Friedrich II. in der mittelhochdeutschen Literatur. Am Beispiel von Walther von der Vogelweide


Trabajo, 2013

22 Páginas, Calificación: 2,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Töne
2.1. Quellenlage und Überlieferung

3. Autor, Staufer und Töne im historischen Kontext
3.1. Walther von der Vogelweide
3.2. Kaiser Friedrich II
3.3. Die Töne

4. Analyse

5. Fazit

1. Einleitung

Noch heute steht Friedrich II. als ein Faszinosum der Forschung im Mittelpunkt der Gelehrten, des Schulunterrichts oder aber auch der Forschung. Viele Aspekte über sein Leben, seine Wirkungskreise, seine Konflikte mit der Kurie, seine Reisen oder aber sein gelungener Kreuzzug - als Exkommunizierter ein Unding der damaligen Zeit - sind weitestgehend in der Forschung beleuchtet und abgehandelt worden. Doch gibt es noch immer einige Facetten, die noch nicht vollkommen ausgeleuchtet worden sind. So zum Beispiel die (politische) Beziehung zu dem Sangspruchdichter Walther von der Vogelweide. Dieser war seiner Zeit, und auch noch heute, ein bedeutender und herausragender Minnesänger und Sangspruchdichter, der durch seine lose Zunge, seine Gewitztheit, sein Kalkül, aber auch durch sein politisches Wissen um die damaligen brisanten politischen Themen und sein Gespür für die Bedürfnisse der Bevölkerung, ein durch die Jahrhundert hinweg großes Aufsehen und Berühmtheit erlangte.

In dieser Arbeit soll es um die Darstellung Friedrich II. in ausgewählten Liedern Walthers von der Vogelweide gehen. Hierbei werden einzelne seiner Töne1 im Mittelpunkt stehen, die mit Friedrich II. thematisch in Berührung kommen. Da die Forschung bezüglich Friedrich II. in Bezug auf die mittelhochdeutschen Dichter noch stark im Dunkeln liegt, soll hier der Frage nachgegangen werden, wie Friedrich II. in den Liedern repräsentiert wird, ob Kritik oder Lob seitens Walther von der Vogelweide geäußert wird!

Damit die Töne weitestgehend verstanden werden können, ist es unumgänglich sich mit der damaligen Zeit, den politischen Ereignissen als auch mit den beiden Personen selbst in einem kurzen historischen Exkurs auseinanderzusetzen. Erst danach soll eine Analyse der Töne versucht werden, so dass man

1. einen Blick auf die damaligen politischen Geschehnisse,
2. einen Blick auf die Person Friedrich II. und
3. einen Blick auf den politischen Sangspruchdichter Walther von der Vogelweide erhält.

Etwaige Textstellen aus den Tönen Walthers werden kursiv dargestellt, um sie kenntlich zu machen. Des Weiteren wird sich bei den Tönen auf die Ausgabe von Christoph Cormeau: Walther von der Vogelweide. Leich, Lieder, Sangsprüche, erschienen als 14. völlig überarbeitete Auflage im Jahr 1996, bezogen. Ebenfalls bieten die Monographien von Wolfgang Stürner: Friedrich II. 1194-1250 erschienen als 3. bibliographisch vollständig aktualisierte Auflage im Jahre 2009 und von Theodor Nolte: Walther von der Vogelweide. Höfische Idealität und konkrete Erfahrung erschiene im Jahre 1991 das Grundgerüst dieser Arbeit.

2. Töne

Laut Scholz (2005) versteht man unter einem Ton die Gesamtheit aller Strophen, die eine gemeinsame Melodie als auch einen einheitlich metrischen Bau innehaben.2 Walther von der Vogelweide war einer der mittelalterlichen Sänger und Sangspruchdichter, welcher seine Lieder vermutlich selbst als Töne bezeichnet und so auch vorgetragen hat. So besitzen seine Werke die Endung -ton, wie zum Beispiel die in dieser Arbeit zu behandelnden Reichston, König und Kaiser Friedrichston.

Der Reichston gilt als erster von Walthers politischen Sangsprüchen. Er setzt sich aus drei zyklisch angeordneten Strophen zusammen. Der Ton selbst gehört zu den am meisten rezipierten Tönen Walthers, sodass seine Deutung schon zu den wiederum umstrittensten gehört.3 Über die Entstehungszeit herrscht innerhalb der Forschung starke Uneinigkeit. Am treffendsten scheint aber der Abschnitt zwischen 1198 und 1201 zu sein. Auch ist nicht geklärt, ob der Ton allein für Philipp von Schwaben, für einen anderen staufischen Herren oder aber aus freiem Willen entstanden ist.4 Von der Forschung aber weitestgehend einheitlich vertreten, ist die Annahme, dass er vermutlich zur Königswahl Philipps vorgetragen wurde.5

Die König und Kaiser Friedrichstöne gehören zu den umfangreicheren Tönen, so dass sie sich nicht als „liedhafte Gebilde“6 zu verstehen geben. Sie lassen sich keinem engbegrenzten Entstehungszeitraum mit einheitlichem Thema zuordnen. Folglich hat Walther von der Vogelweide „die Fakten und Ereignisse, die ihn bewegten, auf eine höhere dichterische Ebene gehoben, unter Umständen auch noch Jahre, nachdem sie geschehen waren.“7 Demzufolge hält Walther jede Strophe seiner Töne so, dass sie intentional selbständig als Einzelstrophe stehen können beziehungsweise könnten. Demnach lassen sich die Vorträge in ihrem Inhalt, je nach Publikum und Situation, variabel vortragen.8

Der König Friedrichston ist womöglich vor dem Kaiser Friedrichston entstanden und weist zudem Überschneidungen mit dem Unmutston (L 31,13 - 33,40) auf, in dem Walther harsche Kritik an Otto IV., den Papst und die Kirche und seinen vorherigen Gönnern äußert. Zudem zieht er auch für sich eine Lehre. Entstanden ist der Unmutston vermutlich zwischen 1212 und 1219.9 Was die Datierung des König Friedrichston jedoch angeht, ist sich die Forschung uneins. Jeder sieht einen anderen Aktualitätsgrad in den einzelnen Strophen, wodurch die Entstehungszeit zwischen drei Jahren schwankt. Demnach könnte der Ton in der Zeit zwischen 1213 und 1216 entstanden sein. Auch ist nicht geklärt, ob Walther von der Vogelweide direkt vom Hofe Ottos zu Friedrich II. gewechselt ist oder ob er erst von Otto weggegangen, dann eine geraume Zeit wiederum als fahrender Sänger und Dichter verbracht hat und dann erst zu Friedrich II. gekommen ist.10 Mit gut zwanzig Strophen, die komplett überliefert sind, stellt der König Friedrichston einen der umfangreichsten Töne Walthers dar.11 Der Kaiser Friedrichston gehört ebenfalls zu den längeren Tönen Walthers und ist mit elf Strophen überliefert, jedoch in der Forschung noch nicht allzu stark beleuchtet worden.12 Man schätzt seine Entstehungszeit auf die Jahre zwischen 1220 und 1227.13

2.1. Quellenlage und Überlieferung

„Die Dichte der Überlieferung der Waltherlieder wird von keinem der weltlichen Liedermacher des Mittelalters übertroffen.“14

Die Überlieferung der Lieder und Töne Walthers wird nicht von ihm selbst vorgenommen worden sein; eher lässt sich vermuten, dass diese erst durch mündliche Weitergabe und dann späterer Verschriftlichung ihren Weg auf das Papier gefunden haben. Aufgrund dieser Umwege werden heute vermutlich auch nicht alle Lieder überliefert, sondern viele einfach im Laufe der Zeit untergegangen sein. Folglich lassen sich die Lieder Walthers nicht mehr in der Originalfassung wiedergewinnen. Sie sind im Laufe der Zeit durch ständiges Kopieren oder Verbessern immer und immer wieder verändert worden. Es scheint auch sehr wahrscheinlich zu sein, dass schon zu Walthers Lebzeiten die Lieder, ganz nach Vortragssituation, einer stetigen Veränderung ausgesetzt waren.15 Die Lieder, die überliefert sind, werden in unterschiedlichen Handschriften festgehalten. Zu der bekanntesten Liederhandschrift Walthers gehört die „Große Heidelberger (Manessische) Liederhandschrift“, welche auch kurzum Codex Manesse genannt wird.16 In dieser Handschrift sind unter anderem die hier in der Arbeit zu behandelnden Töne weitestgehend vollständig tradiert.

Der Reichston ist, wie schon zuvor erwähnt, der am meist rezipierte Ton Walthers von der Vogelweide. Diese hohe Rezeption begründet sich auch aus der Überlieferung der Handschriften, die durchweg vollständig vorhanden sind. Überliefert ist der Ton in der Kleinen Heidelberger Liederhandschrift (A), der Weingartner Liederhandschrift (B) und der Großen Heidelberger Liederhandschrift, der sogenannten Codex Manesse (C).17

Der König Friedrichston basiert auf 22 Strophen und stellt somit den umfangreichsten Ton Walthers dar. Seine einzelnen Teile fügen sich aus weitaus mehr als vier Handschriften zusammen, die selbst wiederum unterschiedliche Entstehungsdaten aufweisen. Die wohl größte und bedeutendsten18 sind unter anderem die in „A“ stehende Kleine Heidelberger Liederhandschrift, in „B“ stehende Weingarten-Stuttgarter Liederhandschrift, in „Z“ stehende Münstersche Fragment und die in „C“ stehende Große Heidelberger Liederhandschrift. Die Große Heidelberger Liederhandschrift selbst wurde von Karl Lachmann zudem in die Siglen ABC unterteilt.19 Die Kleine Heidelberger Liederhandschrift dürfte zudem, von den ganzen überlieferten Handschriften, die noch original getreueste sein. So ist sie zum Ende des 13. Jahrhunderts, die übrigen Liederhandschriften hingegen sind frühestens vom Anfang des 14. Jahrhunderts beziehungsweise spätestens aus dem 17. Jahrhundert zustande gekommen.20

Der Kaiser Friedrichston ist mit 11 Strophen ebenfalls einer von den längeren Tönen Walthers. Er ist in der Handschrift Großen Heidelberger Liederhandschrift (C), der sogenannten Codex Manesse, in zwei voneinander getrennten Gruppen komplett überliefert. Die erste Gruppe ist auch durch die Handschrift B, der Weingarten-Stuttgarter Liederhandschrift, bezeugt.21

[...]


1 Unter Ton versteht man die Gesamtheit aller auf eine bestimmte Melodie gesungenen Strophen, die einen einheitlich metrischen Bau besitzen; vgl. Manfred Günter Scholz: Walther von der Vogelweide, Stuttgart 2005, S. 20. (Im Folgenden zitiert als: Scholz: 2005.) Seite 2 von 21

2 Scholz: 2005, S. 20.

3 Scholz: 2005, S. 44.

4 Scholz: 2005, S. 53.

5 Matthias Nix: Untersuchungen zur Funktion der politischen Spruchdichtung Walthers von der Vogelweide, Göppingen 1993, S. 36f. (Im Folgenden zitiert als: Nix: 1993.)

6 Hugo Moser: Mittelhochdeutsche Spruchdichtung, Darmstadt 1972, S. 147. (Im Folgenden zitiert als: Moser: 1972.)

7 Theodor Nolte: Walther von der Vogelweide. Höfische Idealität und konkrete Erfahrung, Stuttgart 1991, S. 16. (Im Folgenden zitiert als: Nolte: 1991.)

8 Nolte: 1991, S. 17.

9 Nolte: 1991, S. 64.

10 Scholz: 2005, S. 85f.

11 Scholz: 2005, S. 85.

12 Scholz: 2005, S. 87.

13 Scholz: 2005, S. 87.

14 Otfried Ehrismann: Einführung in das Werk Walthers von der Vogelweide, Darmstadt 2008, S. 30. (Im Folgenden zitiert als: Ehrismann: 2008.)

15 Scholz: 2005, S. 29ff.

16 Ehrismann: 2008, S. 30f.

17 Christoph Cormeau: Walther von der Vogelweide. Leich, Lieder, Sangsprüche, 14., völlig neubearbeitete Auflage der Ausgabe Karl Lachmanns mit den Beiträgen von Thomas Bein und Horst Brunner, Berlin 1996, S. 11. (Im Folgenden zitiert als: Cormeau: 1996.)

18 da höhere Rezeption und größerer Umfang

19 Maurer, Friedrich: Die politischen Lieder Walthers von der Vogelweide. Tübingen 1972. S. 84. (Im Folgenden zitiert als: Maurer: 1972.)

20 Ehrismann: 2008, S. 31f.

21 Scholz: 2005, S. 87.

Final del extracto de 22 páginas

Detalles

Título
Friedrich II. in der mittelhochdeutschen Literatur. Am Beispiel von Walther von der Vogelweide
Universidad
University of Wuppertal
Calificación
2,3
Autor
Año
2013
Páginas
22
No. de catálogo
V262151
ISBN (Ebook)
9783656506348
ISBN (Libro)
9783656507024
Tamaño de fichero
632 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
friedrich, literatur, beispiel, walther, vogelweide
Citar trabajo
Pamela Bentlage (Autor), 2013, Friedrich II. in der mittelhochdeutschen Literatur. Am Beispiel von Walther von der Vogelweide, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/262151

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