Weltweit scheinen soziale Bewegungen an Zuspruch zu gewinnen. Bürger beschränken sich längst nicht mehr nur auf partei- und wahlbezogene politische Partizipation, sondern finden im Rahmen der (neuen) sozialen Bewegungen eine Vielzahl alternativer Beteiligungsformen.
Dazu zählen unter anderem Demonstrationen, Unterschriftensammlungen, Sitzstreiks und Selbsthilfegruppen.
Auch in Deutschland haben „die neuen sozialen Bewegungen seit den 1970er Jahren einen enormen Aufschwung erfahren“ (Geißel/Thillmann 2006, 163), woraus auf ein erhöhtes Interesse der Bürger an politischer Partizipation geschlossen werden könnte. Gleichzeitig jedoch beobachtet man sinkende Wahlbeteiligung (Schaubild 1), abnehmende Parteimitgliedschaften und eine schwächere Bindung der Bürger an politische Parteien (Jung et al. 2009, 12). Unterstützt durch die Medien kann schnell der Eindruck entstehen, das Ende der Parteien sei bald schon unausweichlich, wohingegen der „moderne Bürger“ seine Meinung verstärkt über neue Alternativen wie soziale Netzwerke im Internet, gezielten Konsum oder Sitzstreiks kundtut.
Um jedoch eine oberflächliche Betrachtung zu vermeiden, sollten einige tiefergehende Fragen gestellt werden. Dabei ist es zunächst wichtig, herauszufinden, ob es einen Zusammenhang zwischen partei- oder wahlbezogener und sonstiger Partizipation gibt und falls ja, wie dieser aussieht. Diese Fragestellung ist u.a. deshalb relevant, weil die Antwort Aufschluss darüber geben kann, ob die genannten Partizipationsarten in Konkurrenz zueinander stehen. Wäre dies der Fall, müssten politische Parteien ein Interesse an der Schwächung bestimmter Partizipationswege haben. Betrachtet man allerdings Parteien wie Die Linke, die sich durch eine hohe Bereitschaft zu Protest kennzeichnen, erscheint der Wunsch nach dieser Schwächung bereits fragwürdig. Damit verbunden ist die Frage, wann man überhaupt von einer bestimmten Partizipationsart sprechen kann (Geißel/Thillmann 2006, 162). Organisiert beispielsweise eine Partei eine nicht genehmigte Demonstration, ist es schwierig, zu entscheiden, ob diese Partizipation als konventionell oder unkonventionell bezeichnet werden sollte.
Auch die Partizipationsforschung erkannte oben genannte Fragen und Probleme, sodass schon einige Antworten gegeben sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Analyse des Wandels der politischen Parteien in der BRD
- Analyse sozialer Bewegungen in der BRD
- Charakteristika (neuer) sozialer Bewegungen
- Trends
- Ansätze der Bewegungsforschung
- Problematisierung der Begrifflichkeiten
- Beschreibung, Prüfung und Begründung eines Zusammenhanges zwischen den Partizipationswegen.
- Stärken und Schwächen von Parteien und sozialen Bewegungen
- Hinweise auf ein Konkurrenzverhältnis
- Hinweise auf ein kooperatives Verhältnis
- Fazit
- Ausblick, Vorschläge zur weiterführenden Arbeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen partei- oder wahlbezogener und sonstiger politischer Partizipation, insbesondere im Kontext von sozialen Bewegungen. Ziel ist es, die Frage zu klären, ob und wie diese Partizipationsformen in Konkurrenz oder Kooperation zueinander stehen.
- Wandel des Parteiensystems in der BRD
- Charakteristika und Trends sozialer Bewegungen in der BRD
- Beziehungen zwischen Parteien und sozialen Bewegungen
- Konkurrenz und Kooperation von Partizipationsformen
- Bedeutung von neuen Partizipationsformen wie sozialen Netzwerken und Konsum
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der politischen Partizipation in der BRD ein und stellt die Frage nach einem möglichen Zusammenhang zwischen konventionellen und unkonventionellen Partizipationsformen. Kapitel zwei analysiert den Wandel des Parteiensystems in der BRD, während Kapitel drei die Charakteristika, Trends und Ansätze der Bewegungsforschung sowie die Problematik von Begrifflichkeiten im Kontext sozialer Bewegungen beleuchtet. Kapitel vier untersucht schließlich die Beziehungen zwischen Parteien und sozialen Bewegungen, wobei die Stärken und Schwächen beider Akteursgruppen sowie Hinweise auf ein Konkurrenz- und ein kooperatives Verhältnis betrachtet werden.
Schlüsselwörter
Politische Partizipation, soziale Bewegungen, politische Parteien, Wahlbeteiligung, Parteimitgliedschaft, Protest, Demonstrationen, Konkurrenz, Kooperation, Wandel, Trends, Bewegungsforschung, BRD
- Quote paper
- Dennis Giebeler (Author), 2013, Politische Partizipation im Wandel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/262681