Leseprobe
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Begriffserklärung: Integration und Migrant
3. Jugendliche MigrantInnen in Deutschland
4. Muslimische Migranten in Deutschland
5. Desintegration im Bildungssystem der ausländischen BewerberInnen
5.1 Mögliche Bewältigungsansätze von Hindernissen der MigrantInnen
6. Ausbildungsinitiative Hessen (Potenziale nutzen - Hemmnisse abbauen)
6.1 Projektansatz: Berufliche Integration durch regionale Konzepte
7. Hilfestellung der Unternehmen zur besseren Integration von Jungendlichen mit Migrationshintergrund
7.1 Hilferuf Jugendliche mit schlechten Startchancen
8. Integrationsförderung durch den Ausbilder
Literaturverzeichnis:
1. Einleitung
In einer multikulturellen Gesellschaft zu leben bedeutet, sich tolerant und respektvoll einander zu nähern. Es bedeutet, dass Menschen verschiedener kultureller Hintergründe miteinander leben. Das ‚miteinander‘ ist wichtig. Es sollte nicht nebeneinander herlaufen, sondern mit Einbezug aller passieren. Deutschland gehört zu den weit entwickelten Industriestaaten und hat somit eine vielfältige Zusammensetzung der Kulturen. Besonders in Großstädten ist die Zahl der Migranten hoch, da sie sich da die größten Chancen auf eine gesicherte Zukunft ausrechnen. Es gibt jedoch immer noch genügend Migranten, die sich nicht in die Gesellschaft integrieren. Da ist sogar die Rede von der zweiten oder mittlerweile dritten Generation von Einwanderern, die sich heute in ihren kleinen Nachbarschaften isoliert aufhalten und vom gesellschaftlichen Leben nichts mitbekommen, oder auch nichts mitbekommen wollen. Es liegt zunächst einmal in der Verantwortung jedes Migranten, gleich aus welcher Generation stammend, sich in die Gemeinschaft einzubringen. Denn nur so wird es möglich sein, die schulische Ausbildung und anschließend ein Studium oder eine berufliche Ausbildung zu beginnen und abzuschließen. Die Integration von jungen Menschen ist von größter Bedeutung, da die heute in Deutschland lebenden jungen Migranten ebenso zu Deutschlands Zukunft gehören, wie deutschstämmige Kinder und Jugendlichen. Oft wachsen Migrantenkinder in Regionen auf, die von hoher Migrantendichte, Arbeitslosigkeit und Armut gezeichnet ist. Viele verschiedene Faktoren beeinflussen die Integration der jungen Menschen, dazu gehört auch der Einfluss durch das Elternhaus. Eine positive Einstellung von Beginn an führt zu einer Bereitschaft, sich bereits als junger Erwachsener in die Gesellschaft einzubringen, um sich die besten Zukunftschancen zu sichern. Ohne Integration - keine Ausbildung! In dieser Arbeit wird auf die Wichtigkeit der Integration eingegangen und anhand der beruflichen Ausbildung gezeigt, wieso es besonders für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund wichtig ist, sich nicht auszugrenzen, sondern mit einer Einstellung zu leben, die es ihnen ermöglicht, ein erfolgreiches Leben in Deutschland zu führen.
2. Begriffserklärung: Integration und Migrant
„Integration“ wird abgeleitet vom lateinischen Wort „integratio“, „Wiederherstellung“. Es stellt eine Allianz von gleichartigen Elementen dar. Es gibt mehr als 17 Definitionen für das Wort „Integration“, welche sich auf verschiedene Fachbereiche verteilen, wie z.B.: Mathematik, Sprachwissenschaften und auch Soziologie. Hier ist die Rede von Integralrechnung, dem Aufbau von diversen Auffassungen und der Integrativen Pädagogik.1
In diesem Punkt geht es jedoch um die Integration von Menschen, die aus verschiedenen Gründen in unterschiedliche Parteien aufgenommen werden sollen, mit vielfältigen, kulturellen Ansichten. Das Problem liegt in der Akzeptanz und dem Entschluss andere Menschen als gleichberechtigt anzusehen.
Das Wort Migrant kommt ebenfalls aus dem Lateinischen „migrare“ und bedeutet „auswandern, wandern, reisen“. Menschen werden als Migranten bezeichnet, wenn sie aus ihren vorherigen Aufenthaltsort auswandern und in ein neues Land einwandern. Sie lassen sich dort entweder für immer nieder oder nur vorübergehend. Diese Personen werden als „Menschen mit Migrationshintergrund“ beschrieben. Ihre Staatszugehörigkeit sowie die ihrer Nachkommen sind in dem Fall irrelevant.2
3. Jugendliche MigrantInnen in Deutschland
Deutschland ist eins der beliebtesten Einwanderungsländer Europas. Obwohl 600.000 Menschen pro Jahr aus Deutschland auswandern, suchen genauso viele Migranten den Weg nach Deutschland, sowohl legal als auch illegal.3
Im Jahr 1914 waren rund 1,2 Millionen „Wanderarbeiter“ in Deutschland tätig. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde im Jahr 1955 erstmals ein Abkommen mit Italien unterzeichnet, welches italienischen Staatsangehörigen die Einreise nach Deutschland mit einer Arbeitserlaubnis ermöglichte.4
Einige Jahre später schlossen sich Länder wie Portugal, Tunesien und die Türkei einem ähnlichen Abkommen an. Die Tendenz der „Gastarbeiterperiode“ wuchs ruckartig an. In den folgenden 14 Jahren bis 1964 stieg die Anzahl der Gastarbeiter von 800.000 auf 1.000.000 in Deutschland an. Die Einwanderer halfen Deutschland beim Wiederaufbau und im Gegenzug dafür unterstützte Deutschland die Migranten dabei, ein neues Leben aufzubauen.5
Die nachfolgende Abbildung 1. zeigt den Ausländeranteil an der gesamten ständigen Wohnbevölkerung, 1860-2007 (in Prozent) (Quelle: Statistisches Bundesamt, 2007).
Die Zahl der Migranten in Deutschland erhöhte sich 2011 auf 16 Millionen. 7,2 Millionen sind davon Ausländer, 8,8 Millionen inzwischen Deutsche und 5,7 Millionen (Spät-)Aussiedler. Somit sind 19,5 % der Gesamtbevölkerung in Deutschland Menschen mit Migrationshintergrund.6
Die folgende Abbildung 2. zeigt die unterschiedlichen Kulturen in Deutschland auf: (Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 2010) Nach Herkünften sieht die Verteilung der Migrantenherkünfte wie folgt aus: Türkei (15,8 Prozent) Polen (8,3 Prozent) Russische Föderation (6,7 Prozent) Italien (4,7 Prozent) Kasachstan (4,7 Prozent) Heute steht im Mittelpunkt der Öffentlichkeit immer noch das geringe Engagement zur Integration von jungen MigrantInnen. So entsteht eine Parallelgesellschaft. In der sich die Jugendlichen in der deutschen Gesellschaft einerseits nicht willkommen fühlen, andererseits wird ihnen vorgeworfen, sie würden sich nicht genügend in die Gesellschaft integrieren.7 Diese jungen Leute wachsen im Prinzip mit zwei Kulturen auf. Zum einen die Kultur ihres Elternhauses, dessen Traditionen, Bräuche und Weltansichten sie tagtäglich vorgelebt bekommen zum anderen die Kultur ihres Einwanderungs- oder Geburtslandes. Die gesellschaftliche Institutionen leisten ihren Beitrag zur besseren Eingliederung der Jugendlichen durch Bildungs- und Ausbildungsbereiche und zusätzlich durch die Maßnahmen des Wohlfahrtsstaates.8 Für Jugendliche mit Migrationshintergrund besteht eine begrenzte Möglichkeit in der heutigen Gesellschaft aufgenommen und als „gleich“ anerkannter Bürger angesehen zu werden. Sie sind Zuschreibungs-, Ausgrenzungs- und Rassismuserfahrungen ausgesetzt. Wie die junge Generation diese Barrieren überwindet, wird durch das folgende Zitat deutlich:
„Vor dem Hintergrund dieser ambivalenten Positionierung entwickeln jugendliche MigrantInnen ihre individuellen Perspektiven und nehmen aktiv Bezug auf die ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Partizipation.“9
4. Muslimische Migranten in Deutschland
Wie in der Abbildung 2, S. 2 deutlich wurde, zählt der Islam zu den meist verbreitenden Religionen in Deutschland. Der Muslime, oder auch Moslem, bedeutet so viel wie „der sich (Gott) Unterwerfende“ oder „sich (Gott) Hingebende“, analog zu „Islam - Hingabe (an Gott)“. Muslime glauben an den Propheten Gottes (Allahs) Mohammed. Ihre religiöse Schrift ist der Koran, in dem das offenbarte Wort Gottes steht.10 In Deutschland gehört der Islam zur zweitgrößten Glaubensrichtung nach dem Christentum. Geschätzte 5 % der Einwohner Deutschlands gehören dem Islam an, das sind rund 1,8 Millionen Migranten mit deutscher Staatsbürgerschaft. Der größte Teil der muslimischen Anhänger sind türkischer Abstammung.11 Die Schwierigkeit liegt in der Unterstellung, dass bei türkischstämmigen Jugendlichen ein höheres Gewaltpotenzial festzustellen ist als bei gleichaltrigen mit anderem Migrationshintergrund. Diese These führt immer wieder zur neuen Diskussion über die prägnante Jugendgewalt der heutigen Zeit in Deutschland.12
Studien bestätigen, dass männliche türkische Jugendliche im Vergleich zu den weiblichen ein höheres Aggressionspotential aufweisen. Meist richtet sich die ausgeübte Gewalt gegen gleichgeschlechtliche.13 Dieses Resultat führt zur Benachteiligung der türkischen Jugendlichen. Sie werden oftmals sozial ausgegrenzt und sind hilflos Diskriminierungen ausgesetzt.14
Der Unterschied des typischen deutschen Mannes zum türkischen Mann liegt in der Auslebung seiner Unabhängigkeit und Aufgeschlossenheit der Welt gegenüber. Die „Ehre“ des türkischen Mannes steht im Vordergrund und ist mit einem unzertrennbaren Band mit seiner Familie sowie der Gewalt verbunden.15 Schon im Jahre 1973 als die Migration der türkischen Einwanderer stark zunahm, hieß es im Magazin „Der Spiegel“: „Die Türken kommen - rette sich, wer kann“.16 Diese Nachrichten verschreckten die deutschen Bürger. Viele Städte bekamen die rapide Zuwanderung gar nicht erst in den Griff. Die Kriminalität wuchs unaufhörlich, es bildeten sich Ghettos in vielen Stadtbezirken der verschiedenen Städte.17 Somit begann die Gruppierung der Gesellschaft in das „dazugehören“ und „anders sein“, wie durch das folgende Zitat deutlich wird:
„In der Konstruktion von Fremdheit wird in den Stereotypen und Feindbildern Geschichte Fortgeschrieben und zugleich immer wieder neu die Grenzlinie gezogen, wer zu dieser Gesellschaft gehört und wer nicht“.18
Aus diesen Gründen wird den türkischen Migranten der Eintritt ins Berufsleben erschwert. Jedoch kommt ein anderes Problem noch hinzu, die Ausübung ihrer Religion. Wie oben schon erwähnt wurde, ist ihr Glaube vieler türkischstämmiger Migranten am Koran ausgelegt. Durch die unterschiedlichen Traditionen, die von ihnen ausgelebt werden, kommt es zu Auseinandersetzungen besonders im jungen Alter der Migranten, wie in der Schule oder am Ausbildungsplatz.
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1 Vgl. Bundesinstitut für politische Bildung (2013)
2 Vgl. Bundesinstitut für politische Bildung (2013)
3 Vgl. Dehmer, D., & Woratschka, R. (31. Januar 2013)
4 Vgl. Deutschlandstiftung Integration (18. September 2012)
5 Vgl. Deutschlandstiftung Integration (18. September 2012)
6 Vgl. Statistisches Bundesamt, Ergebnisse des Mikrozensus 2011
7 Vgl. Geisen, T., & Riegel, C. (2007), S. 8
8 Vgl. Geisen, T., & Riegel, C. (2007), S. 9
9 Geisen, T., & Riegel, C. (2007), S. 10
10 Vgl. Difference Between (2012)
11 Vgl. Eric Gorski, AP, N24 (08. Oktober 2009)
12 Vgl. Yazıcı, O. (2011), S. 14
13 Vgl. ebd.: 12
14 Vgl. Yazıcı, O. (2011), S. 15
15 Vgl. Yazıcı, O. (2011), S. 26
16 Vgl. Jäger, Margret (2000), S. 10f
17 Vgl. ebd.: 15
18 Rommelspacher, Birgit (1995), S 25f