Um sich Gadamers Entwurf der hermeneutischen Dialektik anzunähern, ist es lohnenswert, sich dessen Kritik an Hegels Dialektikverständnis zu betrachten. So schreibt er hierzu, dass Hegels Dialektik ein „Monolog des Denkens“ sei, „der vorgängig leisten möchte, was in jedem echten Gespräch nach und nach reift. Genau dieses Gespräch ist es, welches in Gadamers Neukonzeption der hermeneutischen Dialektik einen wichtigen Stellenwert einnimmt. Jedes wahre Gespräch nämlich, sei gleichzeitig abhängig von der Struktur von Fragen und Antworten. Diese dialektische Abhängigkeit ist es dann, welche dialogisches Denken und somit auch dialogisches gemeinsames Verstehen erst ermöglicht.
Im Folgenden soll näher auf Gadamers Neukonzeption der dialektischen Hermeneutik eingegangen werden. Hierzu wird zuerst die Idee der hermeneutischen Erfahrung beschrieben, welche in starkem Zusammenhang steht mit der Dialektik von Frage und Antwort. Hieraus wird darauf folgend, eine Begründung für den hermeneutischen Vor-rang der Frage abgeleitet, welche ihren Ursprung in der platonischen Dialektik hat. Später wird auf die Bedingungen und Begrenzungen für das Fragestellen eingegangen, bevor näher erläutert wird, was unter der Kunst der Dialektik verstanden werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hermeneutische Erfahrung
- Der hermeneutische Vorrang der Frage
- Das Vorbild der platonischen Dialektik
- Offenheit der Frage als Bedingung für Erkenntnis und Verstehen
- Richtungssinn und Begrenzung durch die Frage
- Das Wissen vom Nichtwissen
- Die Kunst der Dialektik - Das wahre Gespräch
- Die maieutische Produktivität des Gesprächs
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit Gadamers Entwurf der hermeneutischen Dialektik und dessen Kritik an Hegels Dialektikverständnis. Im Zentrum steht die Bedeutung des Gesprächs und die Frage, wie dialogisches Denken und gemeinsames Verstehen ermöglicht werden können.
- Die hermeneutische Erfahrung und ihre dialektische Natur
- Der hermeneutische Vorrang der Frage und seine Wurzeln in der platonischen Dialektik
- Die Bedeutung der Offenheit der Frage für Erkenntnis und Verstehen
- Die Grenzen und Bedingungen des Fragestellens
- Die Kunst der Dialektik und die Produktivität des wahren Gesprächs
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Der Text beginnt mit einer Auseinandersetzung mit Gadamers Kritik an Hegels Dialektikverständnis und stellt die Bedeutung des Gesprächs für Gadamers hermeneutische Dialektik heraus. Es wird betont, dass das Gespräch auf Fragen und Antworten basiert und somit dialektische Abhängigkeiten voraussetzt.
Hermeneutische Erfahrung
Dieser Abschnitt behandelt die hermeneutische Erfahrung als einen „negativen“ Prozess, der unser Vorverständnis in Frage stellt und somit zu neuen Erkenntnissen führt. Der Begriff des „Vorurteils“ wird im Sinne einer produktiven Bedingung des Verstehens interpretiert.
Der hermeneutische Vorrang der Frage
Gadamer räumt dem Akt des Fragens einen hohen Stellenwert ein. Fragen sind entscheidend für neue Erfahrungen und Erkenntnisgewinn. Es wird ein Vergleich mit der Kunst gezogen, um die Bedeutung der Offenheit des Fragens für neue Perspektiven aufzuzeigen.
Das Vorbild der platonischen Dialektik
Gadamer bezieht sich auf Platons Dialektikverständnis und betont die Schwierigkeit des Fragens im Vergleich zum Antworten. Es wird zwischen „eigentlicher“ und „uneigentlicher“ Rede unterschieden, wobei die erstere durch ihre Offenheit gekennzeichnet ist.
Offenheit der Frage als Bedingung für Erkenntnis und Verstehen
Dieser Abschnitt erläutert die Bedeutung der Offenheit der Frage für die Erkenntnis und das Verstehen. Die „eigentliche Rede“ zeichnet sich durch ein „Nichtfestgelegtsein der Antwort“ aus und ermöglicht so neue Perspektiven.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Textes sind: Hermeneutische Dialektik, hermeneutische Erfahrung, Frage, Antwort, Dialog, Vorurteil, Platonsche Dialektik, eigentliche Rede, uneigentliche Rede, Offenheit.
- Citation du texte
- Sabrina Habermann (Auteur), 2013, Gadamers hermeneutische Dialektik. Hermeneutischer Vorrang der Frage, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263613