser Projekt: „Vom Papier zum Buch“ den Schülern dieses Lernen nahe bringen kann, da sie einen alltagsnahen Gegenstand (sowohl das Papier als auch später das Buch) selber fertigen und dieses in keinem konventionell geplanten Unterricht erfahren.

Dennoch stellten sich mir vor der geplanten Projektwoche folgende Fragen:

- Wird die Begrifflichkeit der Projektwoche durch Definitionen in der Literatur gestützt? Erweist sich in dem Zusammenhang unsere Projektwoche als definitionskonforme Durchführung?
- Findet sich unsere Projekt „Vom Papier zum Buch“ durch Aspekte aus der Literatur bestätigt?
- Stellt die Projektwoche eine gewinnbringende Ergänzung zu herkömmlichen Unterrichtsformen dar?

In meiner Gesamtreflexion werde ich auf diese Fragen dann eingehen.

In der gesamten Hausarbeit wird der maskulinen Form von Personenbezeichnungen (z.B. „Lehrer“) vor der femininen Form (z.B. „Lehrerin“) und der gemischten Form (z.B. „LehrerIn“) der Vorzug gegeben. Ausnahmen bestehen da, wo ausdrücklich konkrete Personen bezeichnet werden. Im Interesse einer besseren Lesbarkeit bitte ich darum, die verwendeten Personenbezeichnungen als geschlechtsneutral zu verstehen.

I. Theoretische Überlegungen zum Projektbegriff

1. Darstellung des Projektbegriffs

1.1 Beschreibung des Begriffs „Projektunterricht“

Der Projektunterricht ist eine Grundform schulischen Lernens mit folgenden Voraussetzungen (nach Klafki):

1. „Der Projektunterricht ist Unterricht, der innerhalb der Schule stattfindet. Es ist geplantes inhaltliches Geschehen für das die Lehrperson mitverantwortlich ist.“[3] a
2. Projektunterricht hat eine bestimmte erfahrbare Form, die sich theoretisch und praktisch von anderem Unterricht unterscheidet.1b Es ist eine Methode des praktischen Problemlösens.[4]
3. Projektunterricht ist eine besondere Unterrichtsform, d.h., dass sie einen besonderen Platz als Grenzform von Unterricht einnimmt, die den übrigen Unterrichtsformen gegenüber steht, weil sie unter anderem über Schule hinausweist.[5]

In einem Projekt geht es um die handelnd-lernende Bearbeitung einer konkreten Aufgabenstellung oder eines Vorhabens mit dem Schwerpunkt der Selbstplanung, Selbstverantwortung und praktischen Verwirklichung durch die Schüler.

Diese besondere Unterrichtsform ist geprägt durch die amerikanischen Pädagogen Dewey und Kilpatrick:

Das Projekt versucht ein Problem als Ausgangspunkt in einer konkreten Situation einer Lösung, d.h. einem Produkt, zuzuführen. Die drei Kategorien Zielgerichtetheit, Planmäßigkeit und Handlungsbezug prägen dabei den Projektunterricht, wobei der Handlungsorientierung ein zentraler Stellenwert beigemessen wird.[6]

1.2 Der Projektunterricht

Das Konzept des Projektlernens, sei es in vereinfachten Varianten der Projektorientierung im Unterricht, oder als anspruchsvolles Gesamtkonzept von Unterricht, enthält bei verschiedenen Autoren (z.B. Hänsel, Gudjons u.a.m.) wesentliche übereinstimmende Schritte und Merkmale. Im Folgenden möchte ich versuchen, den Projektunterricht anhand von vier methodischen Projektschritten und zehn Merkmalen

nach Gudjons näher zu beschreiben:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Situationsbezug: Projekte orientieren sich an alltagsnahen Inhalten und Problemstellungen.
2. Orientierung an den Interessen der Beteiligten: Projekte greifen Schüler- und Lehreinteressen auf und bieten Schülern Möglichkeiten zur Selbst- und Mit-bestimmung bei Vorplanung, Durchführung und Auswertung des Projekts.

Bunk schränkt allerdings ein, dass Grundschulkinder ihre Interessen und Wünsche nicht immer artikulieren können, dass sie z.T. auch erst Sichtweisen für Problemstellungen ihrer Lebenswirklichkeit entwickeln und Möglichkeiten kennen lernen und erproben müssen, was in der Schule alles möglich ist. Zudem gibt es selten „spontan kollektive Wünsche“. Projektideen werden meist von einzelnen oder einer Gruppe geäußert. Deswegen werden Projektaktivitäten in Grundschulen nur selten dem Modell des Projektes zugeordnet.[7]

3. Gesellschaftliche Praxisrelevanz: Projekte können oder sollen in die regionale Wirklichkeit eingreifen und sie verändern.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4. Selbstorganisation und Selbstverantwortung: Lehrer und Schüler erarbeiten gemeinsam das Vorgehen und leiten daraus Art und Methode des Lernens ab.
5. Zielgerichtete Projektplanung: Projektlernen ist immer auch zielgerichtetes Lernen, das nicht vom Lehrer allein bestimmt/ festgelegt werden darf.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

6. Einbeziehung vieler Sinne: Ein neues Verhältnis von Lernen und Arbeit soll erreicht werden. Alle Sinne sollen dabei angesprochen werden. Projektunterricht fordert zudem andere Zeitrhythmen, die ein kontinuierliches Arbeiten ermöglichen.
7. Soziales Lernen im Projekt: Gegenseitige Rücksichtnahme, Kooperation und Kommunikation sind hier die Hauptelemente.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

8. Produktorientierung: Projekte haben als Ergebnis ein gemeinsam erstelltes Produkt, das nicht nur für die Gruppe, sondern auch darüber hinaus für andere einen Gebrauchswert hat.
9. Interdisziplinarität: Überschreiten von Fächergrenzen und ganzheitliches Wahrneh-men von Phänomenen
10. Grenzen des Projektunterrichts: Das unverzichtbare Gegenstück zum Projekt-unterricht ist als grundlegender Bildungsprozess der traditionelle, systematische Lehrgang. Es besteht die Forderung nach einer Integration von Projektunterricht und Lehrgang.[8]

Diese Leitlinien kann die Grundschule bei der Durchführung von Projekten nicht in vollem Maße erfüllen. Sie müssen deshalb an die speziellen Erfordernisse von Projektarbeit in der Grundschule ANGEPASST und somit modifiziert werden.

Für die Realisierung von Projekten mit Kindern im Grundschulalter (und darüber hinaus) gilt, dass die Themen immer auch an der emotionalen und kognitiven Reife der Kinder orientiert sein müssen. „Das Lebensumfeld der Kinder, ihr Horizont und ihre Erfahrungswelt bilden für sie Gesellschafts- und Lebenspraxisbezug gleichermaßen. Hier können sie ein von ihnen bestimmtes gesellschaftliches Problem bestimmen und bearbeiten.“[9]

1.3 Begründungen für projektorientiertes Lernen

Warum Projekte und projektorientiertes Lernen in der Grundschule sinnvoll, sogar wünschenswert sind, begründet Bunk in Anlehnung an Dewey einerseits von der gesellschaftlichen, andererseits von der individuellen Seite her.

Die gesellschaftsbezogene Begründung resultiert nach Dewey auf der Trennung von Theorie und Praxis; von Arbeit und Freizeit, wie sie seit der arbeitsteiligen Industrie-gesellschaft um die Jahrhundertwende, praktiziert wurde. Damit behält ein Projekt auch weiterhin seine Bedeutung. „In Projekten, die aus der Lebenswirklichkeit der Schüler entstehen und mit ihren Ergebnissen wieder in die Lebenswirklichkeit zurückwirken, können Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Einzelteilen gesehen und hergestellt werden, kann die Kluft zwischen Schule und Leben ein Stück reduziert oder sogar aufgehoben werden. Durch die besondere Art des Projektlernens mit demokra-tischen Entscheidungsprozessen, Arbeit in sozialen Zusammenhängen, Handlungs-orientierung und dem Erstellen von Produkten, werden wichtige Qualifikationen auf dem Weg zum aktiven und mündigen Bürger angebahnt.“[10]

Die individuumbezogene Begründung betont die Orientierung an den Interessen und vor allem Bedürfnissen der Schüler. Lernen findet nicht durch Eintrichtern statt. „Wenn Kinder merken, dass es sich lohnt, aktiv zu werden, zu forschen, sich anzustrengen, sich auf Neues einzulassen, Aktionen zu planen, Produkte zu erstellen, dann empfinden sie Freude daran, eigene Ideen zu entwickeln, verstärkt sich ihr Selbstvertrauen in ihr eigenes Können, und es bildet sich die Bereitschaft aus, ihr Leben bewusst mitzugestalten.“[11]

1.4 Projektformen

Projekte lassen sich unter inhaltlichem, unter zeitlichem und unter organisatorischem Aspekt unterscheiden. Konkrete Grenzen lassen sich jedoch nicht immer eindeutig ziehen. Die meisten Projekte sind Mischformen. Ich werde im Folgenden kurz unter-schiedliche Projektformen vorstellen, dann aber vertiefend auf die Projektwoche eingehen, da sie Ausgangspunkt meiner folgenden Ausführungen sein wird.

Projekte unter inhaltlichen Aspekten:

- Erkundungsprojekte: Hier gehen die Kinder Fragen nach, die sie tangieren, und die für sie bedeutsam sind (sie möchten etwas wissen oder erfahren).
- Veränderungsprojekte: Die Kinder reagieren auf festgestellte Mängel und Probleme in ihrer Lebenswirklichkeit, sie weisen darauf hin, stellen sie ab oder machen Vorschlä-ge zur Behebung (sie möchten etwas ändern).
- Unterhaltungsprojekte: Die Kinder nehmen Kontakte mit anderen Kindern auf und planen und veranstalten für sie oder für sich ein Fest, einen Ausflug, ein Theaterspiel, eine Zauber- oder Zirkusvorstellung oder geben eine Klassenzeitung heraus. (sie möchten mit anderen etwas unternehmen oder Kontakt aufnehmen)[12] a

Projekte unter zeitlichen Aspekten:

- Miniprojekte (Kurzprojekte): Solche Projekte haben einen überschaubaren zeitlichen Rahmen. Vom ersten Anstoß bis zur realisierten Aktion vergehen vielleicht zwei Tage; oft ist das Ergebnis auch bereits am gleichen Tag erreicht.
- Projekte: Solche Projekte dauern in der Grundschule wegen der besonderen Motivationslage der Grundschulkinder bis zu drei Wochen, es sei denn, es handelt sich um Langzeitprojekte, die von der Sache her eines längeren Zeitraums bedürfen.
- Projektwochen haben gerade in der Grundschule ihren Platz. Hier wird in sinnhaften Zusammenhängen gelernt und der „Häppchencharakter“ eines fachlichen und lehrgangsorientierten Unterrichts aufgelöst. Viele verschiedene Angebote machen es den Schülern möglich, ein Thema zu wählen, das sie besonders interessiert. Einerseits können in einer Projektwoche völlig unterschiedliche Angebote gemacht werden, Andererseits können Projektwochen auch inhaltliche Klammern haben,

sodass sich unter dem gemeinsamen Oberthema Gruppen bilden. Projekte mit inhaltlichen Klammern stärken den Zusammenhalt der Schulöffentlichkeit und ermöglichen einen sinnvollen Rahmen für die gegenseitige Präsentation der Arbeitsergebnisse. Der Wert einer Projektwoche wird jedoch geschmälert, finden Projektwochen nur zum Schuljahresausklang statt. Der hohe Wert des sozialen Lernens und des Lernens innerhalb von Projekten wird dadurch negiert. Über die Dauer der Sommerferien hinweg werden diese Arbeitstechniken oder Lernerfolge im sozialen Bereich nicht vertieft, sondern sind in der Gefahr in Vergessenheit zu geraten (s. dazu auch Kap. 2.2).12b

Projekte unter organisatorischen Aspekten:

- Klassenprojekte: Kinder einer Klasse verfolgen ein Projektziel.
- In klassenübergreifenden Projekten arbeiten Kinder mehrer Klassen zusammen.
- Bei Schulprojekten sind es Kinder der ganzen Schule.[13]

1.5 Ziele von Projektarbeit in der Grundschule

Folgende Schlüsselqualifikationen sollen die Schüler erwerben:

- selbstständiges Arbeiten
- selbstständiges Problemlösen
- Kommunikationsfähigkeiten
- Planung von Arbeitsschritten
- eigene Ideen entwickeln und umsetzen

Projektunterricht hilft Schülern, individuelle Fähigkeiten und Neigungen zu entdecken und ermöglicht eine altersgemäße Beteiligung an der Unterrichtsplanung und -gestaltung.

1.6 Methodische Überlegungen

Um Wiederholungen zur vermeiden werde ich in diesem Kapitel nur darauf verweisen, dass methodische Schritte bereites in Kap. 1.2 nach Gudjons erwähnt und ausgeführt sind. Zudem bietet Kap. 3.1 eine Übersicht über die methodische Gestaltung einer Projektwoche.

2. Zeit- und Organisationsrahmen von Projektwochen

Da ich im praxisbezogenen Teil der Ausarbeitung auf die Projektwoche unserer Schule eingehen möchte, werde ich im Folgenden Überlegungen zur Projektwoche anstellen.

Um eine Projektwoche zu planen, müssen u.a. folgende Punkte berücksichtigt werden:

- Zeitrahmen
- Zeitliche Verankerung innerhalb eines Schuljahres
- Zusammensetzung der Projektgruppen
- Möglichkeiten der Integration von Elternarbeit in Projekten
- Organisationshinweise zum Präsentationstag

Die genannten Punkte werde ich im Folgenden ausführen.

2.1 Zeitrahmen

Eine Projektwoche muss nicht unbedingt auf die Dauer einer Woche begrenzt sein. Es gibt unterschiedliche Zeitvorstellungen über ihre Dauer. Zum einen stecken sich die Schulen selbst den Zeitrahmen, in der sie die Projekte abgeschlossen haben wollen, zum anderen gibt es aber Projekte, deren im Voraus festgelegter Zeitrahmen nicht eingehalten werden kann (das Thema des Projekts lässt sich nicht ausreichend oder im Übermaß ausschöpfen).

Gerade in der Grundschule sollte ein Projekt, an dem über den gesamten Schultag gearbeitet wird, nicht länger als eine Woche dauern, da mit Motivationseinbrüchen gerechnet werden muss. Zum anderen stellt sich hier die Frage, ob das Projekt wirklich so umfangreich ist, dass die Schüler länger als eine Woche interessiert und schülergemäß daran arbeiten können. Die Arbeit an einem Projekt darf auch nicht zu kurz sein, da sie den Schülern sonst zu wenig Gelegenheit bietet, sich mit dem Projekt intensiv auseinander zu setzen.

2.2 Zeitliche Verankerung innerhalb eines Schuljahres

Hier gehen die Meinungen in der Literatur und der Praxis auseinander: Werden Projektwochen vor den Sommerferien durchgeführt, ist für den ausgewählten Zeitraum einigermaßen gutes Wetter gewährleistet, um Phasen von Projekten im Freien stattfinden zu lassen. Zudem stehen die Zeugnisnoten fest und die Projektwoche kann unter diesen Umständen noch einmal für „frischen Wind“ sorgen und Lehrern sowie Schülern zu einem aktiven und produktiven Ausklang des Schuljahres verhelfen. Die Gegenstimmen für diesen Termin sind einleuchtend: Die Projektwoche selbst wird zu einem „Lückenfüller“ degradiert und aus dem obligatorischen Lernprogramm ausgegliedert. Außerdem wird der Transfer, der während der Projektwoche gewonnenen Lernerfahrungen und Motivationen in den Schulalltag hinein durch die langen Sommerferien erheblich erschwert.[14] Zudem sind in der Grundschule nach den Sommerferien gerade die neuen Schulanfänger da, die noch nicht losgelöst von ihrem Klassenlehrer an einer Projektwoche teilnehmen könnten, außer sie blieben bei einer Projektwoche unberücksichtigt, was nicht dem Geist von Projektarbeit entspräche.

An dieser Stelle möchte ich jedoch darauf verzichten, weitere Terminmöglichkeiten zu diskutieren. Jeder Termin weist seine Vor- und Nachteile auf. Ich möchte vielmehr die Augen für mögliche Folgen öffnen, die sich bei bestimmten Terminen ergeben.

2.3 Zusammensetzung der Projektgruppen

Zunächst führe ich organisatorische Aspekte hinsichtlich der verschiedenen Gruppen-arten auf, in die sich Schüler während der Projektwoche einteilen lassen. Darauf folgend gehe ich auf den Aspekt der altershomogenen bzw. –hetereogenen Gruppenzusammen-setzung ein.

Jeder Schüler sollte wenn möglich jedes Projekt wählen können. Soll die alters- und leistungsmäßige Streuung innerhalb der Projektgruppe nicht zu groß werden, dass u.U. die jüngsten Schüler selbst nicht produktiv werden können, sind Alternativen hierzu stufenbezogene Projektangebote (z.B.: nur für die ersten und zweiten Klassen). Die sozialintegrative Zielsetzung, dass ältere und jüngere Schüler zusammen arbeiten, ist hier jedoch nicht gewährleistet. Eine klassenbezogene Projektwahl (zwei bis drei Projekte pro Klasse) ist nach Klippert für Lehrer und Organisatoren die einfachste Variante: Lehrer und Schüler sind einander vertraut, Projektwahl und –betreuung erfordert wenig organisatorischen Aufwand. Da aber neue Schüler und Lehrer Lernanstrengungen entfachen können, spricht vieles für das Lernen über Klassenstufen hinaus.[15]

Altersgemischte Gruppen fördern kooperatives Lernen, gegenseitige Hilfe und Verantwortung. Die Schüler machen in den heterogenen Lerngruppen wichtige Erfahrungen und lernen voneinander: Altersmischung schafft eine gute Ausganglage zur Arbeit in Projekten. Rollenkompetenz, kommunikative Kompetenz, soziale Kompetenz, Handlungskompetenz und Sachkompetenz können bei der Projektarbeit erworben werden.[16]

2.4 Möglichkeiten der Integration von Elternarbeit in Projekten

Gerade die Integration der Eltern in die Arbeit einer Projektwoche erweist sich als sinnvoll. Zum einen werden auf Seiten der Eltern mögliche Hemmungen bzgl. der Schule abgebaut, sie erhalten andererseits Einblick in die Schulwirklichkeit (Verhalten der Schüler untereinander, Interaktion Schüler-Lehrer und umgekehrt).

Eingebunden werden können die Eltern zum einen als zusätzliche Unterstützung in einzelnen Projekten, in denen die Gruppen z.B. arbeitsteilig in anderen Räumen arbeiten (Aufsichtspflicht), oder der Hilfe eines Erwachsenen bedürfen. Eltern können auch als Assistenten, gleichwertige Partner (gemeinsames Entwickeln und Durchführen des Projektes) oder gar als Experten in einem Projekt fungieren. Es besteht auch die Möglichkeit, dass Eltern aufgrund besonderer Kompetenzen eigene Projekte anbieten.

Weitere Ausführungen zum Thema Elternmitarbeit sind in Kap. 3.1 f. und Kap. 4.1 be-rücksichtigt.

2.5 Organisationshinweise zum Präsentationstag

Projekte sollen zu konkreten Ergebnissen führen und möglichst eine Wirkung nach außen haben. Deshalb ist immer eine Präsentation bei der Planung mit einzubeziehen. Hierbei ist es wichtig zu überlegen, an welchem Wochentag diese Präsentation stattfinden soll. Gut geeignet dafür ist der Samstag, weil die meisten Eltern an diesem Tag frei haben und sich in Ruhe ihren Kindern und deren schulischen Erfahrungen widmen können. Natürlich muss auch das Kollegium bereit sein, an einem Wochenende die Präsentation mit zu tragen. Bei der Präsentation am Wochenende sollten die Öffnungszeiten nicht zu früh angesetzt werden, da manche Eltern z.B. morgens noch einkaufen wollen.

Wegweiser und Plakate[17], möglichst im Eingangsbereich, weisen dem Besucher den Weg zu den Projekten und Aufführungen. In der Grundschule wird es zumeist so gehandhabt, dass in den einzelnen Klassenräumen oder sogar auf dem Schulhof Ausstellungen über/ von den Projekten gezeigt werden und Aufführungen stattfinden. Es sollten dann auch nach Möglichkeit alle Schüler kommen, um ihren Eltern, aber auch anderen Besuchern, die selbst erstellten Projekte nahe zu bringen. An diesem „Tag der offenen Tür“ dürfen Vertreter der Gemeinde und der Presse nicht fehlen (Schule öffnen).

[...]


[1] vgl.: Gudjons. 2001. S. 340 f.

[2] entnommen: Klippert. 1994. S. 14

[3] a + 1b Emer-Goetzke/ Klaus/ Walluks/ Ziebell-Schrank. 2000, S. 17 f.

[4] vgl.: Knoll. 1993. S. 63

[5] vgl.: Emer-Goetzke/ Klaus/ Walluks/ Ziebell-Schrank. 2000, S. 17 f.

[6] vgl.: Gudjons. 2001. S. 340 f.

[7] vgl.: Bunk. 1990. S. 12

[8] vgl.: Gonschorek/ Schneider. 2000. S. 180 ff.

[9] Emer-Goetzke/ Klaus/ Walluks/ Ziebell-Schrank. 2000. S. 18

[10] Bunk. 1990. S. 10

[11] vgl.: Bunk. 1990. S. 10

[12] a + 12b vgl.: Bunk. 1990. S. 13 f.

[13] vgl.: Bunk. 1990. a. a. O.

[14] vgl.: Klippert. 1994. S. 23 f.

[15] vgl.: Klippert. 1994. a.a.O.

[16] vgl.: Emer-Goetzke/ Klaus/ Walluks/ Ziebell-Schrank. 2000. S. 21

[17] Diese mit pädagogischen Hintergründen über die Projektwoche.

Fin de l'extrait de 52 pages

Résumé des informations

Titre
Die Projektwoche 'Buch' an der Grundschule
Sous-titre
Planung, Durchführung und Reflexion
Université
University of Hildesheim  (Studienseminar Hannover II)
Note
1,0
Auteur
Année
2004
Pages
52
N° de catalogue
V24241
ISBN (ebook)
9783638271561
Taille d'un fichier
675 KB
Langue
allemand
Annotations
Diese Examensarbeit beschäftigt sich mit dem theoretischen Konstrukt von Projekten/ Projektwochen in der Schule/ Grundschule und greift die erarbeiteten Aspekte anhand einer durchgeführten Projektwoche auf. Beschrieben wird in dem Zusammenhang auch der Aufbau und die Durchführung eines einzelnen Projekts: "Vom Papier zum Buch". Hier haben die Schüler in einem Rotationszirkel Papier geschöpft, sich Geschichten ausgedacht, ein Layout überlegt und die fertigen Buchseiten gebunden.
Mots clés
Planung, Durchführung, Reflexion, Aspekte, Projektwoche, Buch, Grundschule, Sehnde
Citation du texte
Anne Zeller (Auteur), 2004, Die Projektwoche 'Buch' an der Grundschule, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24241

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