Für knapp die Hälfte aller Paare endet die Ehe mit einer Scheidung. In vielen Fällen ist dies mit Streit verbunden, bei dem es um finanzielle Belange und vor allem um gemeinsame Kinder geht. Alle Betroffenen müssen
sich mit der neuen Situation auseinandersetzen – gerade für Kinder ist das meist schwierig und traumatisch.
In diesem Buch erläutern die Autoren die Konsequenzen einer Scheidung und zeigen Unterstützungsmöglichkeiten auf, um negative Folgen für Kinder zu minimieren.
Aus dem Inhalt: Folgen einer Scheidung für das Kind, Juristische Aspekte, Unterstützungsmöglichkeiten, Langzeitfolgen, Parental Alienation Syndrome (PAS)
Inhaltsverzeichnis
Scheidungskinder. Die Trennung der Eltern aus Sicht der Kinder von Markus Kaufhold 2006
Einleitung
Erläuterung des Begriffes „Familie“
Die Bedeutung der Familie auf die Entwicklung des Kindes
Ursachen und Hintergründe von Trennung und Scheidung
Scheidungen in Zahlen und Fakten
Die Zeit vor der Scheidung
Die Scheidung – Das Erleben der Kinder und ihre Reaktionen während der Zeit der Scheidung
Die Zeit nach der Scheidung
Langzeitfolgen- Das Scheidungskind als Erwachsener
Fazit
Literaturverzeichnis.
Internetquellen
Elterliche Scheidung und Konsequenzen für das Verhalten der Kinder. Verursacht die Scheidung bei Kindern Verhaltenstörungen mit „antisozialem Akzent“? von Antje Michel 2007
Einleitung
Theoretische Grundlagen
Auswirkungen einer Scheidung auf das Verhalten der Kinder
Langfristige Folgen auf das Verhalten der Kinder
Lässt sich Scheidung sozial vererben?
Entwicklungsaufgaben für Eltern und Erzieherinnen
Zusammenfassung
Das Konzept von „Rainbows“
Reflexion
Literaturangabe
PAS: Parental Alienation Syndrome – oder die Entfremdung eines Kindes von einem Elternteil nach Trennung oder Scheidung von Katja Krenicky-Albert 2003
Einleitung
Parental Alienation Syndrome (PAS) – grundlegender theoretischer Hintergrund
Klassifikation
Epidemiologie
Symptomatik
Das Phänomen der „eigenen Meinung“
Ätiologie und Psychodynamik
Differentialdiagnose
Die Relevanz der Beziehung des Kindes zu beiden Eltern
Maßnahmen und Interventionen
Schlussbemerkung/ Ausblick
Bibliographie
Kinder in Scheidung – Ursachen für das Ehescheitern und welche Maßnahmen getroffen werden können, um Schaden vom Kind abzuwenden von Sven Stumpf 2006
Problemstellung
Statistische Daten zur Scheidung
Scheidungsursachen
Risiko- und Schutzfaktoren für Kinder bei Scheidung
Spezialfall des Versorgerkindes
Juristische Aspekte der Scheidung
Literaturverzeichnis
Scheidungskinder. Die Trennung der Eltern aus Sicht der Kinder von Markus Kaufhold
2006
Einleitung
In dieser Arbeit möchten wir einen Überblick über den allgemeinen Begriff der Familie geben, die Bedeutung der Familie für die Entwicklung des Kindes beleuchten und die Scheidungszahlen und -fakten erläutern. Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt darin, die verschiedenen Merkmale und Situationen während einer Scheidung darzustellen und ganz besonders die Situation und das Erleben von Scheidung aus Sicht des Kindes darzustellen. Dazu unterteilen wir den Prozess der Scheidung in drei Phasen, die Zeit vor der Scheidung, die Zeit während der Scheidung und die Zeit nach der Scheidung. Da eine Scheidung ihre Gültigkeit nur durch ein richterliches Urteil erlangen kann, werden wir die Scheidung auch kurz aus juristischer Sicht aufzeigen. Da aber jedes Kind ganz individuelle alters- und entwicklungsspezifische Kompetenzen aufweist, um eine Scheidung zu verarbeiten, untersuchen wir zusätzlich zu den Erlebensweisen der Kinder die verschiedenen Erlebensweisen, -formen entsprechend ihres Alters. Am Ende einer jeden Phase suchen wir nach Möglichkeiten, die dem Kind helfen können die Situation der Scheidung zu verarbeiten.
Abschließend möchten wir die durch eine Scheidung möglicherweise verursachten Langzeitfolgen für das Scheidungskind darstellen. Anschließend werden wir eine einfache Darstellung über mögliche Hilfen für das „geschiedene“ Kind aufzeigen und unsere Untersuchung mit einem Fazit beenden.
Erläuterung des Begriffes „Familie“
Unter einer Familie versteht die Soziologie eine engere Verwandtschaftsgruppe, im weiteren Sinn umfasst sie auch Schwiegerfamilien.
Ihren Ursprung hat der lateinische Begriff familia nicht in der heutige Familie (Ehepaar und dessen Kinder), sondern in dem Besitz eines Mannes (des pater familias), seinem gesamten Hausstand: Ehefrau, Kinder, Sklaven und Freigelassene sowie das Vieh. Familia und Pater waren keine Verwandtschafts-, sondern Herrschaftsbezeichnungen
Kennzeichnend für eine Familie sind heute jedoch das Zusammenleben von mindestens zwei Generationen und deren soziale Funktionen. Es lassen sich drei soziale Funktionen der Familie hervorheben:
- Die „Sozialisations“-Funktion (auch: erzieherische Funktion) wird durch ihre Fähigkeit zur sozialen Kontrolle, zur Erleichterung der Sozialisation und der Formierung von Motivationen und Fähigkeiten von Heranwachsenden erleichtert; sie bildet ein erstes dichtes soziales Netzwerk bereits für den Säugling und bildet Kinder und Jugendliche auch primär aus.
- Die wirtschaftliche Funktion ist für viele Familien eine wichtige Funktion. So erbringt sie Schutz und Fürsorge (auch materielle) für Säuglinge, aber auch für kranke und alte Familienangehörige, ernährt, kleidet und behaust sie.
- Die politische Funktion ist zunächst eine verortende: Für in ihr geborene Kinder erbringt sie eine legitime Platzierung in der jeweiligen Gesellschaft. Sonst ist die politische Funktion in neuzeitlichen staatlich verfassten Gesellschaften fast erloschen, findet sich dort aber oft noch informell in der Oberschicht. In nichtstaatlichen Gesellschaften tritt sie jedoch als einziger politischer Rückhalt durch Verwandtschaft (Sippe, Clan) deutlich hervor.[1] Allgemein gesagt bezeichnen wir mit dem Begriff „Familie“ eine Lebensform, die als Grundpfeiler unserer Gesellschaft gilt. [2]
Eine einheitliche allgemeingültige Definition des Familienbegriffs gibt es jedoch nicht. Nach dem heutigen Verständnis ist eine Familie immer dann vorhanden, wenn Erwachsene auf Dauer mit Kindern zusammenleben. Dieser Familienbegriff trägt einer gesellschaftlichen Realität Rechnung, in der Kinder in den vielfältigsten Konstellationen des privaten Zusammenlebens aufwachsen. Er vernachlässigt jedoch die Familienkonstellationen, die ohne Kinder leben. Daher wird Familie immer häufiger als der Ort definiert, an dem Menschen füreinander Verantwortung übernehmen.
Das Wunschbild einer heilen Familiengemeinschaft ist tief in uns verwurzelt. Es wird mitgeprägt durch das gesellschaftlich hochgehaltene Ideal der „intakten Familie“ und das gleichzeitige Verleugnen der Scheidung. Von der Scheidung Betroffene sehen sich oftmals als Versager, die dem Mythos „Normalfamilie“ nicht zu genügen vermochten.[3]
Die Bedeutung der Familie auf die Entwicklung des Kindes
„Die Familie hat für den einzelnen Menschen eine sehr große Bedeutung: keine andere soziale Einrichtung kann auf ihn sowohl im Positiven als auch im Negativen einen vergleichbaren Einfluss ausüben“ [4]
Die Aussage von HOBMAIR macht deutlich, wie groß die Bedeutung der Familie für die Entwicklung eines Kindes ist, wie stark das Kind also gewissermaßen von der Beeinflussung der Eltern abhängig ist und davon positiv wie auch negativ gelenkt wird.
Die Eltern, die die Struktur der Familie durch ihre eigene Persönlichkeit vorgeben und ausbilden und somit die Verantwortung für diese tragen, geben nicht nur physiologisch ihre Gene, sondern ihren Entwurf für das Leben an ihre Kinder bewusst und unbewusst weiter [5]. Dieser Entwurf und das psychische Klima der Ursprungsfamilie bestimmen die psychische Grundkonstitution des Kindes und damit des späteren Erwachsenen, ob es eher aktiv oder passiv ist, eine optimistische oder pessimistische Lebenseinstellung hat, aber auch ganz konkrete Eigenschaften der Persönlichkeit.
Unsere Ursprungsfamilie bestimmt also die Voraussetzungen, die wir für das Leben mitbringen, unsere Lebenseinstellung und unser emotionales Erleben. Die Struktur der Familie ist entscheidend dafür, ob Kinder förderliche oder nachteilige Voraussetzungen für das Leben erhalten.
Die Familie bietet den Kindern den psychologischen, materiellen und emotionalen Rückhalt für ihre Entwicklung zu erwachsenen Menschen. Bricht diese Struktur im Fall einer Scheidung zusammen, haben diese Kinder keinen Halt.[6]
Für eine gesunde Entwicklung des Kindes sind auch emotionale und kommunikative Beziehungssysteme zwischen Eltern und Kind von großer Bedeutung. Im täglichen familiären Zusammenleben werden körperliche und psychische Bedürfnisse, wie zum Beispiel nach Zuwendung, Wärme oder Anerkennung, befriedigt. Zudem verbringen die Familienmitglieder überwiegend ihre Freizeit zusammen. Im Gegensatz zu Schule, Beruf und Öffentlichkeit bietet die Familie die Möglichkeit, Gefühle zu zeigen und auszuleben, sowie sich selbst zu entfalten. Insofern kann sie ein Gegengewicht zum Leben außerhalb der Wohnung sein, insbesondere für Kinder.[7] Anfangs ist gerade die Beziehung zur Mutter sehr groß, weil sie das Kind geboren hat und durch vorgeburtliche Interaktion mit dem Kind eine intensive Beziehung zu ihm aufgebaut hat.
Säuglinge und Kleinkinder äußern ihr Bedürfnis nach intensivem Schutz und Pflege durch Signale, auf die die Mutter reagiert. So entsteht ein gemeinsames Interaktionssystem.[8]
Die Mutter ist also am Lebensanfang fraglos die wichtigste Person, sie ist Teil des Kindes selbst, beide sind eng aufeinander bezogen und miteinander verbunden. Sie lernt die Signale des Kindes und seine Bedürfnisse zu erkennen, darauf zu reagieren und sie zu befriedigen. Es entsteht eine enge Mutter-Kind-Bindung, die für die gesamte Entwicklung eines Kindes enorm von Bedeutung ist. Sehr bald bröckelt jedoch die vollkommene Mutter-Kind-Harmonie, denn das Kind wird nach und nach selbständig und fängt an, sich von der engen Beziehung zu der Mutter zu lösen. Nach dieser engen Phase zur Mutter beginnt im 4.-5. Monat der „Lösungs- und Individuationsprozess“, der am Ende des dritten Lebensjahres seinen Abschluss findet.
Etwa in der Mitte des ersten Lebensjahres reagiert das Kind auf Mutter und Vater mit einer spezifischen Lächelreaktion, es erkennt sie beide als unterschiedliche Personen, zu denen es eine unterschiedliche Beziehung aufbaut. Nun wird auch der Vater zu einem Bindungsobjekt. Die Mutter erleben Jungen und Mädchen als sich selbst ähnlich. Der Vater ist anders, riecht anders, er kratzt beim Schmusen, er fasst das Baby anders an, er spielt Körperbetonter, aktiver und ruppiger. Diese Körperspiele helfen dem Kind bei seiner spielerischen Entdeckung zu sich selbst und seiner Umwelt, es nimmt Dinge, Teile von Dingen und Personen wahr, setzt sie zu Bildern zusammen und verinnerlicht diese Bilder. So gelangt es zu „einem inneren Bild“ seiner selbst und seiner primären Bindungsobjekte Mutter und Vater.[9]
Mit der Sicherheit der Eltern im Rücken kann das Kind sich optimal entwickeln und seine Umwelt ungestört und neugierig erforschen. Es zieht nun immer weitere Kreise und die Ablösung von den Eltern vollzieht sich immer mehr.
Bis zum Ende des dritten Lebensjahres geht es in erster Linie um gegensätzliche Bestrebungen, nämlich zwischen Angst vor dem Getrennt sein von der
Mutter und dem Wunsch nach Selbständigkeit. Der Vater ist in diese Kämpfe des Kindes weniger involviert [10] als die Mutter. Er lebt die Nähe zur Mutter ebenso vor wie die Trennung von ihr. Er ist mit ihr
verbunden und gleichzeitig von ihr
unabhängig. Dadurch wird er ein wichtiges Modell nicht abhängiger Liebesbeziehungen, nämlich ein Autonomie- und Identifikationsmodell [11]. Das Kind hat jetzt zwei feste Bindungen an zwei Menschen, die selbst auch eine Beziehung
zueinander haben. Durch diese Dreierbeziehung kann sich das Kind ohne unerträgliche Verlustängste einmal mehr auf die Seite des Vaters und einmal mehr
auf die Seite der Mutter schlagen.
Die Beziehung zur Mutter erfährt dadurch eine nicht zu unterschätzende Konfliktentlastung. Aggressionen, Ängste und Unlustspannungen des Kindes können vom Vater neutralisiert und entspannt werden. Die Zuneigung der Eltern zueinander und die Zuneigung beider Eltern zu ihrem Kind sind die Basis für sein Gefühl von Sicherheit, Zugehörigkeit, Geborgenheit und Schutz. Eine fehlende oder aggressive Beziehung der Eltern erschwert dem Kind die Loslösung von der Mutter. Seine Angst vor Beziehungsverlust wird übermächtig, sie kann seine Entwicklung erheblich verzögern und langfristig nachhaltig stören. Die Auflösung der Mutter-Kind-Dyade[12] gelingt durch die Erweiterung zur Mutter-Vater-Kind-Trade [13].
Wenn das Kind bindungssicher ist, kann es nun mutig an deren Erkundung gehen und an zwei Erfahrungswelten teilnehmen – an der weiblichen und an der männlichen. Selbstsicherheit, Sicherheit im Umgang mit anderen, intellektuelle Entwicklung und Selbständigkeit werden gefördert, desgleichen die Geschlechtsrollenidentität und eine positive Einstellung zur eigenen Männlichkeit bzw. Weiblichkeit. Seine primären Bindungen sind das Fundament für die Aufnahme weiterer tragfähiger Beziehungen zu Geschwistern, Großeltern, Verwandten und später zu Freunden und Liebespartnern.
Zusammenfassend kann man sagen, dass ein Kind Eltern braucht, die als positive Vorbilder wirken, die sich nicht anders verhalten, als sie es von ihm erwarten[14].
Es benötigt Eltern, die in der Familie offen kommunizieren, partnerschaftlich miteinander und den Kindern umgehen, ein positives Problem- und Konfliktlösungsverhalten praktizieren und die Führung in der Familie übernehmen. Das Kind braucht Eltern, die es bedingungslos lieben, ihm Zuwendung und Fürsorge zukommen lassen und Interesse an seiner Person haben.
Eltern eines Kindes stehen daher einer großen Problematik gegenüber, wenn sie sich trennen wollen. Die Forderungen, die sie an sich selbst stellen müssen, sind hoch.
Jeder Elternteil muss die Ängste, Trauer, Enttäuschungen, Wut und den Hass aus der gescheiterten Liebesbeziehung für sich verarbeiten und diese Gefühle aus der Elternerziehung soweit herauslassen, dass gemeinsame Elternschaft möglich ist.
Ursachen und Hintergründe von Trennung und Scheidung
Es gibt viele Gründe, warum Menschen eine Scheidung in Erwägung ziehen. Manche möchten einer Beziehung entfliehen, die belastend, erniedrigend oder unerträglich geworden ist. Ein Partner oder vielleicht auch beide glauben, dass jeder andere Zustand besser ist als das Gefängnis ihrer Ehe.
Die Rechtslage, finanzielle Abhängigkeit, Liebe, Schuldgefühle, Mitleid, Hass, Sorgen um die Kinder und viele andere Gründe können Menschen dazu bewegen, an einer Beziehung festzuhalten. Die Scheidung erscheint dann oft als einzige Möglichkeit, dem Unglück einer gescheiterten Ehe zu entfliehen.
Was immer den Ausschlag für diesen Schritt gegeben hat: Wenn ein Ehepartner die Scheidung einreicht, glaubt er, das sei für ihn und für die Kinder die beste Lösung. Er hofft, eine neue Liebe, eine erfüllende Beziehung, einen einfühlsamen Partner oder einen besseren Ernährer zu finden. Sollte all das nicht gelingen, dann verspricht das Leben als Single zumindest mehr Selbstachtung, Zufriedenheit und Ruhe und weniger Aufregungen, Kränkungen und Leid.
In der heutigen Zeit ist der Grund für das Scheitern der Ehe zumeist eine viel zu hohe Erwartungshaltung dem Partner und der Familie gegenüber.
Waren es früher vor allem negative Verhaltensweisen des Partners, die als Motive für die Scheidung angegeben wurden, geht es in der heutigen Zeit eher um Störungen in der Partnerbeziehung und um Enttäuschungen eigener Ansprüche.
„Die Ehe soll alle Wunden heilen, sie soll alle Ungerechtigkeiten, die einem je widerfahren sind, ausgleichen oder zumindest darüber hinwegtrösten.“[15](Matthias Wais)
Die Worte von Wais machen deutlich, dass viel zu hohe Erwartungen an die Ehe gestellt werden und sich nach einer Weile herausstellt, dass der Partner oder die Partnerin nicht den Ansprüchen gerecht werden kann. Stattdessen hatte man eine gewisse naive Traumvorstellung oder eine Illusion von der Institution Ehe, nämlich die, dass mit dem Bund fürs Leben alles schön wird und man sich auf seiner kleinen Insel „Familie“ zurückziehen kann. Ein kleines Stückchen „heile Welt“, was in unserer hektischen Gesellschaft immer weniger vorhanden ist.
Die meist genannten Gründe für eine Trennung sind:
- Enttäuschte, unerfüllte Erwartungen
- Entfremdung
- Auseinanderleben und unterschiedliche Entwicklungen
- Kommunikationsprobleme
- Häufige Auseinandersetzungen
- Fehlende gemeinsame Zukunftsperspektive
- Unterschiedlicher Lebensstil
- Unterschiedliche Einstellungen
- Fehlendes Vertrauen
- Untreue
- Finanzielle Probleme
- Probleme bei der Verbindung Beruf/ Familie
- Kinderwunsch oder Kindererziehung
Der Zerfall einer Ehe kommt in den meisten Fällen schleichend. Ein nicht unwesentlicher Faktor ist dabei der Alltagsstress. Vor allem die mit dem Alltag verbundenen Widrigkeiten erschweren das Miteinander in einer Partnerschaft mehr als der Stress im Beruf oder in der Freizeit.
Die unterschiedliche Entwicklung der Partner ist eigentlich ein normaler Prozess. Verlieren sich beide wegen zu viel Stress aus den Augen und lassen den anderen nicht an der Entwicklung teilnehmen, so kann eine Ehe in die Brüche gehen. Zuviel Stress im Alltag schränkt das Interesse am anderen ein, erschwert die Kommunikation und mindert die nötige Toleranz. Daraus folgen eine emotionale Entfremdung, innerliche Distanzierung und Unverständnis und der schleichende Zerfall der Partnerschaft, bzw. der Familie ist vorprogrammiert. Viele Ehepaare stellen zu hohe und letztlich unerfüllbare Erwartungen an die Ehe und an den Partner. Der Liebhaber soll der beste Freund, Gesprächspartner, Beschützer und Ähnliches sein, alle Bedürfnisse befriedigen und unendlich glücklich und zufrieden machen.
Manchmal soll der Partner auch für eine unglückliche Kindheit entschädigen. Viele dieser unbewussten Erwartungen sind neurotischer Natur und können von
frühkindlichen Erfahrungen her rühren – wenn sich zum Beispiel der Ehepartner ähnlich wie ein Elternteil verhalten soll. Kann ein Ehepartner diese
hohen
Ansprüche nicht erfüllen, so wird oft nach einem „Besseren“ gesucht. In vielen Ehen werden aber auch realistischere Rollenerwartungen nicht erfüllt. So
berichten beispielsweise viele Frauen, dass sich ihre Ehemänner zu wenig an der Hausarbeit beteiligen. Andere Personen meinen, dass ihre Partner die
Elternrolle nicht zufriedenstellend ausfüllen. Festhalten kann man also, dass die Enttäuschung über den Partner und über die Realität der Ehe das
häufigste Motiv für Scheidungen ist. Die scheidungswilligen Eltern haben sich allerdings meist auch darüber getäuscht, was es wirklich heißt, Mutter
und Vater zu sein. Paradoxerweise beginnen die meisten Ehen zu kränkeln, wenn das ersehnte erste oder zweite Kind eingetroffen ist, manchmal nach nur
wenigen Monaten, oft auch nach zwei bis drei Jahren. Viele junge Eltern lebten in dem Glauben, Kinder zu haben sei – neben allem Glück – lediglich eine
Ergänzung zu dem bisherigen Leben, sie bräuchten lediglich ein bisschen mehr Zeit, ein bisschen mehr Raum und auch Geld, um ansonsten ihre persönlichen
und beruflichen Dinge relativ unverändert weiterzuverfolgen[16]. Diesen Perspektivwechsel, weg von der
Konzentrierung auf das eigene Selbst hin zum Wohl des Kindes, gelingt vielen Paaren nicht. Sie versuchen, gradlinig ihren bisherigen Lebensstil
weiterzuverfolgen und dabei das Kind irgendwie unterzubringen. Bei anderen Paaren kann es vorkommen, dass zum Beispiel die jungen Frauen zwar den Weg
hinein in die Mütterlichkeit finden, aber dabei gleichzeitig den Kontakt zum Vater des Kindes verlieren [17]. Hier liegt eines der größten Krisenpotentiale in jungen Ehen. Die Ehepartner, die bisher ganz
aufeinander bezogenen Zwei müssen es lernen, sich gemeinsam und jeder für sich auf ein Drittes zu beziehen und dennoch sich nicht gegenseitig zu
verlieren.
Eine Scheidung bedeutet aber viel mehr, als nur das Ende einer Ehe, die zur Belastung geworden ist. Der zentrale Aspekt ist: Eine Scheidung ist ein
neuer
Anfang, eine zweite Chance im Leben. Sie bietet die Möglichkeit, die Weichen ganz neu zu stellen.
Scheidungen in Zahlen und Fakten
Statistische Daten zur Scheidungssituation in Deutschland
Die Zahl der Ehescheidungen hat sich beispielsweise im Jahr 2004 gegenüber 2003 kaum verändert. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, wurden 213 691 Ehen geschieden, das waren 284 (0,1%) weniger als 2003 mit 213 975 Scheidungen[18].
Seit 1993 ist die Zahl der Ehescheidungen mit Ausnahme des Jahres 1999 beständig angestiegen und hat im Jahr 2003 mit 214 000 einen neuen Höchststand erreicht. Anfang der 90er Jahre waren vorübergehend deutlich weniger Ehen geschieden worden.
Diese zeitweilige Abnahme war auf einen starken Rückgang der Ehescheidungen in den neuen Ländern zurückzuführen, was aus der Einführung des bundesdeutschen Scheidungsrechts und der Umgewöhnungszeit an die neuen rechtlichen Verhältnisse, Fristen und Vorgaben resultierte. Somit endet inzwischen knapp jede dritte Ehe in Deutschland vor dem Scheidungsrichter.[19]
Generell ist in Städten die Scheidungsquote höher als auf dem Land. Ehen zwischen dem dritten und sechsten Ehejahr sind besonders gefährdet.
Geschiedene Ehen und Zahl der betroffenen Kinder
Deutschland
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: http://www.destatis.de/presse/deutsch/pm2005/p2980023.htm Stand: 23.08.06
Im Jahr 2004 wurde der Scheidungsantrag in 120 580 Fällen von der Frau (56,4%) und in 77 950 Fällen (36,5%) vom Mann gestellt. Gegenüber 2003 ist die Zahl der vom Mann beantragten Ehescheidungen um 0,7% gestiegen, Frauen haben 1,3% weniger Scheidungsanträge gestellt.
Von den im Jahr 2004 geschiedenen Ehepaaren hatte die Hälfte Kinder unter 18 Jahren. Gegenüber 2003 hat die Zahl der von der Scheidung ihrer Eltern betroffenen minderjährigen Kinder um 0,8% abgenommen, und zwar von 170 260 auf 168 860.
Im Jahr 2004 heirateten 395 000 Paare, im Jahr 2003 waren es 383 000. Damit ist die Zahl der Eheschließungen leicht angestiegen (+ 3,0%). Seit Anfang der 90er Jahre nimmt die Zahl der standesamtlichen Trauungen ab. Diese rückläufige Tendenz war nur 1999 und 2002 unterbrochen worden.
Von 1 000 bestehenden Ehen wurden im Jahr 2004 elf geschieden.
Vergleicht man die im Jahr 2004 geschlossenen Ehen (395 000 Paare) und die im selben Jahr geschiedenen Ehen (213 691), so besteht beinahe ein Verhältnis von 2:1, d.h. auf beinahe jede 2. geschlossene Ehe kam 2004 eine Scheidung.
Die Zeit vor der Scheidung
Merkmale der Vorscheidungsphase[20]
Scheidung ist aus sozialwissenschaftlicher und therapeutischer Sicht ein mehrdimensionaler und dynamischer Veränderungsprozess, dessen Dauer von wenigen Monaten bis mehreren Jahren reicht.[21] Dieser Scheidungszyklus umfasst mehrere Phasen – die erste, nämlich die Vorscheidungsphase wird im Folgenden beschrieben.
In diesem Kapitel geht es geht es um die Vorscheidungsphase, in der die bestehenden Probleme innerhalb der Familie zunächst verdrängt, verleugnet oder bagatellisiert werden. Die zunehmende Ernüchterung und Enttäuschung führt dann zu immer häufiger werdenden Auseinandersetzungen oder zu wachsender Entfremdung und stillem Rückzug.
Die Partner kommunizieren nun immer weniger miteinander, sehen einander immer negativer und empfinden immer weniger positive Gefühle füreinander und sind bei Konflikten nicht mehr kompromissbereit. In dieser Zeit kommt es häufiger zu außerehelichen Beziehungen. [22] Die Wahrnehmung einer zunehmenden „emotionalen Scheidung“ führt häufig zu Versuchen, die Ehe zu retten oder sie neu zu beleben.
Irgendwann im Verlauf dieses Prozesses beginnt ein Partner, an eine mögliche Trennung zu denken. Die endgültige Entscheidung hierzu wird in der Regel
erst nach einer längeren Zeit der inneren Konflikte und Angst vor der Zukunft
gefällt. Dabei wird nur selten gründlich über die Folgen einer Scheidung in finanzieller und emotionaler Hinsicht nachgedacht. Mit den ersten
ernsthaften Gedanken an eine Trennung beginnt ein neuer Zeitabschnitt in der Vorscheidungsphase. Manche Ehepartner kommen sehr schnell zur endgültigen
Entscheidung, in den meisten Fällen jedoch ziehen sich die Entscheidungskonflikte über einen langen Zeitraum, oft sogar über mehrere Jahre, hinweg. Das
liegt zum einen daran, dass es sich um eine sehr schwierige und komplexe Entscheidung mit nur schwer abschätzbaren und langfristigen Folgen handelt.
Zum anderen haben viele Ehepartner Angst vor einem endgültigen Entschluss und den sich daraus ergebenden Konsequenzen. Darum verschieben sie die Entscheidung immer wieder. Sie verdrängen ihre Eheprobleme oder spielen sie möglicherweise herunter. Sprechen den Partner von einem Großteil der Schuld frei und machen sich selbst für die unglückliche Ehebeziehung verantwortlich. Generell wird die Zeit der Entscheidungskonflikte als eine Phase der Ambivalenz[23] und inneren Zerrissenheit erlebt, des Schwankens und Zögerns, der Unsicherheit und Anspannung.
„Für Kinder und Jugendliche aller Altersstufen bringt bereits die familiäre Situation vor der eigentlichen Scheidung Gefühle der Verunsicherung, Angst, Trauer und auch Wut mit sich“[24]
Diese Aussage von Oerter/Montanada zeigt, dass Kinder sehr wohl durch das Geschehen der Vorscheidungsphase beeinflusst werden, obwohl die Eltern in dieser Phase oftmals versuchen, die bevorstehende Trennung geheim zu halten. Die Kinder werden fast automatisch in Mitleidenschaft gezogen, da es aufgrund des systemischen Charakters von Familien unmöglich ist, lang andauernde Partnerproblem auf die Ehe von Mutter und Vater zu beschränken.
So leiden Kinder in dieser Zeit häufig unter der Unzufriedenheit, den neurotischen Störungen und Konflikten der Eltern. [25] Sie werden in dieser Phase des Scheidungsprozesses oftmals vernachlässigt oder beispielsweise zu Sündenböcken, Bündnispartnern und Vermittlern gemacht[26].
Die Bedeutung und das Erleben der Vorscheidungsphase für das Kind
Gerade wenn in einer Ehe Kinder vorhanden sind, überlegen sich die meisten Eltern bei ehelichen Problemen sehr genau, ob sie sich trennen oder nicht.
Diese Zeit vor der Scheidung ist also schon von destruktivem[27] Familienklima geprägt, weil die
Trennung der Eltern ständig im Raum schwebt. Schon diese Zeit ist insbesondere für die Kinder eine belastende Situation. Menschenkinder brauchen ihre
Eltern viel länger als sämtliche andere Lebewesen. Kinder sind sich der Tatsache sehr wohl bewusst, dass sie völlig von den Erwachsenen abhängig sind.
Deshalb haben sie eine sehr primitive, sehr reale Angst davor, allein gelassen zu werden. Ein Kind reagiert deshalb auch schon in der Zeit vor der
Scheidung mit sofortiger Angst. Wenn die Familie zerbricht, fürchtet es, sein
Lebensnerv könne getroffen werden.[28] Für Kinder ist eine Scheidung ein völlig anderes Erlebnis als
für Erwachsene, weil die Kinder etwas verlieren, das für ihre Entwicklung fundamental ist: die geordnete Struktur der Familie, die bereits lange vor
der eigentlichen Scheidung zu bröckeln beginnt.
Meistens stellt sich eine zunehmende Distanz zwischen den Eltern ein, die die emotionale Funktionsfähigkeit der Eltern gegenüber dem Kind schwächt. Die Kommunikation innerhalb der Familie verändert sich, auch wenn es den Beteiligten zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst ist. Für Kinder bedeutet dies die Auslieferung an bisher ungewohnte Beziehungsmuster der Eltern. Kinder sind sehr feinfühlig und wachsam, sie können es vielleicht nicht ausdrücken, aber sie wissen bzw. spüren ganz genau, was los ist.[29] Damit, dass man Auseinandersetzungen und Diskussionen vor den Augen der Kinder vermeidet, kann man sie nicht von einer heilen Welt überzeugen, auch wenn sich die Eltern bemühen, sich dem Kind gegenüber nichts anmerken zu lassen, ist das Verhalten oft derart verändert, dass selbst sehr kleine Kinder die Belastung ihrer Eltern spüren und wahrnehmen können.
Die Entwicklung der Elternbeziehung von der Entfremdung bis zur vollzogenen und gesetzlichen Trennung ist für Kinder deshalb von großer Bedeutung, weil sie den ganzen, oft jahrelangen Weg mitgehen und schon lange unter den Streitigkeiten der Eltern leiden. Es wird ihnen am Anfang des Konfliktgeschehens nichts erklärt, sie haben keine Kontrolle über das Geschehen, sie verstehen nur zum Teil oder manchmal auch gar nicht, was eigentlich passiert.
Vielen Scheidungen gehen jahrelange Konflikte der Eltern voraus, die die Kinder miterlebt und als Belastung empfunden haben. Die Kinder brauchen die Zusicherung, dass selbst Streit, der zum Ende des bisherigen familiären Zusammenlebens führt, nicht das Ende der familiären Beziehung bedeuten muss. Auch wenn das Auseinandergehen noch das Einzige ist, auf das sich zerstrittene Ehepartner einigen können, so bleibt es ihre Aufgabe, die Kinder aus allen Auseinandersetzungen um die Auflösung der Ehe herauszuhalten. Dazu gehört auch, dass ein Ehepartner zum Beispiel mit dem Kind darüber spricht, welche Schwierigkeiten es mit dem anderen Elternteil hat. Sonst könnte das Kind sich verantwortlich fühlen und meinen, es könnte etwas dafür tun, dass die ganze Familie wieder zusammenkommt. Es ist in dieser Zeit der bevorstehenden Trennung besonders wichtig, dem Kind bestimmte Botschaften zu übermitteln, wie z.B.:
- Der Streit geht nur uns Eltern etwas an, er hat nichts mit dir zu tun.
- Wir Eltern werden mit unseren Schwierigkeiten ohne dich fertig.
- Selbst wenn wir so streiten, dass wir auseinander gehen, werden wir dich weiterhin lieben und uns um dich kümmern.
Es ist also wichtig, den Kindern immer wieder zu versichern, dass es sich bei Streit oder Konflikten zwischen Mutter und Vater um eine Angelegenheit nur dieser zwei Personen handelt, die niemanden sonst etwas angeht. Kinder vertragen es viel besser, wenn sie kurz informiert werden, dass die Eltern sich uneinig sind, dies aber nichts mit ihnen zu tun hat, als wenn sie aufs Raten angewiesen sind oder in die Auseinandersetzung der Eltern mit hineingezogen werden.
Streitereien, unschöne Auseinandersetzungen oder die Befangenheit der Eltern vor der Trennung lösen bei Kindern oft Ängste, Schuldgefühle, Verunsicherungen oder Liebesentzug aus. Eine Trennung oder Scheidung der Eltern kann dann unter Umständen sogar als eine Art Befreiung aus dieser unschönen Situation verstanden werden, die Beruhigung und Entspannung hervorruft.
Vorbereiten der Kinder auf die Scheidungsphase
Im Leben der Kinder ist die Trennung der Eltern in der Regel ein einschneidendes Ereignis, welches mit hohen Belastungen verbunden ist. Eltern fühlen sich in dieser für sie schwierigen Zeit oft überfordert. Kinder erleben sich meist mit ihren Gefühlen und Problemen alleingelassen – oder zwischen den „Fronten“. Doch gerade jetzt brauchen Kinder Anregung und Unterstützung, um mit der veränderten familiären Situation zu Recht zu kommen.
Wichtig dabei ist, dass beide Elternteile den Kindern so deutlich wie möglich erklären, dass sie sich trennen möchten, ohne dabei den anderen Elternteil zu beschuldigen.
Hilfen/Hinweise für Kinder und Eltern bei Trennung oder Scheidung sind:
- Eltern sollten offen sein
Wenn möglich sollten beide Elternteile (gemeinsam) über die Situation klar informieren und konkrete Antworten auf Fragen der Kinder geben.
- Wichtig ist die Entlastung von Schuldgefühlen
Das Kind muss die Möglichkeit haben, seine Gefühle zu äußern sowie Verständnis und Unterstützung zu erfahren. Es braucht das Wissen, dass die Ursache für die Trennung nicht bei ihm liegt.
- Die Trennung ist Sache der Eltern
Kinder sind hierfür nicht verantwortlich. Auch sollte keine unbegründete Hoffnung auf Versöhnung geweckt werden. Dennoch sollte verdeutlicht werden, dass das Kind beide Elternteile behalten wird. Eltern treffen Entscheidungen, nicht das Kind.
- Auch nonverbale Zuneigung ist wichtig
Insbesondere in dieser Situation braucht das Kind die Gefühlserfahrung von Liebe, Wärme, Akzeptanz und Sicherheit.
- Zieht das Kind sich zurück
Sollte man (Gesprächs-)Angebote machen, ohne das Kind unter Druck zu setzen.
- Der Kontakt zu beiden Elternteilen sollte gefördert werden
Dazu gehört auch, dass der jeweils andere Elternteil nicht schlecht gemacht wird. Beide Elternteile sollten auch nach der Trennung die Möglichkeit haben, eine „unabhängige“ Beziehung zum Kind aufbauen zu können.
- Kontinuität und Routine im Erziehungsalltag sind wichtig , um das Kind nicht durch zusätzliche Veränderungen zu belasten.
- Das Kind an altersspezifischen Alltagsaufgaben beteiligen
Klare Erziehungsziele und das Setzen von Grenzen sind wichtig. Leistungen bedürfen des Lobes, eine Fortführung der (Haus-)aufgaben sollte gewährleistet sein. Weiterhin ist eine aktive Freizeitgestaltung wichtig.
- Familienstützende Beziehungen müssen aufgebaut werden
Die Einbeziehung von Erzieher/Innen, Lehrer/Innen, eventuell Tagesmüttern und Wahlverwandten, auch für die außerschulische Betreuung des Kindes, bewirkt eine deutliche Entlastung der angespannten Familienatmosphäre.
Vor allen Dingen brauchen Trennungskinder Zeit und Raum zum Verarbeiten der Gefühle.
- Hilfestellungen
Um die angespannte Trennungssituation zu bewältigen bzw. um dem neuen Lebensabschnitt erfolgreich zu begegnen, selbst wenn es keinen Streit gibt, bieten auch die Erziehungs- und Familienberatungsstellen Beratungsgespräche an.
Mit welchen Worten die Eltern dem Kind die neue Situation deutlich machen, hängt von dem Alter des Kindes ab. Viele Eltern meinen, dass sie kleinen Kindern noch keine Erklärung geben müssen, weil sie die Zusammenhänge ohnehin nicht begreifen können.
Es hat sich aber gezeigt, dass gerade Kinder, denen die Erklärungen vorenthalten werden, besonders heftig auf die Trennung reagieren. [30] Die Kinder haben die wachsende Spannung und die Auseinandersetzung zwischen dem Elternpaar längst
mitbekommen, gerade Kinder haben dafür ein feines Gespür und gerade deshalb hat ein Kind Recht darauf, dass beide Eltern ihm gegenüber die Dinge beim
Namen nennen. Dem Kind muss erklärt werden, was in der Zukunft anders sein wird und wie die Regelungen aussehen werden, die die Eltern vereinbart
haben. Genauso wichtig ist es aber auch, den Kindern zu erzählen, was sich nicht ändert und seinen gewohnten Gang auch in Zukunft gehen wird, damit
bestimmte vertraute Dinge als Schutz und Rückzugsmöglichkeit beibehalten werden können und somit dem Kind Sicherheit geben. Das können beispielsweise
das eigene Zimmer, der Kindergarten oder die Besuche bei den Großeltern sein.
Weiterhin gehört dazu, dass die Kinder selbst Stellung nehmen können und äußern dürfen, wie ihnen zwischen den streitenden Eltern zumute ist, was sie in der Zukunft befürchten und was sie sich wünschen. Diese Dinge können jedoch nicht in einem einmaligen Gespräch stattfinden, sondern müssen immer aktualisiert werden und der Entwicklungsstufe des Kindes angepasst werden.
Die Scheidung – Das Erleben der Kinder und ihre Reaktionen während der Zeit der Scheidung
Scheidung aus juristischer Sicht
Die Scheidung ist die formelle Beendigung einer Ehe.
Das deutsche Recht sieht die Ehe als lebenslange Institution, deren besonderer Schutz in Art. 6 des Grundgesetzes gefordert wird. Die Ehe kann daher nur durch den Tod, durch Scheidung oder durch Aufhebung beendet werden. Die Scheidung oder die Aufhebung muss durch ein richterliches Urteil erfolgen.
Mit der Scheidung wird in erster Linie der Versorgungsausgleich gesetzlich geregelt. Weiterhin wird die elterliche Sorge, Ehegattenunterhalt, Kindesunterhalt, Güterrecht und Ehewohnung und Hausrat auf Wunsch gesetzlich getrennt.
Diese Regelungen sind nötig um Klarheit über das Vermögen nach der Scheidung der Ehe zu schaffen.
Da viele Frauen in der Ehe, aufgrund der Führung des Haushaltes, nichts erwirtschaften, jedoch einen Anspruch auf das in der Ehe erwirtschaftete Geld haben sollten, wurde das Prinzip des Versorgungsausgleiches und Zugewinnausgleiches eingeführt.[31]
Versorgungsausgleich
Mit dem Versorgungsausgleich werden die Anwartschaften, die während der Ehe abgeschlossen wurden, auf eine Alterssicherung, sowie Sozialversicherungsrenten, Pensionen, Betriebsrenten oder Lebensversicherungen auf Rentenbasis gegeneinander aufgerechnet.
Das heißt, der Ehepartner, der weniger in die Anwartschaften eingezahlt hat, auf Grund eventueller Kinderpausen, erhält die Hälfte der Differenz zwischen seinem und den vom anderen erworbenen Anwartschaften.
Dieser Betrag wird in der Regel auf das Rentenkonto gutgeschrieben und nicht ausgezahlt.
Der Versorgungsausgleich bezieht sich nur auf die Anwartschaften, die während der Ehe erworben wurden.
Ein Verzicht auf den Versorgungsausgleich muss durch einen notariellen Ehevertrag geregelt werden, außerdem muss der Ehevertrag min. 1 Jahr vor dem Scheitern der Ehe aufgenommen worden sein.[32]
Ehegattenunterhalt
Der Ehegattenunterhalt ist unterteilt in zwei Phasen. Zum einen in den Unterhalt für die Zeit des Getrenntlebens und zum anderen in den Unterhalt ab Rechtskraft der Scheidung.
Der Unterhalt für die Zeit der Trennung verliert mit der rechtskräftigen Scheidung seine Gültigkeit. Nach der Scheidung besteht die Möglichkeit, Unterhalt zu beantragen.
Jedoch hat nicht jeder Anspruch auf Unterhalt.
Anspruch hat nur der, der bedürftig ist. Weiterhin ist auch nur der verpflichtet Unterhalt zu zahlen, der seinen eigenen Unterhalt nicht gefährdet.
Der Ehegattenunterhalt teilt sich in verschiede Arten von Unterhalt auf. (Betreuungsunterhalt, Altersunterhalt, Krankheitsbedingter Unterhalt, Erwerbslosenunterhalt, Aufstockungsunterhalt, Ausbildungsunterhalt, Unterhalt aus Billigkeitsgründen)
Der Ehegattenunterhalt wird auch nicht genehmigt, wenn zum Beispiel die Ehe nur von kurzer Zeit und außerdem kinderlos war oder wenn der Partner, der beantragt, wieder eine Partnerschaft eingeht oder sogar neu verheiratet ist.
Der Ehegattenunterhalt kann nur durch einen Anwalt geklärt werden.[33]
Kindesunterhalt
Kinder haben einen Anspruch auf Barunterhalt, von dem Elternteil, bei dem sie nicht leben.
Es gibt zwei Formen des Barunterhalts. Einmal den Regelunterhalt und einmal den Individualunterhalt. Vom Regelunterhalt spricht man, wenn das Verfahren nicht auf einen speziell ausgearbeitet ist, sondern dies ist das einfache Verfahren.
Der Individualunterhalt wird nach den persönlichen Einkommensverhältnissen berechnet.
Weiterhin werden bei den Unterhaltsberechnungen keinerlei Unterschiede bei ehelichen und unehelichen Kindern gemacht. [34]
Ehewohnung
Die Ehewohnung kann außergerichtlich „geteilt“ werden. Wenn keine Einigung zustande kommt, entscheidet das Familiengericht. Dabei berücksichtigt der/die Richter/in bestimmte Aspekte. (Alter der Ehegatten, Entfernung zur Arbeitsstelle/Schule, wirtschaftliche Situation, Eigenleistungen an Haus oder Wohnung) [35]
Zugewinnausgleich
Der Zugewinn, der in der Ehe erworben wurde, muss in einem gesonderten Verfahren ausgeglichen werden. Beim Zugewinnausgleich wird ermittelt, welchen Wert das Vermögen der Ehegatten bei der Eheschließung (Anfangsvermögen) und bei Beendigung der Ehe (Endvermögen) hatte. Vermögen, das ein Ehegatte während der Ehe ererbt oder geschenkt bekommt, wird seinem Anfangsvermögen hinzugerechnet. Der Zugewinn ist der Betrag, um den das Endvermögen eines Ehegatten sein Anfangsvermögen übersteigt. Dem Ehegatten mit dem geringeren Zugewinn steht als Ausgleichsforderung die Hälfte des Wertunterschiedes zum Zugewinn des anderen Ehegatten zu.[36]
Namensführung
Das Gesetz bietet mehrere Alternativen zur Namensführung nach der Ehe an.
1. Der Ehename kann behalten werden.
2. Der Geburtsname kann wieder aufgenommen werden.
3. Der Name der ersten Ehe kann angenommen werden, wenn dieser der Name zum Zeitpunkt der 2. Eheschließung war.
4. Der Geburtsname kann mit dem Ehenamen kombiniert werden (Doppelname).
Die Namensänderung wird beim örtlichen Standesamt durchgeführt.
Kinder bleiben von der Namensänderung der Erziehungsberechtigten Person unberührt.
Auf Wunsch ist dies jedoch auch möglich. Aber trotzdem muss eine Einwilligung des anderen Elternteils vorliegen und ab dem 5. Lebensjahr wird auch das Kind befragt.[37]
Merkmale der Scheidungsphase
Die Scheidungsphase beginnt mit der endgültigen Trennung der Ehepartner und endet mit dem Scheidungsurteil. Sie dauert, von einigen Ausnahmen abgesehen, aufgrund gesetzlicher Vorschriften mindestens ein Jahr. In Einzelfällen kann sie sich auch über (mehr als) drei Jahre erstrecken. Generell lässt sich die Scheidungsphase in den Zeitraum nach der endgültigen Trennung und in den Zeitraum um die gerichtliche Scheidung unterteilen.
Eine Trennung bedeutet für die Ehepartner eine Vielzahl von Veränderungen im psychischen, sozialen, finanziellen und beruflichen Bereich. Lebensweise, Gewohnheiten, Rollen, Selbstbild ändern sich; die interpersonale Umwelt verhält sich ihnen gegenüber anders. Jeder getrennt Lebende reagiert auf diese Veränderungen auf ganz individuelle und einzigartige Weise. Wohl sind viele Reaktionen typisch, sie treten beim einzelnen aber in einer unterschiedlichen Sequenz, Stärke und Dauer auf. Generell werden sie stark von der Art der Trennung bestimmt. So ist von großer Bedeutung, ob diese plötzlich und überraschend oder nach langen Diskussionen und Auseinandersetzungen erfolgte, ob sie einseitig oder gemeinsam entschieden wurde und ob eine dritte Partei (Liebhaber) beteiligt ist oder nicht. Beispielsweise hat der Initiator der Trennung zumeist weniger Probleme, da er sich die neue Situation gewünscht hat, sich auf sie psychisch einstellen und notwendige Vorbereitungen treffen konnte. Rein emotional kann er sich aber als der „verlassene“ Partner erleben, wenn zum Beispiel sein Ehegatte ein außereheliches Verhältnis hatte oder sich aus berufsbedingten Gründen kaum um ihn kümmerte. Dann mag er noch starke Bindungen und intensive positive Gefühle empfinden, also in seinen Reaktionen eher einem verlassenen Partner ähneln. [38] Wichtig ist auch, ob das in der Regel vorgeschriebene Trennungsjahr in verschiedenen Wohnungen oder in demselben Haushalt verbracht wird. Die im letztgenannten Fall andauernden Spannungen, der stark eingeschränkte Bewegungsraum und das für Kinder nicht nachvollziehbare Verhalten der Eltern können für alle Beteiligten, aber insbesondere für Kinder psychisch sehr belastend sein.
Auf eine Trennung reagieren Ehepartner mit höchstunterschiedlichen intensiven Gefühlen: Schmerz, Trauer, emotionale Erstarrung, Selbstmitleid, Depressivität, Hoffnungslosigkeit, Angst, Unsicherheit, Wut, Hass, Verbitterung, Rachegefühle, Aggressivität, Minderwertigkeitsgefühle, Selbstzweifel, Schuldgefühle. Zumeist dauern diese Gefühlszustände lange an und wechseln in Art und Intensität.
In der Scheidungsphase kommt es vereinzelt zu Auseinandersetzungen bezüglich des Sorgerechts, wobei sich besonders negativ auswirkt, wenn Kinder vor Gericht gegen den anderen Elternteil ausgespielt werden oder gegen ihn aussagen sollen.[39] Zumeist erfolgt die Ehelösung einverständlich nach der mindestens einjährigen Trennungszeit. Etwa drei Viertel aller Scheidungen verlaufen ohne Streit vor Gericht. Auch werden hier in fast allen Fällen, Vereinbarungen über Folgesachen von den Parteien vorgelegt. Hier haben sich die Ehepartner schon vor der Verhandlung über die Aufteilung des Besitzes, den Unterhalt, das Sorgerecht oder die Umgangsregelung geeinigt. Das Gericht trifft dann im Scheidungsverfahren die endgültige Entscheidung, wobei es in der Regel getroffene Entscheidungen der Ehepartner bestätigt.
Die Merkmale der Scheidungsphase können in zwei Scheidungsmuster unterschieden werden, in die so genannte bittere Scheidung bzw. Streitscheidung und in die so genannte freundschaftliche Scheidung (Harmoniescheidung), die im Folgenden noch mal gesondert erläutert werden. Je nach Scheidungsmodell der Eltern werden auch die Beziehungen aller Familienmitglieder zueinander beeinflusst.
Bittere Scheidung
Bei diesem Scheidungsmodell gehen Rivalitäts- und Machtkämpfe, die bereits in der Vorscheidungsphase vorhanden waren, weiter. Die beiden Expartner sind dann vor allem darauf bedacht, möglichst wenig an materiellen Dingen zu verlieren, wie z.B. Geld, Auto, Wohnung, Haus. Es geht in erster Linie darum, siegreich aus der Scheidung zu kommen. Als Ausdruck einer bitteren Scheidung können die Eltern beispielsweise eine lange Zeit nach der Scheidung immer noch miteinander rivalisieren, etwa im ungünstigsten Fall um die Gunst des Kindes.
Haben die Erwachsenen persönlich Probleme miteinander, sollten sie, soweit es ihnen möglich ist, versuchen, die Kinder nicht damit zu belasten. Kinder sind mit den Sorgen der Erwachsenen meist maßlos überfordert und die Situation der Scheidung stellt an sich schon für die Kinder eine enorme Belastung dar. [40]
Streitereien und unschöne Auseinandersetzungen der Eltern lösen bei den Kindern Ängste, Schuldgefühle und Verunsicherungen aus. Von daher ist das Modell der freundschaftlichen Scheidung, welches im Folgenden beschrieben wird, sicherlich die bessere Lösung für alle Beteiligten. Nur dazu muss man als Eltern in der Lage sein und dafür eventuelle Hilfen in Anspruch nehmen, wenn man allein dazu nicht in der Lage ist.
Freundschaftliche Scheidung
Bei der freundschaftlichen Scheidung geht es den scheidenden Ehepartnern darum, möglichst viel Positives von ihrer Beziehung auch noch nach der Scheidung aufrechtzuerhalten.[41] Wir sprechen hier von einer Scheidung, bei der beide Eltern menschlich und höflich miteinander umgehen und auch noch an dem Wohlergehen des anderen, nach der Zeit der Scheidung, interessiert sind. Negative Auseinandersetzungen mit Beschimpfungen, Vorwürfen usw. werden möglichst auch im Sinne der Kinder vermieden, um später einen guten Kontakt als geschiedene Eltern zueinander zu haben. Wenn die Erwachsenen fähig sind, einen guten Familienzusammenhalt nach der Scheidung herzustellen, stehen die Chancen gut, dass die Kinder davon profitieren. Es mag sogar sein, dass diese Kinder stärker und besser angepasst sind als jene aus zwar intakten, aber gestörten und unglücklichen Elternhäusern.[42]
Dieser gute Kontakt der geschiedenen Eltern ist für die Kinder in jedem Fall sehr hilfreich und sehr vorbildlich. Er kann jedoch unter Umständen zu einer Falle für die Kinder werden, da bei ihnen die Hoffnung und Illusion geweckt und bestärkt werden kann, dass die Eltern wieder zusammenfinden könnten.
Wie Kinder auf die Trennung der Eltern reagieren
Ohne jeden Zweifel hat eine Scheidung schwerwiegende Folgen für Kinder und macht ihr Leben unglaublich kompliziert. Es ist offensichtlich, dass Kinder in der Zeit der Scheidungsphase besonders leiden, weil fast alle Kinder gegen die Trennung der Eltern sind. [43]
Wie die Kinder eine Trennung erleben und verarbeiten können, hängt im Wesentlichen aber auch davon ab, wie die Eltern diese erleben, ob die Eltern die Trennung positiv verarbeiten können oder ob sie sie als totales Versagen sehen bzw. als Schuld des anderen Partners. Gelingt es den Eltern, die Trennung als Entwicklung zu sehen, als ein Prozess, aus dem man etwas lernen kann und damit auch gestärkt hervorgehen kann, dann werden sie während der Trennungsphase und danach viel entspannter mit der Situation umgehen können und vielleicht auch viel mehr den Blick für die Nöte der Kinder bewahren können.
In der Scheidungsphase jedoch, erleben die Kinder meistens eine familiäre Atmosphäre von Bitterkeit, Rache und Hass, und werden bei zunehmender Regression der Eltern zur Festigung von Machtpositionen gebraucht und zum Zankapfel oder Spielball im Kampf gegeneinander, der häufig vor Gericht im Streit um das Sorge-, Unterhalts- und Besuchsrecht endet.[44] In der Scheidungsphase sind die emotionale und reale Vernachlässigung der Kinder sowie eine innere Zerrissenheit zwischen den Eltern am größten. Kinder wollen beide Elternteile und wünschen sich keine Scheidung.
Für alle Kinder, die zu beiden Elternteilen Liebesbeziehungen aufbauen konnten, ist es die Trennung der Eltern sehr schmerzvoll, selbst wenn diese Beziehung in der Vergangenheit überaus konfliktbehaftet gewesen ist. Die Konfrontation mit der Trennung der Eltern, bzw. dem Weggang des einen Elternteils ruft bei den Kindern spontan eine ganze Reihe von Ängsten, Gefühlen und Gedanken hervor.[45] Diese Gefühle und Gedanken von Kindern auf Trennung und Scheidung sind sehr unterschiedlich und spiegeln das Alter und ihre Individualität wieder.
Die Scheidung der Eltern löst bei den Kindern noch weitere Gefühle aus und somit sind viele Kinder während der Scheidungsphase beispielsweise aggressiv, gewalttätig und zerstörerisch, während andere mit Rückzug, Depressivität, und Verlust an Interessen und Apathie reagieren. Kleiner Kinder entwickeln auch Schuldgefühle, weil sie sich für die Trennung der Eltern verantwortlich fühlen. Je kleiner die Kinder sind, desto häufiger fühlen sie sich schuldig. Das hängt zum Teil mit dem Entwicklungsstadium der Kinder zusammen. Kinder sind in einer egozentrischen Erlebensweise befangen, d.h. sie fühlen sich als Mittelpunkt der Welt und können sich im Grunde genommen gar nicht vorstellen, dass irgendetwas wirklich ohne ihr Zutun geschieht.
In vielen Familienkonflikten treten Kinder häufig als Vermittler auf und versuchen, die Eltern wieder zu versöhnen, und wenn das nicht klappt, dann ist das für das Kind ein Scheitern seiner Bemühungen. Es ist also gar nicht so überraschend, dass die meisten Scheidungskinder mit schweren Schuldgefühlen zu kämpfen haben.
Solche Belastungen sind für ein Kind nicht grundsätzlich unbewältigbar. Eine Scheidung ist eine Krise, die verschiedenste Affekte und Gefühle hervorruft. Ein gesundes, einigermaßen normales Kind muss auf eine solche Krise reagieren. Alle Hoffnungen, ein Kind möge nicht reagieren, gehen in eine ganz falsche Richtung.[46]
„Denn nur jenen Kindern wird dieser Einschnitt nichts ausmachen, deren frühe Beziehungen zu den engsten Personen, zu den Eltern, bereits schwer gestört
waren, sodass die Unterbrechung oder Veränderung dieser Beziehungen eher eine Entlastung als eine Belastung darstellt.“ [47]
[...]
[1] www.wikipedia.de Stand: 01.09.2006
[2] Vgl. www.wikipedia.de Stand 01.09.2006
[3] Vgl. Hoffmann, 2003, S. 3
[4] Hobmair, 2003, S. 321
[5] Vgl. Hoffmann, 2003, S. 4
[6] Vgl. Wallerstein/Blakeslee, 1996, S. 35
[7] Vgl. Hoffmann, 2003, S. 5
[8] Vgl. www.stud.uni-wuppertal.de/~ya2003/sozialpsy/he_1.html Stand 18.08.06
[9] Vgl. Hoffman, 2003, S. 5
[10] involviert = verwickelt, einbezogen
[11] Selbständigkeitsmodell
[12] Mutter-Kind-Dyade = Zweierbeziehung
[13] Mutter-Vater-Kind-Triade = Dreierbeziehung
[14] Vgl. Hoffmann, 2003, S. 6
[15] Hyams, Helge-Ulrike, 2002, S. 35
[16] Vgl. Hyams, Helge-Ulrike, 2002, S. 38ff
[17] Vgl. Hyams, Helge-Ulrike, 2002, S. 42
[18] http://www.destatis.de/presse/deutsch/pm2005/p2980023.htm Stand: 23.08.06
[19] vgl. http://www.pbc.de/874.html?&tx_ttnews%5Btt_news%5D=790&tx_ttnews%5BbackPid%5D=1016&cHash=bdd8d0f13c Stand: 23.08.06
[20] Der Anfang der Vorscheidungsphase lässt sich in der Regel nicht festlegen und kann oft nur aus der Rückschau grob bestimmt werden. Auch theoretisch lässt er sich nicht eindeutig definieren. Unseres Erachtens beginnt die Vorscheidungsphase in dem Zeitraum, in dem die zur Scheidung führenden Prozesse mit einer gewissen Konstanz auftreten. Ihr Ende lässt sich hingegen genau bestimmen: Sie findet ihren Abschluss mit der Trennung der Ehepartner. Da die Vorscheidungsphase – auch vom Begriff her – an die Tatsache der Scheidung, also eines späteren Ereignisses, gebunden ist, enthüllt sich ihre Existenz erst im Nachhinein.
[21] Vgl. www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Trennung_Scheidung/s_115.html Stand: 29.08.2006
[22] Vgl. Hoffmann, 2003, S.17
[23] Ambivalenz = wechselseitige Abhängigkeit
[24] Oerter/ Montada, 1995, S. 1102
[25] Vgl. Hoffmann, 2003, S. 18
[26] Vgl. www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Trennung_Scheidung/s_115.html Stand: 29.08.2006
[27] destruktiv = zerstörend, zersetzend
[28] Vgl. Wallerstein/ Blakeslee, 1989, S. 35
[29] Vgl. Hoffmann, 2003, S. 19
[30] Vgl. Hoffmann, 2003, S. 21
[31] Vgl. BGB 54. Auflage 2003, § 1564ff
[32] Vgl. Bundesministerium der Justiz, 2002, S. 45
[33] Vgl. Diplomarbeit Jessika Datow, 2001, S. 101ff
[34] Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2001, S. 25ff
[35] Vgl. Bundesministerium der Justiz, 2002, S. 17
[36] Vgl. Bundesministerium der Justiz, 2002, S. 18
[37] Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2001, S. 25ff
[38] Vgl. www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Trennung_Scheidung/s_273.html Stand: 29.08.2006
[39] Vgl. Hoffmann, 2003, S. 26
[40] Vgl. Hyams, Helge-Ulrike, 2002, S. 53
[41] Vgl. Hoffmann, 2003, S. 28
[42] Vgl. Beal/ Hochman, 1994, S. 71
[43] Vgl. Hyams, 2002, S. 59
[44] Vgl. Bauers, 1993, S. 48
[45] Vgl. Figdor, 1997, S. 21
[46] Vgl. Figdor, 1997, S. 24
[47] Figdor, 1997, S. 24
- Arbeit zitieren
- Markus Kaufhold (Autor:in), Antje Michel (Autor:in), Katja Krenicky-Albert (Autor:in), Sven Stumpf (Autor:in), 2013, Scheidungskinder. Negative Folgen einer Trennung und wie Sie sie minimieren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/262240
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