Kultur, Identität und Hybridität

Eine kritische Betrachtung im Kontext des Postkolonialismus


Trabajo de Seminario, 2013

18 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Postkolonialismus und postkoloniale Theorien

3. Die Idee der Hybriditä
3.1. Hybridität und Kultur nach Homi K. Bhabha
3.2. Kritische Betrachtung des Hypes um Hybriditä

4. Hybridität und ethnische Identität in der Migration

5. Fazi

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Deutschland wird im Vergleich zu Großbritannien oder Frankreich historisch nicht zu den großen Kolonialmächten gezählt. Während postkoloniale Theorien in den USA bereits in den 1970er Jahren als akademische Disziplin integriert wurden, fanden diese im deutschen Wissenschaftsraum erst in den 1990er Jahren Beachtung.

Dies liegt unter anderem an dem vergleichsweise kurzen Zeitraum der deutschen Kolonialherrschaft und der damit untergeordneten Relevanz Deutschlands in diesem Forschungsfeld.

Doch auch wenn der deutsche Kolonialismus in Afrika in literaturgeschichtlichen Studien lediglich als „Randerscheinung“[1] betrachtet wurde und stets betont wurde, dass Deutschland sich aufgrund des relativ kurzen Zeitraumes, in dem deutsche Kolonien in Afrika bestanden, nicht mit dem Prozess der Kolonialisierung und Dekolonialisierung beschäftigen müsse, ist diesem Argument nicht zuzustimmen.[2]

Denn allein der Zeitraum der Kolonialherrschaft ist in diesem Zusammenhang nicht entscheidender Faktor für den Grad nachhaltiger gesellschaftlicher Prägungen und somit für die Auseinandersetzung mit dem kolonialen sowie postkolonialen Diskurs entscheidend.[3] Demzufolge ist der deutsche Kolonialismus nicht rein als historische Episode zu bewerten, sondern integraler Bestandteil eines globalen Geschehens, welches bis heute verschiedene Denkweisen über Begriffe, wie Kultur, Ethnizität oder Identität zur Folge hat.[4] Darüber hinaus sollte der Kolonialismus als transnationales Phänomen betrachtet werden, da der Kolonialismus auch in Ländern, die nie kolonialisiert wurden, enorme Spuren hinterlassen hat. Die postkoloniale Theorie findet aus diesem Grund in einem globalen Zusammenhang weltweit Anwendungsmöglichkeiten.[5]

Bei der Betrachtung von Postkolonialismus und postkolonialer Theorien, sind diese Begriffe zunächst zeitlich und inhaltlich einzuordnen sowie in Bezug zu Begriffen, wie Kolonialismus und Imperialismus zu setzen. Weiterhin sollen die Auswirkungen kolonialer Machtverhältnisse auf Kultur sowie das Individuum beschrieben werden. Dabei wird im Besonderen auf den Begriff der Hybridität von Homi K. Bhabha sowie subjektbezogen auf den Aspekt von ethnischer Identität in der Migration eingegangen.

Diese Arbeit soll die sozialen sowie kulturellen Konflikte aufzeigen, welche sich von der Kolonialzeit an bis in die Gegenwart gehalten haben. Darüber hinaus sollen Begriffe, wie Kultur und ethnische Identität aus postkolonialer Perspektive kritisch betrachtet werden sowie um die Begriffe der Hybridität und Differenz erweitert werden.

Ziel der Arbeit ist es, die dualistischen Denkstrukturen darzustellen und durch neue Konzepte, wie das der Hybridität aufzubrechen und aus einer anderen Perspektive darzustellen.

2. Postkolonialismus und postkoloniale Theorien

Die moderne Kolonialisierung beginnt bereits 1492 mit der „Entdeckung“ Amerikas und der Karibik durch Christoph Kolumbus. Der fortan jahrhundertelang anhaltende Prozess der Kolonialisierung verlief nie uniform, so dass Systematisierungsbestrebungen verschiedener Kolonisationsformen drei grob zu unterscheidende Formen hervorbrachten.[6] Zu unterscheiden waren hierbei Beherrschungskolonien, welche vornehmlich das Ziel wirtschaftlicher Ausbeutung und strategischer Absicherung imperialer Politik verfolgten, Stützpunktkolonien, welche vor allem Resultate aus Flottenaktionen waren und der Logistik maritimer Machtentfaltung dienten sowie Siedlungskolonien. Letztere dienten den Kolonialmächten vorwiegend zur Bearbeitung von kostengünstigem bzw. enteignetem Land durch Ausbeutung einheimischer Arbeitskräfte oder importierter Sklaven und der Verwaltung durch europäische Farmer und Plantagenbesitzer. Von militärischen Aktionen flankiert, wurden enorme Landflächen eingenommen und zur „Heimat“ erklärt.

Bei all diesen Formen der Kolonialisierung handelt es sich um „Herrschaftsbeziehungen, die mit physischer, militärischer, epistemologischer und ideologischer Gewalt durchgesetzt und etwa über „Rasse“- und „Kultur“- Diskurse legitimiert wurden.“[7]

Da sich der Kolonialismus als Praxis westlicher Nationalstaaten institutionalistisch nicht ohne jegliche Form der Legitimierung umsetzen und vor allem aufrechterhalten ließ, wurde die Unausweichlichkeit der Modernisierung, Enttraditionalisierung oder Verwestlichung für freien Handel propagiert.[8]

So beinhaltet der Kolonialdiskurs begriffliche Gegensätze, wie innen/außen, Moderne/Tradition oder West/Ost und betont dadurch das Machtgefälle zwischen Kolonisatoren und kolonisierten Ländern.

Dieser Machtstruktur widmet sich auch Edward Said in seinem wohl bekanntesten Diskurs, dem Orientalismus, in dem er sich an dem Diskurskonzept von Michael Foucault orientierte. Nach Said hat der Orientalismus die koloniale Unterwerfung deutlich erleichtert. Demnach geht der Orientalismus von einem diskursiven Machtsystem aus, in dem von einer aufgeklärten westlichen Bevölkerung ausgegangen wird, welche den mysteriösen und faulen Orientalen überlegen sei, woraus sich eine Notwendigkeit der Modernisierung durch koloniale Administration ergebe.[9] Diese Machtasymmetrie gehe stark vom Westen aus und würde dem Orient die Funktion des „Anderen“ und ein okzidentales Selbst zuschreiben. Da diese Klassifizierungen im Zuge des Imperialismus und Kolonialismus besonders negativ konnotiert waren, bot die Darstellung einer Andersartigkeit in Zivilisation und Kultur die geeignete Legitimation kolonialer Machtausübungen.[10]

Auch wenn Saids Beiträge verschiedenartig kritisiert wurden, brachten seine kritischen Thesen wertvolle Diskussionsansätze für die Kolonialismus-Kritik und die Entfaltung postkolonialer Theorien hervor. Das zentralste Problem in seiner Kritik ist, dass er ebenso an asymmetrischen und komplementären Verhältnissen festhält und somit die Ost-West-Dichotomie aufrecht erhält bzw. verstärkt. Said betont in seinen Ausführungen die Homogenisierung des „Anderen“, ein homogenes Subjekt der Macht (der „Westen“), welchem Autorität zugrunde gelegt wird und welches souverän über die Kultur des Anderen verfügt, jedoch nicht selbst zum Bestandteil des widersprüchlichen Systems wird.[11] An dieser Subjektkritik setzt auch Homi K. Bhabha in seiner Analyse kolonialer Diskurse an. Diese soll im folgenden Kapitel jedoch noch differenzierter betrachtet werden.

Der Versuch Kolonialismus und Imperialismus voneinander zu unterscheiden bzw. abzugrenzen, stellt sich als äußerst kontrovers heraus, denn über die Grenze zwischen beiden Begriffen gibt es keine wirkliche Einigkeit.[12]

In der marxistisch-leninistischen Interpretation unterscheidet sich Imperialismus vom Kolonialismus darin, dass Imperialismus als „Inbesitznahme von Gebieten außerhalb des eigenen Landes durch private Interessengruppen mit Unterstützung des Staatsapparats“ [13] verstanden wird.

Osterhammel versteht unter Imperialismus vor allem die Praxis, Theorie und Haltung eines dominanten metropolitanen Zentrums, durch welche transkoloniale Imperien eröffnet wurden. Kolonialismus stelle dabei einen Spezialfall des Imperialismus dar, welcher die Möglichkeit globaler Interessenwahrnehmung sowie informell abgestützter kapitalistischer Durchdringung großer Wirtschaftsräume einbezieht.[14] Wird Imperialismus als gemeinsamer Rahmen für die wechselseitige Konstitution von Metropolen und Kolonien verstanden, so wäre ein Imperialismus ohne Kolonien vorstellbar.[15] Edward Said beschreibt dagegen, dass der Kolonialismus immer eine Konsequenz des Imperialismus sei und nicht umgekehrt.[16]

[...]


[1] Berman, 2003, p. 19

[2] vgl. María do Mar Castro Varela & Nikita Dhawan, 2005, p. 7

[3] vgl. ebd., p. 11

[4] vgl. Berman, 2003, p. 22

[5] vgl. Rohrdantz, 2009, p. 25

[6] vgl. Castro Valera & Dhawan, 2005, p. 12 f aus Osterhammel, 2003

[7] Castro Valera & Dhawan, 2005, p. 13

[8] vgl. Aydin, 2003, p. 19

[9] vgl. Said, 1995, p. 38, 48, 103f

[10] vgl. Krüger, 2008, p. 25f

[11] vgl. ebd., p. 27

[12] vgl. Young, 2001, p. 15

[13] vgl. Altvater & Mahnkopf, 2004, p. 63

[14] vgl. Osterhammel, 2003, p.27

[15] vgl. Conrad & Randeria, 2002, p. 10

[16] vgl. Said, 1993, p. 9

Final del extracto de 18 páginas

Detalles

Título
Kultur, Identität und Hybridität
Subtítulo
Eine kritische Betrachtung im Kontext des Postkolonialismus
Universidad
Helmut Schmidt University - University of the Federal Armed Forces Hamburg  (Geistes- und Sozialwissenschaften)
Curso
Postkoloniale Theorien. Oder: Können wir noch von Interkulturalität sprechen?
Calificación
1,0
Autor
Año
2013
Páginas
18
No. de catálogo
V262609
ISBN (Ebook)
9783656509929
ISBN (Libro)
9783656510178
Tamaño de fichero
523 KB
Idioma
Alemán
Notas
Gutachterliche Bemerkung: "Der Aufbau besticht durch eine systematische und folgerichtige Anordnung des Materials. Dabei werden die verschiedenen Darstellungs- und Argumentationspunkte trennscharf bearbeitet. Die Einleitung als eigenständige Hinführung zum Thema und das Fazit als Zusammenfassung wie Bündelung des Materials auf einer erweiterten Zugriffsebene, die zugleich an die Einleitung anschließt, runden die strenge Durcharbeitung eines gut gewählten Ausschnitts des thematischen Zusammenhangs ab."
Palabras clave
Postkolonialismus, Interkultualität, Hybridität, Edward Said, Homi K. Bhabha, Identität, ethnische Identität, Migration
Citar trabajo
Edith Papsin (Autor), 2013, Kultur, Identität und Hybridität, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/262609

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