Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Fragestellung
2. Authentizität im Unterricht
2.1. Interkulturelles Lernen durch interaktive Projekte
2.2. Interkulturelles Lernen durch englische Kinderliteratur
2.3. Interkulturelles Lernen durch den Einsatz der Handpuppe
2.4. Interkulturelles Lernen durch Feste und Traditionen
3. Schlussteil
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung:
Ob Hamburger, Hot Dog oder Cookies; ob Jeans, T-Shirt oder Shorts – all diese, von uns ganz selbstverständlich gebrauchten Begriffe, deuten auf den enormen kulturellen Einfluss fremder Länder auf unseren Lebensalltag hin. Es ist heute definitiv nicht mehr nötig, bis auf den nächsten Urlaub im Ausland zu warten, um mit fremder Sprache, fremden Speisen oder fremden Kulturgütern in Kontakt zu geraten.
Auch im Rahmen des Seminars Theorie und Praxis des Englischunterrichts in der Grundschule haben wir uns genauer mit dem Themenkomplex Interkulturelles Lernen auseinandergesetzt. Er ist ein elementarer Teilbereich des aktuellen Lehrplans für das Fach Englisch an Grundschulen. Einen grundlegenden Beitrag zur Bedeutung des interkulturellen Lernens im Englischunterricht wird von Tings geliefert. Sie behauptet, dass ein erfolgreicher Spracherwerbsprozess nur dann stattfinden kann, wenn die Sprache nicht, von der zu ihr gehörenden Kultur, getrennt wird. Ein wirksames Sprachenlernen ist demnach unabdingbar mit dem Erschließen der jeweiligen Kultur verbunden.[1] Der Englischunterricht hat die Aufgabe „funktionale interkulturelle Kompetenzen [zu entwickeln], indem er Lerngelegenheiten bietet, die es Schülerinnen und Schülern ermöglichen, Orientierungswissen aufzubauen und ein Verständnis für andere kulturspezifische Besonderheiten zu entwickeln.“[2] Sie sollen lernen sich auf das Fremde und Unbekannte einzulassen. Durch das Erschließen von Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen der eigenen und fremden Kultur, entwickeln die Schülerinnen und Schüler wichtige Eigenschaften wie Aufgeschlossenheit, Verständnisbereitschaft und Toleranz.[3] Die Schule hat nun die wichtige Aufgabe interkulturelles Lernen in den Englischunterricht zu integrieren. Sie ist dazu verpflichtet, den Schülerinnen und Schülern die notwendigen Mittel, zur Bewältigung von einfachen Begegnungssituationen, mit Menschen anderer Sprachen und Kulturen, bereitzustellen. Natürlich findet die Entwicklung interkultureller Kompetenz in der Grundschule nur ihre Anfänge. So erklärt Legutke: „But learning to become an intercultural speaker is a life-long process and in primary school we can only begin to develop this competence on a very simple level.”[4] Auch Haß betont, dass diese Zeit dafür bestimmt sei, „[...] bei den Lernenden Neugier auf die andere Sprache und die andere Kultur zu wecken […].“[5] Die Kinder sollen erste aufschlussreiche Einblicke in den Lebensalltag englischsprachiger Kinder erhalten. Der Lehrplan unterteilt den Bereich des interkulturellen Lernens in zwei grundlegende Schwerpunkte. Es handelt sich hier um das Erschließen und Vergleichen von Lebenswelten, ergänzt durch das Handeln in Begegnungssituationen. Im zuerst genannten Bereich erwartet der Lehrplan am Ende des vierten Schuljahres von den Schülerinnen und Schülern, dass sie sich „differenziert[er] mit dem Leben in Familie und Schule und häufig wiederkehrenden Situationen (z.B. einkaufen, reisen, Feste feiern) [befassen].“[6] Desweiteren sollen sie sich mit englischsprachiger Kinderliteratur auseinandersetzen, sowie ihr kulturelles Wissen über das Leben in Großbritannien erweitern um schließlich Vergleiche zur eigenen Lebenswelt ziehen zu können.[7] Im folgenden Verlauf werde ich mich schwerpunktmäßig auf diesen zuerst genannten Bereich beziehen.
1.1 Fragestellung
In Bezug auf das Erschließen von Lebenswelten, schien es mir sehr interessant zu erforschen, wie man dies im Unterricht möglichst authentisch einbauen kann. Viele Autoren aus dem Bereich der Fachdidaktik Englisch haben sich genauer mit der Verschiebung vom Landeskundeunterricht zum interkulturellen Lernen beschäftigt. Es geht also nicht mehr bloß um reines Faktenwissen, sondern die Erschließung einer Lebenskultur mit all ihren verschiedenen Facetten. Dazu gehören also neben Geographie auch Bereiche wie Musik, Sport oder Schulalltag.
Wenn man nun also die Lerngruppe in der Primarstufe genauer betrachtet, so wird schnell klar, dass schlichtes Faktenwissen nicht ausreicht um das Erschließen einer fremden Kultur zu gewährleisten. Vielmehr müssen diese Fakten altersspezifisch und authentisch aufbereitet werden um das Interesse der Schülerinnen und Schüler zu gewinnen. Denn das Fremde stellt anfangs oft eine Herausforderung dar. Daher ist es umso wichtiger, den Kindern, die noch unbekannte Kultur, auf interessant gestaltete Weise näherzubringen. Authentizität ist in diesem Zusammenhang ein sehr wichtiges Stichwort. Nur wenn der Unterricht „echt“ wirkt, ist er auch motivierend für die Lerngruppe. Authentische oder „echte“ Lernmaterialen bieten daher also die beste Chance für ein erfolgreiches interkulturelles Lernen.
Meine Fragestellung für die folgende Bearbeitung lautet also: Welche Methoden und Materialen sind besonders dafür geeignet, ein möglichst authentisches Erschließen fremder Lebenswelten zu gewährleisten?
2. Authentizität im Unterricht
Bevor im Weiteren näher auf einzelne methodische Ansätze zum interkulturellen Lernen eingegangen wird, soll zunächst eine genauere Auseinandersetzung mit dem, in der Fachdidaktik vielseitig benutzten, Begriff der Authentizität stattfinden. Dieser umschließt neben den ausgewählten Situationen, in denen die Schülerinnen und Schüler Englisch begegnen, auch die Sprache der Lehrkraft, sowie die eingesetzten Materialien.[8] Da ich mich jedoch hier mit dem Erschließen fremder Lebenswelten beschäftige, werde ich den Schwerpunkt auf die Materialien legen. Wie bereits erwähnt ist das Erschließen fremder Lebenswelten nur dann besonders motivierend, wenn ein möglichst reichhaltiges Angebot an authentischem Material vorhanden ist.
Doch was genau ist wirklich authentisch? Böttger sagt:
Im Blick auf den Lernkontext Englisch an Grundschulen ist authentisch, was repräsentativ für die englische Sprache ist, seine Ursprünge in einem englischsprachigen Land hat oder aktiven Quellen entnommen werden kann, nicht verfälscht wurde und nicht in erster Linie zum Zwecke der Verwendung im Unterricht erstellt wurde.[9]
Hierzu zählt Böttger unter anderem authentische Materialien wie beispielsweise Geldstücke, Verpackungen, Lebensmittel oder Souvenirs. Auch Hörtexte wie Dialoge zwischen Muttersprachlern, Lieder oder kurze Erzählungen bezeichnet er als „echt“. Zuletzt nennt er noch den Bereich der authentischen Lesetexte, wozu er Rezepte, Zeitungsartikel, Comics oder Bücher zählt.
Dieses Material sollte jedoch so eingesetzt werden, dass es die Schüler zum aktiven Kommunizieren und Philosophieren über die Lebenswelt anderer anregt.
Die folgend von mir geschilderten Methoden werde ich daher auf ihre Authentizität prüfen und anschließend beurteilen, inwiefern sie ein attraktives und motivierendes interkulturelles Lernen ermöglichen.
2.1 Interkulturelles Lernen durch interaktive Projekte
Projektarbeit bietet eine attraktive Abwechslung zum sonstigen Schulalltag. Die Schüler sind an der Umsetzung des jeweiligen Projekts aktiv beteiligt und haben so die Möglichkeit ihre persönlichen Interessen viel stärker einzubringen, als in einem von der Lehrkraft geplanten und gesteuerten Unterricht. Da Projekte einen starken Bezug zur Lebenspraxis haben, bieten sie einen hohen Aufforderungscharakter. Schülerinnen und Schüler entwickeln Einsatzfreude und arbeiten begeistert an der erfolgreichen Verwirklichung des Projekts mit.[10]
Ein interaktives Projekt beinhaltet nun zusätzlich den wechselseitigen Kontakt zwischen zwei Teilnehmern. Wie bereits erwähnt, ist hierbei besonders der Austausch mit authentischen Gesprächspartnern vorzuziehen. Auch wenn die sprachliche Kompetenz von Schülerinnen und Schülern der Primarstufe noch begrenzt ist, sind Kontakte zu Muttersprachlern nicht zu verwerfen. So argumentiert auch Legutke, wenn er sagt:
Even though young learners’ language competence is still limited, first exchanges with other speakers of English are definitely one possibility of practicing their English and finding out about similarities and differences of the daily life of peers in other cultures [...].[11]
Um genauer zu erläutern, wie das Erschließen fremder Lebenswelten besonders durch den Einsatz interaktiver Projekte funktioniert, möchte ich im Folgenden exemplarisch das Teddy- Bear Projekt vorstellen. Ich werde mich dabei besonders auf die Internetseite der Pestalozzischule Weilburg beziehen, die sich unter anderem aktiv mit dem Projekt beschäftigen.[12]
Das Teddy- Bear Projekt beruht darauf, einen Kontakt zwischen zwei Schulen aus jeweils fremden Ländern herzustellen, indem ein Teddybär hin und herverschickt wird. Die Funktion des Bären besteht dabei in der Rolle des Kulturübermittlers. So bereitet eine Klasse ihren Bären zunächst auf den Auslandsaufenthalt vor. Dies kann zum Beispiel durch die Erstellung eines Reisepasses, der Ausstattung mit einer Sonnenbrille, einem Wörterbuch, oder sonstigen für das Reiseziel notwendigen Objekten passieren. Bereits im Vorfeld muss sich die Klasse also gemeinsam mit der fremden Kultur auseinandersetzen, damit der Aufenthalt des Teddys in seiner neuen Heimat recht positiv verläuft. Ist der Bär schließlich im fremden Land angekommen, begleitet er die Kinder des fremden Landes, im Laufe ihres Alltages, bei den unterschiedlichsten Situationen. So könnte ein Kind ihn mit zum Sport oder zum Essen nehmen, es bei der anstehenden Klassenfahrt begleiten oder einfach den Schulalltag beobachten. Wichtig dabei ist, dass der Reiseaufenthalt ausführlich in Form von Fotos oder Videos dokumentiert wird.
[...]
[1] Tings, Nadine: Authentische Kinderliteratur im Englischunterricht der Grundschule. In: Doyé, Peter (Hg.): Kernfragen des Fremdsprachenunterrichts in der Grundschule. Braunschweig: Westermann 2005, S. 184
[2] http://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/lehrplaene/lehrplaene-gs/englisch/lehrplan-englisch/bereiche/
[3] S. Ebd.
[4] Legutke, Michael; Müller-Hartmann, Andreas; Schocker-v. Ditfurth, Marita: Teaching English in the Primary School. Stuttgart: Klett 2009, S. 84
[5] Haß, Frank: Fachdidaktik Englisch. Tradition – Innovation – Praxis. Stuttgart: Klett 2006, S. 146
[6] http://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/lehrplaene/lehrplaene-gs/englisch/lehrplan-englisch/kompetenzen/
[7] S. Ebd.
[8] Böttger, Heiner: Englisch lernen in der Grundschule. Bad Heilbrunn: Klinkhardt 2010, S. 69
[9] S. Ebd., S. 70
[10] Vgl. Schröder, Hartwig: Didaktisches Wörterbuch. München: Oldenbourg 2001, S.286
[11] Legutke, Michael; Müller-Hartmann, Andreas; Schocker-v. Ditfurth, Marita: Teaching English in the Primary School. Stuttgart: Klett 2009, S.92
[12] Vgl. http://www.pestalozzischule-weilburg.de/cms/index.php?id=54