Judith Butlers gender-theory und die Evolution des sozialen Geschlechts


Essay, 2004

10 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Inhalt

Einleitung: Butler im Felde des Feminismus

Butlers gender-theory: Das Unbehagen der Geschlechter

Die Evolution des sozialen Geschlechts

Fazit

Literatur

Einleitung: Butler im Felde des Feminismus

Spätestens seit dem Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert und der fast zeitgleichen Gründung der ersten Frauenbewegungen in Frankreich und Amerika stellt sich die Frage der Gleichberechtigung von Mann und Frau im sozialen System der Gesellschaft. Im Laufe der Jahre, besonders in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts, konnte darüber hinaus eine zunehmende Akademisierung und Institutionalisierung des entstandenen Feminismus’ beobachtet werden. Im Zuge der Entwicklung bildeten sich unterschiedliche Strömungen und Tendenzen, die versuchten, das Prinzip der Gleichberechtigung wissenschaftlich zu untersuchen und zu begründen. Hervor kamen einzelne Strömungen mit unterschiedlichen Forderungen, die sich teilweise ergänzten, jedoch auf Grund der Vielzähligkeit der Gruppen und Bewegungen auch oftmals widersprachen. Weltweit kann daher von einer eklatanten Ungleichzeitigkeit feministischer Forderungen und Erfolge gesprochen werden.

Judith Butler ist seit den 90iger Jahren eine bekannte feministische Theoretikerin. Die zentralen Schwerpunkte ihrer Arbeiten sind die Untersuchung des Zusammenhangs von Macht, Geschlecht, Sexualität und Identität, sowie das Verhältnis von Biologischem und Kulturellem. Ihre Analysen sind dabei nicht nur in der feministischen Forschung zu verorten, sondern darüber hinaus als ein Beitrag zur poststrukturalistischen Tradition zu verstehen, die den Strukturalismus seit Ende der sechziger Jahre fortsetzt und radikalisiert. So verwundert es nicht, dass man Butlers theoretische Wurzeln vor allem in Frankreich finden kann. In ihrem Buch „Das Unbehagen der Geschlechter“[1] diskutiert und bezieht sich Butler häufig auf Autoren, wie S. de Beauvoir, L. Irigaray, M. Wittig und M. Foucault. Insbesondere dem letzt Genannten kann man eine große Bedeutung für Butlers Werk zusprechen, da sie dessen Methode der Machtanalyse (Genealogie) übernimmt und auf andere Autoren anwendet.

Allerdings ist Butler keine typische Feministin, stellt sie sich häufig doch sogar gegen die feministische Tradition und übt Kritik an ihr. So wirft Butler dem Feminismus vor, die Differenz zwischen Mann und Frau zum Ausgangspunkt ihrer Untersuchungen genommen zu haben. Auf diese Weise wird aber das binäre System der Geschlechterbeziehungen bestätigt und die patriarchalische Kultur gefestigt. Butler selbst stellt stattdessen das Konstrukt der Zweigeschlechtlichkeit radikal in Frage und plädiert für die Dekonstruktion der beiden Geschlechter.

Butlers gender-theory: Das Unbehagen der Geschlechter

Butlers Forderung, sich vom herkömmlichen bekannten System der Zweigeschlechtlichkeit zu trennen, entsteht aus der Einsicht, dass das Geschlecht nicht natürlichen Charakters sei, sondern einzig und allein sozial und kulturell bestimmt ist. Für Butler ist der Zusammenhang zwischen dem biologischen Geschlecht (sex), der Geschlechtsidentität (gender) und den Äußerungen des psychischen Selbst (hier v. a. das sexuelle Begehren) nicht kausal zu verstehen, sondern stattdessen als historisch kontingent, d.h. durch historische Praktiken und die Kultur hervorgebracht.

Butlers These besteht also darin, dass die Dualität der Geschlechter (sex) in einem vordiskursiven Feld (z. B. der Biologie) verortet und als natürlich ausgegeben wird. Durch diese kulturelle Bedingtheit und den historisch gesetzten Rahmen betrachtet Butler das Geschlecht eben nicht als physische Eigenschaft. Vielmehr versteht sie es als kulturelles Attribut, das als solches in Abhängigkeit von kulturellen Epochen auch veränderbar sein kann.

In ihren Theorien bricht Butler so mit unterschiedlichsten Annahmen und allgemeingültigen Grundsätzen: Bestand bisher die Meinung, eine Unterscheidung der Geschlechter erfolge auf Grund der körperlichen Merkmale, so bilden diese Ausprägungen für Butler nicht die Grundlage für eine bigeschlechtliche Differenzierung. Stattdessen versteht sie das Geschlecht als keine natürliche Eigenschaft von Körpern und daraus resultierend sieht sie die Annahme der natürlichen Unterscheidung der Geschlechter als nicht mehr gerechtfertigt. Damit wird auch die Unterteilung zwischen natürlichem (sex) und sozialen Geschlecht (gender) hinfällig, da das biologische Geschlecht aus dem Kulturellen, dem Gender also, hervorgeht und durch die „Matrix der Intelligibilität“ als natürliches Phänomen getarnt wird. Unbestimmte Körpermerkmale werden als bestimmte Eigenschaften eines Geschlechtskörpers erst definiert. Dabei folgt die Codierung des Körpers als Geschlechtskörper kulturspezifischen Ordnungssystemen. Das bedeutet, dass laut Butlers Theorie die kulturellen Annahmen den Rahmen für die Zuweisung eines Körpers zu einem Geschlecht bilden, was wiederum die Anknüpfung unterschiedlicher Verhaltensweisen oder Vorgaben zur „Äußerungen des psychischen Selbst“[2] zur Folge hat.

[...]


[1] Butler, 1991

[2] Butler, 1991

Ende der Leseprobe aus 10 Seiten

Details

Titel
Judith Butlers gender-theory und die Evolution des sozialen Geschlechts
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Erziehungswissenschaft)
Veranstaltung
Machttheorien in der Sozialpädagogik
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
10
Katalognummer
V25539
ISBN (eBook)
9783638281294
Dateigröße
566 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Ausarbeitung beschäftigt sich mit der gender-theory von Judith Butler, nach der das biologische Geschlecht sozial bedingt ist. Anschließend wird die Herausbildung des Geschlechts innerhalb der gesellschaftlichen Evolution dargestellt.
Schlagworte
Judith, Butlers, Evolution, Geschlechts, Machttheorien, Sozialpädagogik
Arbeit zitieren
Thomas Buchholz (Autor:in), 2004, Judith Butlers gender-theory und die Evolution des sozialen Geschlechts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25539

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