"Die Forderung nach einer stärkeren Berücksichtigung der Neurobiologie in der Didaktik mutet [...] ein wenig so an, als ob man die Frage, warum Menschen in bestimmten Teilen der Erde hungern müssen, mit der Erforschung der Stoffwechselprozesse im Körper beantworten wolle." (Stern 2003)
In Anlehnung an mein Referat zum Sinnlichen Lernen im Rahmen der Veranstaltung Einführung in den Lernbereich Sachunterricht im Wintersemester 2010/ 2011 habe ich mich ausführlich mit dem Thema Hirnforschung in Bezug auf Lernprozesse von Schülern auseinandergesetzt. Währenddessen und auch im Laufe der Einführungsveranstaltung in die Erziehungswissenschaften von Professor Gerhard de Haan begegnete ich des Öfteren dem Diskurs zwischen Kognitionspsychologen und Hirnforschern, welcher auch in dem oben genannten Zitat aus Elsbeth Sterns Artikel Rezepte statt Rezeptoren thematisiert wird. Eben dieser Ausspruch hat mich dazu angeregt, mich noch einmal intensiver mit der Problematik auseinanderzusetzen und mich in der folgenden Arbeit der Frage zu widmen, ob und inwiefern es bei der Gestaltung optimaler Lernumgebungen für Schüler notwendig ist, die Erkenntnisse der Hirnforschung miteinzubeziehen.
Dazu gehe ich zu Beginn erst einmal darauf ein, wie der Begriff des Lernens zu definieren ist, da dieser wahrscheinlich am häufigsten innerhalb dieser Arbeit auftritt. Im Anschluss daran stelle ich im Hauptteil zwei für die Schulpraxis relevante Theorien der Hirnforscher Gerhard Roth und Manfred Spitzer dar, ebenfalls aber auch kritische Meinungen ausgewählter Psychologen und Pädagogen, die den beschriebenen Diskurs in der Fachliteratur anführen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Begriff des Lernens
- Lernen der Gene
- Lernen der Gesellschaft
- Lernen der Individuen
- Zur Neurodidaktik
- Chancen eines interdisziplinären Austauschs von Hirnforschung und Pädagogik
- Grenzen einer neuropsychologischen Lehr- Lern- Forschung
- Zusammenfassung und Ausblick
- Anhang
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob und inwiefern die Erkenntnisse der Hirnforschung bei der Gestaltung optimaler Lernumgebungen für Schüler berücksichtigt werden sollten. Sie analysiert den Diskurs zwischen Kognitionspsychologen und Hirnforschern und beleuchtet die Möglichkeiten und Grenzen der neurodidaktischen Lehr-Lern-Forschung.
- Definition des Lernbegriffs und seiner verschiedenen Formen
- Theorien der Hirnforscher Gerhard Roth und Manfred Spitzer zur Wissenskonstruktion und dem Zusammenhang von Emotionen und Gedächtnis
- Kritik an einer rein neuropsychologischen Perspektive auf Lernen
- Chancen und Grenzen eines interdisziplinären Austauschs zwischen Hirnforschung und Pädagogik
- Zusammenspiel von Lernen der Gene, Lernen der Gesellschaft und Lernen der Individuen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Relevanz der Thematik dar und verdeutlicht den Konflikt zwischen Kognitionspsychologen und Hirnforschern im Hinblick auf die Gestaltung von Lernumgebungen. Sie skizziert die Struktur der Arbeit und benennt die zentralen Forschungsfragen.
Zum Begriff des Lernens
Dieser Abschnitt definiert den Begriff des Lernens und unterscheidet zwischen drei verschiedenen Formen: dem Lernen der Gene, dem Lernen der Gesellschaft und dem Lernen der Individuen. Der Fokus liegt dabei auf dem individuellen Lernen als zentrale Herausforderung für die Pädagogik.
Zur Neurodidaktik
Das Kapitel beleuchtet die Chancen und Grenzen eines interdisziplinären Austauschs von Hirnforschung und Pädagogik. Es werden die Theorien von Gerhard Roth und Manfred Spitzer zur Wissenskonstruktion und dem Zusammenhang von Emotionen und Gedächtnis vorgestellt und kritisch betrachtet.
Schlüsselwörter
Lernen, Neurodidaktik, Hirnforschung, Pädagogik, Kognitionspsychologie, Wissenskonstruktion, Emotionen, Gedächtnis, Lernumgebungen, interdisziplinär, genetisches Lernen, gesellschaftliches Lernen, individuelles Lernen.
- Arbeit zitieren
- Luise Glistau (Autor:in), 2012, Zur neurodidaktischen Lehr-Lern-Forschung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263076