Wenn Kästner seinen "Fabian" als Satire bezeichnete und mit dem Mittel der Übertreibung bewusst ein verzerrtes Bild seiner Gegenwart erzeugte, so verwandte er gleichwohl eine ganze Anzahl von Themen oder Motiven, die diesen Roman auch als neusachlichen Roman ausweisen. Dazu gehören vor allem Bereiche wie Journalismus, Reklame, Technik und Sport, aber auch das Thema Liebe, wenn es zum Beispiel unter dem Aspekt seines "Warencharakters" behandelt wird. Es fällt auf, dass Kästner sich in seinen Romanen und Gedichten (besonders auch im "Fabian") als nüchterner Skeptiker erweist, der wenig Hoffnung in die Erziehbarkeit des Menschen setzt. Seine Essays werden dagegen stärker von Idealismus und Optimismus geprägt. Dies zeigt sich beispielsweise in seinem Artikel "Reklame und Weltrevolution" (1930), wo er der Propaganda mit ihrer aufklärerischen Funktion in einer zivilisierten Gesellschaft einen wichtigen Stellenwert einräumt, während im "Fabian" viel stärker die Funktion der Manipulation und Verführbarkeit des Menschen betont wird.
Natürlich gehört auch das Großstadtleben zu den bevorzugten Themen von Autoren der Neuen Sachlichkeit. (Vgl. beispielsweise Irmgard Keuns Romane "Gilgi - eine von uns" und "Das kunstseidene Mädchen" oder Hans Falladas Roman "Kleiner Mann - was nun?") In diesem Zusammenhang ist interessant, dass die Großstadt Berlin gleich zu Beginn des Romans mit einem "Rummelplatz" (1. Kapitel, S. 10) verglichen wird, womit die hässlichen Seiten der großstädtischen Vergnügungs- und Unterhaltungsindustrie, aber auch private Klubs sowie anrüchige Etablissements oder Jahrmärkte gemeint sind, von denen im Roman immer wieder die Rede ist. In dieser Hinsicht konnte Erich Kästner auf seine journalistischen Arbeiten zurückgreifen, beispielsweise als Berichterstatter für die "Neue Leipziger Zeitung", und sie als Material für seine Romanepisoden verwenden, die sich mit den ausufernden Erscheinungsformen der damaligen Berliner Subkultur beschäftigen. In Analogie zu der bunten Vielfalt und Hektik des Großstadtlebens verwendete Kästner einen rasanten Erzählstil, um die vielfältigen Facetten und die ständig wechselnden Eindrücke dieser Kulisse einzufangen. Er erwies sich als dem Stil der Neuen Sachlichkeit verpflichteter Autor, indem er filmische Erzählmuster (schnelle Schnitte, Montage, Wechsel von Nahaufnahme und Totale usw.) in die Beschreibung einbaute.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Der neusachliche Autor
- Kästners \"Fabian\" als neusachlicher Roman
- Zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte
- Textanalyse
- Kurze inhaltliche Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Erich Kästners Roman "Fabian" und dessen Einordnung in die literarische Bewegung der Neuen Sachlichkeit. Die Untersuchung analysiert die zentralen Merkmale des Romans im Kontext der literarischen Strömung und untersucht, inwieweit Kästners Werk die typischen Elemente der Neuen Sachlichkeit aufgreift und in seiner satirischen Darstellung der Weimarer Republik reflektiert.
- Analyse der Neuen Sachlichkeit in Bezug auf den Roman "Fabian"
- Untersuchung der satirischen Elemente in Kästners Werk
- Bedeutung des Großstadtlebens in "Fabian" als Spiegelbild der Zeit
- Die Figur des Fabian als Vertreter des neusachlichen Anti-Helden
- Kritik an der Moral und den gesellschaftlichen Verhältnissen der Weimarer Republik
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung: Die Einführung stellt Erich Kästners literarische Haltung dar und beleuchtet seine Abgrenzung vom expressionistischen Stil. Sie analysiert seine Kritik an der Bezeichnung "Neue Sachlichkeit", gleichzeitig jedoch seine Hinwendung zu einer sachlichen Schreibweise.
- Der neusachliche Autor: Dieses Kapitel beschreibt die typischen Merkmale des neusachlichen Autors: Der Fokus liegt auf der Beobachtung und Rezeption der gesellschaftlichen Realität aus einer distanzierten Perspektive. Die Verwendung von Dokumenten und Informationsquellen soll Authentizität und Objektivität gewährleisten.
- Kästners "Fabian" als neusachlicher Roman: Der Abschnitt behandelt die zentralen Themen und Motive des Romans "Fabian", die ihn als Werk der Neuen Sachlichkeit kennzeichnen. Themenbereiche wie Journalismus, Reklame, Technik und Sport sowie die Liebe werden im Kontext der neusachlichen Schreibweise beleuchtet.
- Zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte: Dieser Abschnitt widmet sich der Entstehungsgeschichte des Romans, der Entstehungsprozess und die Herausforderungen bei der Veröffentlichung des Romans werden beleuchtet. Die gespaltene Reaktion der zeitgenössischen Kritik wird ebenfalls thematisiert, sowohl die Kritik aus rechten Kreisen als auch die Kritik aus marxistischer Perspektive.
- Textanalyse: Im letzten Kapitel wird eine kurze Zusammenfassung des Romans "Fabian" gegeben. Die Handlung wird kurz skizziert, ohne auf die detaillierte Charakterentwicklung oder die Auflösung des Plots einzugehen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse des Romans "Fabian" von Erich Kästner im Kontext der Neuen Sachlichkeit. Die zentralen Begriffe, die im Fokus der Arbeit stehen, sind: Neue Sachlichkeit, Zeitroman, Satire, Großstadtleben, Moral, Anti-Held, journalistische Schreibweise, und die Kritik an der Weimarer Republik.
- Citar trabajo
- Hans-Georg Wendland (Autor), 2013, Erich Kästners 'Fabian' als Roman der Neuen Sachlichkeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263430