Diese schriftliche Ausarbeitung basiert auf einer Formulierung im Sammelband „Minnesang: Mittelhochdeutsche Liebeslieder“ von Dorothea Klein. Im Anhang an die gesammelten Liebesgedichte findet sich eine tiefgreifende Kommentierung der Schriften und Fragmente. In solch einem Kommentar, nämlich zu Wolfram von Eschenbachs Den morgenblic bî wahtæres sange erkôs, definiert die Herausgeberin das Thema des Liedes hinsichtlich der „Liebe als causa und remedium des Leids“ bzw. des „Leid[s], das umgekehrt die Ekstase hervortreibt.“ Insgesamt ergebe sich hier als eine „paradoxe Spannung“ innerhalb des Liedverlaufs.
Diese Hausarbeit wird die angedeutete Spannung, die scheinbar in einer Art Widerspruch ihre Wurzeln findet, zu bestimmen versuchen. Dabei wird auf die Ausgabe von Dorothea Klein zurückgegriffen, aus welcher einige Texte gegenübergestellt werden sollen. Zum Einen muss natürlich der Ausgangspunkt der Idee zu Worte kommen - und zwar das oben genannte Werk Wolfram von Eschenbachs. Desweiteren Heinrich von Morungens Sin hiez mir nie widersagen. Offensichtlich soll also eine Gegenüberstellung provoziert werden; ein Text aus der Riege des Tagelieds, also eine narrativ geprägte Schrift, und einer aus der Hohen Minne werden dementsprechend kontrastiert. Auf dieser Auswahl soll der Fokus liegen, wobei natürlich auch andere Werke der Autoren oder des Themenbereichs zu Hand genommen werden sollten, beispielsweise eine Pastourelle oder ein Erzähllied, wobei sich die konkrete Auswahl für weitere Primärtexte im Arbeitsverlauf entscheiden wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Interpretationen
- 2.1 Den morgenblic bî wahtæres sange erkôs
- 2.2 Sin hiez mir nie widersagen
- 3. Tagelied als mögliche Folge des Hohen Minnesangs
- 4. Wiederholung als Gewaltmoment
- 5. Tageshass
- 6. Ehebruch im Kontext der Folgebeziehung von Hoher Minne und Tagelied
- 7. Die Dialektik
- 8. Erzähllied
- 9. Fazit und Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die paradoxe Spannung von Leid und Liebe im Minnesang und untersucht, wie diese Spannung in unterschiedlichen Liedtypen zum Ausdruck kommt. Dabei wird auf die Editionen und Kommentare von Dorothea Klein zurückgegriffen, insbesondere auf die Interpretationen des Tagelieds "Den morgenblic bî wahtæres sange erkôs" von Wolfram von Eschenbach und des Minnesangs "Sin hiez mir nie widersagen" von Heinrich von Morungen.
- Die Darstellung von Liebe und Leid als gegenseitige Bedingung
- Die Rolle von Gewalt, Macht und Unterwürfigkeit im Kontext der Liebesbeziehung
- Die Analyse der lyrischen Form und ihrer Bedeutung für die Darstellung der Spannung
- Die Einordnung der Texte in die Genres des Tagelieds und des Hohen Minnesangs
- Die Frage nach der Verarbeitung und Kritik der Zeit durch die Minnesänger
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz erläutert. In Kapitel 2 werden die beiden zentralen Texte, "Den morgenblic bî wahtæres sange erkôs" und "Sin hiez mir nie widersagen", interpretiert. Es werden die literarischen Merkmale und die Darstellung der Liebesbeziehung in beiden Texten analysiert, mit besonderem Fokus auf die Spannung von Leid und Liebe. Die weiteren Kapitel befassen sich mit der Einordnung der Texte in den Kontext des Minnesangs, der Analyse des Tagelieds als mögliches Nachfolgegenre des Hohen Minnesangs, der Rolle von Wiederholung als Gewaltmoment, dem "Tageshass" sowie dem Thema Ehebruch im Zusammenhang zwischen Hoher Minne und Tagelied.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Arbeit sind: Minnesang, Tagelied, Hohe Minne, Wolfram von Eschenbach, Heinrich von Morungen, Liebe, Leid, Spannung, Gewalt, Macht, Unterwürfigkeit, Geschlechterrollen, Geschlechterkonzepte, literarische Form, Erzählung.
- Citation du texte
- Florian Risch (Auteur), 2012, Die paradoxe Spannung von Leid und Liebe als gegenseitige Bedingung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/262557