Kinderlyrik der DDR


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

19 Seiten, Note: Gut (2)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Kinderlyrik – Ein allgemeiner Überblick
1.1 Merkmale und Kriterien der Kinderlyrik
1.2 Zum Begriff „Kinderlyrik“
1.3 Drei Ebenen der Kinderlyrik

2. Kinderlyrik der DDR
2.1 Die Autorenhaltung zum Kind
2.2 DDR – Kinderlyrik und gesellschaftliche Themen

3. Kinderlyrik – Autoren der DDR
3.1 Dieter Mucke – Gedichte
3.2 Peter Hacks „Der Flohmarkt“
3.3 Dieter Mucke und Peter Hacks – Gemeinsamkeiten

Schlußwort

Literaturverzeichnis

Einleitung

Der erste Teil meiner Hausarbeit soll einen allgemeinen Überblick über die Lyrik für Kinder geben. Wichtige Merkmale und Kriterien sowie die Problematik einer einheitlichen Definition des Begriffes der Kinderlyrik werden von mir beschrieben.

Aus diesem Grund habe ich ein besonderes Augenmerk darauf gelegt und werde mit Hilfe der von Ines-Bianca Vogdt beschriebenen drei Ebenen darauf eingehen.1

Im zweiten Teil möchte ich im allgemeinen auf die Kinderlyrik der DDR eingehen. Herausgegriffen habe ich mir spezifische Eigenschaften der Lyrik für Kinder der ehemaligen DDR. Zum einen die Haltung der Verfasser, ihre Einstellung und Sichtweisen vom und auf das Kind. Zum anderen das Auffinden wichtiger gesellschaftlicher Themen der DDR in dem Bereich Kinderlyrik.

Im Anschluß an den zweiten Teil möchte ich im dritten Abschnitt meiner Arbeit zwei bedeutende Schriftsteller der DDR, Dieter Mucke und Peter Hacks, sowie drei ihrer Gedichte für Kinder einander gegenüberstellen.

Peter Hacks und Dieter Mucke habe ich aus folgenden Gründen gewählt. Zunächst stehen sie für eine Lyrikbewegung, die sich von der verordneten Kunstideologie der DDR-Führung löst. Neue Formen, neue Themen und kritische Sichtweisen werden aufgegriffen, beide pflegen einen frechen sowie kritischen Gestus in ihren Gedichten für Kinder.

Beide werden innerhalb der DDR häufig rezipiert und genießen einen hohen Bekanntheitsgrad.

Demzufolge ist meiner Meinung nach ein Schwerpunkt hier angebracht. Er dient darüber hinaus der Veranschaulichung der ersten beiden Teile meiner Hausarbeit und rundet das Thema gut ab.

1. Kinderlyrik – Ein allgemeiner Überblick

1.1 Merkmale und Kriterien der Kinderlyrik

Lyrik für Kinder muß in Stoff, Stil, Form und Abstraktionsgrad den kindlichen Rezipienten immer berücksichtigen. Dies kann als allgemeines Merkmal der Kinderlyrik genannt werden, abgesehen von der Schwierigkeit, sie zu definieren.

Eine Unterteilung in intentionale und spezifische, wie sie auch die Kinder- und Jugendliteratur betrifft, ist ebenso bei der Lyrik für Kinder auffindbar.

Die intentionale Kinderlyrik ist demzufolge die Gesamtheit der von Kindern rezipierten lyrischen Texte. Die intentionale Kinderlyrik schließt die spezifische mit ein.

Hans – Heino Ewers versteht unter der spezifischen Lyrik für Kinder „die von vornherein für Kinder publizierte ( in der Regel auch verfaßte ) Lyrik“.

Drei Kriterien, die Magda Motte 1983 in ihrem Buch „Moderne Kinderlyrik“ definiert, sind heute nicht mehr ganz aktuell, trotzdem noch sehr zutreffend, wenn man sich mit dem Begriff der Kinderlyrik auseinandersetzt.

Das erste Kriterium stimmt mit Ewers Definition der spezifischen Kinderlyrik weitestgehend überein.

Kinderlyrik ist vor allem von einem Autor ausdrücklich für Kinder verfaßt; der Adressatenbezug wird auf irgendeine Weise signalisiert, und der Text entsprechend präsentiert.[1]

Das zweite Kriterium ist heute noch als aktuell zu betrachten. Es beschreibt wesentlich wichtige Eigenschaften eines Gedichtes, das für ein Kind publiziert wird.

Die Themen und Motive sind entweder dem Lebensbereich des Kindes unmittelbar entnommen, oder sie werden durch einen besonderen Kunstgriff [... ] in seinen persönlichen Erfahrungshorizont gebracht (Motte: Moderne Kinderlyrik, S.44).

Mit dem Begriff Kunstgriff sind hier beispielsweise das Anknüpfen an eine konkrete Alltagssituation oder die Wahl einer einfachen Form gemeint.

Das dritte Kriterium: bevorzugt werden überschaubare Gliederung, einfaches Metrum, Endreim, Wiederholungen, Kehrreim“ (Motte: Moderne Kinderlyrik, S. 44) gilt natürlich immer noch, wird aber durchbrochen.

Die festgelegten einfachen Formen sind heute längst nicht mehr selbstverständlich, viele Autoren konfrontieren ihre kindlichen Leser mit aufgebrochenen, neuen und modernen Strukturen der Dichtung.

1.2 Zum Begriff „Kinderlyrik“

Der Begriff „Kinderlyrik“ ist noch jung, er entstand Ende der 70er Jahre.

Die systematische Erforschung der Kinder- und Jugendliteratur beginnt erst Mitte der 70er Jahre, in diesem Zusammenhang findet die Lyrik für Kinder erst zu einem späteren Zeitpunkt Beachtung.

Was genau „Lyrik für Kinder“ ist, läßt sich auch heute noch nicht konkret sagen.

Die meisten Überlegungen aus diesem Bereich kommen aus der Didaktik, deren Hauptfrage die Vermittlung der Kinderlyrik im Unterricht ist, sowie die damit verbundene Problematik.

Der Begriff Kinderlyrik umfaßt den Kinderreim, das Kinderlied und das Kindergedicht. Hierzu zählen auch die Gedichte, die an Kinder und Jugendliche gerichtet sind, ihnen aber nicht zugänglich sind.

Außerdem fallen Gedichte, in denen sich Erwachsene mit Kindern und Jugendlichen auseinandersetzen, unter den Begriff Kinderlyrik.

Stark verallgemeinert, kann die Lyrik für Kinder als Gebrauchslyrik oder auch Trivialliteratur bezeichnet werden.

Kinderlyrik ist an den Terminus Erwachsenenlyrik angelehnt. Es gelingt den Begriffen jedoch nicht, der jeweils unterschiedlichen Bedeutung von Kinder- und Erwachsenenlyrik gerecht zu werden. Sie veranschaulichen lediglich den Altersunterschied der Rezipienten.

Ein weiteres Problem ist die Frage, ob die Kinderlyrik als eigene Gattung zählen soll oder schlichtweg der Gattung Lyrik zuzuordnen ist.

Es erscheint jedoch wenig sinnvoll, einen Bereich der Lyrik aus einem anderen auszugrenzen, in der Hoffnung, diesen dadurch aufzuwerten. Man wird im Gegenteil der Problemvielfalt nur gerecht werden können, wenn die Einheit der Lyrik als Kunstform in ihrer ästhetischen Bedeutung erfaßt wird.[2]

Lyrik ist eine Gesamtheit, zu der auch die Kinderlyrik zählt. Die Gattung Lyrik aufzuspalten in Lyrik und Kinderlyrik, erscheint wenig sinnvoll.

Ich stimme Vogdt zu und zähle Kinderlyrik grundsätzlich zur Gattung der Lyrik.

1.3 Drei Ebenen der Kinderlyrik

Lyrik für Kinder ist vielschichtig. Das heißt, bei jedem kinderlyrischen Produkt spielen mehrere Ebenen eine Rolle.

Die erste Ebene ist das Vorverständnis des Dichters oder des Herausgebers von seinem Adressaten, im Falle der Kinderlyrik das Kind.

Demzufolge hängt die erste Ebene immer mit dem historischen Kontext zusammen.

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts gibt es kein verbindliches Bild vom Kind mehr. Seitdem werden Inhalte jeglicher Art den kindlichen Rezipienten angeboten. Jede mögliche Form und Redeweise der zeitgenössischen Lyrik ist auch in der Lyrik für Kinder anzutreffen.

Das war nicht immer so. Ende des 18. Jahrhunderts wird das Kind noch als grundsätzlich verschieden vom Erwachsenen erlebt. Der kindliche Bewußtseinszustand scheint ein anderer, mit anderen Formen der Wahrnehmung und Empfindung, vor allem aber auch einer anderen Sprache.

Das Kind wird aufgrund seiner weniger stark ausgeprägten Intellektualität als ein „Mängelwesen“ betrachtet.

Erst durch Freuds Entdeckung des Unbewußten wird auch die Kindheit wieder aufgewertet. Rein theoretisch wird das Kind als gleichberechtigt anerkannt.

[...]


1 Vogdt, Ines – Bianca: Wundrhorn und Sprachgitter. Geschichte der intentionalen Kinderlyrik seit dem 18. Jahrhundert. Wilhelm Fink Verlag 1998.

[1] Motte, Magda: Moderne Kinderlyrik. Begriff, Geschichte, literarische Kommunikation – Bestandsaufnahme. Frankfurt 1985, S. 44.

[2] Vogdt, Ines-Bianca: Wunderhorn und Sprachgitter - Geschichte der intentionalen Kinderlyrik seit dem 18. Jahrhundert. Frankfurt 1998, S.3.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Kinderlyrik der DDR
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Philosophische Fakultät 2, Germanistische Institute)
Veranstaltung
Hauptseminar: Kinderlyrik der DDR
Note
Gut (2)
Autor
Jahr
2004
Seiten
19
Katalognummer
V24975
ISBN (eBook)
9783638277211
Dateigröße
560 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kinderlyrik, Hauptseminar, Kinderlyrik
Arbeit zitieren
Nadine Hartje (Autor:in), 2004, Kinderlyrik der DDR, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24975

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