Gewalt unter geschlechtsspezifischen Aspekten zu betrachten ist nach wie vor also eher die Ausnahme. In vielen Untersuchungen zur „Jugendgewalt“ wird einseitig vom Phänomen der „Jungengewalt“ gesprochen – aggressives Verhalten von Mädchen findet dagegen kaum Berücksichtigung. Das zentrale Anliegen meiner Arbeit besteht darin das Gewalthandeln des weiblichen Geschlechts näher zu beleuchten, geschlechtstypische Unterschiede aufzuzeigen und mögliche Erklärungen zum gewaltförmigen Verhalten der Geschlechter darzustellen.
Im Folgenden soll nun ein kurzer Überblick über den Aufbau der Arbeit erfolgen.
Im ersten Kapitel werden die Begriffe „Aggression“ und „Gewalt“ näher erläutert, um dann zu einer - für diese Arbeit - gültigen Begriffsklärung zu kommen.
Im Anschluss wird ein sozialkonstruktivistisches Verständnis von Geschlecht vorgestellt und Geschlecht als soziale Strukturkategorie in einem hierarchischen Geschlechterverhältnis beschrieben. Ansätze zur Erklärung der weiblichen und männlichen Identitätsbildung sowie Ergebnisse der geschlechtsspezifischen Sozialisationsforschung sollen vor diesem theoretischen Hintergrund näher erläutert werden. Inzwischen wird ein Wandel des Geschlechterverhältnisses konstatiert, der allerdings an strukturellen Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern wenig geändert hat. Daher wird an dieser Stelle ebenso auf Individualisierungsprozesse und daraus resultierende Probleme im Jugendalter eingegangen. Der Aspekt der geschlechtstypischen Lebensbewältigung unter dem Zwang zur Individualisierung soll dabei ebenfalls näher zur Sprache kommen.
Im folgenden Kapitel der Arbeit wird die Bedeutung verschiedener Sozialisationsinstanzen in Hinblick auf Gewaltphänomene Jugendlicher näher betrachtet. Beispielsweise wird, wenn es um die Erklärung der Entwicklung zur Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen geht, die Bedeutung der Familie immer wieder hervorgehoben. Als weitere wichtige Sozialisationsbereiche, die die Entwicklung gewaltbereiter Orientierungen begünstigen können, werden die Gleichaltrigengruppe, die Medien sowie die Schule näher beleuchtet.
Anschließend wird sowohl auf die moralische Verurteilung „weiblicher Gewalt“ als auch auf Konstruktionsprozesse „abweichender“ und „normaler Weiblichkeit“ näher eingegangen.
Im nächsten Abschnitt werden zunächst einige traditionellere Erklärungen zur „Frauenkriminalität“ vorgestellt, sowie neuere feministische Erklärungsansätze der kritischen Kriminologie zu diesem Thema.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Aggression und Formen von Gewalt - Begriffsklärung
- Arten der Aggression
- Verschiedene Formen der Gewalt
- Geschlecht als soziale Kategorie
- Konstruktion von „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ im Geschlechterverhältnis
- Aspekte der Geschlechtersozialisation und der „weiblichen“ und „männlichen“ Identitätsbildung
- Hindernisse und Möglichkeiten im Leben weiblicher und männlicher Jugendlicher
- Soziale Determinanten und ihr Einfluss auf die Entwicklung gewaltförmigen Verhaltens
- Gewalterfahrung in erster Instanz – die Familie
- Schule Szenerie der Gewalt?
- Effekte des Konsums - Die Medien als Sozialisatoren
- Im Bann der Gleichaltrigengruppe
- Erklärungsansätze zum abweichenden Verhalten von weiblichen und männlichen Jugendlichen
- Aspekte weiblicher Kriminalität und ihre Deutungsversuche
- Weibliche Gewalt – kurios, befremdlich, widernatürlich
- Gewalt als Schattenseite der Individualisierung
- Geschlechtstypische Unterschiede – gleiches Aggressionspotenzial der Geschlechter
- Wechselwirkung von Gewalt und der Konstruktion des Geschlechts
- Zusammenfassung
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit zielt darauf ab, das Gewalthandeln des weiblichen Geschlechts unter geschlechtsspezifischen Aspekten näher zu beleuchten. Dabei werden geschlechtstypische Unterschiede aufgezeigt und mögliche Erklärungen zum gewalttätigen Verhalten der Geschlechter dargestellt. Ziel ist es, das Phänomen der Mädchengewalt aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und ein tieferes Verständnis für die Ursachen und Dynamiken von Gewalt im Kontext von Geschlechterrollen zu entwickeln.
- Konstruktion von Geschlechterrollen und die soziale Konstruktion von „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“
- Einfluss verschiedener Sozialisationsinstanzen (Familie, Schule, Medien, Gleichaltrigengruppe) auf die Entwicklung von Gewaltbereitschaft bei Mädchen und Jungen
- Erklärungsansätze für weibliche Gewalt und die Herausforderungen der Interpretation von weiblicher Kriminalität
- Geschlechtstypische Unterschiede in der Ausübung und Wahrnehmung von Gewalt
- Die Rolle von Individualisierungsprozessen im Jugendalter im Kontext von Gewalt und Geschlechterverhältnissen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer genauen Definition von Aggression und verschiedenen Formen von Gewalt. Sie beleuchtet anschließend das Konzept von Geschlecht als soziale Kategorie und untersucht die Konstruktion von „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ im Geschlechterverhältnis. Die Arbeit erörtert, wie diese Konstruktionen die Geschlechtersozialisation beeinflussen und zu geschlechtsspezifischen Identitätsbildungen führen. Anschließend wird die Bedeutung sozialer Determinanten für die Entwicklung von gewalttätigem Verhalten untersucht, wobei ein Fokus auf den Einfluss von Familie, Schule, Medien und Gleichaltrigengruppen liegt.
Im weiteren Verlauf der Arbeit werden Erklärungsansätze für das abweichende Verhalten von Mädchen und Jungen vorgestellt. Es werden verschiedene Theorien und Perspektiven auf weibliche Kriminalität diskutiert. Die Arbeit beleuchtet zudem die Frage, ob und wie sich die Konstruktion des Geschlechts auf die Ausübung und Wahrnehmung von Gewalt auswirkt. Abschließend wird eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse präsentiert, die die zentralen Themen der Arbeit zusammenfasst.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Aggression und Gewalt, insbesondere im Hinblick auf geschlechtsspezifische Unterschiede. Sie analysiert die Konstruktion von Geschlechterrollen, die Geschlechtersozialisation und die Bedeutung sozialer Determinanten für die Entwicklung von Gewaltbereitschaft. Weitere zentrale Begriffe sind weibliche Kriminalität, Individualisierungsprozesse im Jugendalter und die Wechselwirkung von Gewalt und der Konstruktion des Geschlechts.
- Citar trabajo
- Christine Töltsch (Autor), 2002, Aggression und Gewalt unter geschlechtsspezifischem Aspekt, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25247