In der Geschichte der mexikanischen Revolution nehmen Zapata und die nach ihm benannte Bewegung den Platz der „aufrechten, unnachgiebigen“ Revolutionäre ein. Egal wie verschieden die Standpunkte der Historiker zur Revolution als Ganzes sind, der Zapatismo verkörpert unbestritten die soziale Revolution im Gegensatz zur politischen eines Madero oder Carranza.
Während der ersten Jahre ihres Bestehens, vorallem in der Zeit von 1911 bis 1914, stieß eine große Anzahl (städtischer) Intellektueller zur Zapatabewegung. Die Gründe waren nicht immer ideologischer- sondern durchaus auch praktischer Natur: Die Befreiungsarmee des Südens im Bundesstaat Morelos, vor den Toren der Hauptstadt, stellte die einfachste Möglichkeit dar, sich vor der Polizei Diaz´ und später Huerta´s in Sicherheit zu bringen.
Thema dieser Arbeit ist es, das Wirken dieser Persönlichkeiten nachzuzeichnen, und Aufschluß über ihre reale Bedeutung innerhalb der südlichen Bewegung zu erlangen. Leider finden die Meisten von ihnen in der gängigen Sekundärliteratur zum Thema Zapata nur wenig Beachtung, weshalb ich versuchen werde, die Rolle der ganzen Gruppe am Beispiel ihrer „prominentesten“ Vertreter zu verdeutlichen. Diese sind meiner Meinung nach Otilio Montano, Manuel Palafox, Antonio Diaz Soto y Gama und Gildardo Magana. Jedem von ihnen und ihren sehr unterschiedlichen Charakteren und Lebenswegen möchte ich zu Beginn ein eigenes Kapitel widmen, bevor ich zur eigentlichen Analyse und Bewertung komme. Der von mir behandelte Zeitraum deckt sich weitgehend mit dem des zapatistischen Aufstands, also den
Jahren 1910-1920, kann aber bei den Kurzbiographien auch darüber hinausgehen.
Was das Thema dieser Arbeit angeht, so gibt es meines Wissens bisher keine größere Studie, die sich ausschließlich damit befaßt. Es ist aber so, daß die wichtigsten Gesammtdarstellungen der zapatistischen Bewegung den Intellektuellen mehr oder minder große Aufmerksamkeit schenken. Hier hat sich vor allem Samuel Brunk als besonders ergiebig erwiesen.
Der einzige Autor, der sich direkt mit der Rolle der Intellektuellen in der mexikanischen Revolution befaßt, ist James D. Cockcroft, wobei er jedoch ausschließlich solche behandelt, die aus der vorrevolutionären Partito Liberal Mexicana (PLM) hervorgegangen sind. Trotzdem war dieses Buch gerade in Bezug auf Antonio Diaz Soto y Gama sehr hilfreich.
Um dem Leser den Überblick zu erleichtern, befindet sich am Ende der Arbeit eine Zeittafel mit den wichtigsten Daten und Ereignissen.
Inhalt
1.0. Einleitung
2.0. Kurzbiographien
2.1. Otilio Montano (?-1917)
2.2. Manuel Palafox (1876?-?)
2.3. Antonio Diaz Soto y Gama (1880-1967)
2.4. Gildardo Magana (1891-1939)
3.0. Bedeutung der Intellektuellen innerhalb der Bewegung
4.0. Schluß
Anmerkungen
1.0. Einleitung
In der Geschichte der mexikanischen Revolution nehmen Zapata und die nach ihm benannte Bewegung den Platz der „aufrechten, unnachgiebigen“ Revolutionäre ein. Egal wie verschieden die Standpunkte der Historiker zur Revolution als Ganzes sind, der Zapatismo verkörpert unbestritten die soziale Revolution im Gegensatz zur politischen eines Madero oder Carranza.1
Während der ersten Jahre ihres Bestehens, vorallem in der Zeit von 1911 bis 1914, stieß eine große Anzahl (städtischer) Intellektueller zur Zapatabewegung.2 Die Gründe waren nicht immer ideologischer- sondern durchaus auch praktischer Natur: Die Befreiungsarmee des Südens im Bundesstaat Morelos, vor den Toren der Hauptstadt, stellte die einfachste Möglichkeit dar, sich vor der Polizei Diaz´ und später Huerta´s in Sicherheit zu bringen.3
Thema dieser Arbeit ist es, das Wirken dieser Persönlichkeiten nachzuzeichnen, und Aufschluß über ihre reale Bedeutung innerhalb der südlichen Bewegung zu erlangen. Leider finden die Meisten von ihnen in der gängigen Sekundärliteratur zum Thema Zapata nur wenig Beachtung, weshalb ich versuchen werde, die Rolle der ganzen Gruppe am Beispiel ihrer „prominentesten“ Vertreter zu verdeutlichen. Diese sind meiner Meinung nach Otilio Montano, Manuel Palafox, Antonio Diaz Soto y Gama und Gildardo Magana. Jedem von ihnen und ihren sehr unterschiedlichen Charakteren und Lebenswegen möchte ich zu Beginn ein eigenes Kapitel widmen, bevor ich zur eigentlichen Analyse und Bewertung komme. Der von mir behandelte Zeitraum deckt sich weitgehend mit dem des zapatistischen Aufstands, also den Jahren 1910-1920, kann aber bei den Kurzbiographien auch darüber hinausgehen.
Was das Thema dieser Arbeit angeht, so gibt es meines Wissens bisher keine größere Studie, die sich ausschließlich damit befaßt. Es ist aber so, daß die wichtigsten Gesammtdarstellungen der zapatistischen Bewegung den Intellektuellen mehr oder minder große Aufmerksamkeit schenken.4 Hier hat sich vor allem Samuel Brunk als besonders ergiebig erwiesen.
Der einzige Autor, der sich direkt mit der Rolle der Intellektuellen in der mexikanischen Revolution befaßt, ist James D. Cockcroft, wobei er jedoch ausschließlich solche behandelt, die aus der vorrevolutionären Partito Liberal Mexicana (PLM) hervorgegangen sind. Trotzdem war dieses Buch gerade in Bezug auf Antonio Diaz Soto y Gama sehr hilfreich.5
Um dem Leser den Überblick zu erleichtern, befindet sich am Ende der Arbeit eine Zeittafel mit den wichtigsten Daten und Ereignissen.
2.0. Kurzbiographien
2.1. Otilio Montano (?-1917)
Otilio Montano gehörte der Gruppe der sog.6 lokalen Intellektuellen an. Er wuchs auf als einfacher Bauernsohn aus Villa de Ayala brachte es aber aus persönlichem Ehrgeiz zum Schullehrer mit einer für die örtlichen Verhältnisse beachtlichen Bildung. Seinen Beruf als Lehrer übte er in mehreren Dörfern in der Umgebung seiner Heimatstadt aus, u.a. in Anenecuilco, dem Geburtsort Emiliano Zapatas. Er war weithin bekannt und in den Augen der weitgehend analphabetischen Bevölkerung der „Professor“ und Objekt großer Bewunderung.
Zapata und er kannten sich schon einige Zeit vor Ausbruch der Revolution und wa- ren gute Bekannte, vielleicht sogar Freunde. Auf jeden Fall war Montano Pate von Zapatas Sohn Nicolás und nahm von Anfang an am Aufstand teil.7 Ebenfalls schon vor der Revolution war er erklärter Gegner des Diaz Regime und mit liberalen und anarchistischen Ideen vertraut. Schon 1909 soll er flammende Reden über den Kampf zwischen arm und reich gehalten haben.8 Brunk erwähnt, daß man von ihm sagte, er „könne von morgens bis abends auf einem Dorfplatz reden, und wenn er fertig wäre, würden sich die Bewohner Zapata anschließen“. Womack be- richtet jedoch auch, daß Montano die schlechte Angewohnheit hatte, zu viel zu reden, und kaum auf den Punkt zu kommen. Weiterhin soll er unfähig gewesen sein, in einer einfachen verständlichen Sprache zu schreiben. Zapata habe Sympathie aber kaum Respekt für ihn empfunden.9
Trotzalledem war er bis ca. 1913 Zapatas wichtigster Berater und zusammen mit diesem Autor des berühmten Plans von Ayala aus dem Jahre 1911, der, der Bewegung erstmals ein Programm gab und für Jahre (bis ca. 1918) ein beinahe heiliges Dokument war, auf das in praktisch fast jeder Äußerung Bezug genommen wurde. Die wichtigsten Forderungen des Plans waren die Rückgabe der den Gemeinden (pueblos) geraubten Ländereien (Art. 6), die Enteignung eines Drittels des Haciendalandes gegen Entschädigung (Art. 7) und die vollständige Enteignung derjenigen, die sich dem Plan „direkt oder indirekt“ widersetzen (Art.8).10
Ab 1913 wurde Montano zunehmend von städtischen Intellektuellen wie Palafox, Diaz Soto y Gama und Magana, von denen im Anschluß die Rede sein wird, ver- drängt. Diese nahmen ihn nicht ernst und hatten wenig Achtung vor einem ihn ihren Augen nur Halbgebildeten. Obwohl er auch weiterhin wichtige Aufgaben erfüllte, wie z.B. als Gesandter in anderen Regionen oder als Minister für Erziehung und Bil- dung in der rein-zapatistischen Konventsregierung ab Ende 1915, wurde er zunehmend unzufrieden, wohl nicht nur mit seiner persönlichen Situation, sondern auch mit der unnachgiebigen Politik der Bewegung, die er nicht mehr beeinflussen konnte. Was folgte, war tragisch:
Im Jahre 1917 schließlich verstrickte er sich in Ereignisse, die ihm die Anschuldigung des Verrats einbrachten. Am 18.May.1917 wurde er von einem Militärgericht bestehend aus seinen Widersachern Palafox, Diaz Soto y Gama und Angel Barrios zum Tode verurteilt und am selben Tag erschossen. Sein alter Kampfgefährte Zapata war nicht bereit ihm Gnade zu gewähren, obwohl Montano bis zuletzt seine Unschuld beteuerte und erklärte, er würde nie die Bewegung verraten, deren Programm er Jahre zuvor doch selbst geschrieben habe.
Interessanterweise wurde nach der Krise, die seinem Tod, u.a. durch diesen bedingt, folgte, ebendiese Unnachgiebigkeit, die Montano in Opposition zu seiner Bewegung gebracht hatte, durch eine diplomatischere Politik ersetzt, was einem weiteren prominenten Zapatista den Rang kostete:11
2.2. Manuel Palafox (1876?-?)
Manuel Palafox kam mit der Zapatabewegung ehr12 zufällig in Kontakt. Der Ingeni- eurstudent aus dem Bundesstaat Puebla arbeitete zeitweilig auf einer morelensischen Hacienda, als er im Oktober 1911, in der Zeit kurz vor der Wahl Maderos zum Prä- sidenten, zu Zapata geschickt wurde, mit dem Angebot, im Austausch gegen eine Art Schutzgeld, der Hacienda den Weiterbetrieb zu garantieren. Zapata, diese Art Deals (noch) strikt ablehnend, läßt ihn nicht erschießen, und es kommt wie auch immer da- zu, daß Palafox sich der Bewegung anschließt. Diese hatte in dieser Zeit (und auch nachher) großen Bedarf an Sekretären, mit deren Hilfe militärische als auch politi- sche Aktivitäten effektiver betrieben bzw. koordiniert werden konnten. Palafox, der als regelrechtes Organisationsgenie beschrieben wird, war für diese Aufgabe wie ge- schaffen. Über diese besondere Fähigkeit hinaus scheint er aber ein unangenehmer Mensch gewesen zu sein; darin sind sich zumindest Womack und Brunk absolut ei- nig. Brunk beschreibt ihn als nervösen, eingebildeten Charakter, zerfressen von Min- derwertigkeitskomplexen. Beide stützen sich auf eine erdrückende Anzahl persön- licher Haßerklärungen von Leuten, die mit ihm zu tun hatten, und den tatsächlich et- was neurotisch wirkenden Eindruck, den man gewinnt, wenn man sich Photographi- en von ihm ansieht.13
Nichtsdestotrotz gewann er im Laufe der Zeit das Vertrauen Zapatas und wurde ungefähr zur Zeit von Huertas Machtergreifung Anfang 1913 zum wichtigsten Berater, wenn er sich dabei auch, wie Brunk meint, viele Feinde machte.14 Nach dem Rücktritt Huertas am 15.Juli 1914 und der endgültigen Kapitulation seiner Regierung am 13. August traten die Zapatisten zunächst in Verhandlungen mit Ver- tretern Carranzas, die jedoch an der Unnachgiebigkeit beider Seiten scheiterten. An diesem Ergebnis hatte Palafox nicht unwesentlichen Anteil, da er als Ver- handlungsführer eine extrem Abweisende Position einnahm und alles daransetzte das Mißtrauen Zapatas und der meisten Generäle den Konstitutionalisten gegenüber zu vertiefen. Er setzte auf eine Fortsetzung des Bürgerkrieges zusammen mit den Kräften Villas, in der Überzeugung, daß der Krieg leicht zu gewinnen sei, und die Ziele der Bewegung sich so am leichtesten durchsetzen ließen. Womack unterstellt ihm, er habe in einem Akt von Größenwahn gehandelt und sich selbst nach einem Sieg über Carranza an der Spitze der politischen Macht gesehen. Letztenendes habe er der Bewegung mit seinem Handeln schwer geschadet. Er betont aber auch, daß sich Palafox nur deshalb durchsetzen konnte, weil es, nach den Erfahrungen mit Madero, ein sehr tief verwurzeltes Mißtrauen von Seiten der ganzen Bewegung und ihrer sozialen Basis Carranza, einem Ex-Porfiristen, gegenüber gegeben habe.15 Daß es Palafox mit seinen radikalen sozialistischen Vorstellungen ernst war, zeigte sich dann jedenfalls in der Phase, in der Zapatisten und Villisten als sog. Konventio- nalisten militärisch die Oberhand hatten (etwa Ende 1914 -Mitte 1915), und Palfox als Landwirtschaftsminister in der Konventsregierung vertreten war. In dieser Funktion sorgte er dafür, daß die langersehnte Landreform ohne Verzögerung durch- geführt wurde. Unter seinem Einfluß wurde der Plan von Ayala in der Praxis auch soweit radikalisiert, daß praktisch das komplette Haciendaland und selbst auslän- disches Eigentum entschädigungslos enteignet wurde. Auf die Frage eines ameri- kanischen Journalisten bezüglich US-Eigentums „he replied, that it did not make any difference whether it was American or any other foreign property; that these estates were to be divided up...“. Man kann solch einen Radikalismus für dumm und un- überlegt halten, aber bis zum Frühling des Jahres 1915 war die Landreform zumin- dest in Morelos praktisch abgeschlossen.16 Was in Morelos geschehen war, zeigt, wie leicht und schnell tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen realisierbar sind, wenn sie wirklich gewollt werden. Durch seine Leistung in dieser Zeit hat Palafox unbestreitbar seinen Teil zur Legende Zapata beigetragen, denn diese Legende beruht zum großen Teil auf dem Wunder dieser Landreform nach Jahrzehnten erfolglosen Bitten und Bettelns und verzweifelter Abwehrkämpfe.
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- Arbeit zitieren
- Mark Thumann (Autor:in), 1999, Intellektuelle in der Zapatabewegung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25673
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