Im Jahr 1910 gründete Paul Geheeb, nachdem er gemerkt hatte, dass Wyneken und er mit ihrer Pädagogik nicht mehr im Einklang waren, die Odenwaldschule.
Geheeb hielt am Gemeinschaftsprinzip fest, das heißt auch er leitete eine Schule im Stil der Landerziehungsheime. Jedoch gab er dem Gemeinschaftsprinzip vielmehr eine menschliche statt einer volksbezogene n Deutung. Er distanzierte sich von Wynekens elitärem Erziehungsstil für Jungs und setzt an dessen Stelle die “Programmatik der Menschlichkeit”. Diese und die Koedukation wurden in der Odenwaldschule sowie in der nach 1933 in der Schweiz gegründeten “École d’ Humanité” umgesetzt. Anders als Lietz und Wyneken hatte er schöne Kindheitserinnerungen, die es ihm erlaubten eine Heimkonzeption zu entwickeln, die nach einer menschheitlichen Erziehungsperspektive ausgerichtet war und dem individuellen Dienst am Menschen eine vorrangige Bedeutung zuerkannte. Die Schule sollte eine Stätte sein, an der Kinder sich zu Menschen entwickeln. Dazu führte Geheeb ein Familienprinzip ein, in dem er, auch geprägt durch seine Kindheitserfahrungen, keine geschlechterspezifische Autoritätsgefälle vorsah.
Das Familiensystem bestand aus einer Gruppe von durchschnittlich sieben Kameraden verschiedenen Alters, die sich an einen Mitarbeiter (oder ein Ehepaar) anschlossen. Von den so entstandenen Hausgemeinschaften wurden “Fachwarte” gewählt, die für Ordnung und Sauberkeit, sowie für die Planung der Finanzen, des Urlaubs und des Unterrichts zuständig waren. Somit war gewährleistet, dass mit dem Alter auch die Verantwortung des Einzelnen wuchs.
Erziehung sollte nach Geheeb auf die Kinder a nregend wirken und sie zu selbstständigem Handeln und Denken herausfordern.
Inhaltsverzeichnis
- Paul Geheeb - Odenwaldschule
- William Lottig - Hamburger Lebensgemeinschaftsschule
- Berthold Otto - Hauslehrerschule
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Reformpädagogen Paul Geheeb, William Lottig und Berthold Otto. Sie beleuchtet die von ihnen gegründeten Schulen und ihre pädagogischen Konzepte, die sich von den traditionellen Bildungssystemen der Zeit abheben.
- Gemeinschaftsprinzip und menschliche Erziehung
- Koedukation und Überwindung von Geschlechterrollen
- Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der Schüler
- Reflexion und Entwicklung des eigenen Handelns
- Interkulturelle Kompetenz und Bildung für eine globale Welt
Zusammenfassung der Kapitel
1. Paul Geheeb - Odenwaldschule
Der erste Teil der Arbeit konzentriert sich auf Paul Geheeb und die von ihm gegründete Odenwaldschule. Die Gründung der Schule erfolgte im Jahr 1910, nachdem Geheeb sich von den pädagogischen Ansätzen von Wyneken distanziert hatte. Er setzte auf ein menschliches Gemeinschaftsprinzip, welches die Koedukation und die “Programmatik der Menschlichkeit” umfasste. Geheebs pädagogisches Konzept orientierte sich an einer humanistischen Erziehungsperspektive und dem individuellen Dienst am Menschen. Die Schule sollte eine Stätte sein, an der Kinder sich zu Menschen entwickeln können. Geheeb führte ein Familienprinzip ein, welches auf einer Gruppe von sieben Kameraden verschiedenen Alters basierte, die sich an einen Mitarbeiter (oder ein Ehepaar) anschlossen. Die so entstandenen Hausgemeinschaften wählten "Fachwarte" für Ordnung, Sauberkeit, Finanzen, Urlaub und Unterricht. Geheeb betonte die Wichtigkeit einer anregenden Erziehung, die Kinder zu selbstständigem Handeln und Denken herausfordert. Dabei forderte er die Erwachsenen, die an der Erziehung beteiligt sind, zu einer stetigen Reflexion ihres eigenen Handelns auf. Die "École d'Humanité", die Geheeb nach 1933 in der Schweiz gründete, erweiterte das Gemeinschaftsprinzip um die Forderung nach der Entwicklung einer interkulturellen Kompetenz. Im Unterricht sollten Lehrer und Schüler zusammenarbeiten, wobei Geheeb eine Selbstständigkeit der Schüler anstrebte. Er teilte den Tag in Unterricht und außerschulische Betätigung, wobei die Schüler in beiden Teilen ihre Aktivitäten selbst wählen konnten.
Schlüsselwörter
Reformpädagogik, Paul Geheeb, Odenwaldschule, Gemeinschaftsprinzip, Koedukation, Selbstständigkeit, Verantwortung, Interkulturelle Kompetenz, Menschlichkeit, Familienprinzip, Reflexion.
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- Nadja Haupt (Autor), 2003, Die Reformpädagogen Paul Geheeb, William Lottig und Berthold Otto, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26069