Stierkampf in Spanien und dessen Erwähnung bei Hemingway


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2004

14 Pages


Extrait


Inhalt

Einleitung

Deutsch-spanische Kontakte

Die Spanier und ihre Liebe zu Traditionen

Die Sanfermínes von Pamplona und Hemingway

Tod am Nachmittag und das Verständnis für den Stierkampf

Abschließende Gedanken

Literaturliste

Einleitung

Ich hatte die Möglichkeit, im Rahmen meines Romanistikstudiums ein Semester lang in das Land im Süden der Europäischen Union zu gehen, um in Córdoba, Andalusien, zu studieren. Und nicht nur um zu studieren, natürlich auch, um die Menschen, die Kultur und das Land genau zu betrachten. Hinzusehen und Unterschiede wie Gemeinsamkeiten festzustellen. Jedoch kannte ich Spanien schon sehr gut, und so habe ich schon den Blick für die „Feinheiten“, damit hatte ich schon die kleinen Unterschiede zwischen der deutschen und spanischen Kultur, verloren. Sie waren zu vertrauten Komponenten geworden, die ich teilweise übernommen habe und mir nicht fremd waren. Ich verstand die Menschen auf der Strasse, war den Gewohnheiten vertraut und wusste sie außerordentlich zu schätzen, sah aber dafür durch den längeren Aufenthalt auch die Schwächen des Landes. Aber vor allem eine Sache kam mir immer noch sehr ungewöhnlich vor: der Stierkampf. Da der Stierkampf ein sehr hervorstechendes Merkmal des iberischen Kulturkreises ist und in jeder Stadt präsent ist, will ich mich ihm im Laufe dieser Arbeit widmen.

Vieles wird über ihn berichtet, er übt zweifelsohne eine Faszination aus, wird hochgelobt und auf der anderen Seite tief verachtet. Reisende wie Rilke, Orson Wells und Ernest Hemingway waren von dem Duell Mensch-Stier angetan und schrieben ihre Erfahrungen nieder. Doch vor allem von Hemingway gibt es zwei herausragende Werke, die sich um den Stierkampf drehen: zum einen „Fiesta“ (Originaltitel: „The sun also rises“), Beschreibung der Sanfermínes von Pamplona, zum anderen „Tod am Nachmittag“, die Schilderung eines Stierkampfes mit anschließendem Bildmaterial und ausführlichem Stierkampflexikon. Ich komme nicht umher, über den Stierkampf zu berichten, ohne diese beiden Werke nicht zu betrachten. Da ich selber die „corrida de toros“, so der spanische Ausdruck für den Stierkampf, nur im Fernsehen des öfteren beobachtet habe aber nie in einer Arena anwesend war, kann ich eigene Erfahrungen kaum einspielen lassen. Aber ich versuche mit Hilfe der Literatur ein umfassendes Bild darzulegen.

Vorab möchte ich gern ein eigenständiges Kapitel über den Kontakt zwischen Spanien und Deutschland stellen, der mit der Thematik des Stierkampfes zwar nicht zusammenhängt, aber die geschichtliche Verbindung der beiden Länder verdeutlicht.

Deutsch-spanische Kontakte

Das kommt mir aber spanisch vor! – Wie oft hat man schon diese Redensart verwendet in Situationen, die einem befremdlich waren, wo man auf Dinge, Verhältnisse stieß, die man nicht so recht glauben konnte, weil sie einem nicht bekannt waren. Doch was bedeutet das? Ist spanisch, inklusive die Spanier, so fremd, so andersartig, so konträr zu unserer, der vertrauten Kultur?

Die Frage kann vielleicht nur jeder für sich beantworten, jeder hat ein anderes Gefühl für das Fremde und das Vertraute. Sicher ist, dass Spanien und Deutschland keine gemeinsamen Grenzen hat, dadurch der nachbarschaftliche Kontakt nicht gewährt ist. Aber schon seit Jahrhunderten besteht ein Kontakt zwischen den beiden Staaten, angefangen von der Regentschaft Karl V., Carlos I. in Spanien, aus der Habsburgerlinie, der das damalige deutsche Reich von 1519-1556 als Kaiser sowie parallel Spanien als Nachfolger seines Großvaters Fernando dem Katholischen regierte. Daher auch die angeführte Redewendung: der Kaiser brachte in das Reich der deutschen Nationen viele Einflüsse aus Spanien mit, die den Menschen hier fremd waren und so entstand das bis in den heutigen Sprachgebrauch existente „das kommt mir spanisch vor“.

Die Herrschaft Karl V. bedeutet eine gemeinsame Vergangenheit, ein Schnittpunkt deutscher und spanischer Kultur. Man kann also behaupten, dass damals die bilateralen Wurzeln gelegt wurden.

Der frühere Außenminister Gustav Stresemann prägte 1925 den Satz: „Unsere Beziehungen zu Spanien tragen den Charakter einer seit Jahrhunderten durch nichts getrübten Freundschaft mit diesem Lande, von dem uns keinerlei politische Gegensätze trennen, mit dem uns zahlreiche kulturelle Interessen verbinden“[1]. Trotzdem ist es eher ein historischer Mythos, der zwischen Deutschland und Spanien besteht, da nach Karl V. die Beziehung zwischen den beiden Ländern kaum aktiviert worden. Da stellt sich die Frage, was diesen Mythos am Leben erhält. Ich versuche Erklärungen zu finden.

Zuerst fällt ins Auge, dass Spanien und Deutschland, wie schon erwähnt, keine gemeinsamen Grenzen haben. Das verhindert Reibungsstellen. Was liegt zwischen Deutschland und Spanien?: Frankreich. Lange Zeit gemeinsamer Feind, historisch betrachtet, und wenngleich nicht Nachbarstaat, auch mit England gab es immer wieder Probleme. So kann man nach dem Motto argumentieren: Gemeinsame Feinde lassen Freundschaften wachsen. Daraus kann sich eine Deutschfreundlichkeit der Spanier erklären lassen, Spanien wurde nie von deutscher Seite gedemütigt, sondern der Druck kam von Seiten der Franzosen wie Engländern, so hatten die beiden Staaten die Rolle des „europäischen Prügelknaben“ inne.

Der Kontakt zwischen Deutschland und Spanien nach der Habsburger-Herrschaft wuchs erst im spanischen Bürgerkrieg von 1936-1939 wieder heran, wenn auch im negativen Sinne: Deutschland half dem Diktator Franco bei der Unterdrückung spanischer Städte mit militärischem Beistand. Man sei an die deutsche Legion Condor erinnert, die 1937 die Stadt Guernica völlig zerstörte. Für die Deutschen eine Erprobung der Waffentechnologie, die im 2. Weltkrieg eingesetzt werden sollte. Was erstaunlich ist: Das Deutschlandbild wurde dadurch nicht ins Negative verkehrt, Probleme wurden relativiert beziehungsweise nicht realisiert. Auch gab es keine Kritik am Vorgehen im 2. Weltkrieg, aus dem sich Spanien herausgehalten hatte. Die Informationen kamen kaum durch die spanische Presse, da Franco nach dem Bürgerkrieg an der Macht blieb und die Presse in der Hand hatte. Eine Kritik am Weltkrieg wäre automatisch in eine Kritik am Franco-System gemündet.

Deutschland beteiligte sich am Demokratisierungsprozess ab 1975, dem Todesjahr Francos, der bis dahin immer noch das Leben in Spanien bestimmte. Dies kam dem Image der Deutschen sicherlich zugute.

Ende der 60-er Jahre erfolgte eine Einwanderungswelle spanischer Gastarbeiter nach Deutschland, so wurden Kontakte zwischen den beiden Welten hergestellt. In umgekehrter Richtung bewegten und bewegen sich immer noch Jahr für Jahr tausende Touristen nach Spanien, viele entschlossen sich, auf der iberischen Halbinsel zu bleiben. So entstanden die deutschen „Kolonien“ an der Mittelmeerküste, man schaue sich nur als Beispiel Marbella oder Mallorca an.

Vom 11.-13. November 2002 hat Bundespräsident Rau Spanien einen Staatsbesuch abgestattet. Vom 17.-19.03.2003 hielt sich Kronprinz Felipe zu einem offiziellen Besuch in Berlin auf. Der neue Ministerpräsident Zapatero entschied sich, seinen ersten Auslandsbesuch nach der Regierungsübernahme nach Berlin zu verlegen.

Seit 1983 führen Deutschland und Spanien alljährlich bilaterale Gipfelkonsultationen unter Vorsitz der beiden Regierungschefs und Teilnahme zahlreicher Regierungsmitglieder durch (zuletzt am 11./12. Februar 2003 auf Lanzarote). Hinzu kommt ein dichtes Geflecht von Arbeitsbeziehungen auf allen Ebenen. Deutschland und Spanien sind Handlespartner, in Spanien selbst gibt es viele Deutschinstitute, das Goetheinstitut ist in vielen spanischen Städten angesiedelt und bemüht sich um den Kulturaustausch.

[...]


[1] http://www.bundesregierung.de/Anlage450190/Nr.+90-2.pdf

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Stierkampf in Spanien und dessen Erwähnung bei Hemingway
Université
Dresden Technical University  (Germanistik)
Cours
Seminar II: "Länderbilder. Imagologische und xenologische Untersuchungen"
Auteur
Année
2004
Pages
14
N° de catalogue
V24906
ISBN (ebook)
9783638276696
Taille d'un fichier
483 KB
Langue
allemand
Annotations
Arbeit wurde nicht bewertet, da nur qualifizierter Schein.
Mots clés
Stierkampf, Spanien, Erwähnung, Hemingway, Seminar, Länderbilder, Imagologische, Untersuchungen
Citation du texte
Katja Völkel (Auteur), 2004, Stierkampf in Spanien und dessen Erwähnung bei Hemingway, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24906

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