„Die Hexe ist eine“, so steht es im Duden beschrieben „als mit dem
Teufel im Bund stehend betrachtete, über angebliche Zauberkräfte
verfügende Person. Meist in Gestalt einer hässlichen, buckligen, alten
Frau (..) die mit ihren Zauberkräften den Menschen Schaden zufügt."2
Hexenprozesse, sprich die Verfolgung und Verurteilung von
vermeintlichen Hexen, lässt sich im wesentlichen von 1400 bis 1700
fassen. Entwickelt als besonderes Verfahren der Inquisition, wurden
hierbei meist Frauen, aber auch Männer und Kinder, mittels obszöner
Schauveranstaltungen angeprangert.
Verfolgung der Ketzer, Einrichtung der Inquisition und die Zulassung
der Folter ließen Hexen bereits im Hochmittelalter zu Opfern und
Sündenböcken für schwierige Zeiten, Hungersnöte und Epidemien
werden. Besonders die Veröffentlichung des Hexenhammers 1487 leitete
den Beginn der jahrhundertelangen Hexenprozesse ein. 3 Die vorangegangene Einführung zum Thema Hexen und Hexenprozesse
in 1.1 und 1.2 wirft bereits interessante Fragen und mögliche Themen
einer Hausarbeit auf:
- Wie und durch wen begann die Hexenverfolgung?
- Wie zeichneten sich Hexen aus?
- Welche Magie und welche Foltermethoden wurden angewandt?
- Wo fand die Verfolgung ihre größte Ausprägung?
Das Themengebiet ist groß und anhand dieser Fülle eine genauere
Abgrenzung von Nöten.
In den folgenden Kapiteln wende ich mich deshalb einer speziellen und
besonders grausamen Art des Hexenwahns zu: Den Kinderhexen-
Prozessen. Denn entgegen der weitverbreiteten Meinung, es seien nur
Frauen der Magie und des Bundes mit dem Teufel bezichtigt worden,
wurden gleichfalls Männer und sogar Kinder angeprangert.4 5 [...]
2 Duden: Das große Wörterbuch der deutschen Sprache (in zehn Bänden). 3. Auflage, 1999.
Band 4, S. 1788
3 Vgl. Referat „Der Hexenhammer“ vom 19.11.03, Referentin Astrid Stölzle
4 Levack, Brian P.: Hexenjagd – Die Geschichte der Hexenverfolgungen in Europa/ Aus
dem Englischen von Ursula Scholz. München, 1995. S.133ff
5 Vgl. Weber, Hartwig: Von der verführten Kinder Zauberei – Hexenprozesse gegen Kinder
im alten Württemberg. Sigmaringen 1996, S.62ff
Inhaltsverzeichnis
- Forschungsgegenstand
- Allgemeine Definition von „Hexe“ und „Hexenprozessen“
- Schwerpunktsetzung und Fragestellung
- Stellung und Funktion des Kindes in der Mythologie der „Hexe“
- Der Weg vom Kind zur „Hexe“
- Selbst-Denunzierung der „Kinderhexen“
- Biographische, soziologische und psychische Hintergründe
- Zeitliche Entwicklung der Kinder-Hexenprozesse
- Allgemeine Hintergründe
- Beginn der Verfolgung: 14.und frühes 15. Jahrhundert
- Vom Opfer zum Angeklagten. Der Glaube an „Kinderhexen“ im 16.Jhd
- Ausweitung und Endphase: 17. und 18. Jahrhundert
- Der Strafvollzug in juristischer Hinsicht
- Juristische Vorgaben
- Die Strafen
- Kinderhexen-Prozess in Darmstadt, August 1582
- Das Verfahren
- Landgraf Georg I. von Hessen-Darmstadt
- Vorgeschichte der Angeklagten: Wolf Weber und Anne
- Erklärungsversuche der Verhaltensmuster beider Kinder
- Die Urteilsverkündung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Kinderhexenprozesse in der Frühen Neuzeit. Ziel ist es, die besondere Grausamkeit dieser Prozesse zu beleuchten und zu untersuchen, wie es überhaupt zur Verfolgung von Kindern als vermeintliche Hexen kommen konnte. Im Fokus stehen dabei die spezifischen Umstände, die zur Denunzierung von Kindern als Hexen führten, sowie die Rolle der Kinder in der Mythologie der Hexe.
- Die Rolle des Kindes in der Mythologie der „Hexe“
- Die Zeitliche Entwicklung der Kinderhexenprozesse
- Der Strafvollzug in juristischer Hinsicht
- Der Einfluss des gesellschaftlichen Kontextes auf die Verfolgung von Kindern als Hexen
- Die Rolle von Kindern als Opfer und Täter in Hexenprozessen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 definiert den Begriff der Hexe und der Hexenprozesse und leitet die Fragestellung der Arbeit ein: Wie und warum wurden Kinder in Hexenprozessen involviert? Kapitel 2 analysiert die Stellung des Kindes in der Mythologie der Hexe und untersucht, wie es zur Selbst-Denunzierung von Kindern als Hexen kommen konnte. Kapitel 3 beleuchtet die zeitliche Entwicklung der Kinderhexenprozesse und ihre Ursachen. Kapitel 4 untersucht den Strafvollzug in juristischer Hinsicht, wobei die rechtlichen Vorgaben und die konkreten Strafen im Fokus stehen. Schließlich widmet sich Kapitel 5 einem konkreten Beispiel aus Darmstadt aus dem Jahr 1582, um die Ergebnisse der Arbeit anhand eines Fallbeispiels zu veranschaulichen.
Schlüsselwörter
Kinderhexenprozesse, Hexenverfolgung, Frühe Neuzeit, Mythologie, Selbst-Denunzierung, Strafvollzug, Darmstadt, Landgraf Georg I. von Hessen-Darmstadt, Soziologie, Geschichte, Recht, Glaube.
- Citation du texte
- Stefanie Müller (Auteur), 2004, Kinderhexenprozesse in der frühen Neuzeit anhand eines Beispiels aus Darmstadt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24445