„The threat is real, for there is no faster movement on earth than the transfer of capi-tal (except, of course, the speed of light)“. In diesem Sinne stellen in Zeiten von flexiblen und freien Kapitalmärkten gerade Zinsaufwendungen und Zinserträge und damit auch Fremdfinanzierungskosten eine sehr mobile Größe dar. Daraus erscheint die Abzugsfähigkeit von Fremdfinanzierungskosten als Mittel für Unternehmen zur Verlagerung von Gewinnen aus Hochsteuerländern in Niedrigsteuerländer. Andererseits kann der Gesetzgeber die Beschränkung der Abzugsfähigkeit von Fremdfinanzierungskosten zur Vermeidung dieser Steuersparmodelle und um Lenkungszwecke zu verfolgen einsetzen. Dabei steht die Abzugsfähigkeit von Fremdfinanzierungskosten in einem Spannungsfeld. Einerseits muss sichergestellt werden, dass die Abzugsfähigkeit von Fremdfinanzierungskosten nicht missbraucht wird. Gleichzeitig aber stellen Fremdfinanzierungskosten i. d. R. Aufwendungen dar, welche den Erfolg von Unternehmen mindern. Darüberhinaus darf die mögliche steuerliche Diskriminierung von Eigenkapitalfinanzierung gegenüber der Fremdkapitalfinanzierung nicht aus den Augen verloren werden.
Diese Arbeit befasst sich zu Beginn mit der grundsätzlichen ertragsteuerlichen Behandlung von Finanzierungsaufwendungen und den Prinzipien, welche dieser Behandlung zu Grunde liegen. Im Anschluss wird konkret anhand von drei Formen der Beschränkung von Abzugsfähigkeit der Fremdfinanzierungskosten im Ertragssteuer-recht erläutert, inwiefern der Gesetzgeber versucht das aufgezeigte Spannungsfeld mit Hilfe von verschiedenen Formen von Beschränkungen der Abzugsfähigkeit zu gestalten. Darauf aufbauend wird herausgearbeitet welche Ziele mit den Beschränkungen verfolgt werden und wie sich solche Beschränkungen rechtfertigen lassen. Im weiteren Verlauf werden die Wirkungen und Folgen der Beschränkungen analysiert. Dabei wird vor allem herausgearbeitet inwiefern die einzelnen Ansprüche des aufgezeigten Spannungsfeldes miteinander vereinbar sind. Abschließend wird mit der zinsbereinigten Einkommens- und Gewinnsteuer eine Alternative zum bestehenden System und zur Gestaltung des Spannungsfeldes aufgezeigt.[...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Grundsätzliche Behandlung von Finanzierungsaufwendungen
- 2.1 Fremdfinanzierungskosten als abzugsfähige Betriebsausgaben
- 2.2 Objektives Nettoprinzip
- 2.3 Postulat der Entscheidungsneutralität
- 2.3.1 Finanzierungsneutralität
- 2.3.2 Finanzierungsfreiheit nach der BFH Rechtsprechung
- 3. Abzugsbeschränkungen von Fremdfinanzierungskosten
- 3.1 Zinsschranke
- 3.1.1 Funktionsweise
- 3.1.2 Ausnahmetatbestände
- 3.1.3 Gesellschafterfremdfinanzierung nach § 8a KStG
- 3.2 § 4 Abs. 4a EStG
- 3.3 Gewerbesteuerliche Hinzurechnung
- 4. Mögliche Rechtfertigung und Ziele der Beschränkung
- 4.1 Rolle des Eigenkapitals
- 4.2 Missbrauchsverhinderung und Sicherung von Steuersubstrat
- 4.3 Äquivalenzprinzip
- 5. Analyse der Beschränkungen
- 5.1 Zielerreichung der Beschränkungen
- 5.2 Wechselwirkungen der Normen
- 5.3 Beschränkungen im Spannungsfeld steuerlicher Prinzipien
- 6. Zinsbereinigte Einkommens- und Gewinnsteuer
- 7. Thesenförmige Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die ertragsteuerliche Behandlung von Fremdfinanzierungskosten und die damit verbundenen Beschränkungen der Abzugsfähigkeit. Die Untersuchung fokussiert auf das Spannungsverhältnis zwischen der Abzugsfähigkeit von Fremdfinanzierungskosten als Betriebsausgaben und den Zielen des Gesetzgebers, Steuersparmodelle zu vermeiden und Steuergerechtigkeit zu gewährleisten.
- Grundsätzliche ertragsteuerliche Behandlung von Finanzierungsaufwendungen
- Beschränkungen der Abzugsfähigkeit von Fremdfinanzierungskosten
- Rechtfertigung und Ziele der Beschränkungen
- Analyse der Wirkungen und Folgen der Beschränkungen
- Alternative zur bestehenden Regelung: zinsbereinigte Einkommens- und Gewinnsteuer
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik ein und beleuchtet die Bedeutung von Fremdfinanzierungskosten in Zeiten globaler Kapitalmärkte. Kapitel 2 behandelt die grundsätzliche ertragsteuerliche Behandlung von Finanzierungsaufwendungen, wobei insbesondere das objektive Nettoprinzip und das Postulat der Entscheidungsneutralität erläutert werden. In Kapitel 3 werden konkrete Formen der Beschränkung der Abzugsfähigkeit von Fremdfinanzierungskosten im Ertragssteuerrecht, wie die Zinsschranke, § 4 Abs. 4a EStG und die gewerbesteuerliche Hinzurechnung, dargestellt. Kapitel 4 beschäftigt sich mit der Rechtfertigung und den Zielen der Beschränkungen. Hier werden die Rolle des Eigenkapitals, die Missbrauchsverhinderung und die Sicherung von Steuersubstrat sowie das Äquivalenzprinzip beleuchtet. Kapitel 5 analysiert die Wirkungen und Folgen der Beschränkungen, insbesondere die Frage, ob die einzelnen Ansprüche des Spannungsfeldes zwischen Abzugsfähigkeit und Steuergerechtigkeit miteinander vereinbar sind. Schließlich wird in Kapitel 6 mit der zinsbereinigten Einkommens- und Gewinnsteuer eine alternative Gestaltung des Spannungsfeldes aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Fremdfinanzierungskosten, Abzugsfähigkeit, Betriebsausgaben, Zinsschranke, § 4 Abs. 4a EStG, Gewerbesteuerliche Hinzurechnung, Steuersparmodelle, Steuergerechtigkeit, Entscheidungsneutralität, Finanzierungsneutralität, Eigenkapital, Fremdkapital, zinsbereinigte Einkommens- und Gewinnsteuer.
- Citation du texte
- Michael Schneider (Auteur), 2013, Das Spannungsfeld um die ertragsteuerliche Abzugsfähigkeit von Fremdfinanzierungskosten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263216