Das Sozio-ökonomische Panel, die ALLBUS-Umfrage und der Mikrozensus


Dossier / Travail, 2003

19 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

I. Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP)
I.1. Was ist ein Panel?
I.2. Was ist das SOEP?
I.2.1. Wer nimmt am SOEP teil?
I.2.2. Das SOEP als eine Längsschnitterhebung
I.2.3. Das Stichprobendesign des SOEP
I.2.4. Das Befragungsverfahren
I.2.5. Wer kann das SOEP nutzen?
I.2.6. Analysemöglichkeiten mit dem SOEP
I.3. Nähere Betrachtung der Ost-Stichprobe des SOEP
I.4. Negative Aspekte - Kritik am SOEP
I.4.1. Vergleich zum Mikrozensus

II. Der ALLBUS, die allgemeine Bevölkerungsbefragung der Sozialwissenschaften
II.1. Überblick über/ und Zielsetzung des ALLBUS
II.2. Befragte und Stichprobenziehung
II.3. Replikation und Fragenprogramm
II.4. Kritikpunkte am ALLBUS, besonders im Vergleich zum Mikrozensus

III. Kritische Betrachtung von ALLBUS und SOEP

IV. Themenschwerpunkte der ALLBUS-Erhebungen als Anhang

I. Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP)

I.1. Was ist ein Panel?

„In der empirischen Sozialforschung wird eine Datenerhabung als `Panel´ bezeichnet, wenn wiederholt zu verschiedenen Zeitpunkten bei denselben Erhebungseinheiten Angaben zu den gleichen Tatbeständen erhoben werden, so daß es möglich ist, Veränderungen [und Gemeinsamkeiten von Merkmalen] im Zeitablauf zu erfassen [und empirisch zu untersuchen]1. Als Erhebungseinheiten fungieren einzelne Personen, Familien, sowie Haushalte.1 a

I.2. Was ist das SOEP?

Das Sozio-ökonomische Panel ist eine von der `Projektgruppe Das Sozio-ökonomische Panel´ am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung durchgeführte repräsentative Wiederholungsbefragung privater Haushalte in Deutschland. Seit 1984 wird sie im jährlichen Rhythmus bei denselben Personen und Familien in der Bundesrepublik durchgeführt. Bis zu Beginn der achtziger Jahre war die Wirtschafts- und Sozialstatistik in Deutschland zum größten Teil auf Querschnittsdaten angewiesen. Vor allem bei gesellschaftspolitischen und methodischen Fragestellungen reichten diese Form der Daten nicht aus, um individuelle Entwicklungen und Verhaltensweisen adäquat zu erfassen und wiederzuspiegeln. Daher entschied man sich zum Beispiel bei Einkommensverläufen, bei der Wohnsituation oder bei der Analyse des Arbeitsangebotes und der Erwerbsbeteiligung Längsschnittdaten zu erheben. Nichtsdestotrotz werden auch Querschnittsdaten bereitgestellt.

Andere Themenschwerpunkte stellen zum Beispiel Fragen zur Bildung, zur Gesundheit oder zur Werteinstellung dar.2

Darüber hinaus werden in jährlich wechselnden Schwerpunktthemen Informationen bereitgestellt, z.B. über - Soziale Sicherung

- Zeitverwendung
- Familie und Soziale Dienste.

Mit Hilfe des SOEP können die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen beobachtet und analysiert werden. Der Datensatz informiert sowohl über objektive Lebensbedingungen als auch über subjektiv wahrgenommene Lebensqualität. Außerdem gibt er Auskunft über den Wandel in verschiedenen Lebensbereichen und über die Abhängigkeiten, die zwischen verschiedenen Lebensbereichen und deren Veränderungen existieren.

I.2.1. Wer nimmt am SOEP teil?

Das Sozio-ökonomische Panel war die erste Längsschnittstudie in der Bundesrepublik Deutschland. 1984 wurde die erste Untersuchung durchgeführt. Dabei beteiligten sich 5921 Haushalte mit 12290 Personen.

Seit dem Juni 1990 werden auch Personen und Haushalte aus den neuen Bundesländern im SOEP berücksichtigt. Befragt werden 16jährige und ältere Personen. Bei der Befragung von 1998 beteiligten sich in Westdeutschland nur noch gut 4000 Haushalte mit rund 8000 Personen. In den neuen Bundesländern gaben 3730 Personen in 1886 Haushalten Auskunft über ihre Lebenssituation.

Nach 15 Jahren Laufzeit fand 1998 erstmals eine Auffrischung des SOEP mit 1957 Personen in 1079 Haushalten statt. Diese neue Ergänzungsstichprobe dient unter anderem der Stabilisierung der Fallzahlen und einer Verbesserung der Repräsentativitätsanalysen.3 Personen und Haushalte werden in drei Stichproben erfaßt:

Stichprobe A beinhaltet die Untersuchungspersonen und -haushalte der alten Bundesländer mit deutschem Haushaltsvorstand.

Stichprobe B enthält Familien mit Haushaltsvorständen italienischer, griechischer, jugoslawischer, spanischer und türkischer Nationalität.

In der Stichprobe C finden sich deutsche Privathaushalte und Personen aus den neuen Bundesländern wieder.4

Da das Panel seit 1994/95 als erste Erhebung überhaupt auch Zuwanderungen in Deutschland berücksichtigt, wird also das Problem der `exogenen Bevölkerungsdynamik´ von vornherein ausgeschlossen. Diese Zuwanderer-Stichprobe führt somit zu einer adäquaten Erfassung des gesellschaftlichen Wandels.

Neben den bereits erwähnten Befragtengruppen zählt auch die Anstaltsbevölkerung zu den potentiellen Zielpersonen.

I.2.2. Das SOEP als eine Längsschnitterhebung

Alle Personen gelten als Stichprobenmitglieder, die bei der Stichprobenziehung ausgewählt werden. Sie zählen zur Bevölkerung in Privathaushalten, bilden also allein oder mit anderen zusammen eine wirtschaftliche Einheit, so die Definition der Grundgesamtheit. Grundsätzlich ist bei einem Panel davon auszugehen, daß alle ursprünglichen Teilnehmer einer Stichprobe in die folgenden Erhebungswellen miteinbezogen werden. So hat man die Möglichkeit dieselben Personen über einen längeren Zeitraum zu befragen. Es können beispielsweise Einkommensverläufe wie auch die Ursachen und Konsequenzen von Einkommensänderungen erfaßt und analysiert werden. Das wäre bei Querschnittsdatenerhebungen so natürlich nicht der Fall. Neben den erwähnten individuellen Entwicklungen und Verhaltensänderungen können mit dem Längsschnittverfahren auch die gegenseitigen Abhängigkeiten von Veränderungsprozessen in verschiedenen Lebensbereichen untersucht werden.

Um verläßliche Längsschnittdaten zu erhalten müssen die Fragestellungen zu bestimmten Themenkomplexen in jedem Jahr gleich sein, beziehungsweise dürfen die Formulierungen nicht großartig voneinander variieren. Hierbei kommt das Verfahren der Replikation zum Zug (dazu mehr in Kapitel II.3.). So gewährleistet man eine ideale Möglichkeit zur Auswertung der Daten.5

I.2.3. Das Stichprobendesign des SOEP

Das Erhebungsdesign der Stichprobe A des Sozio-ökonomischen Panels stimmt mit dem ADM-Ziehungsverfahren überein.

Bei diesem mehrstufigen, geschichteten Stichprobenverfahren werden in der ersten Stufe Stimmbezirke ausgewählt (Primäreinheiten). Die zweite Stufe ist gekennzeichnet durch die Bestimmung der Haushalte (Sekundäreinheiten) Die Ziehung der Sekundäreinheiten geschieht durch das Random-Route-Verfahren.

Die Stichprobe B der Personen mit nicht-deutschem Haushaltsvorstand variiert von diesem Erhebungsdesign. Die Primäreinheiten (`Sample points´) sind in dieser Stichprobe die Kreise beziehungsweise die kreisfreien Städte. Die Ziehung der Sekundäreinheiten geschieht über eine Personenauswahl aus dem Ausländer-Register des jeweiligen Kreises.6

Im Gegensatz zur BRD wurden bei der Stichprobe C als Startadressen solche Haushalte genommen, die in einer personenbezogenen Zufalls-Adressen-Stichprobe enthalten sind, die aus der zentralen Einwohnermeldekartei der DDR zur Verfügung gestellt wurde.7

I.2.4. Das Befragungsverfahren

Für das sozio-ökonomische Panel werden grundsätzlich zwei Erhebungsinstrumente eingesetzt, der Haushaltsfragebogen und der Personenfragebogen. Die Interviews werden meist mündlich durchgeführt. Der Haushaltsfragebogen soll vom Haushaltsvorstand beantwortet werden. Der Haushaltsfragebogen enthält insbesondere Fragen zum Haushaltseinkommen und -transferzahlungen, zum Vermögen, sowie zur Wohnung. Weiterhin werden auch Informationen über die nicht direkt befragten Kinder erhoben. Dabei steht vor allem der Schulbesuch und die Betreuung im Vordergrund.

Der Personenfragebogen, den alle Befragungspersonen erhalten, umfaßt neben den individuellen sozio-ökonomischen Merkmalen auch subjektive Einschätzungen. Hierbei liegt der Schwerpunkt im Bereich der Erwerbstätigkeit und im personenbezogenen Einkommen. Zur Protokollierung der Feldarbeit gibt es neben den beiden Fragebögen ein `Adreßprotokoll´. Dieses ist vor allem für die späteren methodischen Analysen von Bedeutung. Es dient besonders der erhebungstechnischen und methodischen Steuerung des Panels und ist vom Interviewer auszufüllen. Unter anderem enthält es Name und Adresse des zu befragenden Haushalts. Außerdem wird ihm eine Identifikationsnummer zugeordnet.8

I.2.5. Wer kann das SOEP nutzen?

Der anonymisierte Mikro-Datensatz des SOEP wird universitären Forschungseinrichtungen im In- und Ausland für Forschung und Lehre gegen eine Nutzungsgebühr zur Verfügung gestellt. Die Verwendung der Daten zum Beispiel für Gutachten unterliegt jedoch besonderen Regelungen. Für die Nutzung der Daten wird aus Gründen des Datenschutzes der Abschluß eines Datenweitergabevertrages mit dem DIW verlangt. Der SOEP-Datensatz wird in SPSS, SAS, TDA, STATA und ASCII Format weitergegeben. Gegenwärtig arbeiten insgesamt über 400 Forschungsgruppen im In- und Ausland aktiv mit den SOEP-Daten. Umfangreiches Dokumentationsmaterial steht sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache zur Verfügung. Auch im Internet ist dieses Material abrufbar.9

I.2.6. Analysemöglichkeiten mit dem SOEP

Eine Datenanalyse mit den Daten des SOEP findet vor allem in drei Hauptthemenbereichen statt: Veränderung der Haushaltszusammensetzung, Erwerbsbeteiligung und berufliche Mobilität sowie Einkommensverläufe.

Für viele wirtschafts- und sozialpolitischen Bereiche ist die Bevölkerungsentwicklung von zentraler Bedeutung. Um frühzeitig auf Veränderungen reagieren zu können und Fehlentwicklungen zu vermeiden, ist es notwendig, detaillierte Informationen zur Entwicklung der Bevölkerung, den dahinterstehenden Verhaltensweisen sowie deren Veränderungen im Zeitablauf zu bekommen. Nicht nur die Entwicklung der absoluten Größe der Bevölkerung, sondern vor allem ihre Verteilung auf Haushalte und die Entwicklung der Haushaltsstrukturen ist hierbei von besonderer Wichtigkeit. Weiterhin kann man durch die Analyse unter anderem Informationen über Geburtenziffern, Sterbewahrscheinlichkeiten und Annahmen über die Wanderungsbewegung erhalten. Die demographische Entwicklung ist deshalb meist immer eine wichtige Größe, wenn es um die Einnahmen und Ausgaben der Rentenversicherung, Fragen des Bildungs- oder Gesundheitssystems oder der Wohnungsversorgung geht.

Die Arbeitsmarktsituation macht es seit jeher erforderlich, die Entwicklungen am Arbeitsmarkt detailliert zu untersuchen. Durch eine Analyse der Verhaltensweisen und der Reaktionen der Betroffenen, zum Beispiel der Arbeitslosen, ist es möglich entlastende Maßnahmen zu entwickeln und zu überprüfen. Mit Hilfe der Längsschnittdaten ist es möglich zu analysieren, welche Übergänge beispielsweise zwischen den Erwerbstätigen, Arbeitslosen und Nichterwerbstätigen stattfinden und welche Veränderungen innerhalb jeder Teilgruppe auftreten. Die Entwicklung der Arbeitszeit kann dadurch untersucht werden. Ein besonderer Schwerpunkt wird auch auf die Erwerbsbeteiligung von Frauen und Jugendlichen gelegt.

[...]


1 Zitat: Hanefeld, S.17

1 a vgl. Rendtel, S.225,

2 vgl. Hanefeld, S.13

3 vgl. www.diw-berlin.de/deutsch/sop/index.html; www.diw-berlin.de/deutsch/sop/uebersicht/

4 vgl. Projektgruppe Sozio-ökonomisches Panel, S.27

5 vgl. Hanefeld, S.13, 95, 114

6 vgl. Hanefeld, S.146f.; Rendtel, S.230f.

7 vgl. Schupp/ Wagner, S.163

8 vgl. Hanefeld, S.231; Rendtel/ Wagner, S.26-30; Projektgruppe Sozio-ökonomisches Panel, S.27

9 vgl. www.diw-berlin.de/deutsch/sop/index.html; www.diw-berlin.de/deutsch/sop/uebersicht/

Fin de l'extrait de 19 pages

Résumé des informations

Titre
Das Sozio-ökonomische Panel, die ALLBUS-Umfrage und der Mikrozensus
Université
University of Göttingen  (Sozialwissenschaftliches Institut)
Cours
Wirtschafts- und Sozialstatistik (Statistik II)
Note
2,0
Auteur
Année
2003
Pages
19
N° de catalogue
V25785
ISBN (ebook)
9783638283113
ISBN (Livre)
9783638760201
Taille d'un fichier
468 KB
Langue
allemand
Mots clés
Sozio-ökonomische, Panel, ALLBUS-Umfrage, Mikrozensus, Wirtschafts-, Sozialstatistik
Citation du texte
Thomas Schröder (Auteur), 2003, Das Sozio-ökonomische Panel, die ALLBUS-Umfrage und der Mikrozensus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25785

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