John Locke (1632-1704) gilt als der erste große Prophet einer liberalen
Demokratie1. Prinzipien wie die Beteiligung der Bürger an der politischen
Willensbildung und Gewaltenteilung gehen auf den englischen Philosophen
zurück. Gerade im 20. Jahrhundert - dem Jahrhundert der totalitären
Systeme - zeigte sich, wie politische Macht von Regierungen mißbraucht
werden kann und wie Bürger der staatlichen Willkür scheinbar hilflos
ausgeliefert waren.
Das Thema dieser Arbeit soll eine Einordnung der politischen Philosophie
John Lockes sein. Auf der einen Seite wird er als Gründungsvater des
Liberalismus gefeiert, auf der anderen Seite als Befürworter der
Arbeiterausbeutung verschrien2. Wie konnte es zu solch unterschiedlichen
Interpretationen kommen? Hat John Locke geschickt kapitalistische Theorien
in seinem Werk verschleiert oder wurde er einfach nur falsch verstanden?
Um dies zu klären ist zunächst die Beteiligung der Bürger an der politischen
Herrschaft zu untersuchen. Hierbei soll heraus gearbeitet werden, wie eine
politische Gesellschaft aufgebaut ist und wie sie funktioniert. Dabei möchte
ich die Auffassung von Crawford Macpherson, welcher das Locke’sche
Wahlrecht an den Besitz eines Bürgers gebunden sieht3, näher beleuchten.
Des weiteren wird zu klären sein, ob das Volk wirklich der Obrigkeit
ausgeliefert ist und in welcher Form die bürgerlichen Rechte gesichert
werden. Leben die Bürger in einer politischen Gesellschaft wirklich sicherer
als im Naturzustand? Können sie sich gegen Machtmißbrauch wehren oder
bleibt ihnen letzten Endes doch nur den Himmel anzurufen4? [...]
1 Vgl.: Mayer-Tasch, Peter Cornelius: Nachwort. John Locke – Der Weg zur Freiheit, In:
John Locke: Über die Regierung, Stuttgart 1999, S. 225
2 Vgl.: Klenner, Hermann: Mister Locke beginnt zu publizieren. In: John Locke: Bürgerliche
Gesellschaft und Staatsgewalt. Sozialphilosophische Schriften, Leipzig 1980, S. 303;
Macpherson, Crawford: Die politische Theorie des Besitzindivdualismus, Frankfurt am Main
1967, S. 219 - 294
3 Vgl.: Macpherson, Crawford: Die politische Theorie des Besitzindivdualismus, Frankfurt am
Main 1967, S. 279ff
4 Locke, John: Über die Regierung, Stuttgart 1999, §168
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Problemstellung
- 1.2. Aufbau
- 1.3. Forschungsstand
- 2. Die politische Philosophie von John Locke
- 2.1. Naturzustand, Kriegszustand, Sklaverei
- 2.2. Eigentum
- 2.3. Die politische Gesellschaft
- 3. Die politische Beteiligung der Bürger
- 3.1. Gewaltenteilung, Gewaltenordnung
- 3.2. Das Wahlrecht
- 3.3. Das Widerstandsrecht
- 4. Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der politischen Philosophie John Lockes und untersucht insbesondere dessen Konzepte von Bürgerbeteiligung und Rechtssicherheit. Ziel ist es, die Einordnung Lockes in die Geschichte des Liberalismus zu beleuchten und seine Theorie vor dem Hintergrund der Kritik, er sei ein Befürworter der Arbeiterausbeutung, zu analysieren.
- John Lockes politische Philosophie
- Bürgerbeteiligung und Rechtssicherheit
- Die Rolle des Naturzustands und der politischen Gesellschaft
- Das Wahlrecht und die These von Crawford Macpherson
- Das Widerstandsrecht und die Frage der Machtübertragung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung stellt die Problemstellung der Arbeit dar, die in der unterschiedlichen Interpretation der politischen Philosophie John Lockes besteht. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und beleuchtet den Forschungsstand.
Kapitel 2: Die politische Philosophie von John Locke
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den zentralen Begriffen der politischen Philosophie John Lockes, insbesondere dem Naturzustand, dem Kriegszustand, der Sklaverei und dem Eigentum. Es analysiert die Entstehung und die Ziele der politischen Gesellschaft.
Kapitel 3: Die politische Beteiligung der Bürger
Im dritten Kapitel wird der Prozess der Willensbildung in einer politischen Gesellschaft untersucht. Es werden die Gewaltenteilung, das Wahlrecht und das Widerstandsrecht beleuchtet. Besonderes Augenmerk wird auf die These von Crawford Macpherson gelegt, die das Locke'sche Wahlrecht an den Besitz eines Bürgers bindet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert sich auf die Themen John Locke, Bürgerbeteiligung, Rechtssicherheit, Naturzustand, politische Gesellschaft, Gewaltenteilung, Wahlrecht, Widerstandsrecht, Eigentum, Liberalismus und die Interpretationen der politischen Philosophie Lockes durch Crawford Macpherson.
- Arbeit zitieren
- Michael Münch (Autor:in), 2002, Bürgerbeteiligung und Rechtssicherheit bei John Locke, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25545