Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich im Rahmen des Proseminars „Frankreich und der Algerienkrieg. Ereignis und Erinnerung“ sowohl mit den schrittweise eingeleiteten Unabhängigkeitsbestrebungen der über 130 Jahre marginalisierten, indigenen Bevölkerung Algeriens als auch den darauf folgenden politischen Reaktionen der IV.- und V. Republik. Der besondere Fokus soll dabei auf den so oft als „Vater der Dekolonisierung“ bezeichneten, ersten Präsident und Gründer der V. Republik, Charles de Gaulle und dessen neokolonialistische Politik gelegt werden. Dabei stellt sich die Frage, ob das Handeln des Generals wie so oft behauptet prädeterminiertes Vorgehen war oder ob vielmehr der Lauf der Geschichte Charles de Gaulle vor sich her trieb und dieser sich den ändernden Verhältnissen nur geschickt anzupassen wusste. Vor diesem Hintergrund ist es allerdings auch unerlässlich, die französische Okkupation in Algerien als Ganzes zu betrachten um etwaige politische sowie militärische Reaktionen beider Seiten im Verlaufe des Unabhängigkeitskrieges, rückblickend besser verstehen zu können. Von besonderem Interesse sind hierbei der politische Status Algeriens im Verhältnis zur indigenen Bevölkerung und die nicht zu unterschätzenden Siedler des französischen Algerien. Alle diese Komponenten müssen einer genaueren Betrachtung unterzogen werden, um den Gesamtkomplex der letzten großen Entkolonialisierungskrise Frankreichs verstehen und nachvollziehen zu können. Dieser Konflikt, der auf unlösbar scheinende Weise fast ein gesamtes Jahrzehnt Frankreich und die algerischen Départements in seinen Klauen hielt, war der Scheidepunkt zu einer neuen Ära des imperialistischen Frankreichs und die Geburtsstunde eines unabhängigen algerischen Staates.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundproblematik des kolonialen Mythos
- Die Verlängerung Frankreichs jenseits des Mittelmeeres
- Gründung der einzigen Siedlungskolonie Frankreichs
- Die fünf Etappen der Kolonisierung begleitet vom Widerstand der indigenen Bevölkerung
- Das komplexe Verhältnis zwischen Besetzern und Besetzten
- Die zum Scheitern verurteilte IV. Republik
- Die Widersprüchlichkeit von staatsrechtlichem Anspruch und politischer Realisation
- Das Kabinett Mendès-France: Von der Assimilation zur Integration
- Das Scheitern der Integrationslösung
- Das Scheitern der Föderationslösung
- Die Ereignisse des 13. Mai und das Ende der IV. Republik
- Charles de Gaulle und die schrittweise eingeleitete Unabhängigkeit Algeriens
- Ein Schiedsrichter zum Wohle aller?
- Charles de Gaulles Rückkehr an die Macht
- Die Gründung der V. Republik und der Versuch einer Neokolonistischen Lösung des Algerienproblems
- Wandel in der Politik de Gaulles
- Die Schaffung einer algerischen Persönlichkeit
- Frankreich bricht in zwei Lager
- Das Referendum über die Unabhängigkeit
- Die V. Republik geht fast zugrunde und ein neuer Staat entsteht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der schrittweisen Entwicklung des Unabhängigkeitsstrebens der algerischen Bevölkerung, die über 130 Jahre lang marginalisiert wurde. Der Fokus liegt dabei auf den politischen Reaktionen der französischen IV. und V. Republik, insbesondere auf Charles de Gaulle und dessen neokolonialistische Politik. Die Arbeit untersucht, ob de Gaulles Handeln prädeterminiert war oder ob er sich den sich verändernden Verhältnissen lediglich anpasste. Darüber hinaus werden die französische Okkupation in Algerien, der politische Status Algeriens im Verhältnis zur indigenen Bevölkerung und die Rolle der französischen Siedler in Algerien beleuchtet. Die Arbeit zielt darauf ab, den Gesamtkonflikt der letzten großen Entkolonialisierungskrise Frankreichs zu verstehen und die Entstehung eines unabhängigen algerischen Staates zu analysieren.
- Der koloniale Mythos und die Ideologie der „Größe der Nation“
- Die französische Kolonisierung Algeriens und die Rolle der Siedler
- Die politischen Reaktionen der IV. und V. Republik auf den Unabhängigkeitskampf
- Die Rolle Charles de Gaulles und seine neokolonialistische Politik
- Der Übergang zur Unabhängigkeit Algeriens und die Folgen für Frankreich
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Unabhängigkeitskampf Algeriens und der Rolle Charles de Gaulles in diesem Prozess.
- Grundproblematik des kolonialen Mythos: Die Arbeit analysiert den Einfluss des französischen Kolonialmythos auf die Politik und das Selbstverständnis Frankreichs.
- Die Verlängerung Frankreichs jenseits des Mittelmeeres: Dieses Kapitel befasst sich mit der Gründung und Entwicklung der französischen Siedlungskolonie in Algerien.
- Die zum Scheitern verurteilte IV. Republik: Dieses Kapitel analysiert die politischen Reaktionen der IV. Republik auf den Unabhängigkeitskampf und das Scheitern der Integrations- und Föderationslösungen.
- Charles de Gaulle und die schrittweise eingeleitete Unabhängigkeit Algeriens: Dieses Kapitel behandelt Charles de Gaulles Rückkehr an die Macht und seine Politik im Hinblick auf die algerische Unabhängigkeit. Es beleuchtet die Gründung der V. Republik und den Versuch einer neokolonialistischen Lösung des Algerienproblems.
- Wandel in der Politik de Gaulles: Dieses Kapitel beschreibt den Wandel in de Gaulles Politik, die Schaffung einer algerischen Persönlichkeit und das Referendum über die Unabhängigkeit Algeriens.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Kolonialismus, der Entkolonialisierung, der Geschichte Algeriens, der französischen Politik, Charles de Gaulle, der Neokolonialisierung, dem Unabhängigkeitskampf, der Siedlungskolonie, dem französischen Kolonialmythos, der Größe der Nation, der IV. und V. Republik, der Integration, der Assimilation und der Föderation.
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- Jonathan Haß (Autor), 2010, Zusammenbruch und Wiederauferstehung des Kolonialismus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263233