Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
EINLEITUNG
2 BEARBEITUNG DER FRAGESTELLUNG
3 FAZIT
4 LITERATURVERZEICHNIS
1 Einleitung
Bevor der prägende Leitbegriff „Moderne“ und dessen Darstellung in Habermas‘ Vortragstext eingehend untersucht werden kann, sind zunächst die Definitionen aufgeführt Definition „Moderne“: (frz.), Ursprüngliche Bezeichnung für den Naturalismus, dann für jede moderne Richtung der Kunst, auch allgemein moderner (Zeit-) Geist Definition „Postmoderne“: (lat.), kulturgeschichtliche Epoche nach der Moderne. [...] Als Usprung der Postmoderne gelten die künstlerischen und politischen Umbrüche der 1960er Jahre in den USA. [...] Die Geschichte wird nicht mehr fortschrittsoptimistisch als zielgerichteter, auf einen höheren Zustand hinreifender Entwicklungsprozess verstanden, sondern als regellose Abfolge heterogener Ereignisse.
Die Philosophie bedient sich der Begriffe „Moderne“ und „Postmoderne“ um scheinbar epochal voneinander getrennte Zeitabschnitte zu definieren. Als Meta-Wissenschaft, die gleichsam verschiedene Disziplinen inkludiert oder aber zumindest instruiert, hat die Philosophie einen besonderen Stellenwert in der Wissenschaft. Sie dient zum einen der Beschreibung übergeordneter Zusammenhänge, weiterhin dem Schließen der (Wissens-)lücken, den andere hinterlassen. Zudem betrachtet sie die gebotenen Realitäten und prognostiziert daraus Szenarien der Zukunft.
Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, ob -und inwieweit- wir im hier- und-jetzt in der Moderne oder der Postmoderne leben. Dazu wird der Artikel „Konzeption der Moderne, Ein Rückblick auf zwei Traditionen“ von Jürgen Habermas untersucht.
2 Bearbeitung der Fragestellung
Im vorliegenden Text schildert Habermas gesellschaftskritische Sichtweisen bedeutender Philosophen und ordnet diese den epochalen Zeiträumen „Moderne“ und „Postmoderne“ zu. Jedoch scheinen beide in mehr oder minder friedlicher Koexistenz zur selben Zeit den selben Sachverhalt von anderen Seiten zu betrachten. Die von Hegel begrifflich als „klassische Moderne“ definierte Betrachtung ist mit gesellschaftstheoretischen Mitteln von Marx und anderen zu einem Analysemodell für die sich verändernde Welt geworden. Die „postmoderne Überwindung des normativen Selbstverständnisses“ als weitere Sichtweise wird im Verlauf ebenfalls behandelt (S.195).
Der Begriff „modern“ kommt aus dem Lateinischen und wird schon per definitionem für Neues herangezogen. Auch wurde er in Europa zur Abgrenzung vergangener Epochen gebraucht. Die durch Hegel begründete „Moderne„ beginnt als solche bereits mit der Renaissance in Frankreich. Um der Wortbedeutung genüge zu tun, muß sich der „moderne Geist“ von der Vorgeschichte trennen und sich „normativ auf sich selbst begründen“ (S.196). Hegel spricht zudem von einem „Bruch mit der historischen Vergangenheit“ und beschreibt die neue Denkweise als eine der Zukunft wesentlich offenere (S.197). Die Philosophie im Allgemeinen sollte, wie alle Wissenschaften, eine Erklärungsfunktion für die Geschehnisse der Welt liefern. Da jedoch nach einem Bruch mit der Vergangenheit die Erklärung im gewissen Sinne aus sich selbst heraus entstehen mußten, war eine vordringliche Aufgabe der Philosophie die (Neu-)Zeit zunächst zu beschreiben (S.198). Dadurch konnte eine neue Basis erschaffen werden, um den haltgebenden philosophischen Eindruck gleichsam als Rechtfertigung für menschliches Tun anzusehen.
Da sich die neue Auffassung aus sich selbst heraus begründet hat, gleichsam die Basis zur Bewertung der als „Vernunft“ (S.199) bezeichneten Realität menschlichen Tuns darstellt, ist ein System der Eigendynamik und -bewertung entstanden. Dadurch ergibt sich gleichwohl ein Selbstbewußtsein, aber auch eine selbstkritische Einstellung zum Handeln. Hegel beschreibt diesen Kreislauf als „Prinzip der Subjektivität“, in dem jedes Individuum „den gleichen Respekt aller (verdient), Zugleich [...] als Quelle und als letzte Instanz der Beurteilung ihres je spezifischen Anspruchs auf Glück anerkannt werden (sollte).“ (S.199f.). Im Wesentlichen vom religiösen Kontext gelöst, brauche die Moderne jedoch ein neues Selbstverständnis, das aus sich selbst heraus entstehende Gesetze zur Bildung der eigenen Autonomie heranzieht (S.200). Dies trifft im Wesentlichen auch den heutigen Zeitgeist des 21. Jahrhunderts, der durch ein Streben nach Individualisierung, Losgelöstheit von Normen und Werten der Vergangenheit und der Selbtsverwirklichung strebt.
Die Philosophie versucht die Realität zu beschreiben, die wie oben als „Vernunft“ beschrieben wurde (auch S.201). Die auf die traditionell veranlagte Gesellschaft einbrechende, neue Lebensform „Moderne“, kann aus tradierter Sicht als Angriff auf die soziale Integration gewertet werden (S.201). Aber die Individualisierung der Gesellschaft, oder Veränderung allgemein schlecht zu reden, kann nur im Sinne radikaler Traditionalisten sein. Auch heutzutage treten Erscheinungen auf, die auf Grund der Nichtbewältigung der nötigen und unaufhörlichen Veränderungen der Gesellschaft eintreten. Die Minderheit meist religiöser, oder anderer Splittergruppen, die Anschläge auf das Hier und Jetzt und die heutige Gesellschaftsform begehen, kann nur marginal deren Fortschritt (der auch Rückschritt sein kann) aufhalten. Auf Grund von Verstandestätigkeit, also freiem Denken und Reflexion ist die „Vernunft“ stark genug, „die Traditionsmacht der Religion zu untergraben“ (S.202).
Per se ist die Reflexion und die Verdinglichung der eigenen Person, die Hegel als Objektivation beschreibt, sowohl positiv, als auch negativ. Denn in einer Zeit, da „die vereinzelten Individuen von ihrer gemeinsamen Herkunft abgeschnitten werden“ (S.203) können sie sich zwar zweckrational dem Selbstzweck dienender Wege bedienen, aber die vielfach umgangsprachlich als „Gemeinsame Sache“ beschriebene Identifikation mit übergeordneten Zielen nimmt ab. Daraus erwachsen auf der einen Seite wesentlich mehr Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung, aber auf der anderen Seite auch Probleme für die gewachsenen Strukturen „Unternehmen“ und „Staat“.
Um diese gesellschaftlichen Phänomene zu beschreiben, bedient sich die Philosophie der Methoden der Gesellschaftskritik. Zumindest in der von Hegel Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelten „Gegenwartsanalyse“ mit funktionierender Arbeitsteilung beider Disziplinen (S.205) Weber beschreibt die neue, postmodernen „Kernsektoren Staat und Wirtschaft“, die in einem dynamischen Austauschverhältnis stehen (S.207). Damit fokussiert er mehr auf die Umwelt und Rahmenbedingungen der in der Moderne von Hegel als „Subjektivistisch“ bezeichneten Individualisierung. Die Webersche Betrachtung erinnert sehr an die durch Taylor beschriebene Spezialisierung der einzelnen Funktionen einer Unternehmung und dadurch erzielten Effizienz des Produktionsmitteleinsatzes (Wöhe, Günter 1996:96). Auch hierbei waren die Rahmenbedingungen das bestimmende Element. Unzweifelhaft scheint Weber jedoch auch die Individualisierungstendenzen zu begreifen, faßt diese jedoch als Störfaktoren auf, die „disziplinierenden Zwängen der Bürokratisierung“ gehorchen müßten. Er zeichnet dadurch ein unvollständig bleibendes Bild der Zukunft einer „verwalteten Gesellschaft“ (S.208) Vor diesem Hintergrund scheinen Individuen, mangels einheitgebender, gesellschaftlicher Strukturen, die persönliche Freiheit höchst individuell durchsetzen zu müssen.
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