Die Fragen der Entstehung der modernen Welt, ihrer Ursachen und Voraussetzungen haben Generationen von Historikern und anderen Gesellschaftswissenschaftlern beschäftigt und zu kontroversen Diskussionen veranlaßt. Konnte man auch die Wesenszüge dieser modernen Welt-Kapitalismus, Industrie, Entwicklung und Unterentwicklung, Reichtum und Armut, um nur einige zu nennen - noch relativ leicht bestimmen, so hörte die Einigkeit bei der Frage der Ursachen auf.
Zu den neueren Versuchen einer umfassenden Beschreibung und Erklärung der Entstehung der modernen Welt gehört "Das moderne Weltsystem" des amerikanischen Soziologen Immanuel Wallerstein. In der Originalausgabe 1974 erschienen, erlebte es vor allem im angelsächsischen Raum eine breite Rezeption, während die deutschsprachigen Länder mit der 1986 herausgebrachten Übersetzung erst spät nachzogen.
Auf den ersten Blick beeindruckt die Fülle des zusammengetragenen Materials, das Wallerstein vorträgt, und die scheinbare Logik und Konsequenz seiner Argumentation. Auf den zweiten Blick allerdings fallen manche Ungereimtheiten sowohl innerhalb des Textes als auch - und in noch stärkerem Maße - im Vergleich mit den Darstellungen anderer Historiker auf, Probleme, die durchaus auch zentrale Punkte seiner Darstellung betreffen. Aufgabe dieser Arbeit soll es weder sein, die gesamte Wallerstein vorausgegangene Diskussion um die Entstehung des Kapitalismus und der modernen Welt darzustellen, noch, ihm eine eigene, schlüssige Theorie gegenüberzustellen. Die Fülle der zu diesem Thema erschienenen Literatur macht ein derartiges Vorhaben, so wünschenswert es sein mag, eher zu einem Lebenswerk denn zum Kandidaten für eine Seminararbeit. In diesem Sinne kann es hier nur darum gehen, die Wallersteinschen Thesen mit Hilfe eines sehr kursorischen Durchgangs durch die Literatur auf ihre Stichhaltigkeit zu überprüfen. Thematisch soll sich diese Überprüfung beschränken auf die wirtschaftlichen Grundlagen des modernen Weltsystems, vor allem auf die Rolle der europäischen Expansion, der "Preisrevolution" und der Entwicklung der internationalen Arbeitsteilung im 16. Jahrhundert. Weitere Punkte wie z.B. die Herausdifferenzierung starker und schwacher Staaten mögen einer anderen Arbeit vorbehalten bleiben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wallersteins Konzept der "europäischen Weltwirtschaft"
- Vorgeschichte: Die Krise des Spätmittelalters
- Die europäische Expansion
- Die "Preisrevolution" des 16. Jahrhunderts
- Die Entstehung der internationalen Arbeitsteilung
- Zentrum
- Peripherie
- Semiperipherie
- "Außenarena"
- Handel
- Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Immanuel Wallersteins Konzept des "modernen Weltsystems" und beleuchtet seine wichtigsten Thesen in Bezug auf die Entstehung und die ökonomischen Grundlagen des Weltsystems im 16. Jahrhundert. Dabei werden die Rolle der europäischen Expansion, die "Preisrevolution" und die Entwicklung der internationalen Arbeitsteilung kritisch betrachtet.
- Die Entstehung des "modernen Weltsystems" und dessen Kern, der "europäischen Weltwirtschaft", zwischen 1450 und 1640
- Die Rolle der europäischen Expansion und die Herausbildung einer Hierarchie zwischen Zentrum, Peripherie und Semiperipherie
- Die Bedeutung der "Preisrevolution" und die Herausbildung der internationalen Arbeitsteilung im 16. Jahrhundert
- Die unterschiedlichen Arbeitsorganisationen im Zentrum und in der Peripherie des Weltsystems
- Der Vergleich zwischen Wallersteins Weltsystem und den wirtschaftlichen Strukturen früherer Jahrhunderte
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Arbeit beschäftigt sich mit Immanuel Wallersteins "Das moderne Weltsystem", einem bedeutenden Werk, das versucht, die Entstehung der modernen Welt zu erklären. Der Fokus liegt dabei auf der Kritik an Wallersteins Thesen und der Untersuchung der wirtschaftlichen Grundlagen des modernen Weltsystems.
Wallersteins Konzept der "europäischen Weltwirtschaft"
Wallerstein definiert das "moderne Weltsystem" als ein eigenständiges System, das im Kern aus der "europäischen Weltwirtschaft" besteht und zwischen 1450 und 1640 entstand. Die europäische Expansion und die sich daraus entwickelnde Hierarchie zwischen Zentrum, Peripherie und Semiperipherie bilden zentrale Elemente dieses Systems. Die Arbeit untersucht die Rolle der "Preisrevolution" und die Entstehung der internationalen Arbeitsteilung im 16. Jahrhundert.
Vorgeschichte: Die Krise des Spätmittelalters
Der Abschnitt behandelt die Vorgeschichte der europäischen Weltwirtschaft und die Krise des Spätmittelalters, die als Ausgangspunkt für die Entstehung des modernen Weltsystems betrachtet werden kann.
Die europäische Expansion
Die europäische Expansion wird als eine wesentliche Voraussetzung für die Entstehung des modernen Weltsystems betrachtet. Die Arbeit untersucht die Auswirkungen der Expansion auf die Weltwirtschaft und die Herausbildung einer Hierarchie zwischen Zentrum, Peripherie und Semiperipherie.
Die "Preisrevolution" des 16. Jahrhunderts
Die "Preisrevolution" des 16. Jahrhunderts war eine Phase starken Preisanstiegs, die die Entwicklung der Weltwirtschaft stark beeinflusste. Die Arbeit beleuchtet die Ursachen und Folgen der "Preisrevolution" und deren Rolle im Kontext der europäischen Expansion.
Die Entstehung der internationalen Arbeitsteilung
Die Entstehung der internationalen Arbeitsteilung war ein weiterer entscheidender Faktor für die Entstehung des modernen Weltsystems. Die Arbeit analysiert die Entwicklung der Arbeitsteilung und die damit verbundenen Machtverhältnisse zwischen Zentrum und Peripherie.
Zentrum
Der Abschnitt behandelt die Rolle des Zentrums im modernen Weltsystem, die sich durch die Konzentration von Ressourcen und die Kontrolle über die Produktionsmittel und die Handelsströme auszeichnete.
Peripherie
Die Peripherie des modernen Weltsystems war durch die Ausbeutung ihrer Ressourcen und die Abhängigkeit vom Zentrum geprägt. Die Arbeit beleuchtet die besonderen Bedingungen und die Folgen dieser Abhängigkeit.
Semiperipherie
Die Semiperipherie spielte eine wichtige Rolle als Vermittlungsinstanz zwischen Zentrum und Peripherie. Die Arbeit untersucht die spezifischen Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich für die Semiperipherie ergaben.
"Außenarena"
Der Abschnitt beschäftigt sich mit den Gebieten, die außerhalb des modernen Weltsystems lagen, aber dennoch in Beziehung zu ihm standen.
Handel
Der Handel war ein wesentlicher Bestandteil des modernen Weltsystems und ermöglichte die Verbreitung von Gütern, Kapital und Ideen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen und Themen im Zusammenhang mit Immanuel Wallersteins Konzept des "modernen Weltsystems", darunter die europäische Expansion, die "Preisrevolution", die internationale Arbeitsteilung, Zentrum, Peripherie, Semiperipherie, "Außenarena" und der Kapitalismus.
- Quote paper
- Sabine Schleichert (Author), 1991, Immanuel Wallersteins "Modernes Weltsystem". Eine Kritik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26323