Meine Diplomarbeit befasst sich mit der Thematik Mobbing in der Arbeitswelt. Aufgrund meiner Recherchen wurde deutlich und auch bestätigt, dass Mobbing kein Kavaliersdelikt ist und als ein ernst zu nehmendes Problem verstanden werden muss. Mobbing bezieht sich nicht nur auf bestimmte Berufsgruppen und entsteht nicht nur in einem bestimmten Umfeld. Das Phänomen Mobbing reduziert sich nicht nur auf die Arbeitswelt, sondern wird in Schulen, Universitäten, im persönlichen Umfeld, in sozialen Einrichtungen etc. praktiziert. Jede Berufssparte, jede soziale Schicht und Hierarchieebene ist davon betroffen.
Leider wird die öffentliche Aufmerksamkeit erst dann zeitweilig wachgerüttelt, wenn die Medien ein Mobbing-Vorkommnis publizistisch gekonnt ausschlachten. Dabei wird oftmals das Wort Mobbing vorschnell für Handlungen gebraucht, die schlussendlich mit Mobbing nichts zu tun haben. Dies führt wiederum zu Kommunikationsproblemen und zur weiteren Verbreitung von Irrtümern. Meine Themen befassen sich mit der Herkunft und Definition von Mobbing, gesetzliche Grundlagen und Vergleiche zu anderen Ländern. Ursachen und Einflussfaktoren die Mobbing-Situationen begünstigen, u.a. die Persönlichkeitsstruktur der beteiligten Personen. Weiterhin ist ein wesentlicher Bestandteil die Aufzeichnung des Mobbing-Verlaufs, seine Auswirkungen und Folgen sowohl für den Betroffenen als auch aus Betriebs- und volkswirtschaftlicher Sicht. Ergänzend zu den Aussagen finden Sie Auswertungen von durchgeführten Studien sowie Datenerhebungen zur Thematik Mobbing.
INHALTSVERZEICHNIS
1. Kapitel: Einleitung
2. Kapitel: Definition
2.1 Ursprung des Mobbings
2.2 Entwicklung und Verbreitung
3. Kapitel: Ursachen und Einflußfaktoren
3.1 Begünstigende Ursachen für Mobbing im Unternehmen
3.2 Ursachen in der Persönlichkeit des Opfers
3.3 Ursachen in der Persönlichkeit des Täters
3.4 Ursache in der Situation (Gruppe)
3.5 Ursache in der Gesellschaft
4. Kapitel: Der Mobbing -Verlauf
4.1 Der Weg in die Mobbing -Katastrophe
4.2 Mögliche Mobbing -Handlungen
5. Kapitel: Mobbing, seine Auswirkungen und Folgen
5.1 Der Betroffene: Auswirkungen und Folgen
5.2 Betriebs- und volkswirtschaftliche Auswirkungen
5.3 Wie Mobbing häufig endet
6. Kapitel: Krisenintervention
6.1 Für den Betroffenen
6.2 Für den Täter/Beobachter
6.3 Für die Führungskraft
6.4 Für die Interessensvertretung
6.5 Die rechtlichen Möglichkeiten
7. Kapitel: Schlussbemerkungen
Literaturverzeichnis
Anhang A: Mobbing -Testfragebogen nach Leymann
Anhang B: Testfragebogen – Stecken Sie in einer Krise
Anhang C: Musterbetriebsvereinbarung
Anhang D: Katalog der 100 x… Mobbing Handlungen
1. Kapitel: Einleitung
„Ich dachte Mobbing
sei eine Putzfrauentätigkeit“
Bild entfernt
Nein, ganz so schlimm ist es heute nicht mehr. Dennoch, dieses Bild symbolisiert und repräsentiert drei wesentliche Ansätze, wodurch Mobbing in der heutigen Gesellschaft zum größten Teil geprägt wird: Die Unwissenheit und verzerrte Meinung über Mobbing, der Welt in der Mobbing auftritt und die noch immer bestehende Verharmlosung der Thematik.
Meine Diplomarbeit befasst sich mit der Thematik Mobbing in der Arbeitswelt, wobei ich darauf hinweisen möchte, dass der Inhalt genauso auf den Schulbereich oder andere Bereiche, in denen Mobbing auftritt, bezogen werden kann.
Aufgrund meiner Recherchen wurde deutlich und auch bestätigt, dass Mobbing nicht nur auf bestimmte Berufsgruppen bezogen ist, einer bestimmten Personengruppe zuzuordnen ist oder nur in einem bestimmten Umfeld auftritt. Das Phänomen Mobbing reduziert sich nicht nur auf die Arbeitswelt, sondern wird in Schulen, Universitäten, im persönlichen Umfeld, in sozialen Einrichtungen etc. praktiziert. Jede Berufssparte, jede soziale Schicht und Hierarchieebene, u.a. auch Ärzte, Richter, Journalisten, ist davon betroffen.
Leider wird die öffentliche Aufmerksamkeit erst dann zeitweilig wachgerüttelt, wenn die Medien ein Mobbing -Vorkommnis, publizistisch gekonnt, ausschlachten. Dabei wird oftmals das Wort Mobbing vorschnell für Handlungen gebraucht, die schlussendlich mit Mobbing nichts zu tun haben. Dies führt wiederum zu Kommunikationsproblemen und zur weiteren Verbreitung von Irrtümern.
Rund 1,5 Millionen Deutsche[1], so aktuelle Schätzungen, absolvieren an ihrem Arbeitsplatz Tag für Tag einen Spießrutenlauf der modernen Art: Sie werden von ihren Kollegen gehänselt, schikaniert, ausgegrenzt, beim Chef angeschwärzt und schlimmstenfalls sogar körperlich bedroht oder angegriffen. Mit den üblichen Reibereien und Konflikten im Berufsalltag haben diese Feindseligkeiten nichts zu tun. Denn sie erfolgen systematisch und zielgerichtet – der Betroffene erhält keine soziale Hilfeleistung und kann das Geschehen schlecht beeinflussen .
Mobbing ist für außenstehende und nichtbetroffene Personen ein sehr schwer nachzuvollziehender Prozess, der in seiner tief greifenden Wirkung oft unterschätzt, gar nicht erst verstanden oder bagatellisiert wird. Die Erörterung des Phänomens Mobbing durch die deutschen Medien ist mitunter missverständlich repräsentiert und erfasst die Thematik häufig nur an der Oberfläche. Die kommerzielle Ausschlachtung bietet uns dann das Mobbing -Geschehen in vereinfachter oder entstellter Form wieder. Auf einmal ist von „Streithähnen“ die Rede, die „dusselige Kuh“ als Mitarbeiterin, die keine Chance hat in die Statistik der Mobbing -Opfer einzugehen, da sie ja nur einmal wöchentlich mit diesem Titel von ihrem Chef bedacht wird oder in jüngster Zeit findet man die Bezeichnung Mobbing im Zusammenhang mit den „Stars im Dschungelcamp“.
Mobbing ist kein Kavaliersdelikt. Dass Mobbing durchaus als ein ernstzunehmendes Problem verstanden werden muss zeigt mitunter auch eine S tudie[2] deutlich, die aufzeigt, dass 20 % aller Suizidversuche auf Mobbing zurückzuführen sind.
Weitere Studien[3] besagen, dass nur 15 % aller Deutschen bei der Arbeit engagiert und motiviert sind. Dadurch entsteht ein Schaden von rund 220 Milliarden Euro pro Jahr.
Die Chance, das Mobbing als eine äußerst ernst zunehmende Tatsache dargestellt und auch als solche anerkannt wird, hängt sicherlich maßgeblich auch von der deutschen Gesetzgebung ab, die mit konkreten Vorgehensweisen und Maßnahmen die Problematik in die Rechtsprechung einfließen lassen muss.
2. Kapitel: Definition
Bereits bei der Definitionsfindung wird es deutlich, wie unterschiedlich die Bezeichnung Mobbing ausgelegt wird. 50 verschiedene Darstellungsformen beweisen, dass es sich um eine Problematik handelt, die noch nicht klar abgegrenzt ist. Auch in der wissenschaftlichen Literatur wird Mobbing keinesfalls einheitlich definiert. Vielmehr findet sich, neben verschiedenen Analysen über Ursprung und Ableitung des Begriffs, eine Vielzahl unterschiedlicher Definitionen, die je nach Abhängigkeit des Schwerpunktes von Forschern, Autoren, Organisationen und nationalen Stellen ihre Gewichtung und Ausrichtung findet. Momentan gibt es im Wesentlichen zwei Definitionen, eine allgemeine, die von Beratungsstellen und in politischen Diskussionen verwendet wird, und eine juristische Definition, auf die man sich vor Gericht berufen kann.
Die allgemeine Definition[4]
Der Begriff Mobbing beschreibt negative kommunikative Handlungen, die gegen eine Person gerichtet sind (von einer oder mehreren anderen) und die sehr oft und über einen längeren Zeitraum hinweg vorkommen und damit die Beziehungen zwischen Täter und Opfer kennzeichnen.
Definition Mobbing am Arbeitsplatz[5]
Unter Mobbing wird eine konfliktbelastete Kommunikation am Arbeitsplatz unter Kollegen oder zwischen Vorgesetzten und Untergebenen verstanden, bei der die angegriffene Person unterlegen ist und von einer oder einigen Personen systematisch, of und während längerer Zeit mit dem Ziel oder dem Effekt des Ausstoßes aus dem Arbeitsverhältnis direkt oder indirekt angegriffen wird und dies als Diskriminierung empfindet.
Die juristische Definition: (Landesarbeitsgericht Thüringen)[6]
Das Landesarbeitsgericht (LAG) hat sich als erstes deutsches Arbeitsgericht umfassend mit dem Thema Mobbing auseinandergesetzt und folgende Definition von "Mobbing" aufgestellt:
"Im arbeitsrechtlichen Verständnis erfasst der Begriff des „Mobbing“ fortgesetzte, aufeinander aufbauende oder ineinander übergreifende, der Anfeindung, Schikane oder Diskriminierung dienende Verhaltensweisen, die nach Art und Ablauf im Regelfall einer übergeordneten, von der Rechtsordnung nicht gedeckten Zielsetzung förderlich sind und jedenfalls in ihrer Gesamtheit das allgemeine Persönlichkeitsrecht oder andere ebenso geschützte Rechte wie die Ehre oder die Gesundheit des Betroffenen verletzen. Ein vorgefasster Plan ist nicht erforderlich. Eine Fortsetzung des Verhaltens unter schlichter Ausnutzung der Gelegenheiten ist ausreichend. Zur rechtlich zutreffenden Einordnung kann dem Vorliegen von falltypischen Indiztatsachen (Mobbing- typische Motivation des Täters, Mobbing- typischer Geschehensablauf, Mobbing- typische Veränderung des Gesundheitszustandes des Opfers) eine ausschlaggebende Rolle zukommen, wenn eine Konnexität (eine Verbindung) zu den von dem Betroffenen vorgebrachten Mobbing-H andlungen besteht. Ein wechselseitiger Eskalationsprozess, der keine klare Täter-Opfer-Beziehung zulässt, steht regelmäßig der Annahme eines Mobbing-S achverhaltes entgegen."
Die europäische Definition:
Es gibt keine international einheitliche Definition des Mobbing am Arbeitsplatz. Andererseits gibt es eine Reihe von Definitionen, die von einzelnen Forschern, Organisationen, nationalen Stellen, teilweise mit unterschiedlicher Gewichtung oder Ausrichtung, ausgearbeitet wurden. Auch in der europäischen Union gibt es bis heute noch keine verbindliche Definition. Das Europäische Parlament hat in seiner Sitzung vom 16. Juli 2001[7] mehrere Definitionsmöglichkeiten der Partnerländer angeführt. Es ist deutlich, dass es große Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten im Hinblick auf das Problembewusstsein und die Maßnahmen gibt, wie Mobbing mit gesetzlichen Regelungen der Vorbeugung und Verhinderung anzugehen ist. Daher ist eine Vereinheitlichung der Definition und dessen Inhalt als notwendig zu betrachten um die Informationen über Mobbing systematisch ordnen zu können, Lösungen und gesetzliche Maßnahmen für die Problematik zu finden.
Zu den Definitionsunterschieden zwei Beispiele:
Frankreich:
In Frankreich ist im Gesetz über die soziale Modernisierung ein Kapitel über das Mobbing am Arbeitsplatz enthalten, wo folgende Definition gegeben wird: „Kein Arbeitnehmer darf wiederholten Machenschaften seelischer Schikanierung ausgesetzt sein, die darauf gerichtet sind oder bewirken, seine Würde zu beeinträchtigen und demütigende oder erniedrigende Arbeitsbedingungen zu schaffen“.
Belgien:
In einer Rede über geplante Rechtsvorschriften gegen das Mobbing am Arbeitsplatz hat der belgische Arbeitsminister folgende Definition vorgeschlagen: „Seelische Belästigung am Arbeitsplatz, das missbräuchliche und wiederholte Verhalten jeglicher Art, außerhalb oder innerhalb eines Unternehmens oder einer Institution, das sich insbesondere zeigt im Verhalten, in Worten, in Einschüchterungen, Handlungen, Gesten, der Art der Arbeitsorganisation und einseitigen schriftlichen Äußerungen, die darauf gerichtet und geeignet sind, der Persönlichkeit, der Würde oder physischen bzw. psychischen Integrität eines Arbeitnehmers bei der Durchführung seiner Aufgaben Abbruch zu tun, seine Beschäftigung zu gefährden oder eine einschüchternde, feindliche, herabwürdigende, demütigende oder beleidigende Umwelt zu schaffen“.
2.1 Ursprung des Mobbings
Wir können davon ausgehen, dass der Sachverhalt, dem das „Mobbing“ zugrunde liegt, wahrscheinlich schon immer existent war. Bei näherer Betrachtung liegt dem Mobbing, Intrigen und gemeine Gerüchte ein bestimmtes Ursachenmerkmal zugrunde – DER NEID -. Die Ersten, die sich damit eingehender beschäftigt haben, waren die alten Griechen. Philosophen, Lyriker aus der neuen und alten Zeit haben
dieser Thematik Ihre Aufmerksamkeit gewidmet, aber sicherlich nicht unter dem Namen Mobbing.
2.2 Entwicklung und Verbreitung
Der Ursprung des Wortes Mobbing liegt wahrscheinlich in der Bezeichnung „mobile vulgus[8] “. Übersetzt umschreibt es die „aufgewiegelte Volksmenge“, Pöbel.
Die Bezeichnung und Anwendung „Mobbing“ wurde erstmals von dem Biologen, Verhaltensforscher und Nobelpreisträger Konrad Lorenz (1903 – 1989) geprägt. Er beschrieb damit aggressives Kollektivverhalten bei Tieren, die ihre Artgenossen verscheuchten und aus der Gruppe vertreiben. In den 70er Jahren wurde das Phänomen von dem norwegischen Forscher Dan Olweus auf das menschliche Verhalten übertragen und er entwickelte erste Mobbing Studien an Schulen. Ein weiterer nennenswerter Wissenschaftler auf diesem Gebiet ist Professor Heinz Leymann, in Deutschland geboren, der aber seit 1955 in Schweden lebt und seine Mobbing -Studien auf das Berufsumfeld konzentrierte. Er gab den Vorgängen einen Namen und verhalf ihnen zu neuer Beachtung in Deutschland.
Das Mobbing -Konzept, so wie es aus der Forschung in Schweden - und später auch aus der in Norwegen und Finnland - erwuchs, hat einen bestimmten gesellschaftlichen Hintergrund, der einen Teil des wissenschaftlichen Ansatzes erklärt. Es handelt sich hier eher um einen arbeitsmedizinischen Ansatz als um einen arbeitspsychologischen. Um mit diesem Konzept umgehen zu können, ist es erforderlich, etwas über die Einflüsse zu erfahren, die die skandinavischen Ländern, u. a. Schweden, in den 70er und 80er Jahren prägten.
Der Entdeckung und Erforschung des Phänomens Mobbing liegen sehr spezifische Ursachen zugrunde. Zum einen waren es die politischen Beschlüsse Mitte der 70er Jahre im schwedischen Reichstag, die den Weg für ganz neue Forschungsansätze bahnten. Zum zweiten lagen für die Konzipierungen innerhalb der psychosozialen Forschung Modelle einer weit fortgeschrittenen skandinavischen und amerikanischen Arbeitsmedizin vor. Zum dritten wurde damals in der schwedischen Gesellschaft eine Infrastruktur geschaffen, die der Berücksichtigung arbeitsmedizinischer, -psychologischer und -soziologischer Forschungsergebnisse diente und zu weitgehender Anwendung in der Praxis führte. Im Grunde waren es somit politische Erwägungen, die die Grundsteine legten für eine Entwicklung der betrieblichen psychosozialen Fragestellungen in Forschung und Praxis.
3. Kapitel: Ursachen und Einflussfaktoren
Zunächst handelt es sich bei Mobbing um eine Situation in einem festen sozialen Rahmen: In diesem Fall ist es der Arbeitsalltag. Die Arbeitskollegen kann man sich nicht aussuchen. Man arbeitet nicht zusammen, weil man sich mag, sondern weil man eine bestimmte Aufgabe lösen soll. Wer sich in einer Zwangsgemeinschaft nicht wohl fühlt, kann nur selten einfach gehen. Daher geht man davon aus, dass die feste Rahmenbedingung – das Arbeitsleben – eine Voraussetzung für Mobbing darstellt. Allein im Ablauf eines Arbeitstages wird viel kommuniziert – überwiegend fachlich, aber auch privat. In jedem Arbeitsfeld gibt es konfliktbelastete Kommunikation, die wie folgt aussehen könnte. Herr Müller ist im Stress und faucht seine Kollegin an: „Können Sie nicht die Tür zu machen, oder haben Sie bei sich zu Hause Säcke vor den Türen.“ Konfliktbelastete Kommunikation kann aber auch ohne Worte geschehen. Wenn Herr Müller der Kollegin den Gruß verweigert oder demonstrativ über ihren Kopf hinweg redet, als sei sie Luft, ist die Kommunikation ebenfalls konfliktbelastet. Aber ist das schon Mobbing ?
Für die Entstehung von Mobbing sind weitere vielfältige und unterschiedlichste Faktoren verantwortlich. Generell lässt sich der Anfang eines Mobbing- Prozesses auf den bereits genannten ungelösten Konflikt zurückführen. Manchmal sind es auch ungelöste Sachprobleme, die mangels Lösung personalisiert werden. So ist Mobbing auch ein Ventil für nicht adäquate oder fehlende Sach- und Konfliktlösungen.
Für die Entstehung von Mobbing kann man nur selten einen einzelnen Auslöser verantwortlich machen. Die Persönlichkeiten der Beteiligten spielen ebenso eine Rolle wie das Organisationsklima, der Führungsstil und die konjunkturellen Rahmenbedingungen. Leymann betont, dass hauptsächlich schwerwiegende organisatorische Schwachstellen und Managementfehler in Betrieben dazu führen, dass Mobbing auftreten kann. Sie erzeugten Vorgaben und Stress, die zu Frust und Konflikten führen. Würden diese Probleme nicht vernünftig angegangen, was eine Managementaufgabe ist, dann könne ein Konflikt zu Mobbing ausufern. Sowohl die Ursachen als auch die Folgen von Mobbing seien eindeutig Führungsprobleme.
Letztlich kann man davon ausgehen, dass als maßgebliche Einflussfaktoren[9] für ein Greifen des Mobbing s, die Persönlichkeit und das Verhalten des Opfers, bzw. Täters sind, sowie. weitere Faktoren die Organisation, die Situation und letztlich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ausmachen.
Nachfolgendes Modell soll das ineinander übergreifen der Faktoren aufzeigen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.1 Begünstigende Ursachen für Mobbing im Unternehmen (Organisation)
Untersuchungen und Fallstudien zeigen, dass im Wesentlichen vier Gründe für die Entstehung von Mobbing verantwortlich sind[10].
1. Die Organisation der Arbeit
Typische Mängel in der Arbeitsorganisation die als Auslöser für Mobbing wirken können sind z.B.
- unbesetzte Stellen.
- hoher Zeit- und Leistungsdruck.
- starre Hierarchie mit unsinnigen Anweisungen.
- geringe Bewertung der Tätigkeit.
- unklar definierte Arbeitsaufgaben und Kompetenzen.
2. Das Führungsverhalten der Vorgesetzten
In einem nicht unerheblichen Maße geht Mobbing direkt vom Vorgesetzten aus. Es ist in manchen Unternehmen der Firmenpolitik zuzuschreiben, daß Mobbing durchaus gefördert wird, bzw. nichts dagegen unternommen wird, denn gerade wenn Entlassungen anstehen, ist Mobbing oftmals billiger als ein Sozialplan. Mangelhaftes Führungsverhalten des Vorgesetzten ist z.B.
- Defizite im Führungsstil.
- Fehlende Gesprächsbereitschaft.
- Abwälzung von Verantwortung.
- Unzureichendes Konfliktmanagement.
- Mangelnde Konfliktlösekompetenz.
3. Die soziale Stellung des Betroffenen
Für die Entstehung einer Mobbing -Situation kann es ausreichen, dass eine Person in einer bestimmten Gruppe aufgrund ihrer Persönlichkeit, ihres Geschlechts, Hautfarbe, kulturellen oder nationalen Identität in eine sozial herausgehobene Stellung gerät. Ebenso sind sozial Schwächere, z.B. allein erziehende Mütter/Väter und Behinderte sehr stark betroffen.
4. Das moralische Niveau des Einzelnen
Die Mobbing -Täter machen sind sich über die Auswirkungen ihres Handelns zumeist nicht im Klaren. Neben den Personen, die sich bewusst Mobbing -Handlungen ausdenken, gibt es auch noch eine Vielzahl von Beteiligten, die Mobbing überhaupt möglich machen, indem sie zusehen ohne einzuschreiten. Mobbing kann meist nur auftreten, weil es geduldet wird, denn wegschauen, schweigen, nicht wahrnehmen wollen, kann
- ein Selbstschutz sein, aus Angst selber in die Schusslinie zu geraten und gemobbt zu werden.
- als Profit gesehen werden, dass jemand anderes gemobbt wird.
- eine Mischung aus Angst und Eigennutz sein, denn so lange ein anderer gemobbt wird, trifft es einen selbst nicht.
Anhand einer Umfrage[11] zu den betrieblichen Rahmenbedingungen zum Zeitpunkt des Mobbing s, wird wieder die Vielschichtigkeit der o.g. Einflussfaktoren sichtbar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Schriftliche Befragung (n = 1317)
[...]
[1] DGB, Informationsbroschüre zum Thema „Mobbing“, 2002
[2] Krejny, Werner, Pressemitteilung, Psychologe des TÜV Rheinland, 2003
[3] Gallup-Studie, Pressemeldung 09.2002
[4] Leymann, H., Mobbing Psychoterror m Arbeitsplatz und wie man sich dagegen wehren kann, Rowohlt, 1993, S. 21
[5] Leymann, H., Mobbing, Rowohlt, 1995, S. 18
[6] LAG Thüringen, Urteil vom 10.04.2001 (Aktenzeichen: 5 Sa 403/00)
[7] Europäisches Parlament, Bericht über Mobbing am Arbeitsplatz (2001/2339(INI), 16.07.2001
[8] Litzke, Sven, Sozialer Stress durch Mobbing, (FH Bund), 09.2003
[9] Zapf, D., Mobbing – eine extreme Form sozialer Belastungen in Organisationen, 2002
[10] DGB, Information zu Mobbing, Bundesvorstand, 2000
[11] B. Meschkutat, M. Stackelbeck, G. Langenhoff, Mobbing -Report – eine Repräsentativstudie, Dortmund/Berlin 2002
- Quote paper
- Sylvia Ritter (Author), 2004, Mobbing in der Berufswelt. Ursachen, Auswirkungen und Krisenintervention, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24766
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