Conrad Ferdinand Meyers Novelle „Die Hochzeit des Mönchs“ ist eine
geschickt aus Rahmen - und Binnenhandlung komponierte Erzählung. In der
Rahmenhandlung tritt der historische Dichter Dante als Erzähler der
Binnenhandlung auf. Schon hier zeigt sich Meyers durchdachtes Schreiben:
Dante, der im Exil lebt, durfte am Hofe des Fürsten von Verona, dem Scaliger
Cangrande, wohnen. Um seinem ungeheizten Zimmer eine Weile zu
entfliehen, schließt sich Dante der Abendgesellschaft an, von welcher er
alsbald aufgefordert wird, eine Geschichte zu erzählen. Dante kommt der
Aufforderung nach und erfindet seine Erzählung von einem Mönch der
heiraten muß, während er sie vorträgt. Den Personen der Handlung gibt er
die Namen der ihn umgebenden Zuhörer. Nur bei dem Protagonisten Astorre
sowie dem Fürsten Ezzelin macht er eine Ausnahme. Diese beiden Namen
finden sich nicht unter denen der Abendgesellschaft, andererseits ist nur
Cangrande scheinbar keiner der Figuren in der Binnenhandlung klar
zugeordnet. Weshalb tut Meyer dies? Weshalb weicht er gerade bei diesen Personen
von dem Schema ab? Die These dieser Arbeit ist folgende:
Astorre und Ezzelin sind typisierte Gestalten zur überspitzen Darstellung
zweier Tugenden: Barmherzigkeit uns Gerechtigkeit. Dante als Erzähler –
und damit Meyer als Autor –, der alle Personen der Binnenhandlung der
Rahmenhandlung entnimmt, tut dies letztlich auch mit Cangrande, nur dass
er diesen in zwei Protagonisten aufspaltet: in Astorre und in Ezzelin. Astorre
wird hierbei die Eigenschaft großer Barmherzigkeit zugeschrieben, während
Ezzelins Aufgabe die Wahrung bzw. die Wiederherstellung der Gerechtigkeit
ist. Beide scheitern mit fatalen Folgen an ihren Aufgaben. Wie und warum dies geschieht, wird auf den nächsten Seiten dargestellt
werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Barmherzigkeit und Gerechtigkeit als ad absurdum geführte Tugenden
- Astorre oder Der Entwurf der Barmherzigkeit
- Astorre, der Fundamentlose
- Zusammenfassung
- Ezzelin oder Der Entwurf der Gerechtigkeit
- Ezzelin, der Schicksalsgläubige
- Zusammenfassung
- Eine vernünftige Verbindung
- Impulsgetriebenheit
- Die Stimme der Vernunft
- Ascanio und Astorre
- Ascanio und Ezzelin
- Fazit
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit „Lehrreiches Scheitern“ untersucht Conrad Ferdinand Meyers Novelle „Die Hochzeit des Mönchs“ im Hinblick auf die Darstellung von Barmherzigkeit und Gerechtigkeit als Tugenden, die im Kontext der Geschichte ad absurdum geführt werden. Die Arbeit analysiert die Charaktere Astorre und Ezzelin als Repräsentanten dieser Tugenden und beleuchtet deren Scheitern im Angesicht komplexer Herausforderungen.
- Die Darstellung von Barmherzigkeit und Gerechtigkeit in der Novelle
- Das Scheitern der Tugenden im Kontext der Handlung
- Die Rolle des Mönchs Astorre als Repräsentant der Barmherzigkeit
- Die Rolle des Fürsten Ezzelin als Repräsentant der Gerechtigkeit
- Die Folgen des Scheiterns der Tugenden für die beteiligten Personen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Novelle „Die Hochzeit des Mönchs“ und deren Rahmenhandlung vor. Sie führt den historischen Dichter Dante als Erzähler der Binnenhandlung ein und hebt die besondere Rolle der Figuren Astorre und Ezzelin hervor, deren Namen nicht in der Abendgesellschaft vorkommen. Die These der Arbeit wird vorgestellt, dass diese beiden Figuren als typisierte Gestalten dienen, um die Tugenden Barmherzigkeit und Gerechtigkeit zu überspitzt darzustellen.
Das Kapitel „Barmherzigkeit und Gerechtigkeit als ad absurdum geführte Tugenden“ beschäftigt sich mit der Charakterisierung von Astorre und Ezzelin. Die Tugend der Barmherzigkeit wird Astorre zugeschrieben, der in seinen Handlungen ausschließlich seinem Mitgefühl und seiner Mönchspflicht folgt, während Ezzelins Aufgabe die Wahrung der Gerechtigkeit ist. Das Kapitel analysiert, wie beide Figuren an ihren Aufgaben scheitern und welche Auswirkungen dies auf die Handlung hat.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter und Themenschwerpunkte der Arbeit sind: Conrad Ferdinand Meyer, Novelle, „Die Hochzeit des Mönchs“, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Scheitern, Astorre, Ezzelin, Rahmenhandlung, Binnenhandlung, Dante, Typisierung, Tugenden, Mitleid, Vernunft, Handlungsmodell, Identität, Gesellschaft, Macht, Konflikt.
- Citation du texte
- Katharina Stolte (Auteur), 2003, Lehrreiches Scheitern - Barmherzigkeit und Gerechtigkeit als ad absurdum geführte Tugenden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26116