Kriegspropaganda im Golfkrieg 2003


Seminararbeit, 2004

27 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0 Einleitung

1 Propaganda
1.1 Kurzer historischer Abriss des Propaganda-Begriffs
1.2 Mertens Definition von Propaganda

2 Kriegspropaganda
2.1 Konflikttheoretische Grundlagen
2.2 Bedeutung der Massenmedien für die Kriegspropaganda
2.3 Propagandamittel
2.4 Rekontextualisierung
2.5 Definition von Kriegspropaganda

3 Kriegspropaganda in der Praxis
3.1 Die Ansprache des US-Präsidenten zum Beginn des Irak- Krieges
3.2 Gezielte Manipulation der öffentlichen Meinung im Vorfeld des Krieges
3.3 Die Wirkungsebenen der Kriegspropaganda im Prozess der Rekontextualisierung
3.4 Die Bedeutung der Medien bei der Manipulation der Öffentlichkeit

4 Zusammenfassung

5 Literaturverzeichnis

0 Einleitung

Propaganda ist ein Schlagwort, das meist im Zusammenhang mit totalitären Regimen oder in Verbindung mit Kriegen in der Öffentlichkeit kursiert. Die besonders heftige Verwendung dieses negativ attribuierten Begriffs, im Kontext der immer noch aktuellen Ereignisse am Golf, soll Anlass sein in dieser Arbeit zu klären, was Propaganda nun genau ist und wie sie auch heutzutage für Kriegszwecke benutzt wird.

Um dieses Phänomen beschreiben zu können, bedarf es zu erst einer theoretischen Annähe-rung, um die Grundlagen der Propaganda, ihre verschiedenen Mittel und ihre Ziele erfassen und verstehen zu können. Hierzu wird erst der Begriff der Propaganda allgemein und dann der Kriegspropaganda im speziellen erklärt. Dabei wird auch auf konflikttheoretische Grundlagen und auf die Bedeutung der Medien eingegangen, da diese für Konstruktion, Absicht und Wir-kung von Kriegspropaganda von großer Bedeutung sind.

Auf der Grundlage dieses theoretischen Vorwissens soll Kriegspropaganda am aktuellen Bei-spiel des Irak-Krieges 2003 analysiert werden. Hierbei soll gezeigt werden, dass die US-Regierung Kriegspropaganda zur Unterstützung ihrer Kriegspläne angewendet hat.

1 Propaganda

1.1 Kurzer historischer Abriss des Propaganda- Begriffs

Im Wahrig Lexikon findet sich auch eine Definition von Propaganda, welche den Begriff von seinem historischen Ursprung her erläutert:

„Propaganda ist als Kurzform herausgelöst aus Congretio de propaganda fide, dem Namen einer 1622 in Rom gegründeten ‚päpstlichen Gesellschaft zur Verbreitung des Glaubens’; zu lat. propagare ‚weiter ausbreiten, ausdehnen’.“ (Wahrig 2000, S. 1003)

Die Idee der Propaganda ist allerdings viel älter, denn schon bei Aristoteles finden sich Denk-ansätze, deren Neuerung darin besteht, eine zu fällende Entscheidung eng an die jeweilige Si-tuation zu knüpfen, wodurch Bindung an Wahrheit abgeschwächt oder aufgelöst werden kann (vgl. Aristoteles 1959, S.32f.; zit. nach Merten, K. 2000, S.145).

Besonders erfolgreich setzten totalitäre Regime des 20 Jahrhunderts Propaganda ein.

So dient Propaganda nach kommunistischer Auffassung einer „flächendeckende[n] Beein-flussung und Steuerung der Bevölkerung“ (Merten, K. 2000, S. 146). Propaganda und Agitation[1] sollten nach dem sowjetischen Verständnis zwar wahr und glaubwürdig sein; nichtsdestotrotz können sie aber nicht auf Täuschung verzichten (vgl. Merten, K. 2000, S. 146). Im Nationalsozialismus wurde Propaganda auf ähnlich strategische Weise betrachtet. So äußert sich Hitler hierzu wie folgt:

„Durch kluge und dauernde Anwendung von Propaganda (kann) einem Volke selbst der Himmel als Hölle vorgemacht werden und umgekehrt das elendste Leben als Paradies.“ (Hundhausen 1975, S.15, zit. nach Merten, K. 2000, S. 146)

Propaganda hat, unabhängig vom Wahrheitsgehalt, gesamtgesellschaftlich gesehen eine integrierende Funktion, denn es scheint, als könne man durch Propaganda „eine kollektive, homogene Ausrichtung von Bewusstsein und Verhalten durchsetzen“ (Merten, K. 2000, S.146).

Smith begreift, in Anlehnung an Lasswell, der als Vorreiter einer wissenschaftlichen Analyse von Propaganda gilt, Propaganda nicht länger als eine Textsorte, sondern als eine Kommuni-kationssituation, die den Kontext und die persönlichen Dispositionen des Rezipienten sorg-fältig berücksichtigen muss. Außerdem müssen die zu verbreitenden Symbole, um erfolgreich wirken zu können, nicht nur rational, sondern auch emotional und moralisch auf den Rezi-pienten einwirken (vgl. Smith, B.L. 1968, S. 583ff.; zit. nach Merten, K. 2000, S. 147).

1.2 Mertens Definition von Propaganda

Zur Klärung des Propaganda- Begriffs soll hier Mertens Verständnis dieses Phänomens auf-gegriffen und ausführlich dargestellt werden; denn Merten fasst Propaganda, genau wie Laswell, „nicht als Textsorte oder Wirkung“, sondern als „Kommunikationssituation“ und „Prozess“ auf (Merten, K. 2000, S. 148).

1. Funktion von Propaganda. Propaganda besitzt Parallelen zur Erziehung, „denn beide be-treiben – auf unterschiedliche Weise – die Übernahme von Verhaltensprämissen“ (vgl. Maletztke, G. 1972, S. 159ff.; zit. nach Merten, K. 2000, S. 151).

Außerdem leistet Propaganda „nicht Wissens-, sondern Willensbildung“ (Hundhausen, C. 1975, S.110; zit nach Merten, K. 2000, S. 152). So kommt Merten zu dem Schluss, dass Propaganda die Funktion der „Manipulation“[2] zuzuweisen sei (Merten, K. 2000, S. 152).

2. Struktur von Propaganda. Nach Merten besitzt Propaganda eine reflexive Struktur, d.h. nicht der Stimuli einer Nachricht des Senders erzielt die erwünschten Wirkungen, sondern die „reflexiven Effekte“ (ebd., S.156; im Orig. hervorgeh.), die durch einen kontextabhängi-gen Aufbau der Kommunikation mittels propagandistischer Inszenierung erreicht werden.

Für den Aufbau und Erhalt dieser reflexiven Effekte ist eine laufende Unterstützung notwen-dig; diese werden durch bestimmte Inszenierungen wie z.B. Gottesdienste, Schauprozesse oder Massenaufmärsche erreicht (vgl. ebd., S. 156). Es gibt noch eine Vielzahl weiterer Stra-tegien, um Propaganda zu stützen, z.B. der Versuch das propagierte Objekt durch Architektur groß und erhaben wirken zu lassen, die Smith „Propaganda der Tat“ nennt (Smith, B.L. 1968, S. 579; zit. nach Merten, K. 2000, S.156). All diese Inszenierungen sollen die Norm einer Art ’gleichgeschalteten’ Verhaltens aufbauen und aufrechterhalten. Unterschiede in der angespro-chenen Bevölkerung können so verdeckt werden und es kann ein „kollektives Bewusstsein“ (ebd., S.156), also Identität, durch kollektive Handlungen und durch die sich auf Normen be-rufende überzeugende Kommunikation, entstehen. Die Reflexivität zeigt sich hierbei darin, dass sich in der Kommunikation auf Normen berufen wird, die erst durch überzeugende Kommunikation aufgebaut und gestärkt werden.

Die reflexive Struktur der Propaganda weist drei Dimensionen auf: eine zeitliche, sachliche und soziale, die Idealerweise alle gleichzeitig angesprochen werden. Durch Verallgemeine-rungen auf diesen Ebenen werden gleichsam Wahrheitspotentiale und Totalität geschaffen (vgl. ebd., S. 154). „Sachlich“ (ebd., S. 154; im Orig. hervorgeh.) ist die reflexive Struktur, in dem der zu vermittelnde Inhalt der Kommunikation als „’gut’ bewertet wird“ (ebd., S. 154) und dann nochmals reflexivisiert als „’einzig richtige’ Alternative“ (ebd., S. 154) dargestellt ist. Hierdurch wird also ein Objekt, sei es eine Idee, ein erwünschtes Handeln oder eine Per-son „als einzigartig propagiert und gewinnt so ein Alleinstellungsmerkmal“ (ebd., S. 153; im Orig. hervorgeh.). „Sozial“ (ebd., S.155; im Orig. hervorgeh.) ist die reflexive Struktur durch den ständigen Verweis darauf „das zu tun oder zu denken, was auch andere tun oder denken und, in der weiteren Reflexivisierung, was alle tun oder denken, was man tut oder denkt“ (ebd., S. 155; im Orig. hervorgeh.). Es wird also unnachgiebig die Doktrin bestimmter Ver-haltensweisen kommuniziert, welche „Ausschließlichkeitscharakter“ besitzen (ebd., S.153; im Orig. hervorgeh.); so kann eine Verhaltensprämisse beispw. lauten: Gehorche dem Herrscher. „Temporal“ (ebd., S. 155; im Orig. hervorgeh.) zeigt sich die Struktur in der zeitlichen Ver-allgemeinerung. So werden die kommunizierten positiven Sanktionen meist in die Zukunft und bei religiöser Propaganda ins Jenseits verlegt, so dass diese nicht nachprüfbar sind (vgl. ebd., S. 154f.).

Es werden allerdings nicht nur positive Aspekte kommuniziert, sondern es wird vor allem mit negativen Sanktionen bei Nichtbefolgung des vorgeschriebenen Verhaltensmusters gedroht (vgl. ebd., S. 150). So wird bei religiöser Propaganda mit der Hölle gedroht. Bei politischer Propaganda ist die Einbeziehung der Öffentlichkeit wichtig (bspw. in Schauprozessen); aber auch hier wird häufig auf die Religion Bezug genommen. Eine als überlegenen propagierte Population (bspw. Arier, Arbeiterklasse) kann durch den Aufbau eines Feindbildes (bspw. Juden, Kapitalisten) besonders gut angepriesen werden (vgl. Merten, K. 2000, S. 154).

3. Macht von Propaganda und Fiktionale Strukturen. Propaganda erzeugt Macht nicht durch Zwänge und Gewalt, sondern durch den Akt des kommunikativen Drohens. Die kommuni-kative Drohung bleibt stets unverändert, latent und infinit wirksam (vgl. Merten, K. 2000, S. 157). Die kommunizierte Botschaft wird hierbei häufig durch eine (andere) kommunizierte Lüge bestätigt. Der Kommunikationstyp ‚Lüge’ fungiert als Unterbau der Propaganda, dies zeigt sich erstens in der Behauptung eines „idealisierten einzigartigen Objekts“ (ebd. S. 157); zweitens in der „unwiderlegbaren richtigen und wichtigen Verhaltensprämisse“ (ebd., S.157); und drittens in angedrohten, also möglichen „Sanktionen bei deren Nichtakzeptanz“ (ebd., S. 157). Propaganda kann somit durch das aufeinanderbeziehen fiktionaler Strukturen Wahrheit beschaffen (vgl. ebd., S. 157).

Unter Beachtung der hier aufgezeigten Perspektive definiert Merten Propaganda abschließend wie folgt:

„Propaganda ist eine Technik zur Akzeptanz angesonnener Verhaltensprämissen, bei der die kommunizierte Botschaft durch Reflexivisierung generalisierte Wahrheitsan-sprüche erzeugt, deren Akzeptanz durch Kommunikation latenter Sanktionspotenziale sichergestellt wird.“ (Merten, K. 2000, S. 161)

2 Kriegspropaganda

2.1 Konflikttheoretische Grundlagen

Ein entstehender oder vorherrschender Konflikt ist der Nährboden auf dem sich Propaganda für einen Krieg entfalten kann. Propaganda kann hierbei auf verschiedene Weise benutzt wer-den um Konflikte entweder heraufzubeschwören, zu verstärken, sie evtl. zu einer kriegeri-chen Auseinandersetzung zu führen, oder Kriegsbereitschaft in existierenden Kriegen auf-rechtzuerhalten.

Zu Beginn eines jeden Konfliktes steht die gegenseitige Behinderung der Gruppen in der Er-reichung eines anvisierten Zieles. Der Verlauf des Konfliktes ist zu diesem Zeitpunkt noch offen. Der Fortgang des Konfliktes hängt „wesentlich davon ob, ob er als kompetetiver oder kooperativer Prozess verstanden wird“ (Deutsch, M. 1976; zit. nach Kempf, W., u.a. 1996, S.2. URL: http://www.ub.uni-konstanz.de).

Durch das Vorhandensein einer Perspektvendivergenz zwischen den Gruppen besteht die Tendenz die Auseinandersetzung als Konkurrenzsituation zu interpretieren. Bei der Perspek-tivendivergenz werden die eigenen Rechte und Handlungen vom Innenstandpunkt betrachtet und die Fremdhandlungen vom Außenstandpunkt erfahren.

1) Kompetetiver Konfliktverlauf

Hier bleibt ein Konfliktpartner in seiner Perspektive verfangen. Der andere erscheint ihm als Aggressor, was die Notwendigkeit hervorruft sich gegen diesen zu wehren, um die eigenen Gruppenziele durchzusetzen. Ist dann so eine Situation gegenseitiger Bedrohung entstanden und kommt es auch noch zum Kommunikationsabbruch, hat sich der Prozess zu einem auto-nomen Prozess verselbständigt, bei der ausschließlich die Durchsetzung der eigenen Ziele zählt (vgl. Kempf, W., u.a. 1996, S. 2. URL: http://www. ub.uni-konstanz.de). Derlei destruk-tive Prozesse haben die Tendenz sich auszubreiten und hochzuschrauben. Eskaliert die Kon-kurrenz zum Kampf, so werden die Rechte des anderen vollends bestritten, seine Absichten verteufelt und eigenen Handlungen und Ziele die zum Konflikt beitragen, werden gerechtfer-tigt und idealisiert. Die Bedrohung des Gegners durch eigene Handlungen wird verleugnet und so erscheinen die Angriffe des Gegners ungerechtfertigt und steigern den Argwohn gegen ihn (vgl. Kempf, W. a.a.O., S. 7f.).

2) Konstruktiver Konfliktverlauf

Hierbei wird der Konflikt als gemeinsames Problem angesehen. Eine offene und ehrliche Kommunikation und eine aktive Perspektivübernahme, die ein Verstehen der Handlungs-weisen des Konfliktpartners ermöglichen, kennzeichnen den konstruktiven Konfliktverlauf. Gemeinsame Interessen und Rechte gewinnen an Bedeutung, so dass der Konflikt friedlich beigelegt werden kann (vgl., Kempf, W. 1995, S. 71ff. URL: http://www.ub.uni-konstanz.de).

Mittels Kriegspropaganda wird in der Genese eines Krieges versucht der Öffentlichkeit einen kompetetiven Konfliktverlauf zu oktroyieren (vgl. Kempf, W. a.a.O, S.3).

2.2 Bedeutung der Massenmedien für die Kriegspropaganda

Nach Lasswell’s Studien muss ein Krieg in modernen Gesellschaften immer als Verteidi-gungsakt gegenüber einem Aggressor dargestellt werden, um Unterstützung in der Bevöl-kerung und dem Militär zu finden. Hierbei ist ein großer Aufwand an Propaganda nötig um die Kriegsbereitschaft und die Identifikation mit den Kriegszielen unter den Soldaten und der Zivilbevölkerung gleichermaßen zu stärken (vgl. Laswell, H.D. 1927; zit. nach Kempf, W., u.a. 1996, S.1. URL: http://www.ub.uni-konstanz.de).

Die Schaffung von Kriegsbereitschaft in Bevölkerung und Armee kann folglich nur durch die Schaffung einer den Krieg befürwortenden öffentlichen Meinung geschehen. Öffentlichkeit[3] wird im Zeitalter der Massenkommunikation erst durch die Massenmedien (und deren Nutzer) geschaffen (vgl. statt anderer Schmidt, S. J., Zurstiege, G. 2000, S.181). Die Medien bilden hierbei aber nicht einfach die Wirklichkeit ab, sondern sie konstruieren Wirklichkeit, in dem sie, verständlich und für ein großes Publikum erreichbar, Nachrichten über Ereignisse veröf-fentlichen, die der Einzelne von sich aus nicht erfahren kann. Da der Einzelne die in den Me-dien dargestellten Ereignisse nicht selbst erlebt hat, kann er sie auch nicht überprüfen. Des-halb nimmt der Rezipient diese Nachrichten von Ereignissen „gewissermaßen als Vorstruktur für das eigene Erleben“ (Merten, K. 1994, S.152). Hieraus resultiert ein Fakt, welcher eine Lenkung der Rezipienten und somit eine Manipulation der Öffentlichkeit erst ermöglicht: Indem die Medien eigene Wirklichkeiten bauen, verändern sie subjektiv erfahrbare in abge-bildete Wirklichkeiten; und dieser Vorgang der Wirklichkeitskonstruktion kann nun auch

gezielt beeinflusst werden. Die Medien haben demnach die Möglichkeit manipulativ auf die Konstruktion von Wirklichkeit, und somit auch auf die Wahrnehmung der - von ihnen kon-struierten - Wirklichkeit bei ihren Rezipienten, einzuwirken. Auf diese Weise besitzen die Medien die prinzipielle Möglichkeit öffentliche Meinungen zu steuern. Das die Medien dieses Potential zur Manipulation besitzen, machen sich bestimmt Interessengruppen zu nutze, in-dem sie von außen auf die Medien einwirken und somit die Öffentlichkeit beeinflussen. Diese Beeinflussungsversuche liegen schon in der Tatsache begründet, dass in modernen und offen Gesellschaften alle gesellschaftlichen Teilbereiche (auch das Militär) von öffentlicher Zustim-mung abhängen. So besitzen Politik, Wirtschaft und Militär mit ihren PR-Abteilungen profes-sionelle „’Schnittstellen’ zum System Journalismus“ (Löffelholz, M. 1993, S.21).

Wichtige Gründe für die Funktionalisierbarkeit der Medien für politische und militärische Zwecke ist die Integration der Medien in die jeweilige Gesellschaft und darüber hinaus be-sonders die Verquickung der Medien in das politische Gefüge des jeweiligen Staates (vgl. Donminikowski, T. 1993, S.46f). Rudolf Augstein spricht hierbei von einer „Verwicklung“ und „Korrumpierung“ der staatlichen Gewalten mit der Öffentlichkeit (Augstein, R. 1988; zit. nach Weischenberger, S. 1993, S.134). Hinzu kommt, dass es die Militärs aufgrund der „strukturellen Militarisierbarkeit“ der Medien nicht schwer haben, diese zur Verbreitung ihrer ‚Wirklichkeit’ zu benutzen (vgl. Dominikowski, T. 1993, S.47). Eine gewichtige Ursache für diese Militarisierbarkeit von Presse, Funk und Fernsehen, ist der Fakt, dass auch die Medien von den Militärs profitieren können. Dies hat einerseits wirtschaftliche Gründe, denn Kriege und Krisen erhöhen stark das Interesse des Publikums, andererseits ermöglichen gerade Krie-ge den modernen Medien wichtige Entwicklungssprünge in deren Selbstorganisation; ohne den Medieneinsatz in Kriegen hätten wir heute wohl andere Medien (vgl. ebd., S. 27).

2.3 Propagandamittel

Im Prozess der Beeinflussung der Öffentlichkeit durch Kriegspropaganda sieht Luostarinen „restriktive“ als auch „supportive“ Maßnahmen der Informationskontrolle zur Anwendung kommen (Luostarinen 1986; zit. nach Kempf, W., u.a. 1996, S.1. URL: http://www.ub.uni

-konstanz.de). Die supportiven Maßnahmen sollen die Informationen maximieren, welche den Kriegswillen positiv beeinflussen; die restriktiven Maßnahmen dienen hingegen der Minimie-rung all jener Informationen, welche die Kriegsbereitschaft negativ beeinflussen können. Bei der Herstellung der Informationen, die den Kriegswillen positiv beeinflussen, werde sich da-bei der Methoden der „Fabrikation, der Selektion und der Übertreibung“ bedient (ebd., S. 1).

[...]


[1] Im Wörterbuch der Soziologie von Hillmann findet sich folgende Defintion von Agitation und deren Abgren-zung zur Propaganda: „Agitation ist eine publizist. Technik, weitgehend identisch mit dem Begriff Propaganda, meint die … Tätigkeit polit. Führungsgruppen bzw. der von ihnen beherrschten Massenkommunikationsmittel mit dem Ziel, unter den breiten Volksmassen bestimmte Ideen, Losungen, polit. Anschauungen zu verbreiten … Agitation bezieht sich in der Regel auf aktuelle, den sozialen Interessen der ‚angesprochenen’ Massen konkret entsprechende Situationen … und zielt auf die Erzeugung von Empörung und Emotionen, die in spontane Reak-tionen der Massen überführt werden sollen. … Propaganda dagegen bezweckt eine langfristig wirksame Über-zeugung u. polit. Bewußtseinsbildung durch inhaltl. u. formal gründl. vorbereitete Schulung u. Einführung in das ideolog. System der herrschenden Weltanschauung…“ Hillmann 1994, S.11f.

[2] Merten versteht unter Manipulation hier die bewusste Täuschung zum Schaden eines Getäuschten, wobei die Manipulation durch Propaganda ausschließlich durch Mittel der Kommunikation erfolgt. Vgl. hierzu Merten, K. 2000, S.152

[3] In einer Gesellschaft, in der mehrere Massenmedien genutzt werden, kann man von unterschiedlichen Teil-öffentlichkeiten sprechen, da jedes Medium mehr oder weniger seinen eigenen speziellen Nutzer hat. Vgl. hierzu Schmidt, S.J., Zurstiege, G. 2000, S.181

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Kriegspropaganda im Golfkrieg 2003
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Medien-und Kommunikationswissenschaften)
Veranstaltung
PS: Medien und Krieg
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
27
Katalognummer
V25736
ISBN (eBook)
9783638282758
Dateigröße
570 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kriegspropaganda, Golfkrieg, Medien, Krieg
Arbeit zitieren
Thomas Jähnig (Autor:in), 2004, Kriegspropaganda im Golfkrieg 2003, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25736

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