Die Elite – von den Einen bewundert, von den Anderen mit Misstrauen beäugt. Kaum eine soziale Gruppe polarisiert so stark wie die Spitze der Gesellschaft. In Zusammenhang mit Eliten thematisiert die öffentliche Diskussion zwei eher gegensätzliche Aspekte. Während auf der einen Seite das Versagen der Eliten, besonders im Zuge der zyklisch auftretenden Wirtschaftskrisen betont und die Notwendigkeit einer führenden Elite in Wirtschaft und Politik in Frage gestellt wird, lässt sich auf der anderen Seite das dringliche Bestreben, der Ruf nach einer neuen Elitenrekrutierung vernehmen. Dabei ist das Verständnis von Elite alles andere als homogen. Man spricht von elitären Kreisen, die die obersten Positionen und Ämter bekleiden, die an den Schalthebeln der Macht sitzen. Man spricht von Wirtschafts-, Bildungs-, Politik-, und Militäreliten. Man spricht von Sport- und Medieneliten und könnte das Feld, wie Michael Naumann, polemisch weiter auffächern in „Skiflug-, Torwart- und Talkshow-Eliten“1. Gemäß der Definition Günter Endruweits setzt sich die Elite aus „allen Mitgliedern eines sozialen Systems [zusammen], die aus einem Selektionsprozess als den übrigen Mitgliedern überlegen hervorgehen“2. Eine solche Überlegenheit drückt sich nach heutigem Verständnis im Faktor Leistung aus und knüpft sich eng an Qualifikationen, welche im Rahmen institutionell organisierter Bildungsprozesse erworben werden. Die individuelle Schulkarriere legt den Grundstein für anschließende Ausbildungswege und Arbeitsmarktchancen. Formiert sich die gesellschaftliche Spitze, laut Definition, aus den leistungsfähigsten Vertretern unterschiedlichster Bereiche, so suggeriert diese Annahme, dass prinzipiell jeder Bürger die Chance hat, durch entsprechende (intellektuelle) Anstrengungen in die obersten Ränge der Gesellschaft aufzusteigen. Bildung gilt als Schlüssel zum Erfolg. Für eine wissenschaftliche Karriere lässt sich diese Formel zweifelsohne dokumentieren. Doch öffnet der „Schlüssel“ Bildung auch die Pforten in die elitären Kreise von Wirtschaft, Politik und Justiz? Ist die elitäre Klasse Deutschlands tatsächlich so durchlässig, dass sie jedem, fernab von seiner sozialen Herkunft, die Chance gewährt, in ihrer Mitte zu weilen?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, bedarf es zum ersten einer Auseinandersetzung mit der Definition des Begriffes „Elite“ und seiner historisch-semantischen Entwicklung. Da Elite, wie bereits angemerkt, eng mit dem Terminus „Leistung“ verknüpft ist, wird sich di
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Elite - Begriffsbestimmung
- Meritokratie
- Meritokratische Prinzipien der Leistungsgesellschaft
- Leistungsgesellschaft und Chancenverteilung
- Zur Rekrutierung von Eliten
- Durch Bildung an die Spitze?
- Die soziale Herkunft zählt!
- Familiale Ressourcen
- Habitus
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Bildung tatsächlich den Schlüssel zum Aufstieg in die elitäre Klasse darstellt. Dabei wird untersucht, ob die elitäre Klasse Deutschlands offen für alle ist oder ob die soziale Herkunft weiterhin eine entscheidende Rolle spielt. Die Arbeit analysiert die Definition des Begriffs „Elite“ sowie dessen historische Entwicklung. Darüber hinaus werden die meritokratischen Prinzipien moderner Gesellschaften betrachtet und kritisch beleuchtet.
- Definition des Begriffs „Elite“ und dessen historische Entwicklung
- Die Rolle der Leistung in modernen Gesellschaften
- Das deutsche Bildungssystem und die Frage der Chancengleichheit
- Der Einfluss der sozialen Herkunft auf den Aufstieg in die elitäre Klasse
- Die Bedeutung von Bildung für die elitäre Rekrutierung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Frage der Arbeit vor: Gibt es in Deutschland eine meritokratische Gesellschaft, in der jeder durch Bildung den Weg an die Spitze schaffen kann, oder spielt die soziale Herkunft weiterhin eine entscheidende Rolle?
- Elite - Begriffsbestimmung: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung des Elitebegriffs und seine unterschiedlichen Bedeutungen. Es werden die klassischen Elitetheorien von Mosca und Pareto vorgestellt und in den Kontext der heutigen Gesellschaft eingebettet.
- Meritokratie: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Prinzipien der Leistungsgesellschaft und untersucht, inwieweit das deutsche Bildungssystem den Grundsatz der herkunftsunabhängigen Chancengleichheit erfüllt. Es werden kritische Fragen zur Rolle von Leistung und Bildung im Kontext der sozialen Mobilität gestellt.
- Zur Rekrutierung von Eliten: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle von Bildung und sozialer Herkunft für den Aufstieg in die elitäre Klasse. Es werden Faktoren wie familiale Ressourcen und Habitus untersucht und ihre Bedeutung für die Rekrutierung von Eliten analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Begriffen Elite, Leistung, Bildung, Meritokratie, soziale Herkunft, Chancengleichheit und Elitenrekrutierung. Sie analysiert die Rolle von Bildung als deklarierter Chance auf Aufstieg in die elitäre Klasse und hinterfragt den Einfluss der sozialen Herkunft auf diese Chance.
- Quote paper
- Iwa Juschak (Author), 2011, Durch Bildung an die Spitze?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263848