Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Problemstellung
2 Daten und Fakten zu Partnerschaften in Deutschland
3 Überblick über Einflussfaktoren für die Stabilität von Partnerschaften
3.1 Miterlebte Scheidungen
3.2 Gemeinsamkeiten als wichtiger Faktor
3.3 Arbeitsteilung
3.4 Gewohnheit oder Ritual?
3.5 Untreue
4 Einfluss der Persönlichkeit auf die Stabilität von Partnerschaften
4.1 Big Five
4.2 Die vier Liebestypen
5 Einfluss des Konfliktverhaltens auf die Stabilität von Partnerschaften
5.1 Konflikte konstruktiv bewältigen
5.2 Prozess des Verzeihens
6 Belastungen des Alltags als Gefährdung von Partnerschaften
6.1 Der Job als Beziehungskiller
6.2 Der Alltagsstress
7 Unterstützungssysteme für gefährdete Partnerschaften
8 Literaturverzeichnis
1 Problemstellung
In Deutschland beklagt man sich über die geringe Geburtenrate. Im Jahr 2011 lag diese bei 1,37 Kinder pro Frau. Trotz eines leichten Anstiegs, kann der Bevölkerungsschwund nicht gebremst werden, dafür wären mindestens 1,6 Kinder pro Frau nötig. So schreitet der demographische Wandel weiter voran, doch welche Faktoren bewirken die geringe Geburtenrate?[1]
In einer Forsa-Studie, wurde in einem Zeitraum vom 17. November bis 3. Dezember 2010, 1.012 Personen befragt. Ganze 66% äußerten den Wunsch "auf jeden Fall" oder "vielleich" Kinder zu bekommen. Der Kinderwunsch ist also bei der Mehrheit noch existent. Dann stellt sich aber die Frage, wieso sie diesen Wunsch nicht umsetzen.[2]
Bei 44% fehlt dazu einfach noch der passende Partner und über 60% begründen die geringe Geburtenrate aufgrund der zurückgegangenen Haltbarkeit von Partnerschaften und Ehen. Somit spielt die Instabilität von Partnerschaften beim demografischen Wandel eine wichtige Rolle.[3]
Auch der Staat hat ein Interesse daran, dass Menschen sich in Partnerschaften binden und sich gegenseitig unterstützen - auch finanziell. Denn aufgrund der Reform des Scheidungsrechts 2008, wird der Grundsatz der Eigenverantwortung in den Vordergrund geschoben.[4] Die Frau von heute ist nicht mehr finanziell abhängig von ihrem Mann und somit nicht mehr auf eine lebenslange Solidarität ihres Partners angewiesen, damit begründete man die radikale Einschränkung der Unterhaltspflicht.[5] Der Unterhalt wird zeitlich begrenzt und die Höhe wird auf das Maß, dass der Berufsausübung entspricht, reduziert.[6] Die Wirklichkeit war aber nicht mit dieser Theorie vereinbar. Nach einer langjährigen Ehe, in der die Frau dem Mann jahrelang den Rücken frei gehalten hat und der Mann für das Einkommen sorgte, führt diese Reform dazu, dass die Frau in die Arumut getrieben wird.[7] Dies wiederum verursacht, dass die Sozialkassen in die Rolle des Ex-Gatten schlüpfen und für den Unterhalt der Frau sorgen müssen, wenn diese keinen Beruf findet. Bei zunehmender Scheidungen, belastet dies die Sozialkassen enorm. Deshalb ist die Instabilität von Partnerschaften auch für den Staat ein wichtiges Thema, denn wenn die Partner sich nicht mehr gegenseitig finanziell unterstützen, müssen die Sozialkassen darunter leiden.
Somit stellt sich die Frage: welche Faktoren sind entscheidend dafür, ob eine heutige Partnerschaft stabil oder instabil wird?
Um dieser Frage nach zu gehen, finden sich in dieser Ausarbeitung zunächst einige Daten und Fakten zu Partnerschaften in Deutschland, welche sich auf die Studie Pairfam stützen. Um somit die aktuelle Lage in Deutschland darzustellen. Im nächsten Kapitel befindet sich ein Überblick über verschiedene Einflussfaktoren für die Stabilität von Partnerschaften. Danach wird der Einfluss der Persönlichkeit, des Konfliktverhaltens und der Alltagsprobleme auf die Partnerschaft intensiver untersucht.
Im letzten Kapitel, werden Unterstützungssysteme für gefährdete Partnerschaften aufgegriffen, um aufzuzeigen wie sich Paare in Krisen helfen können.
2 Daten und Fakten zu Partnerschaften in Deutschland
Laut dem statistischen Bundesamt wurden im Jahr 2011 insgesamt 377.816 Ehen geschlossen, allerdings auch 187.640 Ehen geschieden. Außerdem wurden 662.685 Kinder auf die Welt gebracht.[8]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Anzahl Partnerschaften
Weitere Informationen liefert uns die Studie "Pairfam" vom Jahr 2008. Es wurden insgesamt 12402 Menschen befragt. Sie wurden in verschiedene Altersgruppen unterteilt. Die Altersgruppe 1 umschloss die 15-17 Jährigen, Altersgruppe 2 die 25-27 Jährigen und Altersgruppe 3 die 35-37 Jährigen.
Von den befragten Personen, sind über die Hälfte (58,3%) aktuell in einer festen Beziehung. 41,3% geben an in keiner festen Beziehung zu sein. Auffällig ist hier, dass die Anzahl der Beziehungen mit dem Alter ansteigt. Dies verdeutlicht die Abbildung 1.[9]
Zudem wurden Daten zur Partnerschaftszufriedenheit erfasst. Dazu hat man die Befragten bewerten lassen wie zufrieden sie in ihrer Beziehung seien. Zur Auswahl stand eine Atwortskalevon 0(=sehr unzufrieden) bis 10 (=sehr zufrieden). Der Mittelwert beruht sich auf 8,3 , welches eine im Durchschnitt hohe Zufriedenheit der Paare repräsentiert. Jedoch gibt es auch hier Unterschiede zwischen den einzelnen Altersgruppen. Im Gegensatz zu der oben genannten proportional steigenden Anzahl von Beziehungen mit dem Alter, sinkt diesmal die Partnerschaftszufriedenheit mit zunehmenden Alter. Altersgruppe 1 hat einen Mittelwert von 8,67 , bei Altersgruppe 2 liegt dieser bei 8,20 und bei Altersgruppe 3 bei 8,17.Dieser Unterschied ist statistisch bedeutsam, auch wenn er nur gering ausfällt.[10]
In der Studie wurden auch Daten zu der Konflikthäufigkeit erfasst. Wieder wurde den Personen eine Frage gestellt, "wie häufig die Partner ärgerlich und wütend aufeinander sind"[11] oder wie oft sie unterschiedliche Meinungen haben welche zum Streit führen.
Sie hatten die Möglichkeit mit den Items 1 (=nie) bis 5 (=immer) zu antworten. Der Gesamtmittelwert liegt hier bei 2,55 , er befindet sich somit im mittleren Bereich. Aus der Studie zeigt sich ein Zusammenhang zwischen der Partnerschaftszufriedenheit und der Konflikthäufigkeit. Denn parallel zu den Partnerschaftszufriedenheiten zeigte sich, dass die Altersgruppe 1, mit den zufriedensten Partnerschaften, auch eine geringe Konflikthäufigkeit aufzeigten. Ihr Mittelwert liegt bei nur 2,42. Wieder gefolgt von der Altersgruppe 2 mit einem Mittelwert von 2,56 und die Altersgruppe mit der höchsten Konflikthäufigkeit ist die Altersgruppe 3. Sie sind auch am wenigsten zufrieden in der Partnerschaft, bei ihnen liegt der Mittelwert bei 2,58. Auch wenn dieser Unterschied ebenfalls sehr gering ausfällt, ist er statistisch von Bedeutung.[12]
3 Überblick über Einflussfaktoren für die Stabilität von Partnerschaften
3.1 Miterlebte Scheidungen
Im Folgenden werden verschiedene Einflussfaktoren aufgezeigt, welche die Stabilität der Partnerschaften verringern können.
In der Studie "Pairfam" wurde nachgewiesen, dass 22,2% (von den 12402 Befragten) die Trennung ihrer Eltern miterlebt haben.[13] Das statistische Bundesamt gibt an, dass allein im Jahr 2011 92.892 Ehen mit minderjährigen Nachwuchs geschieden wurden. 148.239 minderjährige Kinder haben somit im Jahr 2011 eine Scheidung miterlebt.[14]
Es wurde herausgefunden, dass die Scheidung der Eltern nicht wirkungslos auf die Kinder bleibt. Haben die Eltern sich scheiden lassen, so wird das Kind später die Rolle des Ehepartners nicht ausreichend übernehmen können, da es dies in der Kindheit nicht gelernt hat. Außerdem vermutet man das Kinder, die eine Scheidung erlebt haben, später bei Konflikten eher bereit sind sich scheiden zu lassen, da sie dieses Verhalten in der Kindheit als Ausweg gezeigt bekommen haben. Somit ist das soziale Lernen von Bedeutung.[15]
Anderseits geht man auch davon aus, dass eine Scheidung der Eltern zu schlechteren wirtschaftlichen Bedingungen führt, was zur Folge hat, dass die Kinder schneller das Elternhaus verlassen möchten. Deshalb heiraten sie in den meisten Fällen schon sehr früh, was wiederum bedeutet, dass sie sich ihren Partner sehr schnell aussuchen und dieser eventuell nicht optimal zu demjenigen passt. Dies hat zur Folge, dass die Beziehung einer höheren Scheidungsgefahr ausgesetzt ist. Außerdem lässt sich sagen, dass Personen die einmal geschieden waren, durch Belastungen der früheren Beziehung oder negativen Persönlichkeitsmerkmalen, ein höheres Scheidungsrisiko aufweisen.[16] Statistisch gesehen steigt das Scheidungsrisiko um 10% mit jeder neuen Ehe. Je häufiger man sich trennt, desto instabiler werden die nächsten Beziehungen.[17]
3.2 Gemeinsamkeiten als wichtiger Faktor
Ein weiterer wichtiger Faktor für die Stabilität der Partnerschaft ist, wie gut man zusammenpasst. Dies kann man nur herausfinden, indem man viele Informationen über den Partner sammelt. Je länger man ihn kennt, desto mehr erfährt man auch über ihn. Wer sich also für die Partnersuche länger Zeit lässt und intensiver sucht senkt die Wahrscheinlichkeit, dass diese Beziehung später auseinander geht. Daraus lässt sich schließen, dass junge Paare, die früh heiraten, anfälliger für eine Scheidung sind, da hier die Suchzeit nach einem passenden Partner relativ kurz war. Jedoch sollte erwähnt werden, dass die Ergebnisse nicht eindeutig sind, da man diese Befunde nicht bei jeder Analyse feststellen konnte.[18]
Partner mit gleichen Interessen oder Bildungsabschlüssen, zeigen ein geringeres Scheidungsrisiko auf. Denn je mehr Zeit man in der Freizeit miteinander verbringt, desto stabiler ist die Beziehung.[19]
Gemeinsame Kinder können ebenfalls entscheidend sein für die Stabilität von Partnerschaften. Wird eine Partnerschaft nämlich aufgelöst, so ist es nicht mehr möglich das beide Elternteile dieselbe Beziehung zu den Kindern haben, wie vor der Trennung. Einer der Partner wird bei der Erziehung nicht mehr so viel zu sagen haben und weniger Kontakt mit den Kindern haben, als das Elternteil, welches das Sorgerecht innehat. Außerdem werden Eltern, welche gemeinsame Kinder haben, in unserer Gesellschaft oft kritisch beäugt, wenn sie sich scheiden lassen. Dies wiederum verursacht verstärkte Schuldgefühle bei den Eltern. Daraus lässt sich ableiten, dass Paare mit gemeinsamen Kindern für Scheidungen weniger anfällig sind, im Vergleich zu kinderlosen Paaren.[20]
Jedoch können sich Kinder auch negativ auf die Stabilität auswirken, denn wenn es um den Kinderwunsch geht ist oft ein Defizit zu erkennen. 26% aller Männer wollen keine Kinder, bei den Frauen ist diese Zahl deutlich kleiner, hier sind es nur 15%. Ein gemeinsames Leben wird also dadurch erschwert, wenn ein Partner Kinder möchte der andere jedoch nicht.[21]
[...]
[1] Vgl. Focus online (2009)
[2] Vgl. Wagner (2011)
[3] Vgl. ebenda
[4] Vgl. http://www.asp-rechtsanwaelte.de/unterhalt/unterhaltsreform_2008.htm [31.03.13]
[5] Vgl. Löning/Quadbeck (2012)
[6] Vgl. Wehrt-Sierwald (2008)
[7] Vgl. Löning/Quadbeck (2012)
[8] Vgl. statistisches Bundesamt
[9] Vgl. Wendt/Schaer/Schmahl/Thönnisen/Walper (2010), S.2f.
[10] Vgl. ebenda, S.10f.
[11] Wendt/Schaer/Schmahl/Thönnisen/Walper (2010), S.11
[12] Vgl. ebenda
[13] Vgl. ebenda S.5
[14] Vgl. Statistisches Bundesamt - Ehescheidungen
[15] Vgl. Hartmann (2005), S.1
[16] Vgl. Hartmann (2005), S.2
[17] Vgl. Broder (2010), S.1
[18] Vgl. Hartmann (2005), S.2f.
[19] Vgl. ebenda, S.3
[20] Vgl. ebenda, S.4
[21] Vgl. Krüger (2011), S.19