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Um massenmediale Unterhaltung dreht sich auch Theodor W. Adornos Theorie der
Kulturindustrie. Sie ist nicht zu denken ohne den Kunstbegriff Adornos. Kunst und
Kulturindustrie sind dialektisch und damit schicksalshaft miteinander verknüpft: Ein
Aufstieg der Unterhaltung bedeutet den Untergang der Kunst. Die grundsätzliche
Trennung von Kunst und Unterhaltung, ihre Konstruktion als Gegensatzpaar ist eine
grunddeutsche Erscheinung, die ihre schärfste Ausprägung in Adornos „Ästhetischer
Theorie“ und in dessen Theorie der Kulturindustrie gefunden hat. Diese Betrachtungsweise
der Kunst entspringt einem Argumentationsschema von Bildung und Kultur, das dem Selbstverständnis des deutschen Bildungsbürgertums des 19. Jahrhunderts in Abgrenzung
zum Wirtschaftsbürgertum entspricht. Theodor W. Adorno ist ein Epigone dieser Tradition
und feiert die Kunst als Meisterwerk (Werkskunst), obwohl spätestens seit dem Dadaismus
die Kunst auch zum Ereignis wurde, die eine Beteiligung des Publikums jenseits
distanzierter und gelehrter Betrachtung mitdachte. Dennoch ist Adornos Schema einer
zweckfreien und meisterlichen Kunst fester Bestandteil des Selbstverständnisses der Kunst,
gerade wenn unter neoliberalen ökonomischen Bedingungen der Legitimationsdruck für
ihre Verwertungslosigkeit steigt, und auch wenn Kunst im Zuge ihrer Ausdifferenzierung
interaktiv und teilweise populär geworden ist.
Ziel der Arbeit ist es, die Dichotomie zwischen Kunst und Unterhaltung bei Adorno, die
Verflochtenheit des normativen Verständnisses von Kunst und Adornos
Kulturindustriebegriff kritisch darzustellen. Im ersten Teil der Arbeit werde ich den
Kulturindustriebegriff Adornos definitorisch umreißen. Der zweite Teil ergänzt die
Erscheinung der Kulturindustrie mit Adornos normativen Kunstbegriff, als dessen
Gegenbild anschließend die Theorie der Kulturindustrie an Hand der Charakteristika
kulturindustrieller Produkte und ihrer Ideologien operationalisiert und vor ihrem
gesellschaftstheoretischen Hintergrund als verfallstheoretische Bewusstseinstheorie
dargestellt wird (dritter Teil).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bestimmung des Kulturindustriebegriffs: Definition und Merkmale
- Adornos Kunstbegriff
- Ökonomische Vermittlung ästhetischer Phänomene
- Versöhnung von Mensch und Natur
- Funktionslosigkeit als Aufgabe der Kunst
- Beschaffenheit der Kunst: Autonomie und fait social
- Ästhetischer Schein
- Gesellschaftskritik vs. Vergesellschaftung
- Zusammenfassung
- Theorie der Kulturindustrie
- Charakteristika kulturindustrieller Produkte
- Ideologien der Kulturindustrie
- Schließungsmechanismen der Kulturindustrie
- Äußere und innere Herrschaft der Kulturindustrie
- Kulturindustrie als Bewusstseinsindustrie
- Manipulation und rückwirkendes Bedürfnis
- Folgen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Dichotomie zwischen Kunst und Unterhaltung bei Theodor W. Adorno und beleuchtet die Verflechtung von Adornos normativen Kunstbegriff mit seiner Kulturindustrie-Theorie. Ziel ist es, die zentrale These Adornos – den Untergang der Kunst durch den Aufstieg der Unterhaltung – kritisch zu analysieren.
- Definition und Merkmale des Kulturindustriebegriffs nach Adorno
- Adornos normativer Kunstbegriff und seine Kritik an der Vermarktung von Kunst
- Charakterisierung kulturindustrieller Produkte und ihrer Ideologien
- Die Rolle der Kulturindustrie als Bewusstseinstheorie und ihre gesellschaftlichen Folgen
- Die dialektische Beziehung zwischen Kunst und Kulturindustrie im Werk Adornos
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Zusammenhang zwischen der Kulturindustrie und der Frage nach der Legitimität von Kunst in einer neoliberalen Gesellschaft dar. Adornos Theorie wird als zentrale Grundlage für die Untersuchung eingeführt.
- Bestimmung des Kulturindustriebegriffs: Definition und Merkmale: Dieses Kapitel analysiert Adornos Definition des Begriffs "Kulturindustrie" und grenzt ihn von anderen Begriffen wie "Massenkultur" ab. Es werden die wichtigsten Merkmale der Kulturindustrie nach Adorno herausgearbeitet.
- Adornos Kunstbegriff: Dieses Kapitel beleuchtet Adornos Kunstverständnis, das sich durch eine Betonung von Autonomie, Funktionslosigkeit und Gesellschaftskritik auszeichnet.
- Theorie der Kulturindustrie: Dieses Kapitel untersucht die Charakteristika kulturindustrieller Produkte, ihre Ideologien und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft. Adornos These von der Manipulation und dem rückwirkenden Bedürfnis wird dabei im Vordergrund stehen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Arbeit sind Kulturindustrie, Kunst, Unterhaltung, Adorno, Dialektik, Vermarktung, Bewusstseinstheorie, Ideologie, Manipulation, Gesellschaftskritik, zweckfreie Kunst, ästhetischer Schein, funktionslose Kunst.
- Arbeit zitieren
- Dominik Sommer (Autor:in), 2004, Kunst und Kulturindustrie bei Theodor W. Adorno - Adornos schicksalhafte Koppelung des Untergangs der Kunst mit dem Aufstieg der Unterhaltung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24544