Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit dem Prozess der Reformation zwischen 1521 und 1555 in Verbindung mit den Feldzügen der Osmanen gegen das Königreich Ungarn unter Sultan Süleymân I. und der Ständepolitik Kaiser Karls V. im Reich. Wie hat beides die Reformation bedingt? Inwiefern haben die Türken die Reichsstände „unterstützt“ und die Reformation „gefördert“? Die Arbeit gibt zunächst einen Überblick über die historischen Gegeben- und Begebenheiten der Zeit, in der die Reformation auflebte. Dem folgt eine Quellenanalyse, mit Hilfe derer der parallele Verlauf der kaiserlichen Ständepolitik und der Osmane neinfälle dargelegt und argumentiert wird. Als Quellensammlung dienen hierbei die Bände 15 und 16 der Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe. Die Politik Karls V., der 1519 zum Kaiser gewählt wurde und 1555/56 im Zuge des Reichstags zu Augsburg seine Abdankung vollzog, findet bedeutenden Anteil in der Gesamtheit der Arbeit, da dessen Handlungen und Entscheidungen untrennbar mit dem Reformprozess verbunden sind. Die in der Forschung vertretene communis opinio sieht einen Zusammenhang zwischen Osmanenfeldzügen, Reichsständen und Reformation. Eine ausführliche Analyse des Prozesses der Kirchenspaltung unter Einbeziehung des Konfliktes mit den Türken findet sich in der neueren Forschungsliteratur jedoch nicht. Ohne zwar den Einfluss der Osmanen zu vernachlässigen, gibt das im Jahre 2003 erschienene Werk zur Geschichte Österreichs von Thomas Winkelbauer dem politischen Verhältnis von Kaiser und Reichsständen jedoch genauso den Vorrang wie die 2002 erschienene Überblicksdarstellung zu den Habsburgern im 16. Jahrhundert von Esther-Beate Körber. Einen Focus auf einen verbindlichen Zusammenhang zwischen Expansion der Osmanen und Reformation setzt bzw. setzte Stephen A. Fischer-Galati in seiner 1959 erschienenen Schrift „Ottoman Imperialism and German Protestantism 1521 – 1555“.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- 1. 1521
- 2. Von Reichstag zu Reichstag
- 3. Die Unaufhaltsamkeit des Reformationsprozesses
- 4. Der Weg zum Frieden
- III. Schluss
- IV. Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht den Einfluss der Osmanenfeldzüge und der Ständepolitik Kaiser Karls V. auf den Prozess der Reformation zwischen 1521 und 1555. Das Ziel ist es, aufzuzeigen, wie diese beiden Faktoren die Reformation beeinflussten und inwieweit die Osmanen die Reichsstände "unterstützten" und die Reformation "förderten".
- Die historischen Gegebenheiten und Bedingungen der Zeit der Reformation
- Der parallele Verlauf der kaiserlichen Ständepolitik und der Osmaneneinfälle
- Die Rolle Kaiser Karls V. im Reformprozess
- Der Zusammenhang zwischen Osmanenfeldzügen, Reichsständen und Reformation
- Die Verbreitung der lutherischen Lehre und ihre Auswirkungen auf die Reichsstände
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung liefert einen Überblick über das Thema und die Methodik der Arbeit. Sie beleuchtet die historische Situation und die wichtigsten Akteure, insbesondere Kaiser Karl V. und Martin Luther. Das erste Kapitel beleuchtet das Jahr 1521, in dem Luther seine 95 Thesen veröffentlichte und von Papst Leo X. gebannt wurde. Es wird die politische und religiöse Situation in Deutschland beschrieben und die Bedeutung der Reichsstände im Prozess der Reformation hervorgehoben. Das zweite Kapitel beschreibt den Verlauf der kaiserlichen Ständepolitik und der Osmaneneinfälle in den folgenden Jahren. Es werden die Spannungen zwischen dem Kaiser und den Reichsständen deutlich, die aus der unterschiedlichen Position in Bezug auf die Reformation und den Umgang mit den Osmanen resultierten. Das dritte Kapitel analysiert den zunehmenden Einfluss der Reformation auf die Gesellschaft und die Reaktion der Kirche. Es wird die Verbreitung der lutherischen Lehre durch Druck und die zunehmende Unterstützung durch Teile der Bevölkerung dargestellt. Das vierte Kapitel fokussiert auf den Weg zum Frieden im Reich und den Kompromissen, die zwischen Kaiser und Reichsständen erzielt wurden. Es wird die Rolle des Reichstags von Augsburg im Jahr 1555 hervorgehoben, der den Augsburger Religionsfrieden markierte und die Konfessionalisierung des Reiches einleitete.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert sich auf die Themen Reformation, Osmanen, Reichsstände, Kaiser Karl V., Martin Luther, Ständepolitik, Religionsfrieden, Augsburger Religionsfrieden, Kirchenspaltung und Konfessionalisierung.
- Citar trabajo
- Katrin Eichhorn (Autor), 2004, Osmanen- und Ständepolitik im Reich als Reformationsfördernde Faktoren, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26352