Diese Arbeit wurde motiviert durch einen Satz Max Webers, welcher in seinem Buch „Wir tschaft
und Gesellschaft“1 steht. Dort heißt es sinngemäß im Kapitel III der „Typen der Herrschaft“
bei der legalen Herrschaft, daß beliebiges Recht gesatzt und damit zur Geltung gebracht
werden kann. 2
Dieser Behauptung, daß jeder beliebige Inhalt Recht werden kann, soll Gegenstand dieser
Arbeit sein. Daher möchte ich herausfinden, ob Weber in seinem Werk tatsächlich diesen
rechtspositivistischen Ansatz konsequent vertritt. Des weiteren möchte ich den Weberschen
Ansatz mit einem Ansatz Gustav Radbruchs vergleichen beziehungsweise entgegensetzen, der
nicht davon ausgeht, daß jeder beliebige Inhalt Recht werden kann. Dieser Ansatz ist als sogenannte
Radbruchsche Formel in die deutsche Rechtsgeschichte eingegangen.
Um dieses zu erreiche n, werde ich folgender Maßen vorgehen:
Die Arbeit wird in zwei Hauptteile gegliedert. Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu weit
ausufern zu lassen, sollen die jeweiligen Überlegungen Webers und Radbruchs möglichst
komprimiert im Hinblick auf meine Fragestellung vorgestellt werden.
Der erste Teil wird sich Max Weber widmen. Zunächst werde ich vorstellen was für Weber
Recht heißt. Hierbei stehten im Mittelpunkt Webers Vorstellungen einer legitimen Ordnung,
zu der auch das Recht gehört.
In einem zweiten Schritt möchte ich den Kern von Webers Konzept der legalen Herrschaft
vorstellen, aus welchem der Satz stammt, der der Grund dieser Arbeit ist.
Danach möchte ich kurz darstellen was Weber unter Naturrecht und modernem Recht ve rsteht,
um ein besseres Bild seiner Vorstellung von Recht zu bekommen. Dazu soll auch der
letzte Abschnitt dieses Teils dienen. Wie sieht Weber das Wechselspiel zwischen Naturrecht
und modernem Recht im modernen Staat?
Im zweiten Hauptteil geht es vor allem um die Rechtsidee Radbruchs, da sie meiner Meinung
nach wichtig ist, um zu verstehen, welcher Konflikt mit der Radbruchschen Formel gelöst
werden soll.
Nach diesen beiden Hauptteilen werde ich kurz die Ansätze von Weber und Radbruch ve rgleichen,
um festzustellen wo etwaige Unterschiede und Gemeinsamkeiten liegen.
1 Weber, Max, Wirtschaft und Gesellschaft (WuG), Tübingen 1972.
2 Weber, WuG, Erster Teil, Kapitel III, § 3, S. 125. Im Original heißt dieser Satz:„...daß beliebiges Recht durch
Paktierung oder Oktroyierung rational, zweckrational oder wertrational (oder: beides), gesaztrwerden könne mit
dem Anspruch auf Nachtung mindestens durch die Genossen desVerbandes,...“
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Max Webers Konzept der legalen Herrschaft unter Berücksichtigung Webers Rechtsvorstellung
- Was ist bei Weber Recht beziehungsweise was ist eine legitime Ordnung?
- Webers Konzept der legalen Herrschaft
- Was versteht Weber unter Naturrecht und modernem Recht und wie ist das Wechselspiel zwischen beiden?
- Gustav Radbruchs Rechtsidee unter Einbeziehung der Radbruchschen Formel
- Radbruchs Rechtsidee
- Die Radbruchsche Formel
- Ein Vergleich zwischen Max Weber und Gustav Radbruch
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage, ob beliebige Inhalte Recht sein können, ausgehend von Max Webers Konzept der legalen Herrschaft. Sie vergleicht Webers Ansatz mit dem von Gustav Radbruch, insbesondere der Radbruchschen Formel, um die jeweilige Position zu diesen Fragen zu beleuchten und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede herauszuarbeiten.
- Webers Konzept der legalen Herrschaft und seine Vorstellung von Recht
- Der Vergleich zwischen Webers Rechtspositivismus und Radbruchs Rechtsphilosophie
- Die Radbruchsche Formel als Antwort auf das Problem von "gesetzlichem Unrecht"
- Die Rolle von Naturrecht und modernem Recht in den jeweiligen Theorien
- Untersuchung der Legitimität von Rechtsordnungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Diese Arbeit untersucht die These Max Webers, dass beliebige Inhalte Recht sein können, und vergleicht sie mit Gustav Radbruchs Rechtsphilosophie, speziell der Radbruchschen Formel. Der Fokus liegt auf der Analyse von Webers Konzept der legalen Herrschaft und dessen Verhältnis zu Naturrecht und modernem Recht, sowie auf dem Konflikt zwischen positivem Recht und Gerechtigkeit im Denken Radbruchs. Die Arbeit verfolgt einen komprimierten Vergleich beider Ansätze.
Max Webers Konzept der legalen Herrschaft unter Berücksichtigung Webers Rechtsvorstellung: Dieses Kapitel analysiert Webers Definition von Recht im Kontext seiner Soziologie. Es untersucht Webers Verständnis einer legitimen Ordnung und die Rolle von Sanktionen für die Durchsetzung des Rechts. Webers Unterscheidung zwischen innerer und äußerer Garantie von Ordnung wird erläutert, ebenso wie seine vier Möglichkeiten, wie eine Ordnung Legitimität erlangen kann. Das Kapitel legt den Grundstein für den Vergleich mit Radbruchs Rechtsphilosophie, indem es Webers spezifischen Rechtsbegriff und seine Vorstellung von legaler Herrschaft präzise darstellt. Die Diskussion über Naturrecht und modernes Recht bei Weber bildet einen wichtigen Kontext für das Verständnis seines Ansatzes.
Gustav Radbruchs Rechtsidee unter Einbeziehung der Radbruchschen Formel: Dieses Kapitel beschreibt Radbruchs Rechtsphilosophie und insbesondere seine berühmte Formel. Es geht um Radbruchs Vorstellung von Recht und Gerechtigkeit und wie die Radbruchsche Formel versucht, den Konflikt zwischen positivem, aber ungerechtem Recht und der höheren Gerechtigkeit zu lösen. Der Fokus liegt auf der Klärung der Formel und ihrer Implikationen für die Anwendung des Rechts. Es wird dargelegt, unter welchen Bedingungen positives Recht zugunsten von Gerechtigkeit außer Kraft gesetzt werden kann.
Ein Vergleich zwischen Max Weber und Gustav Radbruch: Dieser Teil vergleicht die Ansätze von Weber und Radbruch, wobei die Unterschiede und Gemeinsamkeiten ihrer jeweiligen Rechtsverständnisse herausgearbeitet werden. Es wird die unterschiedliche Gewichtung von positiver Rechtsordnung und Gerechtigkeit in beiden Theorien analysiert. Der Vergleich dient als Schlusspunkt der Untersuchung, der die unterschiedlichen Perspektiven auf die zentrale Frage nach der Legitimität beliebigen Rechts zusammenfasst.
Schlüsselwörter
Max Weber, legale Herrschaft, Rechtssoziologie, Gustav Radbruch, Radbruchsche Formel, Rechtspositivismus, Naturrecht, modernes Recht, Legitimität, Gerechtigkeit, gesetzliches Unrecht, legitime Ordnung, Sanktionen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Vergleich Max Weber und Gustav Radbruch
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht, ob beliebige Inhalte Recht sein können. Sie vergleicht dazu Max Webers Konzept der legalen Herrschaft mit Gustav Radbruchs Rechtsphilosophie, insbesondere der Radbruchschen Formel. Der Fokus liegt auf dem Vergleich der jeweiligen Positionen zu dieser Frage, der Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden und der Analyse des Verhältnisses von positivem Recht und Gerechtigkeit.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Webers Konzept der legalen Herrschaft, seine Vorstellung von Recht und die Rolle von Sanktionen. Sie analysiert Radbruchs Rechtsphilosophie und die Radbruchsche Formel als Antwort auf das Problem von "gesetzlichem Unrecht". Ein Schwerpunkt liegt auf dem Vergleich zwischen Webers Rechtspositivismus und Radbruchs Rechtsphilosophie, sowie der Rolle von Naturrecht und modernem Recht in beiden Theorien. Die Legitimität von Rechtsordnungen wird ebenfalls untersucht.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit besteht aus einer Einleitung, einem Kapitel über Webers Konzept der legalen Herrschaft (inkl. Webers Rechtsvorstellung, Naturrecht und modernem Recht), einem Kapitel über Radbruchs Rechtsidee und die Radbruchsche Formel, einem Vergleichskapitel zwischen Weber und Radbruch und einer Zusammenfassung. Jedes Kapitel fasst die zentralen Aspekte der jeweiligen Theorie prägnant zusammen.
Was ist Webers Konzept der legalen Herrschaft?
Die Arbeit analysiert Webers Definition von Recht im Kontext seiner Soziologie. Sie untersucht Webers Verständnis einer legitimen Ordnung, die Rolle von Sanktionen und die Unterscheidung zwischen innerer und äußerer Garantie von Ordnung. Webers vier Möglichkeiten, wie eine Ordnung Legitimität erlangen kann, werden erläutert. Die Diskussion über Naturrecht und modernes Recht bei Weber bildet einen wichtigen Kontext für das Verständnis seines Ansatzes.
Was ist die Radbruchsche Formel und welche Rolle spielt sie?
Das Kapitel zu Radbruch beschreibt dessen Rechtsphilosophie und insbesondere seine berühmte Formel. Es geht um Radbruchs Vorstellung von Recht und Gerechtigkeit und wie die Formel den Konflikt zwischen positivem, aber ungerechtem Recht und der höheren Gerechtigkeit zu lösen versucht. Der Fokus liegt auf der Klärung der Formel und ihrer Implikationen für die Anwendung des Rechts. Es wird dargelegt, unter welchen Bedingungen positives Recht zugunsten von Gerechtigkeit außer Kraft gesetzt werden kann.
Wie werden Weber und Radbruch verglichen?
Der Vergleichskapitel analysiert die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Rechtsverständnisse von Weber und Radbruch. Die unterschiedliche Gewichtung von positiver Rechtsordnung und Gerechtigkeit in beiden Theorien wird untersucht. Dieser Vergleich fasst die unterschiedlichen Perspektiven auf die zentrale Frage nach der Legitimität beliebigen Rechts zusammen.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die relevanten Schlüsselwörter sind: Max Weber, legale Herrschaft, Rechtssoziologie, Gustav Radbruch, Radbruchsche Formel, Rechtspositivismus, Naturrecht, modernes Recht, Legitimität, Gerechtigkeit, gesetzliches Unrecht, legitime Ordnung, Sanktionen.
- Citation du texte
- Sven Kusserow (Auteur), 2001, Können beliebige Inhalte Recht sein?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25041