„Mein Patient spricht kaum deutsch, kennst Du jemanden, der russisch/persisch/italienisch spricht?“ „Ich glaube, Frau X aus der Verwaltung/der Kantine/vom Reinigungsdienst könnte vielleicht übersetzen.“
Solche oder ähnliche Anfragen gab es vermutlich schon in jeder (sozial-) psychiatrischen Einrichtung. Demnach geht es beim Dolmetschen rein um die sprachlichen Verständigungsprobleme, die von jedem, der einigermaßen beider Sprachen mächtig ist, gelöst werden könnten. Doch ist es so einfach?
Wer psychisch erkrankt ist, muss sich, um Hilfe zu erhalten, verständlich machen können in dem, was ihm fehlt, was er an Hilfe braucht. Eine gelingende Verständigung zwischen Patient und Behandler ist eine der wichtigsten Grundlagen für eine erfolgreiche Behandlung und somit die Besserung oder Heilung der Erkrankung. Eine gelingende Verständigung wiederum basiert auf einer gemeinsamen Sprache und auf der Berücksichtigung unterschiedlicher Kulturen.
Auch, wenn Patient und Behandler unterschiedlichen kulturellen Hintergrundes über eine gemeinsame Sprache kommunizieren können, werden u.U. beide die Grenzen der puren verbalen Kommunikation erleben müssen, da gerade beim Verständnis von und beim Umgang mit Krankheit und Gesundheit Kultur eine große Rolle spielt. Aus diesem Grund reicht es nicht aus, einem psychisch erkrankten Menschen mit Migrationshintergrund und dessen Behandler einen Übersetzer zur Seite zu stellen, sondern es bedarf einer Fachkraft, die sowohl über Sprach- als auch Kulturkenntnisse und optimaler weise auch psychiatrische Fachkenntnisse und Wissen über Versorgungsangebote verfügt.
Für diese speziell geschulten Dolmetscher hat sich der Begriff „interkulturelle Dolmetscher“ oder „interkulturell Übersetzende“ etabliert.
In vorliegender Arbeit werde ich mich mit dem Thema „Spezifika des Dolmetschens in der Psychiatrie“ befassen. Zunächst werde ich darauf eingehen, woraus sich die Notwendigkeit des Einsatzes spezieller Dolmetscher im psychiatrischen Bereich ergibt. Im Folgenden erläutere ich die speziellen Anforderungen an Dolmetscher, die in der Psychiatrie tätig sind, und an Behandler im psychiatrischen Bereich, die mit interkulturellen Dolmetschern kooperieren. Im dritten Teil meiner Arbeit werfe ich einen Blick auf die bestehenden Umsetzungsprobleme beim Einsatz von Dolmetschern in der Psychiatrie.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Notwendigkeit des Einsatzes spezieller / interkultureller Dolmetscher im psychiatrischen Bereich
- Ad-Hoc-Dolmetschende
- Medizinische Argumentation
- Ethische Argumentation
- Juristische Argumentation
- Ökonomische Argumentation
- Umsetzung / Vorgehen / Maßnahmen
- Schulung von Dolmetschern und Behandlern
- Qualifizierung interkultureller Dolmetscher
- Fortbildungen für Behandler
- Regeln für Trialogsituation Behandler – Patient – Dolmetscher / Optimaler Ablauf des Einsatzes eines interkulturellen Dolmetschers
- Vermittlungsstellen
- Schulung von Dolmetschern und Behandlern
- Umsetzungsprobleme
- Unzureichende rechtliche Verankerung und Finanzierungsprobleme
- Praktische Umsetzung
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Studienarbeit befasst sich mit der Spezifik des Dolmetschens in der Psychiatrie. Sie untersucht die Notwendigkeit des Einsatzes von interkulturellen Dolmetschern im psychiatrischen Bereich, beleuchtet die Herausforderungen in der Praxis sowie die damit verbundenen ethischen, juristischen und ökonomischen Aspekte.
- Notwendigkeit und Vorteile des Einsatzes interkultureller Dolmetscher im psychiatrischen Bereich
- Spezielle Anforderungen an Dolmetscher und Behandler in der interkulturellen Zusammenarbeit
- Bestehende Umsetzungsprobleme, insbesondere hinsichtlich rechtlicher Rahmenbedingungen und Finanzierung
- Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Integration von interkulturellen Dolmetschern in die psychiatrische Versorgung
- Bedeutung der interkulturellen Kompetenz für eine gelungene Kommunikation und Behandlung von Menschen mit Migrationshintergrund
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Relevanz der Thematik des Dolmetschens in der Psychiatrie heraus und zeigt auf, dass eine gelingende Kommunikation zwischen Patient und Behandler im psychiatrischen Bereich, insbesondere bei Menschen mit Migrationshintergrund, von essentieller Bedeutung ist.
- Notwendigkeit des Einsatzes spezieller/interkultureller Dolmetscher im psychiatrischen Bereich: Dieser Abschnitt argumentiert für die Notwendigkeit des Einsatzes von speziell ausgebildeten Dolmetschern im psychiatrischen Bereich, indem er die Nachteile von Ad-hoc-Dolmetschenden beleuchtet und medizinische, ethische, juristische und ökonomische Argumente für die Nutzung von interkulturellen Dolmetschern präsentiert.
- Umsetzung/Vorgehen/Maßnahmen: Hier werden verschiedene Typen von sprachlich-kulturellen Barrieren und die entsprechenden Anforderungen an die Qualifizierung von interkulturellen Dolmetschern und die Fortbildung von Behandlern im Umgang mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen beleuchtet. Es werden außerdem Regeln für Trialoggespräche zwischen Behandler, Patient und Dolmetscher sowie ein optimaler Ablauf für den Einsatz von interkulturellen Dolmetschern vorgestellt.
- Umsetzungsprobleme: In diesem Kapitel werden die Herausforderungen bei der Umsetzung des Dolmetschereinsatzes im psychiatrischen Bereich im Hinblick auf rechtliche Verankerung, Finanzierung und praktische Aspekte diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: interkulturelles Dolmetschen, psychiatrische Versorgung, Menschen mit Migrationshintergrund, sprachlich-kulturelle Barrieren, Trialogsituation, Qualifizierung, Fortbildung, Umsetzungsprobleme, Finanzierung, Rechtslage, Integration, interkulturelle Kompetenz.
- Quote paper
- Dipl.-Sozialpädagogin (FH), Master of Mental Health (MMH) Janna Kohlert (Author), 2012, Spezifika des Dolmetschens in der Psychiatrie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263411