Seitens unterschiedlicher Initiativen wurde seit 1970 auf Landes-, Bundes- und Körperschaftsebene versucht, die Informationsgrundlagen der Gesundheitsberichterstattung (GBE) zu verbessern. Diese Versuche zeichnen sich jedoch durch mangelnde Routinisierung, geringe Ressourcen sowie einer problematischen Wahrnehmung im öffentlichen und politischen Rahmen aus. So beruht die Möglichkeit einer staatlichen Gesundheitsberichterstattung auf demAnspruch, „dass ein auf Sachverstand und Wissenschaft gebautes Urteil möglich ist und dass im demokratischen Prozess die Expertise jenseits von Interessenspartikularität organisiert werden kann“.
GBE ist in ihren öffentlich wirksamen Formen durch 2 Extreme gekennzeichnet: (1) Es existiert eine aktuelle Medienberichterstattung über gesundheitsrelevante Belange, die durch Expertendissens, Interessenspartikularität und Emotionalisierung gekennzeichnet ist. (2) Dem steht eine staatliche Berichterstattung gegenüber, „die immer im Verdacht steht, auf der Oberfläche von Politikmarketing und politischer Profilierung als Hofberichte stehen zubleiben“. [Borgers, Streich, 1996, S.596]
Aus diesem Grund erhebt die GBE den Anspruch fachlicher Legitimation – zumindest sollte sie das – woraus sich die Notwendigkeit ergibt, diese beiden Extreme zu über-winden. Denn eine derartige GBE ist durch gesundheitspolitische Relevanz ihrer Themen, fachliche Qualität ihrer Informationen und Neutralität gegenüber Partikularinteressen gekennzeichnet. [Borgers, Streich, 1996, S.596]
Im Rahmen dieser Arbeit, soll geprüft werden, ob die derzeitig praktizierte GBE den genannten Ansprüchen gerecht wird, oder ob sie doch eher eine Hofberichterstattung darstellt.
Ausgehend von dem Jahresgutachten des "Sachverständigenrates der Konzertierten Aktion" von 1987 werden die Zielkonflikte zwischen der Ressourcenknappheit und den Zielen der Medizin dargestellt, denen sich ein kurzer historischer Abriss der Entwicklung der GBE in den letzten dreißig Jahren anschließt. Darauf aufbauend wird die aktuelle GBE zur Diskussion gestellt, indem u.a. Fragen nach der Orientierungsfunktion der GBE und ihrer Rolle im Rahmen der Öffentlichkeit debattiert werden. Die Arbeit endet mit abschließenden Überlegungen.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- AUSGANGSPUNKT: DAS JAHRESGUTACHTEN DES SACHVERSTÄNDIGENRATES FÜR DIE KONZERTIERTE AKTION IM GESUNDHEITSWESEN
- ZIELKONFLIKTE ZWISCHEN DER KNAPPHEIT DER RESSOURCEN UND DEN ZIELEN DER MEDIZIN
- WAS BEDEUTET GBE IM SINNE DES SACHVERSTÄNDIGENRATES?
- DIE ENTWICKLUNG DER GBE VON 1870/71 BIS 2003 EIN KURZER HISTORISCHER ABRISS
- PHASE 1: DAS DEUTSCHE REICH
- PHASE 2: DAS DRITTE REICH
- PHASE 3: VON DER NACHKRIEGSZEIT BIS ZU DEN 70ERN
- PHASE 4: DIE 80ER- EIN NEUBEGINN
- PHASE 5: DIE ROUTINEPHASE
- DIE GBE ZUR DISKUSSION GESTELLT
- DAS SCHEITERN DER ROUTINISIERUNG
- GBE UND ÖFFENTLICHKEIT
- ABSCHLIEBENDE ÜBERLEGUNGEN
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Legitimation und dem Anspruch der Gesundheitsberichterstattung (GBE) und untersucht, ob die aktuelle Praxis der GBE als "Hofberichterstattung" zu betrachten ist oder den Anspruch auf fachliche Legitimation erfüllt. Die Arbeit analysiert die Zielkonflikte zwischen der Knappheit der Ressourcen und den Zielen der Medizin im Kontext der GBE, beleuchtet die historische Entwicklung der GBE und diskutiert die Rolle der GBE in der Öffentlichkeit.
- Zielkonflikte zwischen Ressourcenknappheit und medizinischen Zielen
- Entwicklung der GBE im historischen Kontext
- Die Rolle der GBE in der Öffentlichkeit
- Die Legitimation und der Anspruch der GBE
- Die Herausforderung der GBE als "Hofberichterstattung" zu vermeiden
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die Problematik der GBE, die zwischen der aktuellen Medienberichterstattung und einer staatlichen Berichterstattung, die im Verdacht steht, eine "Hofberichterstattung" zu sein, steht. Die Arbeit setzt sich zum Ziel zu untersuchen, ob die GBE den Anspruch auf fachliche Legitimation erfüllt. Das erste Kapitel analysiert das Jahresgutachten des Sachverständigenrates für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen von 1987 und stellt die Zielkonflikte zwischen der Knappheit der Ressourcen und den Zielen der Medizin dar. Das zweite Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der GBE in den letzten dreißig Jahren, aufgeteilt in fünf Phasen. Das dritte Kapitel diskutiert die GBE, insbesondere die Frage nach ihrer Orientierungsfunktion und ihrer Rolle in der Öffentlichkeit.
Schlüsselwörter
Gesundheitsberichterstattung, GBE, Sachverständigenrat, Konzertierte Aktion, Ressourcenknappheit, Zielkonflikte, Medizin, Ökonomie, historische Entwicklung, öffentliche Wahrnehmung, Legitimation, Hofberichterstattung, Orientierungsfunktion.
- Quote paper
- Master of Science in Public Health and Administration Franziska Bittner (Author), 2004, Legitimation und Anspruch einer Gesundheitsberichterstattung: Gesundheitsberichte oder Hofberichte?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24358