Die wichtigsten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen


Intermediate Diploma Thesis, 2003

23 Pages, Grade: 1,7


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Inhaltsverzeichnis

1 Vorwort

2 Definition und Funktion von Kennzahlen

3 Systematisierung und Interpretation von Kennzahlen

4 Wichtige Kennzahlen im Überblick
4.1 Kennzahlen zur Beurteilung der finanziellen Stabilität
4.1.1 Liquiditätskennzahlen
4.1.2 Finanzierungskennzahlen
4.1.3 Investitionskennzahlen
4.2 Kennzahlen zur Erfolgsmessung
4.2.1 Erfolgskennzahlen
4.2.2 Rentabilitätskennzahlen

5 Grenzen von Kennzahlen und deren Überwindung

6 Abschließende Reflexion

7 Anhang: Beispielhafter Jahresabschluss
7.1 Bilanz
7.2 Weitere Angaben unter der Bilanz
7.3 Gewinn- und Verlustrechnung (Gesamtkostenverfahren)

8 Quellenverzeichnis

9 Eidesstattliche Erklärung

Die wichtigsten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen

Ein einführender Überblick über Kennzahlen der externen Rechnungslegung

1 Vorwort

Diese Arbeit soll einen kurzen Überblick über die wichtigsten und am meisten verwendeten Kennzahlen bieten, wobei besonderer Wert auf eine komprimierte Darstellung der wichtigsten Inhalte gelegt wird. Ziel dieser Arbeit ist es nicht alle denkbaren Kennzahlen zu behandeln, sondern nur solche, die aus der Sicht des Autors von besonderer Prägnanz sind.

Explizit nicht behandelt werden Kennzahlen, deren Ermittlung nur über intern verfügbare Unternehmenszahlen möglich ist. Diese Arbeit beschränkt sich auf Kennzahlen, zu deren Ermittlung und Interpretation regelmäßig veröffentlichte Jahresabschlüsse ausreichen. Im Anhang befindet sich ein Auszug aus einem Jahresabschluss eines fiktiven Unternehmens, mit dessen Hilfe die Herkunft der Zahlen nachvollzogen werden kann. Auf eine tiefer gehende Erläuterung des Anhangs wird jedoch verzichtet. Hierfür wird auf einschlägige Literatur, die sich mit diesem Themenbereich ausführlich beschäftigt, verwiesen.[1]

2 Definition und Funktion von Kennzahlen

Kennzahlen sind Zahlen, die betriebswirtschaftliche Daten zusammenfassen und zu einer aussagefähigen Größe bündeln.[2] Kennzahlen sind Instrumente, mit deren Hilfe Führungskräfte die Steuerung ihres Unternehmens verbessern und erleichtern können. Die Gründe hierfür sind nachfolgend kurz dargestellt:

- Kennzahlen haben eine komplexitätsreduzierende Funktion, indem sie das vielschichtige Unternehmensgeschehen auf handhabbare Zahlen reduzieren.[3]
- Kennzahlen können die Unsicherheit bei der Entscheidungsfindung vermindern, indem sie eine quantitative Entscheidungsgrundlage bieten.
- Mit Hilfe von Kennzahlen können wertvolle Informationen gewonnen werden, die aus den betrieblichen Rohdaten ohne Aufbereitung nicht hervorgehen. Durch diese zusätzlichen Informationen können qualitativ bessere Entscheidungen getroffen werden.
- Auf der Grundlage von Kennzahlen können Führungskräfte Ziele festsetzen und die Zielerreichung überwachen.
- Fehlentwicklungen können schnell erkannt werden, was ein frühzeitiges Gegensteuern durch das Management ermöglicht.[4]
- Gelingt voriges nicht oder sind die Kennzahlen zu spät verfügbar, so ist zumindest ein lernen aus Fehlern der Vergangenheit mit Hilfe von Kennzahlen möglich.
- Liegen Kennzahlen von Konkurrenzunternehmen vor, so können, durch den Vergleich mit den eigenen Zahlen (Benchmark), häufig wertvolle Hinweise gewonnen werden, die auf der strategischen wie auf der operativen Ebene von großem Nutzen für das Unternehmen sein können.

3 Systematisierung und Interpretation von Kennzahlen

Kennzahlen lassen sich auf verschiedene Weise systematisieren. In der Literatur werden diesbezüglich verschiedene Wege beschritten. Zwei oft angetroffene Einteilungen werden nachfolgend kurz erläutert.

Eine Möglichkeit besteht darin, Kennzahlen in absolute und relative Kennzahlen zu unter-teilen. Absolute Kennzahlen können direkt aus den vorliegenden Unterlagen (z.B. Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung) entnommen werden. Mathematisch handelt es sich bei absoluten Kennzahlen um Einzelzahlen, Summen, Differenzen und Mittelwerte. Beispiele hierfür sind der Bilanzgewinn und die Umsatzerlöse.[5]

Relative Kennzahlen (auch Verhältniszahlen genannt) entstehen dadurch, dass absolute Kennzahlen zueinander in Beziehung gesetzt werden. Grundsätzlich gibt es drei Arten von relativen Kennzahlen: Gliederungszahlen, Beziehungszahlen und Indexzahlen. Um eine Gliederungszahl zu erhalten, wird eine Teilmasse, die zu einer Gesamtmasse gehört, zu dieser in Beziehung gesetzt (z.B. Eigenkapitalquote). Im Gegensatz dazu entstehen Beziehungs-zahlen durch das zueinander in Beziehung setzen von absoluten Kennzahlen verschiedener Art (z.B. Deckungsgrade). Indexzahlen hingegen ermittelt man grundsätzlich indem gleich-artige, aber räumlich oder zeitlich separierte Kennzahlen zu einer Basismasse in Beziehung gesetzt werden. Mit einer Indexzahl ist es z.B. möglich eine prozentuale Veränderung eines Wertes gegenüber dem Vorjahr zu ermitteln.[6]

Eine weitere Möglichkeit der Systematisierung ist die Zusammenfassung von Kennzahlen, die sich inhaltlich mit dem gleichen Analysebereich beschäftigen. Kralicek unterteilt Kennzahlen aus externen Jahresabschlüssen in die folgenden Analysebereiche: Investition, Finanzierung, Liquidität, Rentabilität und Ertrag. Nach Kralicek beinhalten die ersten drei Bereiche Aussagen über die finanzielle Stabilität, die letzten beiden Bereiche geben Auskunft über die Ertragslage.

Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird der Strukturierungsvorschlag von Kralicek in einer stark modifizierten Form übernommen (Vgl. Abb. 1). Der Autor hat sich ungeachtet der Abgrenzungsprobleme dafür entschieden diese Unterteilung vorzunehmen. Es kommt deshalb vor, dass einzelne Kennzahlen mehreren Bereichen zugeordnet werden können. Warum gerade diese Systematisierungsform vom Autor gewählt wurde, ergibt sich aus der Notwendigkeit der Interpretation von Kennzahlen.

Abb. 1: Analysebereiche und deren Aussagekraft

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: In Anlehnung an Kralicek, Peter: Kennzahlen für Geschäftsführer, Wien, 1995, 3. Auflage, S. 82

Um die Unternehmenssteuerung zu optimieren[7] ist es notwendig, Kennzahlen nicht isoliert zu betrachten, sondern sie in einem übergeordneten Kontext zu interpretieren.[8] Die Systematisierung nach Analysebereichen ermöglicht dies, indem Kennzahlen danach geordnet werden, inwieweit sie zur Beurteilung der finanziellen Stabilität oder zur Erfolgsmessung geeignet sind.

Für das Überleben eines Unternehmens sind grundsätzlich die finanzielle Stabilität und der Erfolg (im Sinne von Gewinn) von zentraler Bedeutung. Die finanzielle Stabilität sollte jederzeit gewährleistet sein, wobei der Erfolg zumindest mittelfristig ausreichend hoch sein sollte. Ist die finanzielle Stabilität nicht gegeben, kann es dazu kommen, dass ein Unternehmen, auch bei einer guten Erfolgslage, kurzfristig insolvent wird. Im Falle einer langfristigen Erfolgsschwäche kommt ein Unternehmen i.d.R. zwangsläufig in eine Situation, in der die finanzielle Stabilität nicht mehr gegeben ist. In diesem Fall ist es für die Rettung des betroffenen Unternehmens meist schon zu spät.

Daraus folgt, dass es für das Überleben eines Unternehmens äußerst wichtig ist, Entwicklungen, die den Unternehmensbestand gefährden, frühzeitig zu erkennen. Genau an dieser Stelle können die in den folgenden Abschnitten beschriebenen Kennzahlen helfen, indem man sie richtig interpretiert und in den hier beschriebenen übergeordneten Kontext setzt.

4 Wichtige Kennzahlen im Überblick

Nachfolgend wird eine Auswahl von Kennzahlen, die vom Autor als besonders wichtig empfunden werden, kurz vorgestellt. Die meisten benötigten Daten zur Berechnung der Kennzahlen sind in der Bilanz zu finden. Für einige Kennzahlen sind jedoch auch Zahlen aus der Gewinn- und Verlustrechung nötig. Sollte im Einzelfall unklar sein, wie Zahlen aus der Bilanz bzw. GuV zu entnehmen sind, wird auf den Anhang für eine Musterbilanz und eine Muster-GuV verwiesen. Dort sind alle Zahlen, die für die hier vorgestellten Kennzahlen benötigt werden, zu finden.

4.1 Kennzahlen zur Beurteilung der finanziellen Stabilität

Wie bereits oben dargestellt, ist die finanzielle Stabilität eine unabdingbare Voraussetzung für das Überleben eines jeden Unternehmens. In den nächsten Abschnitten werden die drei Bereiche Liquidität, Finanzierung und Investition behandelt.

Obgleich alle drei Bereiche bedeutsam sind, ist die Liquidität eines Unternehmens zumindest kurzfristig die wichtigste Größe. In dem Moment, wo ein Unternehmen nicht mehr in der Lage ist, seine fälligen Verbindlichkeiten zu tilgen, ist das Überleben des Unternehmens extrem gefährdet.

4.1.1 Liquiditätskennzahlen

Diese Kennzahlen sollen darüber Auskunft geben, ob ein Unternehmen kurzfristig liquide ist. Ein Unternehmen ist grundsätzlich dann liquide, wenn es in der Lage ist, die kurzfristig fälligen Verbindlichkeiten zu begleichen. Die notwendigen Daten zur Berechnung der ersten vier Kennzahlen können aus der Bilanz entnommen werden. Genau an dieser Stelle setzt auch die Kritik an diesen Kennzahlen an. Es handelt sich bei den ermittelten Zahlen nämlich nur um Stichtagsliquidität. Sie geben ausschließlich Auskunft über die Liquidität am Bilanzstichtag. Entscheidend für das Überleben ist aber, dass die Liquidität zu jeder Zeit gegeben ist. Insofern haben diese vier nachfolgend beschriebenen Kennzahlen nur einen begrenzten Aussagewert.

Eine besondere Stellung unter den Liquiditätskennzahlen, nimmt der unter Abschnitt 5.1.1.5 behandelte Cash Flow ein, auf dem der nachfolgende dynamischen Verschuldungsgrad basiert und zu dem mittelbar auch die unter 5.1.1.7 behandelten Kennzahlen in einem Zusammenhang stehen.

4.1.1.1 Liquidität 1. Grades (L1)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eine Liquidität 1. Grades über 100% bedeutet, dass das Unternehmen in der Lage ist, alle seine kurzfristigen Verbindlichkeiten sofort zu bezahlen.[9] Da dies i.d.R. nicht notwendig ist, ist ein Wert weit unter 100% die Regel. Über eine optimale Liquidität 1. Grades kann generell keine Aussage getroffen werden. Sie hängt extrem Stark von den konkreten Zahlungsterminen im Unternehmen ab.

4.1.1.2 Liquidität 2. Grades (L2)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Genau wie die Liquidität 1. Grades besitzt auch diese Kennzahl nur eine geringe Aussagekraft. Ein Wert von 100% drückt aus, dass ein Unternehmen mit seinen flüssigen Mitteln und den kurzfristig erwarteten Zahlungen der Debitoren in der Lage ist, seine kurzfristigen Verbindlichkeiten zu bezahlen. Eine optimale Liquidität 2. Grades gibt es aus den gleichen Gründen wie oben nicht, in der Literatur besteht jedoch weitgehend ein Konsens darüber, dass diese 100% nicht unterschreiten sollte.[10]

[...]


[1] Siehe z.B. Wöhe, Günther: Die Handels und Steuerbilanz, München, 2001, 4. Auflage

[2] Vgl. Vollmuth, Hilmar: Kennzahlen, Freiburg im Breisgau, 2002, 2. Auflage, S. 7

[3] Vgl. Ossola-Haring, Claudia: Das große Handbuch Kennzahlen…, Landsberg/Lech, 1999, S.15

[4] Vgl. ebenda, S.16

[5] Vgl. Vollmuth, Hilmar: Kennzahlen, a.a.O., S. 9f oder Baus, Josef: Controlling, Berlin, 2000, 2. Auflage S. 131

[6] Vgl. Vollmuth, Hilmar: Kennzahlen, a.a.O., S. 10ff oder Baus, Josef: Controlling, a.a.O., S. 132

[7] Vgl. Abschnitt 2

[8] Eine weitere Möglichkeit ist die Einordnung von Kennzahlen in Kennzahlensysteme, welche hier aber nur am Rande behandelt werden (Vgl. Abschnitt 4.2.2.4 und Abschnitt 5).

[9] Vgl. Ossola-Haring, Claudia: Das große Handbuch Kennzahlen…, a.a.O., S.34

[10] Vgl. ebenda, S.35

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Details

Title
Die wichtigsten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen
College
University of Applied Sciences and Arts Hildesheim, Holzminden, Göttingen  (Fakultät Wirtschaft)
Grade
1,7
Author
Year
2003
Pages
23
Catalog Number
V24929
ISBN (eBook)
9783638276894
File size
656 KB
Language
German
Notes
Diese Arbeit bietet einen einführenden, aber dennoch detailierten Überblick über die wichtigsten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf Kennzahlen der externen Rechnungslegung. U.a. wird das ROI Kennzahlenschema dargestellt.
Keywords
Kennzahlen
Quote paper
Thilo Soboll (Author), 2003, Die wichtigsten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24929

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